#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag, den 26.01.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.01.2025 um 10.30 UTC
Zunächst unbeständig, nass-kühl und teils windig. Ab Sonntag und zu Beginn der
neuen Woche ruhiges, „fußkaltes“ Hochdruckwetter wahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.02.2025
Die Mittelfrist startet am Mittwoch (29.01.) mit leicht zyklonalem
Wettergeschehen. Deutschland liegt unter dem Einfluss eines Troges, der vom
Europäischen Nordmeer bis zum zentralen Mittelmeerraum reicht. Das damit
verbundene, steuernde Zentraltief zieht von der Nordsee nach Jütland und füllt
sich dabei langsam auf. Der Trog wird durch einen markanten Kurzwellentrog
regeneriert, der vom Ostatlantik Richtung Westeuropa strebt. Dieser
korrespondiert mit einem kleinen Sturmtief (Kerndruck immerhin rund 990 hPa,
eventuell auch darunter), das mit seinem Kern etwa bis zur Bretagne vorankommt.
Am Rande des sich auffüllenden Zentraltiefs kommt es vor allem im Norden zu
Regenfällen, aber auch sonst sorgen kurzwellige Troganteile für etwas Hebung
sowie zu einer Labilisierung der maritimen Polarluft, womit Schauer zu erwarten
sind. Bei 850-hPa-Temperaturen um -2 °C ist Schnee nur in höheren
Mittelgebirgslagen ein Thema. Mit Passage eines Bodentroges frischt der Wind
verbreitet stark böig auf, im Norden und im Bergland sind Sturmböen möglich.
Am Donnerstag tropft der Trog über Westeuropa zum westlichen Mittelmeer ab, das
Residuum schwenkt nach Mitteleuropa. Das Sturmtief schwächt sich bereits über
Frankreich deutlich ab und zieht Richtung Balearen. Von dort aus erstreckt sich
eine diffuse Tiefdruckrinne über Mitteleuropa bis zu den Tiefs über
Skandinavien. Eine okkludierte Front sorgt im Zusammenspiel mit dem Trogresiduum
für Hebung und gebietsweise Niederschläge, die sich von Westen und Nordwesten
langsam süd-ostwärts verlagern. Mit vorübergehender Winddrehung auf Süd gelangt
etwas mildere Luft zu uns (T850 um 0 °C, am leicht föhnigen Alpenrand mitunter
deutlich darüber), sodass meist Regen fällt. Nach Südosten zu bleibt es zunächst
noch meist trocken und teils freundlich, mit Übergreifen der Niederschläge in
der Nacht zum Freitag und vorangehender Abkühlung ist dort dann aber
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.
Am Freitag und Samstag zieht das Trogresiduum nach Osten ab, gleichzeitig stößt
der atlantische Rücken bis nach Westeuropa vor und weitet sich weit nach Norden
bis zum Nordmeer aus. Dadurch stellt sich über Mitteleuropa eine nordwestliche
Höhenströmung ein, in der ein weiterer kurzwelliger Trog von der Nordsee ins
östliche Mitteleuropa schwenkt und den Trog dort erneut regeneriert. Damit
verbunden ist auch ein kleines Tief, im Zuge dessen zumindest in der
Nordosthälfte mit neuen Niederschlägen zu rechnen ist, die in der wieder
kälteren maritimen Polarluft (T850 auf um -5 °C sinkend) bis in mittlere Lagen
in Schnee übergehen. In Staulagen der östlichen Mittelgebirge sind nennenswerte
Neuschneemengen bis an die 10 cm möglich. In tiefen Lagen des Südostens kann es
im Falle vorangegangener Auskühlung erneut zu gefrierendem Regen kommen. Zudem
frischt der Wind auf mit der Gefahr von Sturmböen an der Küste und in Hochlagen.
Nach Südwesten zu kommen wir dagegen eher in den Einfluss eines von Westen
vorstoßenden Hochkeils, sodass dort kaum Niederschläge zu erwarten sind.
Am Sonntag und zu Beginn der kommenden Woche schwenkt der Rücken in seinem
Nordteil ostwärts nach Skandinavien, sodass sich eine positiv geneigte, von
Südwest- nach Nordeuropa reichende Achse ergibt. Zwischen dem Rücken und dem
Trogkomplex über Osteuropa stellt sich bei uns eine stramme nordöstliche
Höhenströmung ein. Im Bodenfeld baut sich über Skandinavien ein blockierendes
Hochdruckgebiet auf, an dessen Südflanke wir in eine recht kühle Ostströmung
gelangen. Vor allem in der Westhälfte dominiert Absinken und recht sonniges
Wetter. Nach Osten zu macht sich eventuell noch der Trog und feuchtere,
wolkenreiche Luft in der Grenzschicht bemerkbar. Sollte es zu leichten
Niederschlägen kommen, fallen diese als Schnee oder unterkühlter/gefrierender
Sprühregen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Freitag rechnet das IFS noch recht konsistent. Danach laufen die
Simulationen aber zunehmend auseinander. Der von Nordwesten hereinschwenkende
Kurzwellentrog tropfte im gestrigen 12Z-Lauf bereits über dem westlichen, nicht
dem östlichen Mitteleuropa ab wie in den 0Z-Läufen, was bei uns verbreiteter
Niederschläge und Schnee teils bis in tiefere Lagen bedeutet hätte.
Nach einer nur kurzen Wetterberuhigung erfolgte im gestrigen 00Z-Lauf schon zu
Beginn der Woche der erneute Übergang zu einer zyklonalen West- bis Nordwestlage
mit Niederschlägen, viel Wind und eher milder Luft. Die von den nachfolgenden
Läufen berechnete, skandinavischen Blockierungslage mit ruhigerem, aber recht
kaltem Wetter, ist also neu und muss erst noch weiter bestätigt werden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das Abtropfen des Troges am Donnerstag erfolgt in ICON und GFS schleppender,
wodurch sich kein wirklich progressives Trogresiduum ergibt. Demnach kämen die
Niederschläge nicht bis in den Südosten und Osten voran (kein gefrierender Regen
wie in IFS).
Auch der nachfolgende Kurzwellentrog nebst Bodentief am Freitag und Samstag
zeichnet sich in GFS und ICON deutlich weniger markant ab. Die Niederschläge
fallen schwächer aus und greifen weniger weit nach Südwesten aus.
Am Sonntag und zu Beginn der kommenden Woche simuliert GFS den raschen Übergang
zu einer zyklonalen Westlage mit viel Niederschlag, Sturm oder gar schwerem
Sturm und eher milder Luft (ähnlich wie im gestrigen IFS-00Z Lauf). GEM, NAVGEM
und JMA favorisieren eher die nordeuropäische Blockierungslage mit kühlem,
ruhigerem Wetter.
FAZIT: Schon rein deterministische scheint die Entwicklung ab Sonntag ziemlich
unsicher, wobei das Pendel etwas stärker in Richtung Blockierung ausschlägt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bis Freitag sind die Rauchfahnen für 850-hPa-Temperatur (T850) und
500-hPa-Geopotenzial (H500) eng gebündelt und der deterministische Lauf stets
gut in die Memberschar eingebettet.
Ab Samstag nehmen die Unsicherheiten deutlich zu. Es fällt auf, dass der
deterministische Hauptlauf nach Nordosten zu beim H500 stärker abfällt als die
Mehrheit der EPS-Member. Ob es also wirklich zu der etwas markanteren
Trogpassage kommt, ist noch unklar.
Sonntag und zu Beginn der nächsten Woche blähen sich die Rauchfahnen sowohl bei
T850 als auch H500 sehr weit auf. Die meisten Member zeigen aber einen eher
konservativen Verlauf von T850 ohne große Sprünge meist zwischen 0 und -5 °C bei
gleichzeitig aber eher leicht abnehmender 2m-Temperatur und sukzessive
ansteigendem Geopotenzial. Bei der Windverteilung dominiert vorübergehend klar
der Nordostsektor, was für eine eher antizyklonale, kühle Hochdruckrandlage
(nordeuropäische Blockerierung) spricht. Der deterministische Lauf folgt
zunächst bereitwillig, sackt aber im weiteren Verlauf bei der Temperatur
unverhältnismäßig stark ab. Eine nicht zu vernachlässigende Zahl an Member zeigt
aber auch eine deutliche Erwärmung bei eher gleichbleibendem oder gar leicht
abnehmendem Geopotenzial und Niederschlagssignalen. Die zyklonale Westlage ist
also noch nicht vom Tisch.
CLUSTER:
Im Zeitraum +72-96 h (Mi/Do) vollziehen alle 6 Cluster den Übergang von NAO+ zu
Blocking. Die Unterschiede sind noch gering.
Im Zeitraum +120-168 h (Fr-So) setzt sich das Blocking-Regime in allen 4
Clustern fort. Vor allem hinten raus zeigen sich aber erste, größere
Unterschiede. Cluster 1,2 und insbesondere 4 (40/51 Member, inklusive det. Lauf
und CL) rechnen alle einen sehr markanten Rücken mit einem Schwerpunkt der
positiven Geopotenzialanomalie über Nordeuropa. In Cluster 3 (11/51) wird der
Rücken bereits durch einen auf Westeuropa übergreifenden Trog in die Mangel
genommen.
Cluster 3 (11/51) ist es auch, der im Zeitraum +192-240 h (Mo-Mi) den Übergang
zu NAO+ vollzieht, in dem der Trog zunehmend auf Nordeuropa ausgreift. Alle
anderen Cluster werden weiter dem Blocking-Regime zugeordnet mit mehr oder
weniger starker positiver Anomalie über dem Nordpolarmeer oder Nordeuropa.
Während wir in Cluster 5 (6/51) am Südrand des blockierenden Hochs aber eher
unter Tiefdruckeinfluss gelangen, setzt sich in Cluster 1,2 und 4 (34/51)
hochdruckdominiertes, aber meist fußkaltes Wetter durch.
FAZIT:
Die Mittelfrist startet mit leicht unbeständigem, eher feuchtkühlem
Wettergeschehen. Etwas Schnee kann es vor allem Richtung Wochenende im Bergland
geben, in windschwachen Kältelöchern des Südostens besteht latentes (örtliches)
Glatteisrisiko.
Ab Sonntag und kommende Woche wird die Vorhersage ziemlich unsicher. Insgesamt
schlägt das Pendel nun aber etwas stärker Richtung ruhigere, aber fußkalte
Hochdruckrandlage aus. Die zuvor eher favorisierte zyklonale, milde und teils
stürmische West- bis Nordwestlage ist aber noch nicht vom Tisch.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM:
Am Mittwoch an der Küste und in Hochlagen stürmische Böen oder Sturmböen (Bft
8-9) wahrscheinlich, in tieferen Lagen der Nordhälfte gering wahrscheinlich.
Ab Freitagabend an der Nordsee, zum Samstag generell in der Nordosthälfte sowie
in Hochlagen erneut stürmische Böen (Bft 8), exponiert Sturmböen (Bft 9) gering
wahrscheinlich.
GLATTEIS:
In der Nacht zum Freitag sowie in der Nacht zum Samstag bis Samstagvormittag im
östlichen Bergland sowie im Südosten örtlich gefrierender Regen nicht
ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser