S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.01.2025 um 10.30 UTC

Zunächst wechselhaft und teils windig, zum Ende der Woche meist
Wetterberuhigung. Insgesamt relativ mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 31.01.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Montag liegt Deutschland vorderseitig
eines breiten und mit seinem südlichen Rand bis zur Iberischen Halbinsel
reichenden Höhentrog in einer südwestlichen Strömung. Der Trog korrespondiert
mit einem Orkantief mit Kern knapp nordwestlich von Irland (Kerndruck etwas
unter 950 hPa). Während die Britischen Inseln mit diesem Tief erneut eine
schwere Sturmlage zu erwarten haben, sorgt es hierzulande für die Zufuhr relativ
milder Luftmassen. Die Temperatur in 850 hPa liegt dabei zwischen 2 Grad im
Norden und bis 9 Grad im Süden. Von Winterwetter also keine Spur! Windig bis
stürmisch kann es am Rande des Tiefs auch bei uns im Westen und Nordwesten
werden, im Maximum werden aber „nur“ Böen Bft 7 bis 8 erwartet, auf exponierten
Bergen kann es Sturmböen (Bft 9 bis 10), auf dem Brocken auch orkanartige Böen
(Bft 11) geben.
Das zugehörige Frontensystem greift bereits in der Nacht zum Montag von Westen
auf uns über, kommt aber aufgrund der strömungsparallelen Ausrichtung bzw. einer
Wellenbildung über dem Löwengolf nur schleppend südostwärts voran. Es erreicht
im Grunde erst Dienstagnachmittag/-abend, wenn der nachfolgende Trog für etwas
Schub sorgt, den äußersten Osten und Südosten des Landes. Dadurch deutet sich
für den Südschwarzwald eine markante Dauerregenlage an. Postfrontal bleibt die
südwestliche Strömung erhalten, sodass der Temperaturrückgang nur gering ist.
Einzig an den Alpen geht der Regen in Schnee über.
Das Orkantief verlagert sich am Dienstag unter deutlicher Abschwächung Richtung
westliche Nordsee. Somit bleibt es im äußersten Nordwesten noch windig, an der
Nordsee und im höheren Bergland teils stürmisch. Zudem entwickeln sich im
Trogbereich gebietsweise Schauer.

Am Mittwoch schwenkt der Trog in abgeschwächter Form über uns hinweg. Ihm folgt
ein flacher Rücken nach, sodass anfängliche Schauer abgesehen vom Küstenumfeld
im Tagesverlauf zum Erliegen kommen.
Nachfolgend befindet sich bereits der nächste Höhentrog über Westeuropa. Durch
einen Warmluftvorstoß über dem nahen Nordostatlantik und einem Höhenrücken, der
sich allmählich Richtung Britische Inseln und Nordmeer vorarbeitet, beginnt
dieser am Donnerstag aber Richtung Spanien/westliches
Mittelmeer/Marokko/Algerien abzutropfen, wo er sich in den darauffolgenden Tagen
festsetzt.
Hierzulande steigt der Luftdruck an und am Freitag reicht schließlich eine
Hochdruckzone von den Azoren bis nach Skandinavien mit Schwerpunkt von den
Britischen Inseln bis in den Süden Skandinaviens. Somit herrscht auch bei uns
weitgehend ruhiges Wetter und immerhin in den Nächten gibt es gebietsweise
leichten Frost. Unsicher ist noch, inwieweit der Südosten mit Niederschlägen von
einem Tief über Südosteuropa gestreift wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis Donnerstag für Mitteleuropa als gut
bezeichnet werden. Kleinere Unterschiede im Strömungsmuster haben keine
signifikante Änderung des Wetterablaufs zur Folge.
Ab Donnerstag lässt die Konsistenz nach. Unsicher ist dabei noch, wo der
Hochschwerpunkt liegen wird. In früheren Läufen lag der Schwerpunkt südlicher
etwa über Frankreich und neuerliche Frontensysteme sollten bereits ab
Freitagabend von Nordwesten auf uns übergreifen. Seit dem gestrigen 12 UTC Lauf
wandert der Hochschwerpunkt nach Norden. Somit würden Tiefausläufer von der
Nordsee kommend – wenn überhaupt – nur in abgeschwächter Form auf uns
übergreifen. Im Gegenzug sollen dann aber Niederschläge von dem Tief über
Südosteuropa auf den Südosten Deutschlands übergreifen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Kleine Unterschiede gibt es noch bei der Frontpassage am Montag/Dienstag, die
bei den externen Modellen meist etwas schneller verläuft als bei ICON. Das hat
auch Auswirkungen auf den möglichen Dauerregen, bzw. die Schneemengen an den
Alpen. Am längsten halten die Niederschläge bei GFS an, bei dem das Sturmtief
nicht wie bei den anderen Modellen Richtung Nordsee zieht, sondern Richtung
Frankreich und so die Front noch mehr ausgebremst wird.
Nachfolgend tropft der Trog bei GFS später ab, sodass auch der Donnerstag im
Gegensatz zu ICON und EZMW noch recht zyklonal geprägt ist.
Der Hochschwerpunkt zum Ende der Woche wird weitgehend übereinstimmend
prognostiziert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das Ensemble anhand der Rauchfahnen für ausgewählte Stationen stützt das oben
beschriebene Szenario. Bis einschließlich Mittwoch ist der Spread sowohl bei der
Temperatur als auch beim Geopotential gering. Nachfolgend nimmt der Spread zwar
zu, der Hauptlauf stimmt aber mit dem Verlauf der Mehrheit der Member gut
überein. Sowohl für München als auch für Hamburg nehmen die Niederschlagssignale
ab Freitag wieder zu, sodass das Übergreifen von Niederschlägen von Nordwesten
oder von Südosten (siehe Konsistenzbewertung) noch nicht vom Tisch ist.
Die Clusterung zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunde drei Cluster, die aber
für ME keine nennenswerten Unterschiede aufweisen. Für den Zeitraum von Mittwoch
bis Freitag gibt es zwei Cluster. Der Hauptlauf befindet sich in Cluster 2, bei
dem der ausgeprägte Rücken über Nordwest- und Nordeuropa und dem Bodenhoch etwa
über der Nordsee zu erkennen ist. In Cluster 1 hingegen, in dem sich die
Mehrheit der Member befindet, verläuft die Hochdruckzone südlicher über
Mitteleuropa hinweg (ähnlich gestriger 00 UTC Lauf). Somit hätten Tiefausläufer
leichteres Spiel von Norden überzugreifen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Montag gibt es im Westen und Nordwesten vereinzelt, an und auf der Nordsee
häufig stürmische Böen Bft 8 um Süd. In exponierten Hochlagen (Feldberg,
Brocken) muss mit schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen Bft 10-11 gerechnet
werden. Auf Alpengipfeln herrscht Föhnsturm aus südlichen Richtungen.
Am Dienstag gibt es auf den Nordseeinseln anfangs noch stürmische Böen Bft 8 um
Süd, auf dem Brocken Sturmböen Bft 9.
An den Folgetagen treten nur noch in einigen exponierten Hochlagen Sturmböen
auf.

DAUERREGEN:
Von Montagnachmittag bis Dienstagnachmittag gibt es für den Südschwarzwald
Signale für markanten Dauerregen mit Mengen zwischen 30 und 40 l/qm in 24
Stunden. Die Wahrscheinlichkeiten hierfür seitens der EPS-Verfahren liegen bei
maximal 35 %.

SCHNEE:
An den Alpen sinkt die Schneefallgrenze Dienstagnachmittag und in der Nacht zum
Mittwoch auf 1000 bis 800 m ab, dabei ist im Oberallgäu markanter Schneefall mit
Mengen zwischen 15 und 20 cm, in Staulagen um 25 cm nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger