#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 16.01.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.01.2025 um 10.30 UTC
Zunächst ruhiges Hochdruckwetter. Ab Mitte nächster Woche eventuell zyklonaler,
aber noch größere Unsicherheiten.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 23.01.2025
Nach den Glatteisunbilden der vergangenen beiden Tage hat sich die Wetterlage
inzwischen wieder beruhigt. Und es deutet alles darauf hin, dass sich das sowohl
kurz- als auch mittelfristig nicht ändern wird. HPI (High Pressure Influence)
heißt das Motto, wobei das Hoch BEATE etwas unscheinbar, aber sehr wirkungsvoll
aufwartet. Erst zum Ende hin, ab der zweiten Hälfte der kommenden Woche, könnte
sich was an der antizyklonalen Vorherrschaft tun. Sicher ist das aber
keinesfalls. Doch zäumen wird das Pferd von vorne auf.
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag befindet
sich Deutschland am Rande eines umfangreichen Höhenrückens, der sich vom
östlichen Mittelmeer über Südskandinavien bis hoch nach Island und sogar noch
etwas darüber hinaus erstreckt. Das korrespondierende Bodenhoch BEATE hat seinen
Schwerpunkt inzwischen zum östlichen Mitteleuropa sowie dem Balkan verlagert.
Mit etwas über 1025 hPa ist BEATE gar nicht mal so potent aufgestellt. Trotzdem
reicht es, zyklonale Annäherungsversuche, die durchaus vorhanden sind,
ausreichend auf Distanz zu halten. Heißt im Klartext, Inversionslage mit
850-hPa-Temperaturen bis zu 10 oder 11°C, viel Sonne, aber auch ein paar zähe
Nebel- und Hochnebelfelder.
Am Montag verlagert sich das Hoch mit seinem Zentrum zum Schwarzen Meer und auch
der Potenzialrücken zieht sich etwas nach Osten zurück. Das gibt einem vom nahen
Atlantik bis zum zentralen Mittelmeer reichenden Trog die Möglichkeit, auch bei
uns ein paar Duftmarken zu setzen. Der Trog interagiert mit verschiedenen
Tiefdruckgebieten, die aber alle nicht vor Dynamik und Mobilität strotzen.
Kurzum. für einen durchgreifenden Wetterwechsel wird es sehr wahrscheinlich
nicht reichen, für einige Wolkenfelder und gebietsweise sogar etwas Niederschlag
sowie einen Rückgang von T850 auf nahe 0°C aber schon. Besonders ins Auge sticht
ein kleiner Randtrog, der von der Nordsee kommend bis Dienstag über
Norddeutschland ostwärts schwenkt. Vor allem ganz im Norden kann es hin und
wieder nieseln oder leicht regnen.
Bis Mittwoch kann sich der Rücken bei uns wieder regenerieren, weil eines der
o.e. Tiefdruckgebiete bis an den Westrand der Biskaya vorstößt und vorderseitig
ordentlich Warmluft nordwärts pumpt, was Potenzialanstieg zur Folge hat. Ab
Donnerstag könnte genau dieses Tief dann aber doch zum Gamechanger werden. Zwar
zieht es nicht in unsere Richtung sondern gen UK/Irland, trotzdem werden im
Verbund mit einem vom mittleren Nordatlantik ostwärts vorstoßenden Trog feuchte
und ziemlich milde Luftmassen zu uns gesteuert, die einen wie auch immer
gearteten wechselhafteren Wetterabschnitt einleiten würden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Mitte der kommenden Woche kann dem IFS-Modell vom ECMF eine glatte Eins auf
dem Sektor „Modellkonsistenz“ attestiert werden. Demnach bestehen keine Zweifel,
dass der Wetterabschnitt bis dahin hochdruckbestimmt ist – ruhig, gediegen,
nicht überbordend kalt, aber immerhin Nachtfrost, sonst keine besonderen
Vorkommnisse.
Erst zur zweiten Wochenhälfte stellt sich die große Frage, ob die antizyklonale
Vorherrschaft ein Ende findet und wenn ja, wie genau das Ganze vonstattengeht.
Möglich ist aber auch, dass die Hochdrucklage in die Verlängerung geht und noch
etwas andauert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Wirklich neue Ideen bringen auch die anderen an dieser Stelle für gewöhnlich
begutachteten Globalmodelle nicht ein. Klar, die Basisfelder verlieren an
Kongruenz, je weiter wir auf der Zeitleiste nach vorne kriechen. Gleichwohl
reicht es bis Mitte nächster Woche wie bei IFS auch allenfalls für ein paar
zyklonale Streifschüsse im ansonsten hochdruckbestimmten Setup. Ab Donnerstag
(erweiterte Mittelfrist) zeigen die Modelle, die über den 168-Stunden-Horizont
hinausschauen (neben IFS sind das GFS und GEM) etwas ernsthaftere Versuche,
zyklonale Strukturen und feuchtere Luftmassen bei uns zu platzieren. Es soll
aber nicht unerwähnt bleiben, dass GFS kurz danach schon wieder umschwenkt und
neuen Hochdruckeinfluss simuliert. Nichts Genaues weiß man nicht…
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Viel schlauer wird man bei der Betrachtung der IFS-EPS-Rauchfahnen auch nicht.
Diese erzählen zunächst dieselbe Geschichte wie der HRES-Lauf. Erst ab
Dienstag/Mittwoch nimmt die Spreizung der Kurven in langgezogener Deltaform
allmählich zu, wobei sich bei der 850-hPa-Temperatur ein überbelegter
waagerechter Ast um oder etwas über dem Gefrierpunkt herauskristallisiert. Nur
wenige Lösungen driften ins Kalte, z.B. in die Zone zwischen -5 und -10°C oder
gar noch darunter ab. Am auffälligsten ist im Grunde die Zunahme der
Niederschlagssignale schon ab Mittwoch. Anders ausgedrückt, das Ensemble
unterstützt das Vorhaben des Hauptlaufs, wenn auch nicht mit allen zur Verfügung
stehenden „Kräften“. Die GFS-EPS-Kurven zeigen übrigens sehr ähnliche Verläufe,
allerdings mit einer etwas geringeren RR-Signaldichte nach hinten raus.
Bei den Clustern lässt sich das erste Fenster T+72…96h (Sonntag/Montag) rasch
überspringen, auch wenn hier vier Schubladen aufgemacht werden. Unterschiede
sind für unsern Raum mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Von Dienstag bis
Donnerstag (T+120…168h) verringert sich die Zahl der Cluster auf drei, die uns
zum Ende hin alle unter eine antizyklonale bis indifferente süd-südwestliche
Höhenströmung bringen (Trogvorderseite => von Westen langsam zyklonaler).
Interessant wird es ab Freitag (T+192…240h), wenn nämlich vier Cluster im
Angebot sind, von denen zwei (CL 3 und Cl 4 mit insgesamt 17 Lösungen) eine
deutliche Regeneration des Rückens über Mitteleuropa anstreben. In CL 2 (16
Lösungen) kommt das nicht ganz so deutlich zum Ausdruck, ein antizyklonaler
Einschlag ist aber auch hier erkennbar. Lediglich CL 1 mit 18 Athleten + HRES
setzt auf Zyklonalität mit durchlaufenden Randtrögen (Haupttrog bleibt westlich
liegen). Die hausinterne GWL-Matrix nach Paul James zeigt für Donnerstag/Freitag
vorübergehend eine 50-50-Verteilung von zyklonalen zu antizyklonalen
Wetterlagen, bevor danach antizyklonal wieder leicht ins Plus rutscht. Wir
dürfen gespannt sein, ob sich das unverkennbar vorhandene numerische Rauschen ab
Mitte nächster Woche tatsächlich beim Wetter zeigt oder ob es sich am Ende nur
als „nervöses Modellzucken“ herausstellt. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine
längere Hochdruckphase modellseitig zu früh aufgelöst wird.
FAZIT:
Der Hochdruckeinfluss mit den typisch winterlichen Grenzschichtphänomenen aus
der Kurzfrist setzt sich zunächst auch mittelfristig fort. Ob ab Mitte der
kommenden Woche eine Umstellung in Richtung zyklonal (Trogvorderseite) erfolgt –
sei es dauerhaft oder nur temporär -, ist trotz zunehmender numerischer
Signaldichte keinesfalls sicher.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es versteht sich von selbst, dass die beschriebene Wetterlage zu allem taugt,
nur nicht für atmosphärisches Tamtam. Wobei man die Augen immer offenhalten
muss, dass nicht wieder so was passiert wie gestern und vorgestern (kleiner
Schwächeanfall des Hochs + Warmfront = Glatteis). Die aktuell vorliegenden
Prognosen sehen ein solches Szenario zunächst nicht vor. Ob sich das ab
Wochenmitte ändert und wenn ja wie, ist wie schon weiter oben beschrieben z.Zt.
noch offen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann