#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 13.01.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.01.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Trügerisches Hochdruckwetter: Mit Zufuhr milderer Meeresluft kommt es zu
Sprühregen, der vor allem im Nordosten zu unwetterartiger Glatteisbildung führen
kann! Vorher kommt es in der kommenden Nacht gebietsweise zu strengem Frost.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … wird Deutschland vom Kern eines Hochdruckgebietes namens BEATE
beglückt. Mit einem Kerndruck von deutlich über 1040 hPa liegt dieser noch über
dem Südosten, beginnt sich aber in den kommenden Stunden zunehmend abzuschwächen
und bis morgen allmählich aufzulösen. Anstelle dessen bildet sich anschließend
eine zonal ausgerichtete Hochdruckbrücke aus. Diese Hochdruckbrücke wird von
Süden her durch ein Tiefdruckgebiet auf der Alpensüdseite angegriffen und von
Norden her durch einen ausgeprägten Tiefdruckkomplex. Dessen steuerndes
Zentraltief (DAMIAN II) zieht dabei von der Norwegischen See über
Nordskandinavien hinweg.
Im Zuge des Hochdruckgebietes klart es heute Nacht vor allem über den zentralen
und südlichen Landesteilen auf. Insbesondere über Schnee kühlt es dabei deutlich
ab. Hier sind noch Reste der zuvor eingeflossenen kalten Polarluft wirksam, die
in den Vortagen noch von Bedeutung war. Nichtsdestotrotz reicht das aber aus, um
für verbreitet mäßigen bis strengen Frost zu sorgen. Besonders von der Eifel
über die zentralen Bergländer bis zum Erzgebirge und von dort weiter entlang der
östlich abschließenden Mittelgebirge bis zu den Alpen fallen die Temperaturen
auf Werte von unter -10°C. Die tiefsten Minima werden laut der aktuellen
Prognosen im Umfeld des Rothaargebirges erreicht, wo es auf bis zu -15°C
abkühlen kann. Auch sonst sinken die Temperaturen südlich der Mittelgebirgslinie
stark ab und erreichen verbreitet -7 bis -10°C, selbst in Ballungsräumen wie
z.B. dem Rhein-Main-Gebiet.
Anders dagegen die Lage im Norden. Hier stellt sich eine zunehmend leicht
zyklonal beeinflusste Hochdruckrandlage ein. Diese drückt sich vor allem durch
einen rasch zunehmenden, teils schon kräftigen zonal ausgerichteten
Bodendruckgradienten aus. Damit setzen an der Küste im Laufe des Abends erste
Wind-, exponiert auch stürmische Böen (Bft 7-8) aus Südwest ein, die über die
Nacht hinweg anhalten. An der Ostsee betrifft dies aber nur die exponiertesten
Lagen aufgrund der küstenparallelen Windrichtungskomponente aus Südwest.
Nun aber endlich zum Hauptgeschehen, dass uns wohl spätestens ab der zweiten
Nachthälfte warntechnisch ordentlich auf Trab halten wird. In der Höhe kippt die
zum Bodenhoch BEATE gehörende Keilachse zunehmend in zonale Richtung südwärts
ab. Damit gelangt zuerst der Norden auf die Keilrückseite. Einsetzende WLA ist
die Folge, die auch sogleich ihre Wirkung entfaltet. In 850 hPa schnellen die
Temperaturen rasch auf deutlich über 0°C hoch, während bodennah die Kaltluft
zunächst noch erhalten bleibt. Mit der damit verbundenen Hebung kommt es zur
Sprühregenbildung, der auf die gefrorenen Böden trifft und dort für
Glatteisbildung sorgt. Das birgt ein erhebliches, aber nichtsdestotrotz auch
noch unsicheres Unwetterpotential. Folgende Fragen sind dabei noch offen:
a) Kommt anfangs überhaupt Niederschlag am Boden an? Die Grenzschicht ist
aktuell ziemlich trocken, vor allem Richtung Landesmittel oftmals mit Taupunkten
von unter -5°C.
b) Wie hoch sind die Niederschlagsraten? Die Modelle suggerieren Mengen zwischen
meist nur 0,0 und 0,3 mm/h. Das reicht wahrscheinlich nicht für eine
signifikante Unwettersituation aus, sondern man würde hier mit markanten
Warnungen vor Glatteis über die Runden kommen.
Letzten Endes wird wieder einmal das Nowcasting zum Zuge kommen müssen. Dass
sich regional nicht doch eine Unwettersituation einstellt, lässt sich natürlich
dabei keinesfalls ausschließen. Dem trägt die ausgegebene Vorabinformation vor
Unwetter wegen Glatteises entsprechend Rechnung. Nach aktuellem Modellstand sind
die Wahrscheinlichkeiten für unwetterartiges Glatteis vor allem in Vorpommern
bis zur Uckermark am höchsten.
Dienstag … setzt sich der Warmluftvorstoß nach Süden hin fort. Das zuvor
wetterbestimmende Hoch flach nach Osten hin deutlich ab und bildet – durch
massive WLA über dem Atlantik gestützt – ein neues Zentrum südlich der
Ärmelkanals aus. An der Nordostflanke des Hochs bilden sich durch die weitere
Intensivierung des Nordskandinavientiefs deutlich zyklonalere Strömungs- und
Druckverteilungsmuster in Form einer Trogachse aus, die auch bei uns
wetterwirksam werden.
Mit Drehung der Strömung von Südwest auf West bis Nordwest erfährt die
südwärtsziehende okkludierte Warmfront weiteren Antrieb, sodass auch im
Tagesverlauf in der Osthälfte weitere Niederschläge fallen. Dabei setzt sich im
Laufe des Vormittags allerdings gleichzeitig auch bodennah mildere Luft durch –
zum Einen bedingt durch den Luftmassenwechsel, zum Anderen durch den Tagesgang.
Damit steigen die 2m-Temperaturen auf über 0°C an. Das wirkt der Glatteisgefahr
deutlich entgegen. Am kritischsten dürfte sich tagsüber die Situation in den
zentralen Mittelgebirgen darstellen. Dort dauert es entsprechend länger, bis
sich mildere Luft durchsetzt, sodass hier auch tagsüber die Gefahr von
Glatteisbildung erhöht ist. Fraglich ist nur, wieviel Niederschlag dort
überhaupt ankommt. Der Großteil an Niederschlag beschränkt sich vor allem auf
die östlichen Landesteile.
Am Nachmittag und Abend schwenkt die Trogachse im Osten südwärts. Rückseitig
fließt wieder kühlere Luft nach, zudem nimmt mit sinkendem Geopotential die
Temperatur in T850 auf adiabatischem Wege ab. Das bedeutet, dass in erster Linie
in den Höhenzügen des Erzgebirges der Niederschlag, der dort als (gefrierender)
Sprühregen fällt, zunehmend in Schnee übergeht. Auch in den nordbayrischen
Bereichen wird es mit abnehmendem Tageslicht zunehmend spannend bezüglich der
Niederschlagsphase. Spätestens ab Höhenlagen oberhalb 600 m gehen die
Niederschläge allmählich in Schnee über. Vorher zeichnet sich ein äußerst
komplexes Bild, bestehend aus allen Phasen von Sprühregen über gefrierenden
Regen bis Schneefall ab. Dieses komplizierte Phasengemisch hält auch bis in die
Nacht zum Mittwoch hinein noch weiter an. Dabei fällt im Südosten Bayerns in
erster Linie Schnee, sonst Sprühregen oder gefrierender Sprühregen. Bei länger
anhaltenden Niederschlägen ist erneutes Unwetterpotential durch Glatteis nicht
auszuschließen.
Mit Durchzug des Randtroges lässt an der Küste auch der Wind wieder nach. An der
Nordsee geschieht dies bereits ab den Mittagsstunden, an der Ostsee später in
den Abendstunden. Dabei dreht der Wind nun auch bodennah zunehmend auf
nordwestliche Richtungen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … dehnt sich der atlantische Höhenkeil wieder bis weit nach
Skandinavien aus, sodass wieder deutlich antizyklonalere Verhältnisse
vorherrschen. Auch bodennah erstreckt sich das regenerierte Hochdruckgebiet
wieder von Westeuropa bis zu uns aus. Gestört ist das Ganze nur noch an der
Ostflanke des Hochs, die sich über den östlichen Landesteilen Deutschlands
befindet. Hier kommt es auch im Laufe des Mittwochs weiterhin zu schwachen
Niederschlägen in Form von (gefrierendem) Sprühregen, Schneegriesel oder
Schneefall.
Sonst stellt sich erneut eine Inversionswetterlage ein. Dabei reißt der
Nachschub feuchter Luftmassen aus Richtung Nordsee nicht ab, sodass sich
verbreitet hochnebelartige Bewölkung einstellt. Sonne bleibt damit Fehlanzeige.
Auch bezüglich der Temperatur macht sich das bemerkbar. Dauerfrost ist zunächst
kein Thema mehr, allerdings sinken die Werte nachts weiterhin verbreitet unter
den Gefrierpunkt.
Modellvergleich und -einschätzung
Der grundsätzliche Wetterablauf wird von den Modellen grundsätzlich erfasst. Die
Glatteisproblematik wird aber en detail recht verschieden gehandhabt.
Insbesondere bezüglich der Niederschlagsmengen zeigen sich größere Differenzen,
die am Ende aber über Wohl und Wehe entscheiden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
M.Sc. Felix Dietzsch