SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.01.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Luftmassengrenze mit teils markanten Schneefällen auf der kalten Seite. Zunächst
westliches Bergland, Donnerstag dann vom Rothaargebirge, über Südniedersachsen,
das nördliche Sachsen-Anhalt bis zur Uckermark. In der Südhälfte im Bergland und
mit Kaltfrontpassage am Donnerstag teils Sturmböen, Mit Gewittern auch schwere
Sturmböen. Nacht auf Freitag vereinzelt markante Glätte durch Überfrieren.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … ist über Deutschland eine Grenzwetterlage mit teils kräftigen
Schneefällen aktiv. Der Vorhersageraum befindet sich auf der Vorderseite eines
Langewellentroges über Westeuropa. Auf der Vorderseite des Langwellentroges
lässt sich im Bodendruckfeld eine zonal orientierte Tiefdruckrinne finden. In
der Rinne sind mehrere Tiefzentren eingebettet. Diese sind an kurzwellige
Anteile auf der Trogvorderseite gekoppelt. Ein Kurzwellentrog erreicht die
westliche Landesgrenze etwa Mitternacht. Damit einher geht ein erste
Warmluftschub, zu dem das aktuelle Niederschlagsband über Deutschland gehört.
Das breite Niederschlagsband über der Südhälfte schiebt sich dabei am Abend und
eingangs der Nacht langsam nordwärts zur Mitte des Landes.
Auf der kalten Seite fällt teils kräftiger Schneefall mit Stundenraten von 2 bis
3 cm. In den Niederungen wie Rheintal oder Rhein-Main Gebiet sind die Böden noch
recht warm mit deutlich positiven Werten. Zudem fällt zunächst auch noch Regen
und es bedarf einer gewissen Zeit, bis die Niederschlagsabkühlung die
Niederschläge auch dort in Schnee übergehen lässt. In diesen Regionen ist eher
nicht von einer (nennenswerten) Schneedecke auszugehen. Ab etwa 200 bis 300 m
kann sich der Schnee allerdings auf 2 bis 5 cm in 6 h akkumulieren, in Staulagen
auch noch etwas darüber. Gerade in den Anstaulagen der Eifel und des
Rothaargebirges sind auch Mengen um 10 cm denkbar.
Gleichzeitig kommt die Nullgradisotherme in 850 hPa (und damit auch der Übergang
in Regen) noch weiter nordwärts voran und erreicht seine nördlichste Erstreckung
in der zweiten Nachthälfte. Bei gleichzeitig nachlassenden Niederschlägen liegt
sie dann knapp nördlich des Ruhrgebietes und über dem Südzipfel von
Niedersachsen, über den Harz ostwärts. Südlich davon fällt dann wieder Regen.

Der Wind im Norden lässt bereits jetzt deutlich nach und zieht sich eingangs der
Nacht auf die Ostseeregionen zurück, ehe dann keine Warnungen mehr notwendig
sind. Gleichzeitig nimmt der Gradient an der Südflanke der Tiefdruckrinne
deutlich zu. Durch die stabile Schichtung beschränken sich die warnwürdigen Böen
zunächst auf das Bergland. In höheren Lagen wird es stürmisch (Bft 8/9).
Gipfellagen auch noch etwas stärker.
Am Alpenrand kommt im Laufe der Nacht zudem der Leitplankeneffekt in Gang,
sodass dort dann Windböen Bft 7 auftreten.

Donnerstag … Am Donnerstag kommt der Haupttrog von Frankreich in Richtung
Deutschland voran und amplifiziert sich etwas. Damit schiebt sich auch am Boden
das Haupttief über die Mitte Deutschlands bis nach Westpolen.
Schon in den Vormittagsstunden intensivieren sich durch verstärkte Hebung die
Niederschläge von Westen kommend. Mit Verlagerung des Tiefzentrums in Richtung
Nordosten kommen die stärkeren Niederschläge am Nachmittag und Abend auch bis in
den Osten und bis zur Uckermark voran. Gleichzeitig bewegt sich rückseitig des
Tiefs die 0 Grad-Isotherme als Kaltfront wieder nach Süden, sodass von Norden
nachfolgend die Niederschläge wieder in Schnee übergehen. Allerdings lassen
diese dann auch rasch wieder nach, sodass allgemein kein größerer
Neuschneezuwachs zu erwarten ist.
Die größten Schneemengen werden im Bereich des Tiefzentrums, bzw. knapp nördlich
davon erwartet. Mittlerweile zeigen die Modelle eine recht klare Linie,
ausgehend von NRW, über Südniedersachsen und nachmittags dann weiter über das
nördliche Sachsen-Anhalt, das nördliche Brandenburg bis zur Uckermark. In diesem
Streifen muss verbreitet mit Neuschneezuwächsen von 3 bis 10 cm gerechnet
werden. Etwas ausgenommen davon sind das Rheintal und das niedrige Ruhrgebiet,
wo es einfach zu warm ist, dass sich größere Mengen akkumulieren. Auch das wird
konsistent simuliert (siehe Schneehöhenänderung). Gerade hochauflösende Modelle
arbeiten dies gut raus.
In Nordstau bzw. Weststau des Rothaargebirges, das Weser- und Leinebergland
sowie die Harzregion betroffen. In diesem Bereich werden Mengen zwischen 10 und
15 cm erwartet in einem Zeitraum von etwa 6 h. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
vereinzelt auch mal bis 20 cm zu Stande kommen können, im Harzstau auch noch
etwas darüber. Eine Unwetterwarnung im Vorfeld auszugeben ist sicherlich
schwierig und sollte, wenn notwendig, ggf. im Nowcasting aufgestockt werden.

Neben dem Schnee liegt der Fokus morgen auf der Passage der Kaltfront. Im Laufe
des Tages wird sich ein markanter Bodentrog mit sich intensivierenden
Druckanstieg postfrontal ausbilden. Am Nachmittag und Abend wird ein
Druckanstieg von bis zu 12 hPa in 3 h prognostiziert. Die untere Troposphäre ist
gut geschert mit einer Windzunahme bis 50 kn auf 1 km Höhe. Im Pseudoradarbild
entwickelt ich im Laufe des Nachmittags eine scharfe Linie, entlang derer vom
ICON-D2 auch ein wenig MUCAPE simuliert wird. Darauf reagiert auch das Ensemble
im LPI mit einigen Membern, die die Kaltfront aktivieren /eingelagerter
Gewitter). Vornehmlich betroffen ist der Südosten, es gibt aber auch
Einzellösungen bis in die Mitte des Landes. In jeden Fall ist davon auszugehen,
dass es mit Kaltfrontpassage verbreitet zu Sturmböen (Bft 8/9) kommt. Aufgrund
der genannten Bedingungen sollten aber auch schwere Sturmböen in Betracht
gezogen werden.
Die deutsche Modellkette ist wieder sehr schwach aufgestellt und springt darauf
kaum an. Aber das kennt man ja noch von der Lage am vergangenen Montag. Externe
Modelle sehen da schon deutlich intensiver aus. Dort werden ganz im Südosten
verbreitet schwere Sturmböen simuliert, die auch knapp an die Bft 11 ran gehen.

Im Vorfeld beschränkt sich der Wind aufgrund der stabilen Schichtung allgemein
auf das höhere Bergland, mit Böen Bft 8, Gipfel bis Bft 10/11.
Ausnahme ist der an Fahrt aufnehmende Leitplankeneffekt an den Alpen mit Bft 7,
vereinzelt auch Bft 8.

In der Nacht auf Freitag ist das Bodentief abgezogen und uns überquert die
Trogachse. Die Niederschläge ziehen ostwärts ab, es gibt in der Höhenkaltluft
postfrontal aber noch Schneeschauer. Mit der strammen nordwestlichen Strömung in
850 hPa, sind dies vor allem auf die Staulagen der Mittelgebirge und später
Alpen beschränkt. Dort können noch ein paar Zentimeter herunterkommen, im
Alpenstau auch zwischen 10 und 15 cm bis Freitagmorgen.
Ansonsten gehen postfrontal von der Mitte bis in den Süden die Temperaturen in 2
m und 5 cm in den Frostbereich zurück du auch die Belagsprognosen zeigen recht
häufig negative Werte. Damit kann es durch Überfrieren zu Glätte kommen, gut
möglich, dass diese in einigen Regionen auch markant ausfallen kann.
Der Wind lässt dann deutlich nach und ist nur noch in höheren Berglagen
warnwürdig. Auch an der Nordsee kommt es dann häufiger zu Bft 7 sowie auflandig
Bft 8.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … Am Freitag verbleibt Deutschland trogrückseitig im Bereich
höhenkalter Luft. Im Nordosten liegen die Werte in 500 hPa bei -35 Grad, nach
Südwesten bei -25 Grad. Insbesondere im Anstau der Mittelgebirge gibt es weiter
Schneeschauer und geringe Neuschneezuwächse, in tiefen Lagen werden meist leicht
positive Werte erreicht. Nach Osten und Nordosten sind die Niederschläge
häufiger, aber teils fallen diese auch als Schneeregen und sorgen tagsüber nicht
für Glätte.
Nachts gibt es verbreitet leichte, vor allem im Bergland und über Schnee auch
mäßige Fröste. In Alpennähe kann es bei schwachgradientigen Verhältnissen über
Schnee auch zu strengen Frösten kommen.
Der Wind ist tagsüber vor allem noch an der See, im höheren Bergland und in ein
paar Leelagen im Osten warnwürdig (Bft 7), exponiert kann es Bft 8/9 geben.
Nachts zieht sich der Wind dann in das östliche Bergland und zur Ostsee zurück.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle zeigen mittlerweile eine gute Konsistenz in der Lage der
Schneeschwerpunkte. Etwas unbefriedigend erscheinen die nur schwachen
Böenprognose von der deutschen Modellkette mit Passage der Kaltfront. Angesichts
der Zutaten scheinen die wenig glaubhaft. Externe Modelle schauen diesbezüglich
deutlich realistischer aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer