S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.01.2025 um 10.30 UTC

Am Donnerstag über der nördlichen Mitte und im Nordosten gebietsweise kräftiger
Schneefall, im Süden windig bis stürmisch. Nachfolgend winterlicher als zuvor
mit zeit- und gebietsweisem Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 13.01.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag liegt Deutschland auf der
Vorderseite eines Trogs, dessen Achse sich am Morgen von Norwegen über die
Nordsee nach England und NW-Frankreich erstreckt. Im Tagesverlauf verlagert sich
der zunehmend kurzwelliger werdende Trog nach Deutschland und am Abend fließt im
Westen polare Kaltluft ein. Westlich anschließend erstreckt sich ein Keil von
den Azoren bis nach Island, welcher auch mit einer Hochdruckzone am Boden
korrespondiert. Für Deutschland interessanter ist allerdings ein Bodentief an
der Vorderseite des Kurzwellentrogs, das am Morgen noch über BeNeLux liegt und
im Tagesverlauf über die nördliche Mitte bis zum Abend zur polnischen Grenze
zieht. Mit dem Tief sind kräftige Hebungsprozesse verbunden, die skalige
Niederschläge auslösen. Zunächst kommt es an der Warmfront zu kräftigen
Niederschlägen, wobei es auf der Südseite regnet, während es auf der Nordseite
in einem Streifen von NRW bis nach Mecklenburg-Vorpommern zum Teil kräftig
schneit. Am Abend folgt dann von Westen her die Kaltfront mit weiteren, teils
schauerartigen, Schneefällen. Mit der postfrontal einfließenden Kaltluft sinkt
dann die Schneefallgrenze auch im Süden bis in die Niederungen. Zuvor steigen im
Südwesten die Temperaturen nochmals über 10 Grad, während im Norden und
Nordwesten nur noch niedrige einstellige Höchstwerte erreicht werden. Vor allem
auf der Südseite des Tiefs frischt der Wind stark böig auf und insbesondere mit
der Kaltfront sind stürmische Böen bis in die Niederungen möglich.

In der Nacht zum Freitag und am Freitag zieht das Tief über Polen zum Baltikum.
Während es in der Nordosthälfte noch zu weiteren Schneeschauern kommt, setzt
sich in der Südwesthälfte schwacher Zwischenhocheinfluss durch. Bei
850hPa-Temperaturen zwischen -5 Grad im Südwesten und -9 Grad im Nordosten wird
es wieder deutlich winterlicher mit Höchstwerten nur noch im niedrigen
einstelligen Bereich.

Am Samstag verbleibt ein Höhentief (Reste des Kurzwellentrogs vom Donnerstag)
über dem östlichen Mitteleuropa. An dessen Nordseite verlagert sich das Tief,
das uns noch vom Donnerstag bekannt sein wird, wieder westwärts über die Ostsee
zurück Richtung Deutschland. Dadurch setzen im Nordosten im Tagesverlauf
Schneefälle ein. Der Südwesten profitiert weiterhin vom schwachen
Hochdruckeinfluss, sodass es dort kaum zu Niederschlägen kommt. Die Temperatur
in 850hPa geht noch etwas zurück, teils knapp unter -10 Grad, sodass es nur noch
in den Niederungen wenige Grad über 0 geht, während ab mittlere Lagen teils
Dauerfrost einsetzt. In der Nacht zum Sonntag sinken die Temperaturen v.a. bei
Aufklaren sowie in höheren Lagen in den mäßigen Frostbereich.

Am Sonntag zieht das Höhentief südwestwärts und liegt in der Nacht zum Montag
über Österreich und dem zentralen Mittelmeerraum. Gleichzeitig erstreckt sich
ein Rücken von den Azoren über Großbritannien bis nach Skandinavien. An dessen
Südostseite entsteht ein kräftiges Hoch, das mit seinem Schwerpunkt zur
Mittagszeit über Frankreich und dem westlichen Mitteleuropa liegt und sich im
weiteren Verlauf nordwärts verlagert. Wettertechnisch profitiert aber nur der
Nordwesten vom Hoch, denn die Nordosthälfte wird von dem zum Mittelmeer
ziehenden Höhentief beeinflusst. Dort kommt es zeit- und gebietsweise zu
Schneefällen, wobei es bei Ausdehnung und Intensität noch größere
Modellunterschiede gibt.

Am Montag zieht das Höhentief westwärts zum westlichen Mittelmeer und
Südfrankreich. In Kombination mit dem beschriebenen Rücken entsteht so zunehmend
eine High-over-Low-Lage. Am Boden formiert sich über weiten Teilen Europas ein
kräftiges Hoch, das am Abend mit seinem Schwerpunkt mitten über Deutschland
liegen soll. Dadurch beruhigt sich das Wetter zusehends und auch im Süden lassen
die Schneefälle nach. Die eher winterlichen Temperaturen bleiben uns
voraussichtlich erhalten. Nachts kann es v.a. im Süden bei längerem Aufklaren
über Schnee sogar strengen Frost geben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe kann im Großen und Ganzen als gut bewertet
werden. Zwar gibt es bereits bei der genauen Zugbahn des Tiefs am Donnerstag
gewisse Unsicherheiten, was Auswirkungen auf die Lage des Streifens mit den
kräftigen Schneefällen hat. Auch in der Folge gibt es gewisse Unsicherheiten bei
der Zugbahn des Tiefs. Die großräumigen Strömungsmuster werden aber konsistent
simuliert. Erst zum Ende der Mittelfrist (etwa ab Sonntag) werden die
Unterschiede größer. Die südwestliche Verlagerung des Höhentiefs zum Mittelmeer
und die in der Folge entstehende High-over-Low-Lage wird erst seit dem
12UTC-Lauf gezeigt. Beim gestrigen 00UTC-Lauf zog das Höhentief am Sonntag
wieder zum Baltikum. Dennoch dominiert auch nach dieser Variante über
Südosteuropa im weiteren Verlauf eher niedriges Geopotential und über
Nordwesteuropa hohes Geopotential mit einem Bodenhoch über Mitteleuropa. Die mit
dem Höhentief verbundenen Schneefälle in der Südosthälfte am Sonntag sind aber
noch nicht sicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die weiteren Globalmodelle liefern keine wesentlich neuen Ergebnisse. Bis zum
Ende der Mittelfrist werden die großräumigen Strömungsmuster recht konsistent
simuliert. Die Südostverlagerung des Höhentiefs am Wochenende haben die neusten
Läufe aller Modelle auf der Agenda. Die genaue Zugbahn ist aber noch unsicher.
So greift beispielsweise bei GFS das Höhentief über dem Mittelmeerraum am Montag
weiter nach Norden bis nach Süddeutschland aus, was die Wetterberuhigung im
Süden einen Strich durch die Rechnung machen würde.

FAZIT:
Mit dem Durchzug des Tiefs am kommenden Donnerstag wird ein winterlicherer
Witterungsabschnitt eingeläutet. An der Nordseite des Tiefs kommt es etwa über
der nördlichen Mitte zu teils kräftigen Schneefällen. Rückseitig fließt polare
Kaltluft ein. Nachfolgend klettern die Temperaturen tagsüber in den Niederungen
noch in den leichten Plusbereich, ab mittlere Lagen gibt es teils Dauerfrost und
in den Nächten verbreitet leichten bis mäßigen Frost. Vornehmlich in der
Südosthälfte kann es auch am Wochenende zeitweise schneien, im Nordstau auch
etwas mehr. In der Nordwesthälfte macht sich hingegen zunehmend der Einfluss
eines Hochs bemerkbar, das sich bis kommenden Montag nach Mitteleuropa verlagern
soll.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Auch die Rauchfahnen bestätigen die recht gute Konsistenz. Etwa bis Samstag sind
die Kurven bei Temperatur und Geopotential recht eng gebündelt. Fast alle Member
verbleiben über großen Teilen Deutschlands nach Durchzug der Kaltfront am
Donnerstag unter -5 Grad, nach Nordosten zu sogar teils unter -10 Grad, sodass
der winterliche Abschnitt recht sicher ist. Beim Niederschlag gibt es v.a. in
Verbindung mit dem durchziehenden Tief am Donnerstag starke Ausschläge.
Ab Sonntag nimmt der Spread generell zu, was die Unsicherheiten in Verbindung
mit dem Höhentief zeigt. Das Geopotential steigt aber im Mittel weiter an.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h trotz der recht guten
Konsistenz erstaunlicherweise sechs Cluster angeboten, wobei „Blocking“ das
dominierende Regime ist.

Auch in der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden sechs Cluster
angezeigt, auch weiterhin mit „Blocking“ als dominantes Strömungsregime. Einige
Cluster gehen aber im Verlauf in „Atlantic Ridge“ über.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND/STURM:
Am Donnerstag kommt es mit dem durchziehenden Tief vor allem über der Südhälfte,
je nach Zugbahn des Tiefs möglicherweise auch über der Mitte, zu starken bis
stürmischen Böen. Im Bergland ist es noch stürmischer (Bft 9-10) und
insbesondere mit Durchzug der Kaltfront sind auch in den Niederungen
vorübergehend Sturmböen oder einzelne schwere Sturmböen denkbar. Im weiteren
Verlauf kommt es mit der nördlichen Strömung v.a. an den Küsten noch zu
stürmischen Böen, an der Ostsee mit der erneuten Annäherung des Tiefs zeitweise
auch zu Sturmböen.

SCHNEE:
Am Donnerstag schneit es etwa von der nördlichen Mitte bis in den Nordosten an
der Warmfront zeitweise kräftig. Stellenweise sind bis ins Flachland über 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden möglich. Mit Durchzug der Kaltfront sinkt
auch im Süden die Schneefallgrenze bis in die Niederungen. Allerdings halten
sich die Schneefälle in Grenzen. Erst ab Sonntag sind in der Südosthälfte wieder
häufiger Schneefälle (bis in die Niederungen) zu erwarten. In Stau von
Erzgebirge und den östlichen Bayerischen Alpen auch wieder mit Mengen
stellenweise über 10 cm innerhalb von 12 Stunden, an den Alpen teils auch bis 25
cm. Allerdings gibt es diesbezüglich noch größere Unsicherheiten.

FROST:
Vor allem zum Ende der Mittelfrist kann insbesondere im Süden bei längerem
Aufklaren über Schnee die Temperatur nachts in den strengen Frostbereich
absinken.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel