SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.01.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Anfangs im Süden und im Küstenbereich windig. Vorübergehend winterlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … gelangt Deutschland in den Bereich eines von der Nordsee
hereinschwenkenden Troges. Dessen vorgelagerte Kaltfront hat mittlerweile
schleifend die Donau überquert, rückseitig gehen die Niederschläge in Schnee
über, der oberhalb von 300 bis 400 m liegen bleibt. In tieferen Lagen reicht es
maximal für Schneematsch. Während in Lagen bis etwa 800 m nur wenige Zentimeter
zusammenkommen, sind oberhalb davon in den süddeutschen Mittelgebirgen durchaus
mehr als 10 cm Neuschnee zu erwarten. Postfrontal kommen nur noch bevorzugt an
den Nordwestseiten der Mittelgebirge ein paar Schneeschauer zustande, die dort
wenige Zentimeter Neuschnee ergeben können.
Präfrontal ist in Alpennähe der Westwind noch kräftig mit Wind- und stürmischen
Böen, in höheren Lagen mit einzelnen Sturmböen Bft 9.

In der Nacht zum Freitag überquert die Kaltfront die Alpen. Rückseitig fließt
auf direktem Wege aus Richtung Ostgrönland maritime arktische Polarluft ein. In
dieser Luftmasse kommen, getriggert durch den über Deutschland liegenden Trog,
weitere Schneeschauer zustande, die jedoch nur noch wenige Zentimeter Neuschnee
bringen. Allerdings können von der Nordsee her sich die Schneeschauer in
Schauerstraßen organisieren, die bis weit ins Binnenland ausgreifen; mehrere
Modelle zeigen derartige Signale. Hier ist jedoch Nowcasting angesagt. Ansonsten
besteht relativ großflächig Glättegefahr durch überfrorene Nässe, Schneematsch
oder geringen Neuschnee.
Im Süden fällt dann durchweg Schnee. Während es in den süddeutschen
Mittelgebirgen nur noch für wenige, maximal für etwa 5 cm Neuschnee reicht,
kommen an den Alpen staubedingt 10 bis über 20, im Allgäu um 25 cm Neuschnee
innerhalb von 12 Stunden (meist jedoch in kürzerer Zeit) zusammen. Mit Passage
der Kaltfront wird der Gradient auseinandergezogen, der Wind flaut ab und ist
dann selbst auf höheren Berggipfeln nicht mehr warnrelevant.
Im Gegensatz hierzu rückt windtechnisch der Norden und vor allem der
Küstenbereich wieder mehr in den Fokus. Während in der ersten Nachthälfte der
Wind an der Küste mit Böen Bft 7 noch sehr verhalten bleibt, ändert sich danach
das Bild. Getriggert durch einen kurzwelligen Anteil, der an der Rückseite des
wetterbestimmenden Troges nach Süden abläuft, entwickelt sich ein kleines
Randtief, das sich über dem Skagerrak intensiviert und das mit einem Kerndruck
von unter 990 (ICON-EU 995 hPa) bis Freitagfrüh nach Südschweden gesteuert wird.

Dieses Tief verdienst aus synoptischer Sicht eine nähere Betrachtung. Um 12 UTC
lag dieses Tief als „Polar low“ mit einem Kerndruck unter 975 hPa knapp südlich
der Lofoten. Dieses Tief verlagert sich in der ersten Nachthälfte entlang der
norwegischen Küste nach Süd-Südwest und profitiert dabei vom latenten Wärmestrom
des relativ warmen Nordatlantiks. Mit dem „Landfall“ bei Trondheim versiegt
diese Energiequelle und das Tief füllt sich auf. Getriggert durch einen
Kurzwellentrog und Auspumpen mit dem Überströmen der Gebirge Südnorwegens
erfolgt über dem östlichen Skagerrak kräftiger Druckfall; faktisch als „Down
stream development“ entsteht dort ein Tief, das sich nach Südschweden verlagert
und das das zuvor beschriebene Randtief ergibt. Das neue Tief ist dann kein
„Polar low“ mehr und zeigt dann Eigenschaften eines typischen Tiefs der
Frontalzone. An dessen Südflanke frischt der Wind aus West mit Wind- und
stürmischen Böen, an der Nordseeküste mit Böen bis Sturmstärke, auf. Über der
offenen Nordsee sind dann schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Auch auf
exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge kommen dann
wieder Böen bis Sturmstärke zustande.

Freitag … verlagert sich der Trog mit seiner Hauptachse nach Osten. Mit einer
steilen und leicht zyklonalen nordwestlichen Strömung dauert der Zustrom
arktischer Polarluft an.
Das Randtief von der Nacht zuvor wird unter weiterer Intensivierung bis unter
985 hPa nach Lettland gesteuert. Damit liegt die Zugbahn dieses Tiefs so weit
nördlich, so dass dessen Starkwindfeld nur den Norden und Nordosten Deutschlands
streift. An dessen Südflanke wird am Vormittag der Norden Deutschlands von
Windböen Bft 7 erfasst, neben der Nordseeküste kommen auch an der Ostseeküste
Sturmböen Bft 9 und in exponierten Küstenlagen schwere Sturmböen Bft 10
zustande. Um die Mittagszeit herum frischt dann auch im Nordosten Deutschlands
bis hin zu den Nordrändern der zentralen und östlichen Mittelgebirge der Wind
mit Wind- und in freien Lagen einzelnen stürmischen Böen (Bft 7/8) auf. In
exponierten Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
sowie anfangs auch an der Vorpommerschen Ostseeküste muss dann mit schweren
Sturmböen bis Bft 10 gerechnet werden. An der Nordsee wird dann der Wind bereits
wieder schwächer, so dass es dort allenfalls noch für Wind- und stürmische Böen
reicht. Bis zum Abend wird dann mit dem Abzug des o.g. Tiefs auch im Nordosten
Deutschlands der Wind abflauen, so dass dort nur noch in höheren Berglagen sowie
an der Küste Wind- und stürmische Böen zustande kommen.
Auf der Rückseite des zum Baltikum ziehenden kleinräumigen Randtiefs greift eine
Schauerstaffel mit Schneeschauern auf Deutschland über. Im Norden können durch
schauerartig verstärkte Schneefälle um oder etwas über 5 cm Neuschnee zustande
kommen. Mit Annäherung an die Mittelgebirge geht die Struktur dieser Staffel
verloren, so dass nur noch wenige Zentimeter Neuschnee zu erwarten sind.
Weiter im Süden beschränkt sich die Aktivität des Troges auf einzelne
Schneeschauer, die in den Mittelgebirgen noch ein paar Zentimeter Neuschnee
ergeben können. An den Alpen lassen etwa ab Mittag die staubedingten Schneefälle
nach, bis dahin können aber noch einmal um 10 cm Neuschnee hinzukommen.
Auflockerungen sind, bedingt durch die ausgeprägte Durchmischung, im Norden und
darüber hinaus auch in den Leegebieten der Mittelgebirge am wahrscheinlichsten.
Ansonsten gibt es nur wenige Wolkenlücken. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen
0 bis 4 Grad. Oberhalb von etwa 400 m hält sich meist leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der wetterbestimmende Trog nach Osten,
so dass sich Samstagfrüh seine Achse von den Baltischen Staaten zur
Balkanhalbinsel erstreckt. Gestützt durch einen Höhenrücken unmittelbar westlich
der Biskaya weitet sich von Westen her ein Zwischenhoch nach Süddeutschland aus.
In dessen Bereich kommt die eingeflossene maritime arktische Polarluft zur Ruhe.
Da Absinken den Himmel aufklaren lässt, stellt sich mäßiger, in den süddeutschen
Mittelgebirgen und im Alpenvorland über frisch gefallenem Schnee vielfach
strenger Frost ein, in einigen Alpentälern sind Tiefstwerte unter -20 Grad
möglich.
Aber auch in den anderen Gebieten erfolgt eine weitgehende Wetterberuhigung. Im
Mittelgebirgsraum und an der See sind dann noch ein paar Schneeschauer
vorstellbar, mehr als 5 cm Neuschnee sollten diese aber auch nicht mehr zustande
bringen. Der Wind ist in der ersten Nachthälfte an der Ostseeküste noch mit
Wind- und einzelnen stürmischen Böen warnrelevant, danach flaut auch dort der
Wind zusehends ab. Flächendeckend stellt sich leichter und im Bergland auch
mäßiger Frost ein.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … hält sich noch der Einfluss des o.g. Zwischenhochs, das durch einen
auf Westeuropa übergreifenden breiten Höhenrücken gestützt wird. Während im
Süden die Luftdruckgegensätze gering sind, macht sich nach Norden hin die Nähe
der Frontalzone mit einer schwachen südwestlichen bodennahen Windkomponente
bemerkbar. Für warnrelevante Böen sollte es jedoch selbst an der Küste und auf
höheren Berggipfeln kaum reichen. In Küstennähe und über dem Mittelgebirgsraum
sind noch einzelne Schneeschauer möglich, ohne dass diese nennenswerten
Neuschneezuwachs ergeben.
Dem breiten Rücken folgt ein Trog, der auf den nahen Ostatlantik übergreift.
Entwicklungsgünstig zu diesem Trog liegt ein Tief, das bis in das Seegebiet
westlich von Irland gesteuert wird. An dessen Vorderseite erfasst kräftige
Warmluftadvektion den Westen und Südwesten Deutschlands. Diese steht in
Verbindung mit der Warmfront dieses Tiefs, die bis nach Mittelfrankreich
vordringt. Hierdurch setzt ganz im Südwesten Wolkenaufzug ein, zum Abend hin
kommen im Dreiländereck ganz im Südwesten Niederschläge auf, deren Phase noch
unsicher ist.
Zuvor sind im Bereich des Zwischenhochs noch größere Auflockerungen, im Süden
zum Teil auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Während von der Küste bis
hin zur Mittelgebirgsschwelle Temperaturmaxima knapp über dem Gefrierpunkt
vorstellbar sind, hält sich im Süden, in Teilen der Mitte sowie im westlichen
Mittelgebirgsraum leichter Dauerfrost; im südlichen Alpenvorland kann
gebietsweise auch mäßiger Dauerfrost nicht ausgeschlossen werden.

In der Nacht zum Sonntag greift die Warmfront des sich Irland nähernden Tiefs
auf den Südwesten Deutschlands über und dringt bis zu einer Linie Eifel – Inn
vor. Präfrontal dreht in Bodennähe der Wind auf Südost zurück, während sich in
der unteren Troposphäre bereits mit einer Winddrehung auf Südwest bis West eine
Erwärmung einstellt. Die Voraussetzungen für eine ausgewachsene Glatteislage bis
hin zum Unwetter sind somit gegeben. Bis Sonntagfrüh werden die Niederschläge
etwa bis zu einer Linie Ostwestfalen-Vogtland übergreifen, wobei noch unsicher
ist, wie rasch sich diese Niederschläge nach Nordosten ausweiten. Wahrscheinlich
fällt anfangs Schnee, der alsbald in gefrierenden Regen übergeht. Hierdurch
können durchaus um 5 cm Schnee zusammenkommen. Da durch die südöstliche
bodennahe Windkomponente die untersten Luftschichten noch längere Zeit mit
Kaltluft versorgt werden, besteht Unwettergefahr durch starkes Glatteis. Eine
Entspannung ist bis Sonntagfrüh noch nicht absehbar.
Der Wind frischt etwas auf; Wind- und stürmische Böen sind vorerst auf die
Hochlagen der westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirge beschränkt.
Nach Nordosten hin hält sich noch leichter Zwischenhocheinfluss. Dort bleibt es
noch niederschlagsfrei.
Deutschlandweit ist nochmals leichter, im Süden und im Bergland auch mäßiger
Frost zu erwarten. Der bis nach Osten ausgreifende Wolkenaufzug unterbindet eine
stärkere Abkühlung.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Auf
bestehende Unterschiede ist bereits weiter oben im Text hingewiesen worden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann