#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 28.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.12.2024 um 10.30 UTC
Dienstag bis Donnerstag stürmisch. Anschließend Abkühlung.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.01.2025
Die gesamte Mittelfrist über liegen wir zwischen einem umfangreichen
Tiefdruckgebiet über Skandinavien und einer Hochdruckbrücke über Südeuropa.
Dabei profitiert der Süden Deutschlands anfangs vom Hochdruckeinfluss, während
im Norden Tiefdruckgebiete durch oder vorbei ziehen. Erst im Laufe des
Donnerstags erreicht eine Frontalzone auch den Süden des Landes.
Die Details der Mittelfrist nach IFS sehen wie folgt aus:
Am Dienstagfrüh (Silvester) zieht ein erstes Randtief unter
Auflösungserscheinungen ostwärts von Dänemark Richtung Baltikum. Ihm auf den
Fersen ist ein Tiefdruckgebiet knapp nordwestlich von Schottland. Beide Gebilde
sind über eine Frontalzone verbunden, die nördlich von Deutschland schleift und
wellt. Über Süddeutschland liegt derweil hoher Luftdruck (1030 hPa), der nach
Norden hin stark abnimmt. Der Wind flaut also kaum ab, an den Küsten und im
Bergland gibt es Sturmböen, weiter im Landesinneren steife und stürmische Böen.
Auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge sind schwere Sturmböen möglich. In
850 hPa fließen anfangs 4 bis 6 Grad ein. Im Tagesverlauf verlagert sich das
Tief von den Britischen Inseln ostwärts, erreicht am Abend den Skagerrak und
dringt in der Nacht zum Mittwoch in die Ostsee vor. Dann erreicht den Norden des
Landes die zum Tief gehörige Kaltfront mit entsprechender Abkühlung (im Norden 0
bis -2 Grad in 850 hPa). Neben der kälteren Luft fließt auch feuchte Luft ein,
die sich in Regenfällen ausdrückt. Gegen Mitternacht ist es voraussichtlich
nördlich einer Linie Niederrhein – Uckermark nass. Anschließend verlagert sich
der Regen etwas weiter südwärts. Da sich der Hochdruck im Süden hält, nimmt der
Druckgradient weiter zu und es kommt in der Nordhälfte des Landes verbreitet zu
stürmischen Böen und teils Sturmböen. Im höheren Bergland und an den Küsten sind
Sturmböen und schwere Sturmböen zu erwarten, auf den Gipfeln der östlichen
Mittelgebirge sind Orkanböen nicht auszuschließen. In den Niederungen der
Südhälfte Deutschlands ist der Wind wesentlich schwächer unterwegs, allerdings
sind die Berge aufgrund des starken Höhenwindes mit Sturm dabei.
Am Mittwochmorgen (Neujahrstag) liegt das Tief über der Ostsee und dem Baltikum
mit der Kaltfront quer über der nördlichen Mitte Deutschlands. Sie hält die
Verbindung zu einem weiteren Tief, das am Morgen knapp westlich der Britischen
Inseln liegt. An der Front regnet es, im Westen teils auch kräftiger. Im Norden
gibt es Schauer, im Süden ist es weitgehend niederschlagsfrei. Beide Tiefs
(Baltikum und Britische Inseln) verlagern sich im Tagesverlauf ostwärts. Dabei
verstärkt sich das Tief bei den Britischen Inseln. Kurzzeitig fächert der
Druckgradient über Deutschland etwas auf und der Wind lässt vorübergehend nach,
aber mit Näherrücken des Tiefs von Nordwesten her nimmt der Gradient am Abend
wieder zu. Die Front wellt über der Mitte Deutschlands und verlagert sich leicht
retrograd. In der Nacht zum Donnerstag erreicht das Tief die Nordsee. Der
Druckgradient zwischen München und Hamburg liegt bei etwa 25 hPa. Im Norden und
der Mitte weht ein stürmischer Südwestwind, an den Küsten und im Bergland drohen
schwere Sturmböen und exponiert orkanartige Böen. Auf den Gipfeln der
Mittelgebirge oberhalb von 1000 m sind Orkanböen wahrscheinlich. Nach Süden hin
ist der Wind in den tiefen Lagen durch den Hochdruckeinfluss schwächer, jedoch
sind einzelne steife oder stürmische Böen möglich. In der Höhe jedoch macht sich
das Starkwindband durch schwere Sturmböen (oder mehr) bemerkbar.
Gegen Donnerstagmorgen erreicht die Kaltfront des inzwischen über Norddänemark
liegenden Tiefs (Kerndruck um 972 hPa) den Nordwesten Deutschlands. Sie zieht im
Tagesverlauf Richtung Süden, bleibt aber voraussichtlich an der Donaulinie
hängen und erreicht erst in der zweiten Nachthälfte zum Freitag den Alpenrand.
Das Tief verlagert sich derweil über die Ostsee und das Baltikum nach Russland.
Über dem Nordatlantik dehnt sich hoher Luftdruck bis über die Britischen Inseln
nach Frankreich aus. Über der Keltischen See schnürt sich ein Tiefdruckgebiet
ab, das sich an die Frontalzone im Süden Deutschlands hängt.
Über Deutschland wird es in 850 hPa im Tagesverlauf zunehmend kälter: im Norden
am späten Abend -4 bis -8 Grad, im Süden +2 bis -3 Grad. Der anfänglich
verbreitet stürmische Südwestwind lässt im Verlauf nach und dreht auf westliche
Richtungen. In der Nacht zum Freitag sind nur noch an den Küsten und im Bergland
stürmische Böen und Sturmböen wahrscheinlich. Mit der kälteren Luft sinkt die
Schneefallgrenze auf 1000 bis 800 m, in stärkeren Niederschlagsfeldern auch
darunter. Oberhalb davon sind ab den Abendstunden in der Südhälfte Deutschlands
zunehmend winterliche Straßenverhältnisse zu erwarten. In der Nordhälfte gibt es
nur stellenweise etwas Regen, im Bergland Schneeregen.
Die Entwicklung für den Freitag ist eine IFS-eigene Lösung, die von keinem
anderen Modell (derzeit) gestützt wird.
Am Freitagmorgen liegt die Frontalzone nach wie vor über dem Süden Deutschlands
mit teils kräftigen Niederschlägen. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 600 und
1000 m, je nach Niederschlagsstärke. Das Tief über der Keltischen See verlagert
sich im Tagesverlauf ostwärts. Auf der Vorderseite wird kurzzeitig wieder etwas
mildere Luft in den Süden Deutschlands geführt, die Schneefallgrenze steigt
wieder etwas an. Es bleibt aber den gesamten Tag nass. Gegen Abend erreicht das
Tief den Südwesten und zieht in der Nacht unter Auflösungserscheinungen
ostwärts. Die Nordhälfte profitiert am Freitag vorübergehend von einer
Hochdruckbrücke, die vom Nordatlantik bis nach Südwesteuropa reicht. Das Wetter
ist weitgehend ruhig. Lediglich der äußerste Norden wird von Tiefs über
Südskandinavien beeinflusst.
Am Samstag verabschiedet sich das Tief im Süden und höherer Luftdruck breitet
sich von Westen her aus. Allerdings liegt die Kaltfront des Tiefs über den
Alpen, was für Hebung und Niederschläge am südlichen Rand Deutschlands sorgt.
Dabei fällt oberhalb von 800 m voraussichtlich Schnee. Im Norden sorgt die
Kaltfront eines Tiefs über Südskandinavien ebenfalls für Niederschläge, bei -7
bis -10 Grad in 850 hPa liegt die Schneefallgrenze allerdings bei etwa 300 bis
500 m und somit zu hoch für „weißes Gold“, allenfalls in stärkeren Schauern
reicht es für Schneeregen. Über der Mitte sind nur selten und vereinzelt
schwache Niederschläge zu erwarten. Dabei ist im Bergland Schnee wahrscheinlich.
Am Sonntag wird die Kaltfront über den Alpen vom hohen Luftdruck abgedrängt und
die Niederschläge lassen nach. Der Norden liegt nach wie vor unter dem Einfluss
der Tiefs über Skandinavien und im Zustrom feuchter Luft aus Nordwesten. In 850
hPa liegen verbreitet um -7 Grad in Deutschland. Auch am Montag ändert sich
zunächst nicht viel. Erst zum Abend macht sich ein Tief über dem Südwesten
Frankreichs und der Iberischen Halbinsel bemerkbar.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Es gibt keine Konsistenz, der aktuelle IFS-Lauf führt die Änderungen des
12z-Laufs weiter. Das Tief am Dienstag gestern noch über dem Nordmeer, liegt
heute über der nördlichen Nordsee. Dadurch reicht die Front in der
Silvesternacht weiter ins Landesinnere. Das Tief am Mittwoch/Donnerstag hat
heute einen Dipol mit Kerndruck zwischen 975 und 980 hPa (gestern Mono-Pol um
950 hPa). Es zieht auch deutlich schneller, der Freitag weist im aktuellen Lauf
einen deutlich gestiegenen Luftdruck auf. Allerdings zieht am Abend ein kleines
Tief aus Frankreich in die Südhälfte.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt für den Dienstag gute Übereinstimmung.
Das Tief am Mittwoch/Donnerstag wird jedoch sehr unterschiedlich gerechnet. ICON
und GFS mit deutlich südlicherer Zugbahn (über Norddeutschland), dabei ICON gut
6h schneller. Auffällig: Alle Modelle sind kälter als IFS. Die Entwicklung eines
Tiefdruckgebietes über Frankreich mit Zug über Süddeutschland
(Freitagabend/Nacht zum Samstag) ist eine IFS-eigene Lösung. Die anderen Modelle
halten am Hochdruckeinfluss im Süden fest, während der Norden erneut unter den
Einfluss eines Tiefs über (Süd-)Skandinavien gelangt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Cluster ergeben im ersten Zeitschritt sechs Lösungen, alle NAO+ und wenig
Varianz für Deutschland. Zeitschritt zwei liefert vier Lösungen mit Schwenk von
NAO+ zu atlantischem Rücken. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster eins.
Cluster vier bietet für Samstag mehr Trog statt Hochdruck. Cluster zwei und drei
sind Cluster eins sehr ähnlich. Die erweiterte Mittelfrist bietet zwei Lösungen.
Wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster ein uns somit in NAO- liegen, während
Cluster zwei (14 Member) auf atlantischen Rücken und uns trogrückseitig setzt.
Die Rauchfahnen weise ab Mittwoch einen immer größer werden Spread auf. Die
Unsicherheiten nehmen zu. Der Trend ist aber eindeutig: Sowohl bei der
Temperatur als auch beim Geopotential geht es in der Südhälfte nach Mitte
nächste Woche bergab. In der Nordhälfte beginnt der Abfall am Dienstag
(Silvester). Es wird also feuchter und kälter.
Auch die Ensembles anderer Modelle weisen diesen Trend auf. Auch bei ihnen ist
der Spread groß.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
In der kommenden Woche droht uns eine mehrere Tage anhaltende Wind- und
Sturmlage. Der Südwestwind weht von Montag bis Donnerstag stark bis stürmisch.
Dabei treten im Flachland vor allem über dem Norden und der Mitte verbreitet
stürmische Böen (Bft 8) auf. An den Küsten und im Bergland ist mit Sturmböen und
schweren Sturmböen (Bft 9-10) zu rechnen. Auf den Gipfeln drohen orkanartige
Böen und Orkanböen (Bft 11-12).
Zum Ende der Woche sinkt die Schneefallgrenze in dichter besiedelte Höhen und es
könnte winterliche Straßenverhältnisse (Schnee) geben. Allerdings ist die
Niederschlagsprognose ungewiss.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, MOS-IFS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn