SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.12.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
GÜNTHER der Gemütliche – Fortdauer der ruhigen Hochdrucklage mit typisch
winterlichen Grenzschichtphänomenen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … fällt der Luftdruck in weiten Teilen Deutschlands, was aber nichts
anderes als ein perfides Täuschungsmanöver ist. GÜNTHER war Trumpf, GÜNTHER ist
Trumpf, GÜNTHER bleibt Trumpf – GÜNTHER eben. Nur weil er etwas an Masse
verliert, heißt das noch lange nicht, dass er gänzlich die Segel streicht.
Kurzum, die hochreichende, fast schon brückenartige, sich von Westeuropa
respektive dem nahen Atlantik bis weit nach Russland erstreckende Antizyklone
bleibt das Maß der Dinge, auch wenn am Samstag „nur noch“ etwas über 1030 hPa
(statt 1035+) im Tank sind. Seiner Wirkung tut das keinen Abbruch, so dass sich
an der Gesamtkonstellation kaum was ändert. Die Frontalzone, ohnehin z.T. nur
mäßig ausgeprägt, wird im Norden auf Distanz gehalten und auch von Süden sind
aktuell keine zyklonalen Attacken zu erwarten.

Das Interessanteste an dieser hochgradig undynamischen Wetterlage sind die
Vertikalprofile von Temperatur und Taupunkt. In den Aufstiegen von heute Mittag
erkennt man sehr schön die wuchtige und sehr weit nach unten gedrückte
Absinkinversion, die z.T. am Boden aufliegt oder nur eine ziemlich dünne
Grundschicht deckelt. An der Inversionsobergrenze, die bei rund 900 hPa (also um
die 1000 m) verortet ist, liegt die Temperatur vielfach über der 10°C-Marke,
während gleichzeitig der Taupunkt im zweistelligen Minusbereich zu finden ist.
Ein Klassiker antizyklonaler Subsidenz mit markanter Abtrocknung von oben, die
heute Morgen in Taupunkten unter -20°C gipfelte (Wasserkuppe, Gr. Arber,
Fichtelberg etc.)! Heute Mittag wurden dann Pärchen wie +12,5 über -11,3°C
(Schwarzwälder Feldberg) oder +11,3 über -16,8°C (Wasserkuppe) gemessen, um nur
zwei von einigen Beispielen herauszupicken. Das entspricht einer Relativen
Feuchte von 17 bzw. 12%, was gut und gerne – bitte vielmals um Verzeihung – als
furztrocken bezeichnet werden darf.

Dass es auch ganz anders geht, zeigt sich am Beispiel Norddeutsches Tiefland. Am
nördlichen Rand des Hochs gelegen hat sich dort eine flache, gut gesättigte
Luftmasse breitgemacht (mS), in der die Relative Feuchte bei nahe 100% liegt.
Entsprechend trüb und neblig gestalten sich sowohl Tag als auch Nacht, in der
sich die Sichtweiten noch etwas verschlechtern. Wind ist ein absolutes
Fremdwort, selbst offshore sowie an den Küsten ist nur wenig Luftbewegung zu
verzeichnen. Da es bei Dauer(hoch)nebel an Ein- und Ausstrahlung mangelt, bleibt
die Temperaturkurve sehr flach und meist im Positiven.

Anders die Situation von den nördlichen Mittelgebirgen (Teutoburger Wald,
Weserbergland, Harz) südwärts, wo heute nach unterschiedlich schneller
Nebelauflösung verbreitet die Sonne schien. Einzig in Teilen des
Oberrheingrabens (Baden-Baden +/-) sowie in den berüchtigten Donauniederungen
(insbesondere mittlere/obere Donau bis hinunter zum Hochrhein bzw. das
Bodenseegebiet) hielten sich zäher Nebel und Hochnebel bei leichtem Dauerfrost.
Diese breiten sich in der kommenden Nacht wieder aus bzw. verdichten sich. Hinzu
kommen einige regionale Neubildungen, beispielsweise an der unteren Donau, in
Teilen Frankens sowie in der Mitte, vornehmlich in den Flusstälern und
-niederungen. Ansonsten präsentiert sich die Nacht häufig gering bewölkt oder
klar, was die Temperatur in den leichten bis mäßigen Frostbereich zurückgehen
lässt. Über den Schneeflächen am Alpenrand reicht es an der einen oder anderen
Stelle sogar für strengen Frost nahe -10°C, was Ende Dezember aber niemanden aus
dem Sattel haut.

Samstag … bleibt das Wetter nahezu unverändert. „Brücken-GÜNTHER“ überdeckt
weiterhin große Teile Kontinentaleuropas und sollte irgendwas schiefgehen,
stünde über dem Ostatlantik mit HERWIG ein würdiger Nachfolger parat, der
notfalls in die Bresche springen könnte. Unwahrscheinlich, dass dieser Fall
eintritt, zumindest noch nicht am morgigen bundesligafreien Samstag.

Somit ist die Wettergeschichte rasch erzählt: im Norden erneut zäher Nebel und
Hochnebel, der aber im Tagesverlauf zumindest in Teilen von Süden her sowie im
Bereich von Oder und Neiße „angeknabbert“ wird. Vereinzelt nässt der Nebel oder
es nieselt etwas, vor allem in Küstennähe, wo der Süd-Südwestwind ein klein
wenig aus den Puschen kommt. Im großen Rest scheint entweder die Sonne oder es
hält sich zähes Dauergrau, z.B. an der Donau (wobei es an der oberen Donau im
Gegensatz zu heute wohl aufgeht), am Bodensee oder im Oberrheingraben bis hoch
ins RMG.

Thermisch reicht die Spanne von leichtem Dauerfrost im Dauergrau (Süden, Mitte,
nicht im Norden) bis zu 10, 11 oder 12°C in den Hochlagen, die voll in der
Inversion liegen (ähnlich wie heute).

In der Nacht zum Sonntag rückt die Frontalzone von Norden her etwas dichter an
den Vorhersageraum heran, was den Norden an ihren äußeren südlichen Rand bringt.
Der Luftdruck fällt noch ein bisschen, wodurch GÜNTHER sich genötigt fühlt, sich
und seine Divergenzachse etwas nach Süden zu verschieben. Nördlich der Achse
kommt eine schwache, Richtung Küste mäßige Südwestströmung auf, mit der nun auch
im Westen feuchtere Luft installiert wird. Entsprechend nimmt die
Hochnebelneigung von Frankreich und Benelux her zu. Im Norden bleibt der Laden
ohnehin dicht bzw. werden die Tageslücken wieder geschlossen, so dass nur in der
Mitte und im Süden einige Areale mit klarem Himmel und leichtem bis mäßigem,
lokal (über Schneeflächen) strengem Frost übrigbleiben. Teilweise bildet sich
dort aber auch Nebel bzw. breitet sich vorhandener Nebel wieder aus. Sollte es
irgendwo zu Nebelnässen kommen oder etwas Nieselregen aus der Hochnebeldecke
fallen, besteht im Falle negativ temperierter Beläge Glättegefahr – nicht
überbordend wahrscheinlich, da die Hebung noch zu schwach ist, aber auch nicht
unmöglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … wirdŽs von Norden her etwas zyklonaler, ohne dass aber der ganz
große Durchbruch gelingt. Immerhin zieht der Wind etwas an, vor allem im Norden
und gebietsweise fällt etwas Nieselregen. Es gelten weiterhin die Ausführungen
der heutigen Frühübersicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Abgesehen von der individuell jeweils etwas anders gearteten Grenzschichtphysik
(Bildung und Auflösung von Nebel/Hochnebel) ziehen die Modelle an einem Strang.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann