S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.12.2024 um 10.30 UTC

An den Küsten, später auch ins Binnenland ausgreifend und teils auch auf den
Bergen Sturmböen. Im Süden anfangs lokal noch strenger Frost möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.01.2025

Am Sonntag liegt Deutschland unter hohem Geopotential, von Nordwesten nähert
sich allerdings ein Langwellentrog, so dass über dem Norden das Geopotential
sinkt. Im Bodendruckfeld erstreckt sich ein Hochdruckkeil vom Nordatlantik nach
Süddeutschland, auf dessen Nordflanke Druckfall für eine moderate Verschärfung
des Gradienten sorgt. In der Folge frischt der West- bis Nordwestwind vor allem
am Nachmittag an den Küsten auf mit Windböen Bft 7, in Nordfriesland sind mit
entsprechendem Fetsch auch stürmische Böen Bft 8 nicht ausgeschlossen. Darüber
hinaus nähert sich dem Norden das Frontensystem eines Skandinavientiefs. Zwar
sind über dem Norden und auch dem angrenzenden südlichen Skandinavien sowohl die
Isobaren als auch die Frontalzone zonal ausgerichtet, so dass die Front nur
zögerlich nach Süden vorankommt, dennoch greifen im Tagesverlauf dichtere Wolken
über, die sich je nach Modell bis zur Mittelgebirgsschwelle vorarbeiten und von
Ostfriesland bis nach Vorpommern vereinzelt auch ein paar wenige Tropfen bringen
können. Ansonsten bleibt es trocken, im Süden kann sich, insbesondere in höheren
Lagen, auch länger die Sonne zeigen. Im Nordwesten steigen die Temperaturen bei
guter Durchmischung bis 7°C, in den sonnigen Hochlagen des Südens oberhalb einer
schwachen Inversion dürfte dies ebenso sein, eventuell ist dort sogar noch etwas
mehr drin. In höheren Mittelgebirgslagen oder bei zähem Nebel werden es wohl nur
knapp über 0°C werden.

In der Nacht zum Montag kommt die Front kaum nach Süden voran, sie bleibt
zumeist über Dänemark, über der Nordsee wird sie sogar schon wieder als
Warmfront rückläufig, was einem dort hereinziehenden flachen Rücken geschuldet
ist. Einige Tropfen sind in Küstennähe bei weiterhin frischem West- bis
Südwestwind mit steifen und stürmischen Böen (wiederum speziell Nordfriesland,
eventuell auch Rügen) nicht ausgeschlossen. Ansonsten ist der Wind weiterhin
kein Thema. Längeres Aufklaren lässt die Temperaturen im Süden oder in einigen
Mittelgebirgslagen auf 0 bis -5°C sinken, in Kältelöchern über Schnee kommt auch
die -10°C in Sichtweite – und gebietsweise kann sich Nebel bilden. Im Norden
bleibt es frostfrei bei 1 bis 6°C.

Am Montag ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Die Divergenzachse des
Bodenhochs verläuft im Bereich der Donau von West nach Ost mit Druckwerten um
1033 hPa, dem steht im Raum Flensburg ein Druck von etwa 1016 hPa gegenüber –
ohne große Verschiebungen im Tagesverlauf, was für die Küsten weiterhin Böen Bft
7 und einzelne Böen Bft 8 bedeutet. Da das Hoch allerdings im Westen – also über
Frankreich – etwas angeknabbert wird, können sich auch von dort ein paar Wolken
ins Land schieben. Insgesamt wird es dadurch in der Südhälfte etwas weniger
sonnig als am Vortag, richtig viel Sonne gibt es dann nur noch in den Hochlagen.
Im Norden bleibt es ganztags trüb bzw. bewölkt, in der Frontalzone bildet sich
über der nördlichen Nordsee eine Welle deren Warmfrontbereich mit WLA über den
Norden hinwegzieht. Entsprechend ist moderater Regen weiterhin ein Thema, mehr
als punktuelle 3 l/qm sollten sich aber über den Tag nicht summieren, meist ist
es weniger. Der Süden bleib trocken und bei 1 bis 5°C auch kühler, der Norden
bringt es auf 6 bis 9°C mit den höchsten Werten vom Niederrhein bis zu den
Ostfriesischen Inseln.

In der Nacht zum Dienstag zieht die Warmfront mit ihren Niederschlägen nach
Osten bzw. Nordosten, also nach Nordwestpolen und zur Ostsee, ab. Vom
Nordatlantik bis nach Nordwestrussland erstreckt sich ein Langwellentrog, auf
dessen Südflanke die Höhenströmung leicht wellt. Durch kurzwellig Troganteile
wird das Bodendruckfeld moduliert, so dass sich zum Morgen eine Tiefdruckrinne
etabliert, die vom Seegebiet nordwestlich von Irland (Haupttief mit unter 990
hPa) bis nach Südschweden reicht. Damit zieht der Gradient über dem Norden etwas
an, was auch vermehrte Böen Bft 8 und auch einzelne Sturmböen Bft 9 zur Folge
hat. Im Süden, wo relativ hohes Geopotential und Hochdruck weiterhin
vorherrschen, passiert dagegen nicht überraschendes. Es wird wieder frostig bei
0 bis -6°C, lokal auch bis nahe -10°C, dazu bilden sich Nebelfelder. Der Norden
kommt ohne Frost durch die Nacht: 1 bis 7°C sind avisiert, mit den höchsten
Werten in Ostfriesland.

Am Dienstag zieht eine zur Tiefdruckrinne gehörende Okklusion in die Deutsche
Bucht, das Islandtief erreicht derweil die zentrale Nordsee. In der Nacht zum
Mittwoch greift die Front dann auf den Norden über, zum Morgen erstreckt sie
sich etwa vom Niederrhein bis zur Lausitz. Weil die Tiefdruckrinne ihre
Ausrichtung (statt West – Ost eher West-Südwest – Ost-Nordost) ändert, steilt
die sodennahe Strömung etwas auf. Damit greifen nachmittags und insbesondere in
der Nacht die steifen Böen Bft 7 im Westen weiter nach Süden aus, sie werden von
den Modellen in einem Streifen vom Westen bis in den Nordosten sowie im
Mittelgebirge (Ausnahme: Südosten) vorausberechnet. Weiter nach Nordwesten und
in höheren Lagen schließen sich stürmische Böen Bft 8, an der Nordsee auch
Sturmböen Bft 9 an – exponierte Küstenabschnitte Nordfrieslands könnten es
ebenso wie exponierte Hochlagen auch auf die schweren Sturmböen Bft 10 bringen.
Und Brocken und Fichtelberg sollen selbst da noch einen draufsetzen. Da auch in
tieferen Lagen des Südens der Wind zulegt (wenn auch nur moderat), nimmt die
Nebelneigung ab. Die Verteilung der Sonnenstunden ist wie gehabt: Im Norden
kaum/keine Sonne, in der Mitte eher in den Hochlagen sonnig, im Süden dann
insgesamt freundlich mit reichlich Sonne auf den Bergen. Die Höchstwerte liegen
im Südosten nur knapp über 0°C, im Nordwesten dagegen bei bis zu 10°C. Nachts
tritt im Süden zumeist leichter Frost auf, im Norden bleibt es dagegen
frostfrei.

Am Mittwoch und Donnerstag weitet ein Kaltluftvorstoß den skandinavischen
Langwellentrog über dem Nordatlantik weit nach Süden aus. Der auf seiner
Vorderseite stattfindende Druckfall induziert ein Bodentief, das vom Westausgang
des Ärmelkanals (Mittwochabend) unter Intensivierung bis zur Nordsee
(Donnerstagmorgen) zieht. Im Weiteren verlagert es sich als Sturmtief über
Dänemark hinweg nach Südschweden (Nacht zum Freitag), wobei es auf seiner
Rückseite einen Schwall deutlich kälterer Luft (T850 am Freitagmorgen an den
Alpen +1°C, im Norden -8°C) heranführt. Diese deterministische Lösung von IFS
deutet für den Mittwoch im Norden nochmals Regen und im Süden trockene
Verhältnisse mit gebietsweisem Sonnenschein an. Der Donnerstag verläuft dann
allgemein wechselhaft mit Niederschlägen, dabei ist es windig, im Nordwesten
auch stürmisch.

Der Trend deutet für Freitag und Samstag eine Wetterberuhigung auf deutlich
niedrigerem Temperaturniveau an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumige Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs im Vergleich zu den Vorläufen
muss als eher durchschnittlich bezeichnet werden. Zwar deuten am Montag sowohl
der aktuelle Lauf als auch die Vorläufe im Bodendruckfeld über dem Nordatlantik
und den nördlichen Britischen Inseln die Ausbildung einer Tiefdruckrinne an,
recht rasch zeigen die Modelle aber deutlich unterschiedliche räumliche
Schwerpunkte – auch wenn diese auf unser Wetter erst einmal keinen unmittelbaren
Einfluss haben

Dies gilt auch für die an der Südflanke des nordeuropäischen Langwellentroges
zumeist von West nach Ost ablaufenden kurzwelligen Troganteile. Diesbezüglich
scheinen der aktuelle Lauf und sein unmittelbarer Vorgänger ein gegenläufiges
Muster zum gestrigen 00-UTC-Lauf zu errechnen – dort wo aktuell Tröge simuliert
werden, waren es in der gestrigen Nacht noch Rücken.

Noch weiter laufe die Modelle dann in der zweiten Wochenhälfte auseinander – mit
teils völlig unterschiedlicher Position der Tiefdruckgebiete und stark
unterschiedlichen Geopotentialmustern. Dass all diese Unterschiede sich auf
unser Wetter nur moderat auswirken liegt nur daran, dass der Hochdruck über dem
Süden recht einheitlich vorhergesagt wird und die Hochs- und Tiefs zumindest bis
in die kommende Woche hinein einen gewissen Respektabstand zu uns halten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis in den Montag hinein simulieren IFS, GFS, ICON und UK10 recht ähnlich. Schon
in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag schwenkt GFS aus der Phalanx aus und
berechnet singulär ein Sturmtief nördlich von Schottland/Irland.

In der Nacht zum Mittwoch gibt dann auch ICON die Mehrheitsmeinung auf und legt
sich auf ein steuerndes Sturmtief westlich von Irland in der Nacht zum
Donnerstag fest – eine Lösung, die der des gestrigen 12 UTC IFS-Laufs sehr
ähnelt.

Ein Tief am Westausgang des Ärmelkanals am Mittwochabend deuten IFS und UK10 an,
wobei UK10 von der IFS-Zugbahn in Richtung Nordsee nichts wissen will sondern
mit seinem Tief stattdessen die Mitte Deutschlands anpeilt.

Natürlich haben die unterschiedlichen Positionen und Intensitäten der Tiefs
deutliche Auswirkungen auf die Advektionsfelder (u.a. T 850 hPa) und die
Feuchtefelder. Dass auch die Geopotentialfelder als Trigger für den Bodendruck
deutliche Unterschiede aufweisen bedarf hier im Grunde keiner Erwähnung.

Die Konsistenz dieses internationalen Modellvergleichs ist spätestens ab
Mittwoch allenfalls noch befriedigen bis ausreichend.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-Ensembles werden im Zeitraum +72 bis +96 Stunden in drei Cluster
eingeteilt, die durchweg in der Kategorie „Positive NAO“ liegen. Im Zeitfenster
+120 bis +168 Stunden werden dann 2 Cluster angeboten, das mit 22 Mitgliedern
kleinere bleibt durchweg in der Kategorie „Positive NAO“, das mit 29 Mitgliedern
größere wechselt in die Kategorie „Negative NAO“. Dies deutet, wenn auch nur
dezent, über die hinzugekommene Cluster-Kategorie die zunehmende Streuung der
Ensemblelösungen in Richtung zweite Wochenhälfte an. Die insgesamt geringe Zahl
an Clustern deutet hingegen eine stabile Vorhersage an – was sich aus der
Konsistenzbetrachtung und dem Modellvergleich nicht zwingend ergibt.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen ab Sonntag unter Schwankungen einen
Rückgang der 850er Temperatur an, insbesondere ab Freitag deutet sich dann
wieder eine recht kalte Phase an. Liegen die entsprechenden Werte am Montag und
Dienstag zumeist in einer (schon auf Sicht von 4 bis 5 Tagen recht großen)
Spanne von -4 und +6 Grad, so steigt diese Spanne ab Mittwoch nochmals deutlich
an, die Mehrheit der Ensemblemitglieder tendiert dabei „nach unten“.

Beim Geopotential setzen die Ensembles ebenfalls auf einen Rückgang der ab
Dienstag, unter deutlicher Zunahme der Streuung, beschleunigt ablaufen soll.

Die GFS.-Ensembles stützen im Kern die Aussage der IFS-Ensembles, der
GFS-Hauptlauf ist aber ab dem übernächsten Wochenende (4./5.1.) ein Ausreißer
nach unten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI deutet für den Norden am Montag im Vergleich zum Klimamittel signifikant
höhere Temperaturen an.

STRENGER FROST:
COSMO-Leps deutet in der Nacht zum Montag in und unmittelbar an den Alpen
geringe Wahrscheinlichkeiten für Strengen Frost an.

WIND:
COSMO-Leps errechnet am Sonntag für Nordfriesland und exponierte
Ostseeküstenabschnitte (Darß, Rügen) Wahrscheinlichkeiten bis 40% für Sturmböen

18 m/s. In der Nacht zu Montag steigen diese Wahrscheinlichkeiten auf bis zu
60%. Im angrenzenden Binnenland liegen die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten
nur um 10%

Am Montag steigen die Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen > 18 m/s etwas an
(Küsten meist um 40%, Nordfriesische Inseln und Rügen bis 70%, angrenzendes
Binnenland bis 20%). In der Nacht zum Dienstag ist dann im Norden allgemein ein
deutlicherer Anstieg im Vergleich zum Tage von 10 bis 20% auszumachen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas