S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.12.2024 um 10.30 UTC

Nach kräftigen Schneefällen in den Alpen Hochdruckeinfluss und mäßig kalt. An
den Feiertagen geringe Glatteisgefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 28.12.2024

Heute beschäftigen wir uns in der Mittelfrist mit dem Weihnachtswetter: An
Heiligabend, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich nach IFS ein
Langwellentrog über dem östlichen Mitteleuropa, wobei sich im Bereich der
südlichen Adria ein Höhentief abgespaltet hat. Die Südosthälfte Deutschlands
wird dabei noch von Höhenkaltluft beeinflusst. Gleichzeitig erstreckt sich ein
mächtiger Höhenrücken vom Atlantik her Richtung Nordsee. Damit liegt Deutschland
im Bereich einer schon etwas antizyklonal konturierten nordnordöstlichen
Höhenströmung. Im Laufe des Tages weitet sich der Höhenrücken weiter Richtung
Südskandinavien aus und damit tropft der Trog weiter ab. Ein Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt von Westen her in die Biskaya und beeinflusst uns mit einem
bis ins Baltikum reichenden Keil. Diesem steht ein Zentraltief im Bereich
Griechenlands gegenüber. Nordwestliche Winde sorgen an den Alpen noch für
Stauniederschläge, die bei 850-hPa-Werten um -6°C bis in die Täler als Schnee
fallen, so dass dort eine ergiebige Neuschneelage zu Ende geht, auch wenn es bis
in den Abend hinein noch weiterkrümeln soll. Im Norden Deutschlands dreht
dagegen der Wind schon auf westliche Richtungen, so dass dort im Laufe des Tages
schon wieder eine mildere atlantische Luftmasse herangeführt wird, wobei es an
einer Warmfront ganz im Westen ab der zweiten Tageshälfte leichten Sprühregen
geben kann. Dazwischen tun sich vom Südwesten bis in den Nordosten einige
Wolkenlücken auf. So sieht es dann auch in der Nacht aus. Ganz im Westen sprüht
es bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt etwas, im übrigen Land liegen die
Werte um den Gefrierpunkt. Wo der Sprühregen im westlichen Bergland auf
Frostluft trifft, ist Glatteis nicht ganz ausgeschlossen. In den Alpen gibt es
bei Temperaturen deutlich unter null noch fernsehtaugliches leichtes
Schneegeflöckel.

Dieses lässt am ersten Weihnachtsfeiertag dann endgültig nach und in den frisch
verschneiten Alpen kommt die Sonne heraus. Das Hoch verlagert seinen Schwerpunkt
nach Süddeutschland. Dabei kann die Warmfront im Süden kaum ostwärts
vorandringen, so dass sie eher im Nordwesten des Landes entlangschleift und dort
weiterhin recht mildes, aber trübes und teils zu Sprühregen neigendes
Weihnachtswetter bringt. In den übrigen Landesteilen sind dagegen die Chancen
auf etwas Sonne gar nicht so schlecht und es bleibt trocken.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag nistet sich eine langgestreckte Höhenantizyklone
von England bis ins Baltikum ein. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
ostwärts bis nach Polen und bläht sich auf über 1040 hPa auf. Der Wind dreht
damit überall auf östliche Richtungen. Ganz im Nordwesten hängt noch die feuchte
Luft der ehemaligen Warmfront mit dichten Wolken. Ansonsten gibt es teils
trübes, nach der Prognose oftmals aber auch sonniges Wetter mit dann recht
großem Tagesgang der Temperatur mit verbreitetem Nachtfrost und Tageswerten um
5°C. Bei Nebel schwanken die Werte eher um 0°C.

Am Freitag ändert sich die Lage nur wenig. Das Hoch schwächt sich ab und
verlagert seinen Schwerpunkt weiter nach Osten. Hierzulande bleibt es bei einer
schwachwindigen Hochdruckrandlage mit (Hoch-)Nebel und Sonne.

Am Samstag verbleibt der Schwerpunkt des Höhenhochs im Raum Kaliningrad, das
Bodenhoch verschiebt seinen Schwerpunkt wieder leicht nach Westen und der wieder
etwas auflebende Wind dreht etwas Richtung Süd. Weiterhin bleibt es trocken,
teils mit Nebel, teils mit Sonne.

In den Folgetagen verlagern sich die Schwerpunkte der Hochs in Bodennähe und in
der Höhe leicht Richtung Südosten. Insgesamt bleibt das Hoch sehr ausgedehnt und
bei schwachem Gradienten schwächt sich der Richtung Süd drehende Wind wieder ab.
Tendenziell dürfte in den tiefen Lagen die Nebel- und Hochnebelneigung noch
etwas zunehmen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf des IFS zeigt am ersten Weihnachtsfeiertag ein deutlich
gebremstes Vorankommen der Warmfront nach Südosten im Vergleich zu seinen beiden
Vorgängerläufen. Dies liegt daran, dass nach dem jüngsten Lauf der
Hochschwerpunkt etwas weiter östlich ist. Dies hat zur Folge, dass die Gefahr
von gefrierendem Sprühregen heute im Vergleich zu gestern deutlich geringer ist.
Zudem verringert/verhindert es den Eintrag atlantischer Feuchte in die Mitte,
den Süden und Osten Deutschlands, was bis in die Folgeetage hinein die
Sonnenchancen positiv beeinflussen dürfte. In der Folge sehen zwar die Prognosen
weiterhin etwas unterschiedlich aus, das ändert aber insgesamt nicht viel an der
Prognose. Insbesondere nach dem gestrigen Lauf sollte bereits ab Freitag wieder
eine neue Front in die Nähe des Nordens gelangen und am Samstag über den Norden
hinwegschleifen. Die jüngeren Läufe simulieren dagegen den Hochdruckeinfluss
stärker, so dass uns keine Front mehr erreicht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die übrigen Modelle stützen die optimistische Variante des IFS bezüglich der
Warmfront nur ansatzweise. Nach ICON, UK10 und GFS kommt die Warmfront zwar sehr
langsam voran, soll aber mit ihren Wolken nach und nach an den Feiertagen auch
weiter vorandringen, so dass wohl nur die Regionen südlich der der Donau und der
Bayerische Wald verschont bleiben. Dies hätte nicht nur das geringe Potential
gefrierenden Regens zur Folge, sondern auch trüberes Wetter bis in die Folgetage
hinein. GEM dagegen stützt die optimistische Variante des IFS komplett.
Etwas unsicherer wird es zum nächsten Freitag und Samstag, wenn alle Modelle die
Fronten wieder näher an Deutschland heranlassen als IFS, so dass es zumindest im
Küstenumfeld wieder unbeständiger werden könnte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-EPS verteilt sich im Mittelfristzeitraum (Donnerstag, 00 UTC bis
Samstag, 00 UTC) auf drei Cluster, die sich aber im Raum Mitteleuropa stark
ähneln und alle das starke Blocking zeigen. Etwas spannender wird es in der
erweiterten Mittelfrist von Sonntag bis Dienstag. Von Norden wird das Blocking
allmählich angegriffen, hält sich aber wacker. C1 (35 Mitglieder, Haupt- und
Kontrolllauf) behalten dabei noch die Hochdrucklage, aber mit zum Balkan
zurückgezogenem Hoch, so dass von Westen milde Atlantikluft zu uns eindringen
kann. C2 (16 Mitglieder) lässt dagegen das Hoch sich eher etwas nach Südwesten
zurückziehen, so dass der Südwesten noch unter Hochdruckeinfluss bleibt, in den
Nordosten dagegen wieder verstärkt Meeresluft einfließt.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte zeigen einen deutlichen Anstieg von
Temperatur (850 hPa!) und Potential an den Weihnachtsfeiertagen. Dann bleiben
die Kurven im Süden konstant hoch bei mäßiger Streuung, die aber nur wenig
zunimmt. Im Norden ist dagegen die Streuung anfangs sehr gering, später sinken
Potential und Temperatur langsam wieder und die Streuung nimmt zu. Ab nächsten
Sonntag tauchen dann zunächst im Norden, später wieder im Süden leichte
Niederschlagssignale auf.

Insgesamt scheint sich aber die Hochdrucklage recht stabil zu halten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der Heilige Abend beginnt noch mit kräftigen Schneefällen an den Alpen, die im
Laufe des Tages langsam abklingen und mit hoher Wahrscheinlichkeit eine markante
Schneefallwarnung erfordern werden. So können dort innert 36 bis 48 Stunden 25
bis 50, in Staulagen teils über 70 cm Neuschnee fallen.
Mit Vordringen der Warmfront ab dem späten Heiligabend muss bei teils noch
vorhandenem Frost im höheren westlichen Bergland eventuell mit gefrierendem
Regen oder Sprühregen gerechnet werden. Es ist noch nicht ganz sicher, wie weit
sich die dichten Wolken der Warmfront und damit die Regenfälle am Ersten
Weihnachtsfeiertag ostwärts ausweiten können, es erscheint aber nicht
ausgeschlossen, dass später auch die zentralen und östlichen Mittelgebirge
betroffen sein werden. Bis zu den Alpen dringt die Front wohl nicht südwärts
vor.
Dort wird ab der Nacht zum Zweiten Weihnachtsfeiertag klarer Himmel erwartet, so
dass auch in den Folgenächten über den Schneeflächen örtlich mit strengem Frost
zu rechnen ist. Dies zeigt auch IFS-EPS. Je nach Bewölkung kann es auch im
Bayerischen Wald und im Erzgebirge über den Schneeflächen strengen Frost geben.

Davon abgesehen erwarten uns bei Hochdruckeinfluss keine signifikanten
Wettererscheinungen mehr.

Auch die Rauchfahnen des GFS zeigen eine ähnliche Entwicklung. Dort steigen aber
vor allem Richtung Südosten die Temperaturen zunächst nicht so stark an, zum
nächsten Wochenende hin gibt es dann nochmal einen leichten Anstieg, bevor die
Temperaturkurven zurückgehen. Dies spiegelt wohl wider, dass bei GFS das
Absinken (und damit die Erwärmung) zunächst nicht ganz so stark ist, weswegen
sich bei GFS auch die Front weiter nach Osten durchsetzen kann.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann