SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.12.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Windig, wechselhaft und mild, erst ab Sonntag im Bergland winterlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland im Bereich einer diffluenten und leicht
mäandrierenden Frontalzone, die sich vom Raum Island bis nach Polen erstreckt
und von dort aus nach Nordosten abbiegt, um einen über Westrussland liegenden
Höhenkeil zu umlaufen. Frontensysteme, die in rascher Folge Deutschland
überqueren, gestalten den Wettercharakter wechselhaft.
Zunächst ist ein südostwärts schwenkender Kurzwellentrog wetterwirksam, der sich
auch im Bodendruckfeld abzeichnet. Hierdurch bleibt im Nordosten Deutschlands
ein kräftiger Gradient mit Wind- und stürmischen Böen an einigen
Küstenabschnitten und auf exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge aufrecht. Sonst ist der Wind nicht warnrelevant. Mit einem sich
von Frankreich hereinschiebenden Bodenhochkeil weicht der Gradient auf, so dass
der Wind auch an der See und in höheren Berglagen zumindest vorübergehend
abflaut.
Zudem sind vor allem nach Südosten hin weitere Schauer zu erwarten, die oberhalb
600 m als Schnee fallen, aber nur in und unmittelbar an den Alpen einige
Zentimeter Schnee bringen.

In der Nacht zum Samstag Folgt bereits ein weiterer Kurzwellentrog. Dieser wird
durch Warmluftadvektion überlaufen und flacht daher zusehends ab. Mit dem
vorgelagerten okkludierten Frontensystem kommt im Nordwesten und Westen erneut
Niederschlag auf, der anfangs oberhalb 600 m als Schnee fällt, aber bei einer
rasch auf über 800 m ansteigenden Schneefallgrenze alsbald in Regen übergeht.
Ohnehin reicht es nur in den östlichen Mittelgebirgen und am östlichen Alpenrand
für ein paar (weniger als 5) Zentimeter nassen Schnee. Dennoch besteht in
Höhenlagen Glättegefahr. Der Wind frischt erneut auf, so dass an einigen
Küstenabschnitten wieder vermehrt Wind- und stürmische Böen und auf exponierten
Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten können.

Samstag … setzt sich vom Atlantik her eine straffe Frontalzone auch über
Mitteleuropa durch. Ein darin eingelagerter breiter Trog weitet sich bis zu den
Britischen Inseln aus. Das mit diesem Trog korrespondierende Tief, eine
ausgewachsene Sturmzyklone, verlagert sich zu den Shetlands. Dessen ebenfalls
okkludierendes Frontensystem überquert die Nordsee, wobei die Warmfront bis zum
Abend den Nordwesten Deutschlands erfasst. Mit der Warmfront verstärken sich bis
in die Mitte Deutschlands hinein die Niederschläge, ohne vorerst warnrelevant zu
werden. Einige Zentimeter nasser Schnee sind dann nur noch in den östlichen
Mittelgebirgen oberhalb von etwa 800 m möglich.
Zudem erfolgt im Bereich des übergreifenden Warmsektors eine erneute
Gradientzunahme bis hin zum Windböen Bft 7 im nordwestlichen und westlichen
Binnenland und Sturmböen Bft 8/9 an der Nordsee sowie in den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge. Auf exponierten Berggipfeln sind dann schwere
Sturmböen möglich.
Ein paar Auflockerungen kommen allenfalls noch im Südosten und in Neißenähe
zustande. Ansonsten hält sich weitgehend geschlossene Bewölkung. Aufgrund der
ausgeprägten Durchmischung sind Tageshöchsttemperaturen zwischen 4 und 8 Grad zu
erwarten. Selbst in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge werden
Maxima um 0 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag rückt der Trog von den Britischen Inseln nach
Frankreich vor und weitet sich dabei nur noch wenig nach Süden aus. Somit ergibt
sich über Mitteleuropa eine zyklonale südwestliche Strömung. Das darin
eingelagerte Frontensystem des in Richtung Südnorwegen ziehenden Sturmtiefs
gelangt hierdurch ins Schleifen, wodurch sich die Niederschläge in den
westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen verstärken. Dabei steigt die
Schneefallgrenze vorübergehend auf über 1000 m an, so dass es dort nur auf den
Gipfeln im Hochschwarzwald für 10 bis 20 cm nassen Schnee reicht. In den
östlichen Mittelgebirgen liegt die Schneefallgrenze etwa bei 800 m und nur
vorübergehend etwas darüber, wodurch in den Gipfellagen des Bayerischen Waldes
durchaus um 20 cm Neuschnee zusammenkommen können.
Eine Überschreitung von Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen zeichnet sich
hinsichtlich der 12- bis 18-std. Niederschlagsmengen lediglich in den Staulagen
des Schwarzwaldes und bis weit in den Sonntagvormittag hinein auch im Allgäu ab,
wobei die Wahrscheinlichkeit nach den aktuellsten Modellläufen hierfür geringer
geworden ist. Aber auch in den Staulagen der sonstigen Mittelgebirge sind 10 bis
20 mm Niederschlag zu erwarten.
Der Wind legt weiter zu, die stärksten Böen treten im Bereich des schmaler
werdenden Warmsektors auf. Das dürfte die Mitte und den Südwesten Deutschlands
betreffen. In tieferen Lagen sind Windböen Bft 7, im Lee der Mittelgebirge, in
freien Lagen und durch den Leitplankeneffekt auch in Teilen des Alpenvorlandes
und darüber hinaus an der See stürmische Böen zu erwarten. Über der offenen See
und im höheren Bergland sind dann Böen bis Sturmstärke, in exponierten
Gipfellagen schwere Sturmböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … stellt sich eine „Troglage Mitteleuropa“ ein. Die Folge ist
deutschlandweit bei extrem labiler Schichtung eine rege Schauertätigkeit bis hin
zu kurzen Graupelgewittern. An der Südflanke des Troges wird die schleifende
Kaltfront über die Alpen hinweg südwärts gedrückt. Bis zum Abend sinkt die
Schneefallgrenze dann wieder auf Lagen um 600 m ab. Oberhalb davon können einige
bis etwa 10, an den Alpen und dort vor allem im Allgäu sowie im Bayerischen Wald
10 bis 20 cm Schnee innerhalb von 12 Stunden fallen.
Im Norden, Osten und in der Mitte wird mit dem Schwenken des Haupttroges der
Gradient ein wenig auseinandergezogen, so dass in diesen Gebieten Wind- und
stürmische Böen auf die Küste und höhere Berglagen beschränkt sind. Im Westen
und Süden bleibt der kräftige Gradient durch einen Bodenhochkeil, der sich am
Alpennordrand vom Mittelland nach Osten vorschiebt und durch Kaltluftadvektion
gestützt wird, noch bestehen, so dass dort bis in die Mittagszeit großflächig
noch Windböen Bft 7, im Bergland und bedingt durch den Leitplankeneffekt auch am
Alpenrand stürmische Böen auftreten. In den Gipfellagen des Schwarzwaldes und
auf Alpengipfeln besteht die Gefahr von Sturm- und schweren Sturmböen. Auch im
alpennahen Vorland sind in freien Lagen einzelne Sturmböen nicht auszuschließen.
Bis zum Abend erfolgt auch dort eine Gradientabnahme, so dass dann Wind- und
stürmische Böen auf höhere Berglagen und Sturmböen Bft 9 und darüber auf höhere
Alpengipfel beschränkt sind.
Ein paar Wolkenlücken kommen nur aufgrund der ausgeprägten Durchmischung
zustande. Dies ist am ehesten im Norden und in den Leelagen der Mittelgebirge
der Fall. Ansonsten hält sich weitgehend geschlossene Bewölkung. Aufgrund der
Durchmischung ist trotz gesamttroposphärischer Abkühlung in den bodennahen
Schichten gegenüber Samstag keine wesentliche Temperaturänderung zu erwarten.

In der Nacht zum Montag weitet sich der wetterbestimmende Trog bis nach
Südeuropa aus. Infolge dieser Entwicklung schlägt das mit dem Trog
korrespondierende Bodentief vom Seegebiet vor der südnorwegischen Küste Südkurs
ein, überquert die Deutsche Bucht und ist Montagfrüh mit einem Kerndruck knapp
unter 990 hPa unmittelbar südwestlich von Hamburg zu finden. An dessen Süd- und
Westflanke frischt in der zweiten Nachthälfte der Wind mit Wind- und stürmischen
Böen, in Nordseenähe mit Sturmböen Bft 9 und unmittelbar an der Nordsee mit
schweren Sturmböen steil aus Nordwest auf. Über der offenen Nordsee sind dann
orkanartige Böen nicht auszuschließen. Ansonsten sind warnrelevante Böen (Wind-
und stürmische Böen, Brocken schwere Sturmböen) auf höhere Berglagen beschränkt.

Während in den nördlichen Mittelgebirgen die Schneefallgrenze auf etwa 800 m
ansteigt, fällt sonst oberhalb von etwa 600 m Schnee. In den Staulagen der
Mittelgebirge können einige bis etwa 10, an den Alpen auch mehr als 15 cm
Neuschnee zusammenkommen.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis einschließlich Sonntag stützen die verfügbaren Modelle die oben beschriebene
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten.
In der Nacht zum Montag zeigen die Modelle hinsichtlich des sich nach
Nord(West)Deutschland verlagernden Tiefs leicht unterschiedliche Ergebnisse,
wobei der Kerndruck zwar ähnlich prognostiziert wird, der Tiefkern aber
gegenüber ICON um 150 km nach Südosten verschoben wird (EZMW, UK10) oder das
Tief über der Mecklenburger Bucht erwartet wird (GFS). Dies sind jedoch
Modellunterschiede im Bereich der Vorhersagegüte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann