#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 17.12.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.12.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Sturmtiefs im Anmarsch! Aber auf den Vorfrühling lauert der Winter.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … legt sich die Ruhe vor dem Sturm über Deutschland! Allenfalls rund
um Rügen gibt es vom abziehenden, hochreichenden Tief noch letzte Zuckungen in
Form von einzelnen Windböen. Sonst macht sich ein Rücken bemerkbar, der sich von
der Iberischen Halbinsel und dem westlichen Mittelmeerraum bis zur Nordsee
erstreckt und bodennah hohen Luftdruck über weite Teile Südeuropa stützt. Der
Einfluss des Rückens samt Bodenhoch ist schließlich auch im IFS-EPS zu erkennen,
indem am heutigen Dienstag die Wetterlage Nordwest antizyklonal über alle Member
dominiert. Ob jetzt die Absinkbewegungen eine Hochnebeldecke induzieren oder
aber einfach Stratus am Himmel hängt, dürfte vielen Menschen so ziemlich egal
sein. Denn an der Einheitsfarbe grau ändert dies nur wenig. Allerdings war das
Dauergrau heute nicht ganz so standhaft und ließ zeitweise und regional begrenzt
größere blaue Flecken zu. Vor allem im Süden und Südosten könnte es auch in der
Nacht noch ein paar größere Auflockerungen geben, sodass dort gebietsweise auch
Frost möglich ist. Ein Phänomen im Dezember, was vor einigen Jahren kaum
Erwähnung fand, nun aber bei Temperaturen in 850 hPa von -2 bis +8 Grad sowie
resultierenden Höchstwerten teils um 10 Grad eine Woche vor Weihnachten
zumindest etwas Winter darstellt.
Da sich in der Nacht die Achse des Rückens aufmacht von der Nordsee ostwärts
über Deutschland hinweg zu schwenken und das Land so langsam auf die Vorderseite
eines nachstoßenden Troges gelangt, sind Hebungsprozesse die Folge. Bodennah
korreliert der Trog mit einem Sturmtief, welches vom Meeresgebiet westlich von
Irland zu den Shetland Insel zieht und einen teils okkludierten Frontenzug im
Schlepptau hat. Entsprechend greift in der Nacht WLA auf die Nordhälfte über und
sorgt so etwa ab der zweiten Nachthälfte in der Nordwesthälfte für etwas Regen.
Dieser stellt bei positiven Temperaturen keine winterliche Gefahr da.
Gleichzeitig verschärft sich aber der Gradient signifikant, sodass der Wind
auflebt und zunächst vor allem im Bergland und an der Nordsee erste starke bis
stürmische Böen, in exponierten Höhenlagen Sturmböen produziert. Mit dem Tief
wird dann auch deutlich wärmere Luft ins Land geschaufelt. In 850 hPa steigen
demnach die Werte bis zum Morgen auf +4 bis +10 Grad an.
Mittwoch … stellt sich die Wetterlage leicht um. Das Wetter vom Atlantik bis
nach Nord- und Osteuropa wird von mehr oder weniger stark amplifizierten Trögen
und korrelierenden Bodentiefs dominiert. Die sind teils wie eine Perlenschnur in
die westliche Grundströmung eingebettet. Diese Entwicklungen sind dabei auch
nahezu in Stein gemeißelt, da im IFS-EPS alle Member auf die Wetterlage West
zyklonal springen. Während der Winter somit noch warten muss und zunächst keine
Zutat in der Wettersuppe bildet, bestimmen Wind bzw. Sturm sowie örtlicher
Dauerregen die aktuellen Suppenrezepte. Am Dienstag legt der Wind soweit zu,
dass im Nordseeumfeld stürmische Böen oder Sturmböen, exponiert auch schwere
Sturmböen auf der Agenda stehen. Entsprechende Windspitzen sind sonst auch im
höheren Bergland zu verzeichnen, in exponierten Gipfellagen sind auch einzelne
orkanartige Böen möglich. Im Tiefland sind vor allem im Norden, Westen und
Teilen der Mitte sowie einigen Leelagen steife Böen, lokal auch stürmische Böen
zu erwarten. In der ersten Nachthälfte liegt das Land dann vorübergehend
zwischen den Stühlen bzw. aus meteorologischer Sicht zwischen den Tiefs, sodass
der Gradient kurz auffächert und der Wind nachlässt. Allenfalls in Hochlagen
bleibt spürbar mit stürmischen Böen oder Sturmböen. Doch schon in der zweiten
Nachthälfte nähert sich das neue Tief an und schiebt ein neues Wind- bzw.
Sturmfeld ins Land. Dieses fällt dann wohl auch noch etwas stärker aus als das
Vorangegangene und zieht voraussichtlich im Nordwesten auch ein paar orange
Flächen für stürmische Böen oder Sturmböen nach sich. Mit der Strömung wird
erneut ein Packen WLA in den Nordwesten und Norden geschoben, die zusammen mit
PVA ordentliche Hebung generiert. Vor allem im Umfeld des Randtiefs, welches
etwa entlang der Nordseeküste zieht, sind größere Regenmengen möglich. Ansonsten
kann es vor allem im Stau der Berge durch orografische Hebung gebietsweise für
Mengen nahe der markanten Warnschwelle reichen. Die Wahrscheinlichkeiten für das
Überschreiten von 30 mm in 24 Stunden halten sich aber derzeit noch in Grenzen
und erreichen allenfalls in den westlichen und südwestlichen Mittelgebirgen
lokal wenige Prozente. Über die Temperaturen brauchen wir kaum reden. Die milde
Atlantikluft schiebt die Temperaturen in 850 hPa auf +1 bis +10 Grad, was in 2 m
Höhe Höchstwerte zwischen rund +7 und +15 Grad und Tiefstwerte zwischen 0 und 11
Grad bedeutet. Leichter Frost ist höchsten im äußersten Südosten, wo der Wind
schwächer und die Wolken dünner sind, noch ein Thema.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … bleibt das IFS-EPS zwar weitert vollends bei der Wetterlage West
zyklonal, im Detail ändert sich das Wetter hierzulande doch entscheidend. Nach
Abzug des Randtiefs über Südschweden in die nördliche Nordsee überquert eine
markante Kaltfront das Land südostwärts. Da sich gleichzeitig ein Kurzwellentrog
von Norwegen und Schweden südwestwärts bis in den Norden Spaniens amplifiziert
können PVA und frontogenetische Hebung voraussichtlich gut interagieren.
Entsprechend schwungvoll kommt die Kaltfront daher. Neben kräftigen,
schauerartigen Niederschlägen wird auch der Höhenwind zum Boden gemixt. In
dessen Umfeld gibt es demnach auch 6-stündige Regenmengen bis nahe an die
Warnschwelle. Im südlichen Bergland gibt es in diesem Zeitraum sogar durchaus
signifikante Wahrscheinlichkeiten für die Überschreitung von 20 mm. Beim Wind
produziert die Front steife bis stürmische Böen, lokal auch Sturmböen, verliert
auf ihrem Weg nach Süden aber etwas an Power. Dafür gibt es im Süden Hinweise
für den Durchgang einer Druckwelle. Rückseitig der Kaltfront lässt der Wind
sofort stark nach. Allenfalls im Küstenumfeld bleibt dieser auflandig in Böen
stark bis stürmisch. Hinter der Kaltfront schiebt sich zudem auch eine ganz
andere Luftmasse ins Land. Die maritime Polarluft kommt in 850 hPa auch nur noch
mit Werten zwischen -3 und -8 Grad daher. Während tagsüber vor der Kaltfront
noch mal Höchstwerte zwischen 8 und 15 Grad in Aussicht stehen, liegen die
nächtlichen Werte trotz einiger Wolken schon nur noch bei -1 bis +4 Grad. Die
Temperaturentwicklung hat dann auch Einfluss auf die Niederschlagsphase. Bei
einer recht zügig absinkenden Schneefallgrenze werden zunächst nur die höheren
Berglagen mit einem Flockenwirbel versehen, nachts können dann die Schauer
teilweise bis in die Niederungen in Schnee übergehen. Vor allem im Schwarzwald
und an den Alpen kann es in der Nacht zum Freitag kräftiger schneien. Während
man aus derzeitiger Sicht im Schwarzwald mit einer gelben Schneewarnung von 2
bis 10 cm mit einem Häkchenhinweis für die Staulagen für etwas größere Mengen
hinkommen sollte, reichen die Neuschneemengen von 5 bis 15, lokal bis 25 cm an
den Alpen wohl für eine markante Warnung über 6 bis 12 Stunden aus. Ansonsten
könnten die Schneeschauer meistens mit einer Glättewarnung versehen bzw.
eingefangen werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Grundsätzlich werden die großskaligen Geopotential- und Luftdruckfelder
vergleichbar simuliert. Geringe Abweichungen gibt es vor allem bei der genauen
zeitlichen Einordnung und der Intensität der Niederschlagsfelder. Derzeit weist
das ICON die rasanteste Entwicklungsgeschwindigkeit auf. Beim Wind gibt es
verschiedene Vorzeichen. Während das IFS und UK10 den Gradientwind etwas stärker
als ICON im Programm haben, trumpft das deutsche Modell dagegen bei der
Kaltfront auf. Da das ICON auch rascher und zudem kühlere Luft advehiert, wird
bei diesem Modell auch der Phasenübergang schneller vollzogen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel