S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.12.2024 um 10.30 UTC

Zunächst Westlage, dann vorübergehend Nordwest.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.12.2024

Am Mittwoch stellt sich die Wetterlage um. Das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa
in der Kurzfrist wird abgebaut und von Westen her setzt sich eine zyklonale
Westsüdwestströmung durch. Die Ausläufer eines vom Seegebiet nordwestlich
Irlands bis vor die norwegische Küste ziehenden Sturmtiefs lenken mit kräftig
auffrischendem Südwestwind einen Schwall sehr milder Meeresluft nach
Deutschland. Bei mehr als +5°C in 850 hPa fällt gebietsweise etwas Regen und die
Temperaturen gehen wieder häufig in den zweistelligen Bereich.
Am Donnerstag schwenkt vom Nordatlantik ein markanter Trog zur Nordsee. Dabei
wird unser Sturmtief unter leichter Auffüllung nach Finnland geführt und die
zugehörige Kaltfront überquert Deutschland mit Südostkurs. Ob daran ein scharfer
Bodentrog hängt oder ein Randtief, ist unsicher. Es setzt aber die Zufuhr von
kälterer Meeresluft ein, in der die 850hPa Werte unter den Gefrierpunkt sinken,
wovon im Flachland bzw. in den Niederungen des Berglandes nichts zu spüren ist,
bei guter Durchmischung bleibt es zunächst sehr mild. Dazu weht lebhafter
Südwestwind mit starken Böen und in Gipfellagen können sich wieder erste
Schneeflocken und den ansonsten häufig fallenden Regen mischen.
Am Freitag zieht der Trog über Mitteleuropa nach Osten und nachfolgend dreht die
Strömung auf nordwestliche Richtungen. Damit gelangt in Schüben immer kältere
Meeresluft (-5°C in 850 hPa) heran, in der weitere schauerartige Niederschläge
auftreten, die im Bergland zunehmend als Schnee fallen. In Staulagen an den
Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum kann es kräftig schneien. Unser
Sturmtief ist derweil Richtung Karelien gezogen und mit der Kaltluftadvektion
setzt im Tagesverlauf die Tendenz zu Absinken und Wetterberuhigung ein.
Am Samstag hat sich über dem Nordatlantik ein markanter Jetstreak formiert der
zur Nordsee ausgreift. Das schlägt im Bodendruckfeld mit einem Orkantief bei
Island durch, dessen Ausläufer mit sehr milder Meeresluft und deutlich
auffrischendem Wind Mitteleuropa von Nordwesten her erreichen. Schon davor
bringen abgeschwächte Tiefausläufer wahrscheinlich wieder eine Milderung mit
leichten Niederschlägen und eine Winddrehung auf Südwest bis West.
Am Sonntag nistet sich das steuernde Tief, dessen Kerndruck zeitweise 950 hPa
unterschreitet, über dem Nordmeer ein. An seiner Südflanke herrscht über
Mitteleuropa eine starke westliche Strömung mit der Tiefausläufer milde
atlantische Luftmassen zu uns transportieren. Falls überhaupt die feste Phase
dabei ist, so im Bergland. Der kräftige Westwind frischt zeitweise stark bis
stürmische auf.
In der erweiterten Mittelfrist, die schon bis an Weihnachten heran reicht,
zeichnet sich eher unbeständiges und insgesamt mildes Wetter ab.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist insgesamt gut. Die milde Westlage,
ebenso wie folgende, aber eher graduelle, Abkühlung am Freitag und Samstag
zeichneten sich auch in den Vorläufen ab. Unschärfen gibt es in den Abläufen im
Detail. So ist die Passage der Kaltfront am Donnerstag mit Fragezeichen
behaftet. Das betrifft das Timing und die Option eines markanten Bodentroges
oder Randtiefs, die dann eine möglicherweise deutlich stärkere Windentwicklung
mitbrächten.
Die Vorläufe deuteten zum Ende das Abtropfen eines großen Troges über
Mitteleuropa mit Übergang Richtung Blocking an. Diese Variante, die ja auch eine
merkliche Abkühlung und eventuell Winterwetter bis in tiefe Lagen zur Folge
gehabt hätte, ist mit dem aktuellen Lauf erstmal wieder vom Tisch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Echte Alternativen haben die anderen Globalmodelle ICON, GFS und UKMO nicht zu
bieten. Im Wesentlichen sehen die kurzen Wellen in den betreffenden Modellen
immer etwas anders aus. Die Timingunterschiede gehen schon zu Beginn der
Mittelfrist mit dem Übergang zur zyklonalen Westlage los.
Spannender wird es Donnerstag und Freitag, wenn die Abkühlung bei ICON mit einem
scharfen Bodentrog verbunden ist, im UKMO entwickelt sich an der Kaltfront ein
Randtief, das über Deutschland nach Osten zieht. Jeweils wäre neben geänderten
zeitlichen Abläufen eine stärkere Windentwicklung zu erwarten; mit Sturmböen bis
in die Niederungen. IFS und GFS sehen die Sache gelassener.
Zum Ende geht der Trend wieder zur Milderung mit Zonalisierung. Nur GFS hält
länger an der kälteren Trogvariante fest und simuliert zum 4.Advent ein
kleinräumiges Tief über Norddeutschland, eine wohl eher unwahrscheinliche
Lösung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Aus Sicht der Ensembles, zumindest soweit die Rauchfahnen das erkennen lassen,
gibt es kaum einen Grund an der Lösung des Hauptlaufs zu zweifeln. Die
Kurvenscharen verlaufen gut gebündelt und laufen erst zum 4.Advent auseinander.
Dann schert auch die 850 hPa Temperaturkurve des Hauptlaufs etwas nach oben aus.
Die Milderung wird also etwas mehr betont als von den meisten Ensemblemembers.
Stetige Niederschlagssignale sind Zeichen für anhaltend wechselhaftes Wetter.
Die Clusterung zeigt zum Anfang keine Auffälligkeiten. Von Freitag bis Sonntag
werden 6 Cluster gebildet, die meist ins Regime Atlantischer Rücken oder NAO+
fallen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 1 (14 Member). Nicht unähnlich sehen auch
beiden nächstgrößeren Cluster mit zusammen weiteren 18 Membern aus, die nach
einer Trogphase wieder die Zonalisierung andeuten.
Erst in der erweiterten Mittelfrist tauchen zaghaft einige Blockinglösungen auf.
Die Mehrheit, der dann 3 Cluster simuliert aber weiter eher zonal und zyklonal.
Die Chancen auf eine nachhaltige Abkühlung und damit winterliches Wetter stehen
also weiter eher schlecht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Aus Sicht der Warnungen ist in erster Linie der Wind interessant. Vor allem an
den Küsten und im Bergland weht er in Böen stürmisch oder mit Sturmstärke. Am
Freitag und Samstag lässt der Wind vorübergehend nach. Sollten sich die Lösungen
des UKMO oder ICON bewahrheiten, wären Donnerstag und Freitag regional auch mal
mehr Wind möglich, ohne dass aus jetziger Sicht eine markante Sturmlage ansteht.
Auf die gibt es auch aus Sicht des EFI oder der Probabilistik keine Hinweise,
auch wenn hier für den Donnerstag überdurchschnittlich viel Wind besonders in
der Südwesthälfte angezeigt wird.
Die wiederholten Regenfälle werden wahrscheinlich höchstens in Staulagen der
Mittelgebirge oder der Alpen mal in die Nähe der (Dauerregen) Warnschwellen
gelangen. Mit dem Winterintermezzo kann es am Freitag und Samstag kurzzeitig im
höheren Bergland und dort in Staulagen mal kräftiger schneien.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner