SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.12.2024 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM Übergang zu NWz/NWa
Kommende Nacht im Norden und Westen örtlich Glatteisbildung durch Sprühregen
nicht ausgeschlossen. Im Bergland zeitweise Schneefall. Ab Samstag vornehmlich
an den Küsten und im höheren Bergland teils stürmisch auffrischender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… erstreckt sich ein Höhenrücken vom zentralen Mittelmeerraum über
Mitteleuropa hinweg bis in den Süden Skandinaviens. Er verlagert sich im
Tagesverlauf unter Abflachung ein wenig ostwärts. Dadurch gestützt wird das
umfangreiche Hochdruckgebiet ERNST, das derzeit mit seinem Schwerpunkt über
Polen zu finden ist und im Tagesverlauf in Richtung Südosteuropa wandert. Wir
verbleiben aber heute noch in dessen Einflussbereich. Bei nur geringen
Luftdruckgegensätzen bleibt das Wettergeschehen heute bei uns von Prozessen in
der Grundschicht geprägt. Dabei ist etwa zwischen 950 und 900 hPa eine markante
Inversion zu finden, unterhalb derer sich eine feuchtkalte Luftmasse befindet
und sich verbreitet eine dichte Stratusdecke hält. Wenige Lücken sind nur im Lee
einzelner Mittelgebirge auszumachen sowie gebietsweise im Osten und Norden. Mit
Verlagerung des Hochs nimmt die südöstliche bis östliche Windkomponente ein
wenig zu (evtl. reicht es in Ostsachsen für einzelne Böen Bft 7, Stichwort
„Böhmischer Wind“), gleichzeitig wird die Inversion durch anhaltendes Absinken
weiter nach unten gedrückt. Beides soll dazu führen, dass die Auflockerungen im
Lee der Mittelgebirge also an den Nordwestflanken, aber auch vom Osten/Südosten
bis in den Nordwesten im Tagesverlauf größer werden und sich doch mal die Sonne
zeigt. Im äußersten Norden sowie in den bei einer südöstlichen bodennahen
Windkomponente anfälligen Lagen Süd- und Südwestdeutschlands hält sich aber
wieder den ganzen Tag über die tiefe St-Bewölkung. Gegenüber gestern gehen
aufgrund der Alterung der Luftmasse die Temperaturen noch um 1 bis 2 K zurück.
In Gebieten mit zähem Nebel und tiefer St-Bewölkung hält sich wahrscheinlich
leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Höhenrücken weiter ostwärts und wir
gelangen von Westen in den Bereich eines flachen, bis zur Iberischen Halbinsel
reichenden Höhentroges. In diesen stößt ein weiterer, vom Nordmeer und
Schottland Richtung Nordsee schwenkender Höhentrog vor. Damit verbunden ist das
Bodentief YARA, mit Kern zunächst vor der Norwegischen Küste, bevor sich durch
Überströmen der Norwegischen Gebirge im Lee ausgangs der Nacht über
Mittelschweden ein neuer Tiefkern ausbildet. Für uns bedeutet das, dass von
Nordwesten Druckfall einsetzt. Der Druckgradient nimmt zu und der auf Südwest
drehende Wind frischt etwas auf. Warnwürdige Böen werden aber noch nicht
erwartet. Das zugehörige Frontensystem in Form einer Kaltfront bleibt zunächst
noch über der Nordsee. Im Vorfeld zieht aber bereits im Norden und Westen
Bewölkung auf, bzw. wird die vom Tag noch vorhandene Bewölkung etwas angehoben.
So kann dort stellenweise etwas Schneegriesel, eher aber sogar Sprühregen
fallen. Da die Temperatur zuvor verbreitet in den Frostbereich absinkt, ist dann
örtliche Glätte oder gar Glatteisbildung nicht ausgeschlossen, was aber nur im
Nowcasting bewarnt werden kann. Im Osten bleibt es gebietsweise klar und auch im
Südwesten und Süden bekommt der Hochnebel mit Winddrehung Lücken, bzw. wird
dieser etwas ostwärts verfrachtet. Dort, wo es im Südwesten auflockert, kann
sich aber stellenweise Bodennebel bilden (dann örtlich Glättegefahr), teils mit
Sichtweiten unter 150 m. Sonst ist die Nebelneigung gering.

Samstag… verlagert sich der Trog mit seiner Achse allmählich ost-/südostwärts
über Deutschland hinweg, wobei er in seinem südlichen Teil Richtung
Südfrankreich zurückhängt. Das Tief YARA (mit neuem Kern und knapp unter 990
hPa) zieht bis zum Abend zum Bottnischen Meerbusen. Die zugehörige Kaltfront
greift ab dem Vormittag von Nordwesten auf Deutschland über und erreicht bis zum
Abend etwa eine Linie Berlin-Niederrhein. Dabei fällt meist Regen, erst mit
Erreichen der zentralen Mittelgebirge am Abend fällt oberhalb von etwa 400 m
etwas Schnee mit Mengen meist von 1 bis 2 cm, im Oberharz bis 5 cm. Im Osten, wo
das Temperaturniveau etwas niedriger ist, kann es auch bis in tiefe Lagen
schneien, durch weiter auffrischenden Wind und die vorherige aufziehende
Bewölkung sollte es bei positiven Belagstemperaturen aber zu keiner Glätte
kommen. Im Vorfeld der Front kann es in der Mitte und im Süden weiterhin etwas
nieseln oder Schneegrieseln. Dann ist in höheren Lagen örtlich Glätte möglich.
Ein weiteres Niederschlagsgebiet soll in Verbindung mit einem Randtrog ab dem
frühen Nachmittag von der Schweiz und Ostfrankreich auf den Südwesten und
äußersten Süden übergreifen, wobei erste Vorboten in Form von etwas Sprühregen
mit Glättegefahr bereits in den Frühstunden vom Hochrhein bis zum Bodensee
aufkommen können. Die Schneefallgrenze liegt im Süden und Südwesten etwa bei 800
bis 1000 m, sodass im Hochschwarzwald und an den Alpen wenige Zentimeter
Neuschnee (Oberallgäu bis 5 cm) bis zum Abend fallen.
Mit der weiteren Gradientzunahme kommt es an den Küsten zu Böen Bft 7 bis 8,
wobei der Wind postfrontal auf West bis Nordwest dreht. Auf dem Brocken und dem
Fichtelberg muss mit Sturmböen Bft 9 gerechnet werden.

In der Nacht zum Sonntag zieht der Trog allmählich ostwärts ab und das
zugehörige Bodentief erreicht mit seinem Kern das Baltikum. Von Westen folgt ein
Höhenrücken nach, der sich ausgehend von einem Höhenhoch südwestlich von Irland
Richtung Nordmeer und Norwegen erstreckt und am Boden mit einem umfangreichen
Hoch mit Schwerpunkt westlich von Frankeich verbunden ist. Mit der sich
einstellenden nordwestlichen Strömung kommt die Kaltfront rasch bis in den Süden
voran. Die 12-stündigen Niederschlagsmengen bleiben weiterhin gering mit Mengen
meist um 2 mm. In einigen Staulagen der Mittelgebirge können bis 5 mm fallen, im
Schwarzwald und an den Alpen auch teils 10 bis 15 mm. Die Schneefallgrenze liegt
etwa bei 600 bis 800 m, sodass oberhalb davon 1 bis 5 cm Neuschnee fallen, an
den Alpen teils auch um 10 cm in 12 Stunden.
Die Windsituation ist gegenüber tagsüber weitgehend unverändert. Windböen Bft 7
sind auf die Küste, stürmische Böen auf exponierte Abschnitte an der Ostseeküste
beschränkt. Auf dem Brocken und dem Fichtelberg kommt es weiterhin zu Sturmböen
Bft 9 aus West bis Nordwest.
Die Nacht bleibt weitgehend frostfrei, sodass abseits des Schneefalls keine
Glättegefahr besteht. Postfrontal lockert die Bewölkung im Norden und Nordwesten
etwas auf.

Sonntag… gelangen wir unter den Höhenrücken, das Bodenhoch verbleibt mit
seinem Schwerpunkt aber südwestlich von uns über Frankreich. Zudem wird der
Rücken von kräftiger WLA überlaufen. Diese steht in Verbindung mit der Warmfront
eines Sturmtiefs mit Kern bei Jan Mayen, die von der Nordsee im Tagesverlauf auf
uns übergreift und deutlich mildere Luft (T850 hPa steigt von Werten um minus 4
Grad auf Werte um plus 3 Grad) mit sich führt. Somit kommt neben dichter
Bewölkung erneut Niederschlag auf, der bis zum Abend auch die östlichen und
südlichen Landesteile erreicht. Meist fallen nicht mehr als 2 mm Regen. An der
Grenze zur kälteren Luft kann in den Gipfellagen der östlichen und südlichen
Mittelgebirge etwas Schnee fallen. An den Alpen, wo sich noch Reste der
vorherigen Kaltfront halten auch um 5 cm, stellenweise bis 10 cm. Auch in der
Nacht zum Montag fällt in höheren Lagen der östlichen/südöstlichen Mittelgebirge
und an den Alpen nochmals zwischen 2 und 10 cm Neuschnee, bevor die
Schneefallgrenze im Laufe der Nacht deutlich ansteigt.
Der Gradient fächert tagsüber zunächst mit Abzug des Tiefs etwas auf. Zum Abend
und in der Nacht erfolgt zwischen dem Hoch und einem Teiltief, das sich über
Südfinnland bildet, wieder eine deutliche Zunahme. Dann kommt es im Norden und
Osten recht verbreitet zu Böen Bft 7, an den Küsten und im Binnenland
Schleswig-Holsteins zu Böen Bft 8, auf dem Brocken und dem Fichtelberg gibt es
schwere Sturmböen Bft 10.
In der Nordhälfte steigt die Temperatur auf 5 bis 9 Grad an, Richtung Süden hält
sich noch etwas kältere Luft mit Werten zwischen 1 und 6 Grad. In der Nacht zum
Montag bleibt es abgesehen von einigen Höhenlagen frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die betrachteten Modelle zeigen die Wetterentwicklung der kommenden Tage sehr
ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger