#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 12.12.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.12.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Bis einschließlich Freitag Andauer der unattraktiven Hochrandlage. Ab Samstag
vorübergehend zyklonaler.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … nähert sich das atmosphärische Unterhaltungsprogramm seinem
negativen Höhepunkt. Oben hui, unten pfui, und sonst gaaaanz viel Langeweile. So
läuft das im Winter, wenn Kameraden wie ERNST, seines Zeichens das aktuell
wetterbestimmende Hoch, den Hut aufhaben und meinen, sie müssten unser Wetter
bestimmen. Unten Žne feucht-kalte Grundschicht, wobei kalt relativ ist, darüber
Žne fette Inversion und darüber Žne trockne Troposphäre, so einfach ist
winterlich-antizyklonale Atmosphärenarithmetik. Statisch, undynamisch und
abwechslungsarm wie ein früheres! Jugendherbergsfrühstück. Das Gute daran, am
Tag der heutigen VBZ- Weihnachtsfeier brauchtŽs an dieser Stelle keiner
ausladenden Ausführungen, Hoffmann kann sich ganz auf die festliche
Veranstaltung dienstlicher Art konzentrieren und sich für seine Verhältnisse
kurzhalten.
Protagonist auf der hiesigen Wetterkarte ist wie bereits angedeutet das
hochreichende Hoch ERNST mit Zentrum über der Nordsee und Ablegern nach
Südskandinavien, UK/Irland und dem Balkan. Umzingelt wird ERNSTl von Tiefs
respektive Trögen westlich der Iberischen Halbinsel, dicht bei Island (YARA) und
Nordosteuropa, wo ein LW-Trog bis hinunter zum Schwarzen Meer reicht. In den
nächsten 12 Stunden passiert nichts weiter, als dass das Hoch seinen Schwerpunkt
etwas nach Osten verlagert und dabei das Absinken bei uns geringfügig verstärkt.
Die Inversion, tagsüber grob um 930 hPa (um 800 m über NN) gelegen, wird etwas
nach unten gedrückt, wodurch die Grundschicht gestaucht wird. Einige der
vorhandenen Lücken vom Tage werden dadurch größer bzw. es werden ein paar neue
in den Hochnebel gerissen, wenn auch sicherlich nicht so großflächig wie von IFS
simuliert. Die subjektiv beste Performance der vergangenen Wochen bei der
Parametrisierung tiefer Bewölkung weist UK10 auf, welches die Lücken im
Wesentlichen auf die Hochlagen der Mittelgebirge und das südliche Alpenvorland
beschränkt. Sollte es weiter unten irgendwo doch für längere Zeit aufgehen,
bildet sich in der feuchten Grundschicht (gealterte Polarluft xPs) rasch Nebel.
Außerdem kann es nördlich der Mittelgebirgsschwelle anfangs noch gebietsweise
etwas nieseln.
Bei der Warnstrategie für Frost wurde einmal mehr eine offensive Variante auf
Basis von MOS-Mix verfolgt, wohlwissend, dass die Temperatur auch bei Hochnebel
knapp unter den Gefrierpunkt abrutschen kann bzw. dort verharrt. Insgesamt weist
MOS-Mix aber einen leicht negativen Bias auf, weil zu optimistisch bei der
Wolkenauflösung und der sich anschließenden Abkühlungsrate. Relativ
unwahrscheinlich ist Frost im Nordwesten sowie direkt an der See. Vereinzelt
kann es glatt werden, sei es durch gefrierendes Nebelnässen, Überfrieren oder
Reif.
Freitag … schlägt ERNST seine Zelte über dem östlichen Mitteleuropa auf. Zur
Mittagszeit befindet sich sein Zentrum mit etwas über 1035 hPa über dem Osten
Polens. Derweil wird der korrespondierende Höhenrücken sowohl von Nordwesten
(Tief YARA + Trog) als auch von Südwesten her (Trog/Tief westlich Iberiens)
ERNSThaft angeknabbert, was leichten Potenzialverlust zur Folge hat. Trotzdem
sinken die Luft und somit auch die Sperrschicht weiter ab, so dass die Inversion
teilweise am Boden aufschlägt. Hinzu kommt auf der Westflanke des Bodenhochs ein
geringfügig auflebender Ost- bis Südostwind. Stauchung der Grundschicht + etwas
Wind sind gute Werkzeuge, um der zähen Hochnebeldecke zumindest gebietsweise
beizukommen und ihr ein paar größere Lücken „reinzubrennen“, als das heute der
Fall war. Neben den Hochlagen können sich vor allem die West- und Nordwestränder
der Mittelgebirge (Leeeffekte) Hoffnung auf größere Lücken und Sonnenschein
machen, während im Luv (Anstau) eher graue Persistenz angesagt ist. Inwieweit
die Hochnebeldecke auch im orografisch weit unterdurchschnittlich gegliederten
Norddeutschland geschreddert wird, ist fraglich. IFS und das IFS-lastige MOS-Mix
sind da sehr optimistisch, ICON und noch weniger UK10 eher nicht so.
Im Dauergrau liegen die Tagestemperaturen um den Gefrierpunkt, sonst gehtŽs hoch
auf 2 bis 6°C.
In der Nacht zum Samstag ziehen sich Bodenhoch und Rücken mehr und mehr nach
Osten zurück. Trotzdem, so richtig zyklonal wirdŽs noch nicht. Zwar stößt der
Trog des in Richtung Lofoten ziehenden Tiefs YARA bis zur Nordsee vor und auch
sonst nimmt das Geopotenzial von Westen her weiter ab. Wettertechnisch ergeben
sich daraus aber noch keine substanziellen Folgen. Heißt, in den Hochlagen sowie
an den Nord- und Westrändern der Mittelgebirge vielfach offen, sonst verbreitet
Nebel oder Hochnebel (teils Altbestände vom Tage respektive deren Expansion,
teils Neubildung). Nur im Nordwesten kann es im Vorfeld einer sich von der
Nordsee nähernden (maskierten) Kaltfront (=> präfrontale Streckung der feuchten
Grundschicht) ab den frühen Morgenstunden hier und da etwas nieseln mit der
Gefahr örtlicher Glätte.
Die Tiefsttemperatur liegt im Westen und Nordwesten sowie an der See um 0°C,
sonst zwischen -2 und -7°C.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … kommt mit Passage einer Kaltfront nebst anschließendem Höhentrog
etwas Bewegung auf die Bühne, ohne dass dabei die ganz großen Kracher ausgerufen
werden. Im Süden wird wohl die Grundschicht nicht nur gestreckt, wie in der
heutigen Frühübersicht beschrieben, es wird nun auch etwas Regen oder Schnee
gerechnet. Ansonsten behalten die Ausführungen von heute Vormittag weitgehend
ihre Gültigkeit.
Modellvergleich und -einschätzung
Dass die Parametrisierung der Grundschichtbewölkung inkl. Nebel von Modell zu
Modell anders angegangen wird, wurde im Text angerissen. Darüber hinaus herrscht
aber weitgehende Einigkeit in Bezug auf die beschriebene Entwicklung.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann