SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.12.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ruhiges und anfangs oft trübes Hochdruckwetter. Bis zum Wochenende zunehmend
Auflockerungen und damit in den Nächten zunehmende Frostneigung bzw.
-verschärfung.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … hält der andauernde Hochdruckeinfluss mit einer satten Inversion
über einer feucht-kalten, wenngleich selten frostig-kalten Grundschicht weiter
an. Dabei sind weiterhin noch keine nennenswerten Wolkenlücken zu verzeichnen.
Vielfach überwiegt eine geschlossene ST/SC Bewölkung mit Untergrenzen zwischen
150 und 500 m, im Bergland sind die Wolken damit durchweg aufliegend mit
deutlicher Sichteinschränkung und örtlicher Raureifbildung.

Lediglich am Alpenrand und im Oberallgäu sind die Untergrenzen bei knapp 1000 m
etwas höher und liegen nur noch weniger 100 m unterhalb des Inversionsniveaus
(Schwarzwald guckt aber derzeit noch nicht raus). Bei schwachen östlichen
Oberwinden von 10-15 kt in 925 hPa hat es leebedingt unweit von Karlsruhe
immerhin für ein paar Lücken gereicht.

Trotz der Kompaktheit der Wolkendecke hat sich die Luftmasse bodennah im
Vergleich zu gestern graduell abgekühlt, so dass in Teilen Frankens auch in
tiefen Lagen gebietsweise leichter Frost herrscht. Die Tagesgänge sind ohnehin
fast nicht existent. Sonst sind es meist +1 bis +4°C. Da also selbst bei dichter
Bewölkung die 0°C ziemlich nah ist, hat man sich für eine recht offensive
Warnausgabe für Frost in der kommenden Nacht entschieden, wohl wissend, dass MOS
in der Fläche wohl 1-2 K zu kalt ist.

Die über der südlichen Mitte überlagerte Wolkenschliere in mittleren Niveaus
steht in Verbindung mit einem südwärts schwenkenden Randtrog eines Höhentiefs
über der Ukraine, ist aber in Summe nicht feucht und mächtig genug für
nennenswerte Seeder-Feeder Effekte.

An der Ostflanke des blockierenden Hochs bei Schottland hat sich über
Schleswig-Holstein ein kleines, flaches Tief reingemogelt. Dessen
Hebungsvorgänge sind allerdings so marginal, dass über Norddeutschland, bis zum
Morgen auch zum Nordrand des Harzes und ins Münsterland ausweitend allenfalls
sporadisch etwas Regen oder Sprühregen fällt. Nicht ausgeschlossen, aber
unwahrscheinlich, dass diese Niederschläge auch bis in den Oberharz ausgreifen
und dort vereinzelt für Glatteis sorgen.

Gleichwohl erhöht das kompensatorische Absinken südlich daran angrenzend über
den mittleren Landesteilen bei absinkender Inversion die Chance auf einzelne
Auflockerungen. IFS zum 0z Termin scheint aber zu optimistisch zu sein mit
vielfach wolkenfreien Bereichen zwischen Trier, Mainz und Fulda.

Im Norden bleibt es ziemlich sicher, sonst zumindest teilweise frostfrei. Bei
Auflockerungen und im Bergland geht es runter auf bis zu -5°C.

Donnerstag … verschiebt sich das meridionale Geopotenzialmuster über dem
nordatlantisch-europäischen Raum generell etwas nach Osten. Entsprechend
befindet sich der Schwerpunkt des Höhenhochs um 18 UTC breitgefächert über der
Nordsee, wobei der von dort aus über das Vorhersagegebiet nach Südosten
gerichtete Höhenkeil sich noch etwas verstärken kann.
Die korrespondierende Hochdruckzone im Bodenfeld wird über GB noch etwas
abgebaut, hingegen können sich die Schwerpunkte über Südskandinavien und
Ostdeutschland bzw. Tschechien etwas verstärken, so dass sich hierzulande bis
zum Abend zumindest in der Südwesthälfte allmählich eine schwache
ost-/südöstliche Bodenströmung etablieren kann. Gleichzeitig wird die Inversion
durch das sich noch verstärkende Absinken auf etwas unter 900 hPa, über der
südlichen Mitte teilweise bis auf 950 hPa (ca. 600 m über NN) gedrückt. Das
steigert die Chancen auf Auflockerungen im Vergleich zu heute und der Nacht ein
Stück weiter, wenngleich man nicht zu viel an Sonnenausbeute erwarten sollte.
Zumindest kommen die Mittelgebirge wie Harz, Thüringer Wald, Rhön usw. zunehmend
raus und an deren West-/Nordwestflanken können sich größere Löcher
„reinfressen“. IFS macht abermals einen zu forschen Eindruck bezüglich der
Auflockerungen. Im EPS sind für das Rhein-Main-Gebiet gar so gut wie alle Member
bei 0 Achtel tiefer Bewölkung ganztags! Gewagt, gewagt!

An der Ostflanke der Hochdruckzone kann in den äußersten Nordosten des Landes
von Skandinavien her etwas kältere Polarluft vordringen (T850 hPa um -3°C)
Richtung Usedom und Rügen, so dass dort die Inversion etwas „aufweicht“. Auch
wenn der Austausch dadurch grundsätzlich erleichtert wird, bleibt oberhalb von
900 hPa eine schwache Inversion vorhanden und unterhalb davon die Grundschicht
feucht.

Vielerorts steht vielmehr erneut ein überwiegend bedeckter, vor allem im Luv der
Berge auch trüber Tag ins Haus. An den Höchstwerten ändert sich allgemein nur
wenig. Vor allem im Luv einiger Mittelgebirge bleibt es leicht frostig mit Reif-
und Raueisablagerungen in den Kammlagen.

In der Nacht zum Freitag stößt der Höhentrog über Nordwesteuropa Richtung
Nordmeer vor, während der Langwellentrog über Osteuropa zwar durch von
Nordwesten einlaufende Randtröge regeneriert wird, aber auch allmählich etwas
nach Osten vorankommt. Die Achse des Höhenkeils bzw. -rückens wird vom Nordmeer
nach Skandinavien abgedrängt und der Schwerpunkt der sich allmählich
abschwächenden Höhenantizyklone verlagert sich von der Nordsee nach
Norddeutschland.

Somit setzt über Nordwesteuropa und zunehmend auch über Skandinavien Druckfall
ein, so dass sich die Hochdruckzone im Bodenfeld tendenziell etwas nach Osten
bzw. Südosten verlagert (Hochschwerpunkt um 06 UTC über Polen mit 1035 hPa), für
uns aber mit einer eher schwachgradientigen südöstlichen Grundströmung
wetterbestimmend bleibt.

Somit ändert sich nur wenig am Wettergeschehen. Vor allem im Süden und in der
Mitte gibt es teils größere Wolkenlücken bei zunehmendem Wind in 925 hPa von
teils 20-25 Knoten aus Südost. Damit nimmt in der generell alternden Luftmasse
die Frostgefahr weiter zu. Ob es so verbreitet frostig wird, wie vom MOSMIX
simuliert (quasi überall, außer im Nordwesten) bleibt aber vorerst noch
abzuwarten. In den Flusstälern besteht bei längeren Auflockerungen eine erhöhte
Nebelneigung mit örtlicher Reifglätte.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … ruhige Hochdruckrandlage mit größeren Auflockerungen vor allem vom
Süden bis in die Mitte. In den Alpen leicht föhnig. In der Nacht zum Samstag
verbreitet leichter Frost. Keine signifikanten Änderungen zur Frühübersicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis auf die Bewölkungsverhältnisse, deren Diskrepanz bereits erwähnt wurde (GFS
unbrauchbar, IFS zu optimistisch, ICON/UK/AROME plausibel), gibt es keine
nennenswerte Modellunterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen