SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.12.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Umstellung zu einer nicht besonders kalten und relativ feuchten Nordostlage
(„high-ovr-low“).

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … ist die Umstellung der Großwetterlage hin zu HNFz (Hoch Nordmeer
Fennoskandien zyklonal) in vollem Gange. Die letzte der drei Tiefdruckladies,
die uns in den vergangenen Tagen und auch aktuell noch beschäftigen (VIVIEN,
WILHELMINE, XAVERIA), hat den Mitte der Woche noch für möglich gehaltenen
Durchbruch nicht geschafft – was wahrscheinlich auch gut so ist, wenn man sieht,
was in UK/Irland, aber auch in Teilen Frankreichs abgeht. Heute Abend steht
XAVERIA (int. Darragh) mit einen Kerndruck von nahe 985 hPa knapp westlich von
Texel, mehr oder weniger gefangen im Kokon des Höhentroges über Westeuropa, der
gerade dabei ist, kräftig nach Süden auszukeilen. Gleichzeitig steigen Luftdruck

  • Gott zum Gruße ERNST – und Geopotenzial über dem Ostatlantik noch etwas an
    respektive weiten sich nordostwärts bis zum Nordmeer aus. Somit weist die
    großräumige Strömung mittlerweile ein stark gestörtes Zirkulationsmuster auf mit
    Blocking-ERNST über dem Ostatlantik und einem weiteren Blockadehoch über
    Russland (DUSTIN).

In der Nacht zum Sonntag zieht XAVERIA, die ihren Karrierehöhepunkt bereits
einige Stunden hinter sich hat, unter weiterer Abschwächung südwärts, wo sie am
Morgen in Belgien aufschlägt. Die teilokkludierte Kaltfront hat mit dem
zugehörigen Niederschlag (Schnee nur ganz ober) inzwischen den Osten und
Südosten erreicht, wo sie zusehends ausgebremst wird und nur noch wenig
vorankommt. Ausgebremst werden auch die zugehörigen Niederschläge, die sich
immer weiter abschwächen. Am längsten regnet es noch Richtung Oder sowie im
Südosten Bayerns. Oberhalb 800 bis 1000 m (Bayerischer Wald/Alpen) fallen ein
paar Zentimeter Neuschnee, zwischen Mangfall und Berchtesgadener Alpen auch 5
bis 10 cm, exponiert vielleicht 15 cm.

Postfrontal gelangt ein Schwall weit um das Tief herumgeholter maritimer
Subpolarluft (mPs) in den Vorhersageraum, in der T850 auf 0 bis -3°C zurückgeht.
Mit Ausnahme des äußersten Westens, wo es in der unmittelbaren Peripherie des
Tiefs zeitweise regnet bzw. in Lagen oberhalb etwa 700 bis 800 m teils nass
schneit, bleibt es im Großen und Ganzen trocken. Hier und da lockert die
Wolkendecke vorübergehend sogar auf, was in der feuchten Grundschicht bei weiter
abnehmendem Wind aber gleich mal Dunst, vielleicht sogar das ein oder andere
Nebelfeld auf den Plan ruft.

Ansonsten gilt es nur noch zu erwähnen, dass der Wind weiter an Substanz
verliert und selbst in den Hochlagen nicht mehr warnwürdig ist. Außerdem bleibt
es überwiegend frostfrei. Lediglich Richtung Alpen sowie in den Hochlagen
einiger Mittelgebirge gehtŽs in den negativen Bereich, so nicht schon geschehen,
Glätte durch gefrierende Nässe inklusive.

Sonntag … dehnt sich der atlantische Rücken bis nach Skandinavien aus.
Gleichzeitig tropft der Höhentrog ab. Übrig bleibt ein riesengroßes Höhentief
mit mehreren Drehzentren, von denen das über Mittelitalien die Hauptrolle
übernimmt. Dafür verliert das hochreichende Tief XAVERIA immer mehr an Bedeutung
bzw. mutiert zu einem Randtrog des italienischen Drehzentrums. In Summe sind das
alles Tendenzen, die in Richtung „high-over-low“ gehen, weshalb es auch nicht
verwundert, dass der Wind weiter rückdreht, bis er irgendwann im Laufe des Tages
landesweit bei Nordost angekommen ist. Bei der Geschwindigkeit dauert es bis in
die Abendstunden, ehe an den Küsten – erst Nord-, dann Ostsee – die Schwelle 7
Bft erreicht oder knapp überschritten wird.

Wettertechnisch gestaltet sich der 3. Advent in der einfließenden, alles andere
als kalten, aber weiterhin feuchten Luftmasse äußerst wolkenreich (T850 0 bis
-4°C, Tmax 2 bis 8°C, im höheren Bergland um 0°C). Im äußersten Südwesten kommt
es anfangs noch zu schwachen Restniederschlägen aus der Nacht, die mit Abzug von
XAVERIA aber alsbald Geschichte sind. Etwas länger dauert es in der östlichen
Mitte sowie im Nordosten, wo Reste der ehemaligen okkludierten Kaltfront wieder
zurückkommen und gen Westen ziehen. Dabei kommt es zu etwas Regen/Nieselregen,
in den Hochlagen des Erzgebirges zu geringem Schneefall. Niederschlagsbaustelle

3 befindet sich ganz im Süden, wo auf der Nordflanke des Italientiefs (es hätte

durchaus einen Namen verdient) leichte Hebungs- und Niederschlagsprozesse
generiert werden, die sich im Tageverlauf vom Alpenrand und von Oberösterreich
her auf weite Teile des Alpenvorlands und später dann auch bis nach BaWü
ausweiten. In den Alpen fallen oberhalb 800 m bis Montagvormittag 5 bis 10, in
exponierten Staulagen vielleicht 15 cm Neuschnee. Sonst kommen ab den
Abendstunden oberhalb 600-700 m 1 bis 5 cm zusammen.

Kurz noch ein Satz zu den bisher nicht genannten Regionen, die morgen im Großen
und Ganzen trocken über den Tag kommen. An der einen oder anderen Stelle lockert
die Wolkendecke sogar mal soweit auf, dass man mit Klärchen einen
frühnachmittäglichen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken kann.

In der Nacht zum Montag ändert sich an der Grundkonstellation nicht viel, die
Nordostströmung bleibt bestehen. Allerdings steigt der Luftdruck allgemein an,
nördlich von uns stärker als weiter südlich. Dadurch verstärkt sich der
Gradient, was den Wind an den Küsten weiter aufbrisen lässt. Neben zahlreichen
steifen Böen 7 Bft muss nun auch vermehrt mit stürmischen Böen 8 Bft, exponiert
vielleicht sogar einer Sturmböe 9 Bft gerechnet werden.

Während die Niederschläge im Süden schon weiter oben erwähnt wurden, gilt es
noch ein paar Worte zum Geschehen weiter nördlich zu verlieren. Dort nämlich
nähert sich von Polen her ein weiteres kleines Höhentief, das auf seiner
Vorderseite Hebung auslöst. Es kommt zu leichten Niederschlägen, die sich von
Osten her über der Nordhälfte nach Westen ausweiten. Dabei fällt in den meisten
Fällen Regen oder Nieselregen. Da die Luftmasse anfangs aber nicht hochreichend
durchgefeuchtet ist (Obergrenze bei 800 hPa => T850 wärmer als -10°C), könnte in
den östlichen und zentralen Mittelgebirgen bei teils negativer Temperatur das
typische, bei Meteorologen so unbeliebte, weil schwer zu detektierende mixtum
compositum aus Nieselregen, gefrierendem Nieselregen und/oder Schneegriesel mit
potenzieller Glätte drohen. Betroffen davon dürften allerdings nur die höchsten
Lagen sein, wo sich das nächtliche Verkehrsaufkommen in der Regel in Grenzen
hält.

Während es in tiefen Lagen meist frostfrei bleibt, geht es in höheren Lagen
runter auf 0 bis -3°C.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … Siehe Syn Üb. von heute früh.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Großen und Ganzen simulieren die Modelle die Entwicklung ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann