SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.11.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zunächst weiter windig bis stürmisch. Im Laufe des Montags nachlassend. Mit
Kaltfront spätestens in der Nacht auf Dienstag Ende der außergewöhnlichen
End-Novemberwärme.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … befindet sich der Vorhersageraum in einer strammen südwestlichen
Höhenströmung, die von der Iberischen Halbinsel bis nach Deutschland
außergewöhnlich warme Luftmassen advehiert. So liegt die 850 hPa Temperatur
verbreitet oberhalb der 10 Grad Marke.

Am Boden befindet sich ein Orkantief bei den Britischen Inseln, das den
Höhepunkt der Entwicklung schon längst hinter sich gelassen hat und sich weiter
auffüllt. Auf seine Vorderseite gibt es ganz ordentliche Druckgegensätze, sodass
es den ganzen Tag über vielerorts einen strammen Süd- bis Südwestwind gab.
Aufgrund der stabilen Schichtung, gab es in tiefen Lagen warnwürdige Böen
vornehmlich in den Leebereichen der Mittelgebirge.
Auch im Küstenumfeld kommt es zu Windböen, direkt an der Küste auch zu
stürmischen Böen. Exponiert sowie im höheren Bergland ist mit Sturmböen zu
rechnen.
Bei der Betrachtung der Großwetterlage und der Höhenwinde, ändert sich in der
Nacht auf Montag auch nichts Wesentliches, sodass die Wind- und Sturmböen die
gleichen Regionen betreffen.
Auffällig ist allenfalls, dass in der mittleren Troposphäre (gut in 850 hPa zu
sehen) nochmal ein relatives Windmaximum durchläuft. Es ist also wahrscheinlich,
dass insbesondere die höheren Berglagen nochmal ein Aufleben des Windes in der
ersten Nachthälfte zu erwarten haben. Dieses Maximum findet sich aber auch schon
im Warnkonzept umgesetzt.

Nach dem überaus milden Tag mit zahlreichen Dekadenrekorden vor allem im Westen
und Südwesten des Landes (Baden-Baden und Rheinfelden stehen mit 19.7 Grad an
der Spitze der Rekordliste), steht gebietsweise eine außergewöhnlich milde
End-Novembernacht bevor. Gerade im Lee von Sauer-Siegerland oder Eifel werden
die Werte wohl nur wenig unter die 15 Grad Marke absinken.
Ganz anders der Südosten. Dort ist die Grundschicht weiterhin entkoppelt, was
vornehmlich daran liegt, dass dort die Windgeschwindigkeiten in den unteren
Schichten weiterhin nur schwach sind.
Dort wo es tagsüber abtauenden Schnee gegeben hat, besteht die Möglichkeit von
überfrierender Nässe.

In vielen Regionen ist es gering bewölkt oder es gibt nur dünne Cirrusbewölkung.
Mit Annäherung der Kaltfront des Orkantiefs, greift aber in der zweiten
Nachthälfte zunehmend mittelhohe Bewölkung auf den Westen und Nordwesten über.

Montag … verbleibt der Vorhersageraum in der strammen südwestlichen
Höhenströmung, sodass sich zunächst auch an der Windsituation (wie am Vortag
beschrieben) nichts Wesentliches ändern wird.

Die Kaltfront des Tiefs nähert sich im Tagesverlauf an, es dauert aber noch
einige Zeit, bis sie im Nachmittagsverlauf auf den Nordwesten Deutschlands
übergreifen kann. Zuvor wird sie durch Wellenbildungen zurückgehalten. Infolge
dieser Wellenbildung geht der Gradient im Bodendruckfeld deutlich raus, sodass
auch der Wind im Nachmittagsverlauf vielfach in die Knie geht.
Zum Abend sind warnwürdige Böen dann nur noch im höheren Bergland und an der
Nordsee (sowie der vorpommerschen Ostseeküste) ein Thema (Bft 7, exponiert Bft
8).

Die Feuchtefelder im Vorfeld der Warmfront kommen im Tagesverlauf etwa bis zur
Mitte voran. Nennenswert Sonne gibt es nur noch in der Südosthälfte. Vor allem
von Mittel bis Südbayern, ausgehend von der Alb sowie in Teilen Sachsens ist es
auch länger sonnig (leegestützt).
Während es in der ersten Tageshälfte noch häufig trocken ist, beginnt es am
Nachmittag im Nordwesten und Westen zu regnen.

Die Kaltfront macht nur bedingt ihren Namen alle Ehre. Sie bleibt eingebettet in
die südwestliche Grundströmung, Kaltluftadvektion und Druckanstieg überlaufen
die Vorderkante der Front. So zeigt sich zwar postfrontal ein Rückgang der
Temperatur, richtig kalt wird es aber vorerst nicht.
Im Vorfeld der Frontpassage sind nochmal ähnliche Maxima wie am heutigen Sonntag
zu erwarten. Vielleicht klappt es diesmal sogar mit der 20 Grad Marke, an der
wir heute nur knapp gescheitert sind. Das EZ MOS zeigt diese für den
Oberrheingraben an.

Weiterhin entkoppelt bleibt die Grundschicht trotz Sonne in Teilen Bayerns. Es
fehlt dort einfach an der Durchmischung. So verbleiben die Maxima in den
Niederungen von Ost- und Südostbayern teils im einstelligen Bereich.

Der Föhn in den Alpen bleibt bis zum Abend zunächst noch aktiv.

In der Nacht auf Dienstag nimmt die Kaltfront Fahrt auf und erreicht bis zum
Morgen auch den Südosten Deutschlands. Der Föhn bricht mit Durchlauf des
Druckanstiegswelle zusammen. Auch sonst ist der Wind abgesehen von einzelnen
Berggipfeln und der Nordsee nicht mehr warnrelevant.

Das Niederschlagsband, das mit der Kaltfront in Verbindung steht bewegt sich
über die Mitte bis in den Süden und Südosten Deutschlands. Da ganz im Südosten
weiterhin Reste der Kaltluft liegen, kann man mit Übergreifen der Niederschläge
im Bayerischen Wald nicht ganz ausschließen, dass dort auch mal vorübergehen die
gefrierende Phase mit dabei ist (negative 5 cm Temperaturprognose und
Belagsprognose).

Von Nordwesten lassen die Niederschläge nach und die Wolkendecke kann auch mal
stärker aufreißen. Im Nordseeumfeld gibt es mit Übergreifen der Trogachse
Schauer, vielleicht sind auf der Nordsee auch mal Blitz und Donner mit dabei.
Die Minima bewegen sich meist zwischen 10 und 4 Grad (abseits vom Südosten).

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … der Dienstag ist geprägt von der Lage im Trogbereich. Am Boden kann
sich im Süden ein schwaches Zwischenhoch aufbauen.
Der Tag verläuft recht unspektakulär. In der ersten Tageshälfte gibt es im
Südosten noch Niederschläge, die nachfolgend abziehen. An der Nordsee kommt es
zu Schauern. Nachmittags greift die Schaueraktivität auf weitere Landesteile im
Nordwesten und Westen über.
Davon abgesehen ist es wechselnd bis stark bewölkt, mit den größten
Sonnenchancen im Lee der Mittelgebirge.

Warntechnisch relevant ist nur der Wind auf den Berggipfeln und an den Küsten.
Dazu gibt es aber auch keine neuen Erkenntnisse im Vergleich zur Frühübersicht.

Die Temperaturen bewegen sich auf einem gedämpfteren Niveau, sind mit 8 bis 14
Grad aber weiterhin mild.
Nachts kann es gebietsweise leichten Frost in Bodennähe geben und der Wind lässt
weiter nach.

Modellvergleich und -einschätzung

Es lassen sich keine nennenswerten Unterschiede zu den Erkenntnissen aus der
Frühübersicht finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer