S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.11.2024 um 10.30 UTC

Zunächst windig bis stürmisch und unbeständig, Dauerregen und im Bergland
mäßiger Schneefall lokal möglich, ab dem Wochenende zunehmend ruhiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.12.2024

Zum Start in den mittelfristigen Zeitraum produziert das IFS-EPS überwiegend
West-Wetterlagen (Ww, Ws, Wz, SWz). Antizyklonale Bedingungen bleibt nur wenigen
Membern vorbehalten.

Der letzte determistische IFS-Lauf reiht sich in die Reihe von zyklonal
geprägten westlichen Lagen ein. Demnach soll bis Freitag mit einer westlichen
Grundströmung ein hochreichendes Tief unter Verstärkung von den Britischen
Inseln bis nach Österreich wandern. Gleichzeitig soll sich auf dessen Rückseite
ein kräftiger, von der Iberischen Halbinsel über die Britischen Inseln hinweg
bis nach Skandinavien reichender Rücken aufbauen, der bodennah ein großräumige
Hochdruckzone von der Nordsee bis nach Russland stützt. Mit dem hochreichenden
Tief, welches bodennah auch einen okkludierten Frontenzug um sich wickelt,
kommen am Mittwoch von Westen anfangs WLA gebunden schauerartig verstärkt
Niederschläge auf, die sich nahezu über das ganze Land ausbreiten. Während das
Tief anfangs auf der Südflanke bei Werten in 850 hPa von 2 bis 8 Grad recht
milde Luft ins Land schaufelt, strömt rückseitig rasch kühle Luft polaren
Ursprungs nach und verdrängt schließlich die milde Luft wieder. Resultierend
fallen die Werte in 850 hPa am Donnerstag auf rund +1 bis -4 Grad, am Freitag
liegen die Werte meist zwischen 0 und -5 Grad. Resultierend kann es im
Mittelgebirgsraum und an den Alpen oberhalb von etwa 600 bis 800 Metern teils
kräftig schneien. Zudem sind mit dem Vordringen des in der Höhe durchaus kalten
Tiefs einzelne Gewitter Typ Kaltluft nicht ausgeschlossen. Mit Durchzug des
Tiefs will schließlich auch der Wind ein Wörtchen mitreden. Vor allem auf der
Süd- und Südwestflanke lebt dieser deutlich auf und erreicht starke bis
stürmische Böen, in Hochlagen auch Sturmböen.

Nachdem das Höhentief am Freitag vorübergehend über Österreich verharrt, macht
es sich nach IFS ab Samstag wieder auf den Weg zurück zur Nordsee, wo es in der
Nacht zum Montag ankommen soll. Das korrelierende Bodentief kann dabei seine
Schwächephase am Freitag überwinden und ab Samstag zunächst leicht gestärkt vom
Alpenraum zu den Britischen Inseln ziehen, wo es schließlich vom
Tiefdruckkomplex über dem Ostatlantik geschluckt wird und von da an als
Bodentrog seinen weiteren Lebensweg fristet. Auf dem Rückweg des Tiefs gen
Britische Inseln kann sich die Luft hierzulande in 850 hPa sogar noch etwas
weiter abkühlen und erreicht am Samstag -1 bis -6 Grad und am Sonntag +1 bis -8
Grad. Da auf dem Hinweg und dem Stopp über Österreich viel Feuchte verloren ging
und auch die Hebungsimpulse zunehmend reduziert ausfallen, ist die
Niederschlagsintensität am Samstag und Sonntag im Vergleich zu den Vortagen
deutlich schwächer. Aufgrund der Temperaturen fällt im Bergland etwas Schnee,
während es in tiefen Lagen überwiegend bei der flüssigen Phase bleibt. Auch der
Wind kommt auf dem Rückweg nicht in Fahrt und weht allenfalls mäßig, in
Hochlagen und auf der offenen Nordsee auch stark böig.
Abseits des hochreichenden Tiefs und dessen Hin- und Rückfahrt hat sich vom
Nordmeer über Skandinavien bis nach Westrussland ein Rücken festgesetzt, der
bodennah weiter eine großräumige Hochdruckzone von Skandinavien bis nach
Russland und Südosteuropa produziert und die entsprechenden Staaten mit ruhigem
und weitgehend trockenem Wetterbedingungen versorgt. Über den Ostatlantik kann
sich gleichzeitig ein Trog geringer Wellenlänge von Island bis zur Iberischen
Halbinsel amplifizieren und dabei über mehrere kleine Drehzentren verfügen.
Nachfolgend kann es über dem Ostatlantik und der Westhälfte der Iberischen
Halbinsel kräftig schütten. Auch der zentrale und östliche Mittelmeerraum
bleiben nicht trocken. Bei schwachen Luftdruckgegensätzen kann PVA kleine
Gewittertiefs induzieren, die zusammen mit dem warmen Mittelmeerwasser regional
ordentlich Niederschlag abladen können.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung wird innerhalb des IFS
mittelfristig recht konsistent abgebildet.
Am Mittwoch und Donnerstag sin die Unterschiede auch im Detail nicht
signifikant.
Ab Freitag gibt es geringe Abweichungen bei der Einordnung des Höhentiefs sowie
dem korrespondierenden Bodentief über dem (östlichen) Mitteleuropa. Vor allem im
Vergleich im gestrigen 0-UTC-IFS-Lauf platzieren die neusten Läufe das
hochreichende Tief weiter westlich, sodass die Niederschläge länger in
Deutschland verharren.
Auch am Samstag lassen die neusten beide IFS-Laufe das Höhentief über dem
Alpenraum ankern, während der gestrige 00-UTC-Lauf dieses nach Süditalien
verlagerte.
Am Sonntag weichen dann auch der neuste und der gestrige 12-UTC-Lauf voneinander
ab. Während der gestrige Lauf nun auch den Weg nach Norditalien sucht, lässt die
neuste Berechnung das Höhentief wieder Richtung Nordsee wandern. Insgesamt
weisen die neusten Berechnungen entgegen des gestrigen 00-UTC-Laufes über das
Wochenende hinweg einen unbeständigen und verhältnismäßig kühlen Wettercharakter
aus.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) zeigen eine zum det. IFS
vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung. Allerdings wird vor allem
das Höhentief im Detail räumlich abweichend eingeordnet. Während UK10 und GFS
dieses zunächst von der Nordsee nach Südostpolen verlagern, zieht es beim ICON
bis Freitag an den deutschen Alpenrand. IFS bildet mit der Einordnung über
Niederösterreich somit eine Zwischenlösung. Die unterschiedliche Zugbahn hat
schließlich auch Einfluss auf die räumliche Ausbreitung der Niederschläge. ICON
und IFS lassen diese von Mittwoch bis Freitag über Deutschland mit leicht
veränderter regionaler Abweichung. Beim UK10 und GFS ziehen sie am Donnerstag
ostwärts ab. Dafür schleift der okkludierte Frontenzug länger an den Alpen.
Entsprechend werden dort kräftige und länger anhaltende Niederschläge simuliert,
während beim ICON und IFS die Front samt Niederschläge über die Alpen südwärts
schiebt.

Auch von Samstag bis Montag gehen IFS und ICON im Vergleich zum UK10 und GFS
einen anderen Weg. Letztgenannte lassen das hochreichende Tief als Cut-Off in
den östlichen Mittelmeerraum wandern. Beim ICON zieht es das Höhentief mit
schwächelnden Bodenstrukturen analog zum IFS zurück zur südwestlichen Nordsee,
wobei ICON den Rückweg etwas schneller in Angriff nimmt und auch aufgrund der
Station am Alpenrand anfangs räumlichen Vorsprung aufweist. Sonst sind ICON und
IFS vergleichbar unterwegs. Auch das ICON beschreibt auf dem Rückweg des Tiefs
schwächere Hebungsimpulse, trockener Luft sowie Temperaturen zwischen 0 und -8
Grad, sodass resultierend meist nur leichte, im Stau der Berge zeitweise auch
mal kräftiger Niederschläge auftreten, die in tiefen Lagen als Regen oder
Schneeregen, im Bergland als Schnee fallen können.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser Städte in Deutschland zeigen bezüglich der Temperatur
in 850 hPa am Mittwoch und Donnerstag bis auf einzelne Ausreißer einen geringen
Spread und somit eine hohe Vorhersagegüte. Am Freitag beschreibt zwar eine
Mehrzahl der Member noch einen Bereich von hoher Auftrittswahrscheinlichkeit
(Drängungszone). Insgesamt beginnt sich der EPS-Raum durch einige Member hin zu
wärmeren Werten deutlich aufzuspannen. Ab Samstag ist schließlich auch eine
signifikante Drängungszone nicht mehr zu erkennen. Der Spread steigt dabei auf
Werte von 15 bis 20 Grad, sodass auf Basis des IFS-EPS kaum noch eine seriöse
Vorhersage der Temperatur möglich ist.
Beim Geopotential in 500 hPa verhält es sich ähnlich. Vor allem der Mittwoch
weist einen geringen Spread und somit eine hohe Vorhersagegüte auf. Am Donnertag
und Freitag erhöht sich der Spread zwar deutlich, insgesamt ist aber noch ein
definierter Drängungsbereich und somit eine hohe Auftrittswahrscheinlichkeit zu
erkennen. Spätestens ab der Nacht zum Samstag ist der EPS-Raum jedoch ebenfalls
stark aufgespannt. Spread-Werte von 30 bis 40 hPa lassen auch bezüglich dieses
Parametern kaum noch eine sinnvolle Aussage zu.
Beim Niederschlag sind vor allem am Mittwoch und Donnerstag mit Blick auf die
Intensität/Mengen die größten Unsicherheiten zu verzeichnen. Ab Freitag ist dies
nur noch im Süden und Südosten der Fall, ansonsten werden nur geringe oder keine
Niederschläge gezeigt.

Bei der Einordnung der IFS-EPS-Member in übergeordnete Grundmuster werden im
Zeitraum von +72 bis +96h drei Lösungen benötigt, um alle Unsicherheiten im
EPS-Raum ausreichend zu beschreiben. Dabei wechseln alle Cluster früher oder
später vom Schema einer pos. NAO zum Blocking. Das Blocking durch einen
kräftigen Rücken über West-/Nordwesteuropa wird Cluster übergreifend von einem
Trog über dem Atlantik sowie dem Höhentief über Deutschland begünstigt.
Abweichungen sind vor allem bei der Stärke des Rückens über den Britischen
Inseln bzw. Südwesteuropa zu verzeichnen. Dies ist dabei auch eng mit der
Ausprägung des Höhentiefs und dessen Stärke sowie der zeitlichen Verlagerung
verknüpft. Bei Cluster 3 verlagert sich das Höhentief langsamer als bei den
ersten Lösungen. Sonst sind die Unterschiede aber noch recht gering.
Im Zeitraum von +120 bis +168h beschreiben insgesamt sechs Cluster die
Unsicherheiten im EPS-Raum. Während die ersten fünf Lösungen komplett beim
Schema Blocking bleiben, zeigt das sechste Cluster das Schema einer pos. NAO.
Beim Blick auf die Unterschiede fällt sofort der Atlantikraum auf, wo die
Modelle vor allem zu Beginn des Zeitraums in Raum und Zeit ganz verschiedene
Interpretationen von Trögen und Rücken simulieren. Im Verlauf nähern sich die
Cluster wieder an und weisen übereinstimmend eine Rücken, Trog Rücken
Kombination auf, wenngleich Amplitude und Stärke mehr oder weniger abweichen.
Der zweite Hingucker ist das Höhentief über Mitteleuropa, welches ja auch unser
Wetter hierzulande beeinflussen wird. Sowohl die Intensität, als auch die
Zugbahn wird von den Lösungen unterschiedlich abgebildet. Die Vorgaben des
Haupt- und Kontrolllaufes befinden sich dabei im dritten Cluster. Bei den ersten
beiden Lösungen ist das Höhentief etwas stärker und verlagert sich etwas weiter
nach Süden (Cluster 1 nördliche Adria, Cluster 2 Balkanraum). Cluster vier
stützt Cluster 3 und den Hauptlauf, weist aber ein stärkeres Höhentief auf.
Lösung 5 ist dagegen eher auf den Spuren von Cluster 1 unterwegs. Das letzte
Cluster stützt dagegen die Vorgaben des det. GFS und UK10 mit einer Verlagerung
des Höhentiefs nach Süditalien. Grundsätzlich ist die Niederschlagsentwicklung
in Deutschland von der Zugbahn und der räumlichen Einordnung des Höhentiefs
abhängig. Bei den ersten beiden Lösungen würde wohl allenfalls der Südosten
Deutschlands länger von Aufgleitniederschlägen heimgesucht, während sich von der
Nordsee und Benelux hoher Luftdruck über die Nordwesthälfte ausbreitet. Cluster
3 und 4 beschreiben dagegen das Wettergeschehen aus dem ersten Abschnitt.
Cluster 5 mit einer typischen High over Low Struktur am kommenden Wochenende
würde wohl im Süden nasses im Norden ruhiges und trockenes Wetter bringen.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h reichen wieder drei Lösungen,
um die Unsicherheiten im EPS-Raum des IFS zu erklären. Das erste Cluster
wechselt dabei im Verlauf vom Blocking zur pos. NAO, das zweite Cluster recht
rasch vom Blocking zum Schema eines atlantischen Rückens und die dritte Lösung
später in das Muster einer neg. NAO. Haupt- und Kontrolllauf sind dem ersten
Cluster zugeordnet und vereinen insgesamt 22 Member. Bei dieser Lösung wandert
das Höhentief wieder zurück zur Nordsee und wird bei den Britischen Inseln von
einem nahen Trog geschluckt. Bei der zweiten Lösung zieht das Höhentief dagegen
nach Südosten weiter und macht schließlich zunächst den Balkanraum und dann den
östlichen Mittelmeerraum unsicher. Hierzulande würde sich vom Atlantik her ein
breiter Rücken bis nach Mitteleuropa ausbreiten und bodennah ein großräumiges
Hochdruckgebiet induzieren. Diese Variante wird noch von 15 Member getragen. Das
dritte Cluster zeigt das Höhentief noch länger über dem südlichen Alpenraum
bevor es wieder etwas nach Norden wandert und mit einem zweiten Höhentief bei
den Britischen Inseln Dipol-Ping-Pong spielt. Bei dieser Lösung dominiert über
Mitteleuropa tiefes Geopotential. Bodennah würde Deutschland zwischen tiefem
Luftdruck über West- und Nordwesteuropa und hohem Luftdruck über Osteuropa in
einer südlichen Grundströmung liegen. Dieses Szenario bevorzugen immer noch 14
EPS-Mitglieder.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch im Bergland stürmische Böen (Bft 8), in Hochlagen Sturmböen (Bft 9),
exponiert vereinzelt auch schwere Sturmböen (Bft 10) wahrscheinlich. In tiefen
Lagen sind einzelne stürmische Böen bei Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 35% nicht
ausgeschlossen.
Am Donnerstag vor allem im höheren Bergland der Südhälfte einzelne stürmische
Böen (Bft 8), exponiert auch noch Sturmböen (Bft 9) wahrscheinlich. Vom
Rothaargebirge und Ostwestfalen über Hessen und Südniedersachsen bis nach
Nordostbayern und Sachsen bei Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 40% möglich.

Zudem am Mittwoch im Nordwesten(Nordseeumfeld, Emsland) sowie von Mittwochmittag
bis Freitagmittag in den West-/Nordweststaulagen der Mittelgebirge und an den
Alpen 12-24 stündiger Dauerregen mit 20-35 l/qm bei Werten von 5 bis 15% gering
wahrscheinlich, im Bergland oberhalb von 600 bis 800 m mäßiger Schneefall mit 5
bis 15 cm Neuschnee in 6-12 Stunden bei Wahrscheinlichkeiten von 2 bis 30%
möglich, oberhalb von 1000 m bei 20 bis 70% wahrscheinlich. Am Wochenende ist
mäßiger Schneefall allenfalls am östlichen Alpenrand und lokal im Bayerischen
Wald bei Werten bis 10% nicht ausgeschlossen.

Die geringe Auftrittswahrscheinlichkeit von Dauerregen am Mittwoch im Nordwesten
sowie am Donnerstag im Mittelgebirgsraum wird von EFI des IFS regional gestützt.
Sonst weist der EFI keine zum Modellklima signifikant überdurchschnittliche
Ereignisse auf.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, anfangs auch det. IFS/ICON, TT bedingt auch MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel