#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 23.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.11.2024 um 10.30 UTC
Zunächst wechselhaft, zwischen Mittwoch und Donnerstag Durchzug eines möglichen
Sturmtiefs, danach ruhiges Spätherbstwetter und etwas kühler.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.11.2024
Die Mittelfrist startet am Dienstag mit Tiefdruckeinfluss. Das Tief SIGRID
(ehemaliges Orkantief) liegt mit Kerndruck von 995 hPa vor Südnorwegen und sorgt
für wechselhaftes Wetter in Deutschland. Die dazugehörige Kaltfront hat bereits
in der Nacht zum Dienstag Deutschland überquert, somit gelangt wieder kühlere
Meeresluft zu uns (die Temperatur in 850 hPa liegt zwischen +2 und -2 °C). Zudem
schwenkt auch ein Trog über Deutschland durch, der mit der Kaltluft in den
höheren Schichten zahlreiche Schauer vor allem in der Mitte und im Norden des
Landes bringen. Im Süden fällt nur vormittags noch etwas Regen, später stellt
sich dort schwacher Hochdruckeinfluss ein. Als markanten Wettererscheinungen
gibt es die stürmischen Böen (Bft 8) vor allem an der Nordsee und im Bergland
und die obligatorischen schweren Sturmböen (Bft 10) auf dem Brocken aus West. Im
Vergleich zum Vortag liegen die Höchstwerte zwischen 8 und 13 Grad, gebietsweise
ein markanter Temperaturrückgang.
In der Nacht zum Mittwoch folgen in Deutschland ein flacher Rücken und ein
Zwischenhoch. Dabei klingen die meisten Schauer ab und der Himmel klart
gebietsweise auf, bei Tiefstwerten zwischen 6 und 1 Grad. Wenn wir einen Blick
nach Westen über die Britischen Inseln werfen, sehen wir eine mögliche
Sturmtiefentwicklung, die dann Deutschland beeinflussen kann.
Das noch flaches Tief über England interagiert positiv mit dem Höhentief über
Schottland, so dass sich daraus ein kleinräumiges aber intensives Sturmtief
entwickeln kann. Die dazugehörigen Frontensysteme mit den Niederschlägen greifen
im Laufe des Mittwochs auf Deutschland über. Der Höhepunkt der Entwicklung wird
voraussichtlich dann am Mittwochabend erreicht, wenn der Kern des Tiefs (994
hPa) über Holland liegt. Zwischen Holland und Süddeutschland (1022 hPa) kann
sich dadurch ein ausgeprägter Druckgradient aufbauen. Das Sturmfeld greift dann
am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag auf West- und
Nordwestdeutschland über. Dabei sind Sturmböen, an der Grenze zu Holland schwere
Sturmböen möglich.
In der Nacht zum Donnerstag zieht das Sturmtief unter Abschwächung weiter nach
Osten und liegt am Donnerstagmittag über Ostdeutschland. Das dazugehörige
Sturmfeld weitet sich vor allem über der Mitte und im Norden aus. Aufgrund der
Auffüllung des Tiefs sinkt dann die Wahrscheinlichkeit vor schweren Sturmböen in
den Niederungen. Sie sind dann mehr auf die Berge beschränkt. Bezüglich des
Niederschlags werden keine markanten Mengen erwartet. Die Schneefallgrenze liegt
dabei zwischen 800 und 1000 m. Nach dem Abzug des Tiefs folgt bereits in der
Nacht zum Freitag ein kräftiges Hoch, das von einem Rücken gestützt wird, der
sich vom westlichen Mittelmeer bis nach Skandinavien erstreckt. Der Wind lässt
nach und auch die Niederschläge ziehen nach Osten ab.
Das Wochenende und der Beginn der neuen Woche sind hochdruckbestimmt. Die Luft
in der Höhe wird wieder wärmer, dabei stellt sich eine Inversionswetterlage ein.
Am Boden herrschen meist Höchstwerte von 4 bis 8 Grad. In den Nächten kühlt es
verbreiteter unter 0 Grad ab, frostfrei bleibt es voraussichtlich nur nördlich
der Mittelgebirgsschwelle. Trotz Hochdrucks ist die Sonne Mangelware, denn in
tieferen Lagen hält sich viel Feuchtigkeit, die sich in teils dichtem Nebel oder
Hochnebel ausdrückt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn weist der aktuelle IFS-Lauf kaum Abweichungen zu den Vorläufen auf.
Deutschland liegt unter Tiefdruckeinfluss in einer westlichen bis südwestlichen
Strömung, in der Tiefdruckgebiete gesteuert werden. Die Abweichungen beginnen
bereits am Mittwoch, wo nach den neusten Läufen ein kleinräumiges aber
intensives Sturmtief über England aus einem Randtrog entwickeln sollte, welches
dann in der Nacht zum Donnerstag nach Norddeutschland zieht. Sein Höhepunkt wird
in der Nacht zum Donnerstag erreicht und sein Sturmfeld greift dann auf
Westdeutschland über. Demnach sind dort schwere Sturmböen bis in den Niederungen
möglich. Im weiteren Verlauf zieht das Sturmtief unter Abschwächung weiter nach
Osten. Demnach folgt ein Hoch, welches von einem breiten Rücken gestützt wird,
der sich vom westlichen Mittelmeer bis nach Südskandinavien erstreckt.
Der gestrige IFS 00-Uhr-Lauf simulierte diese extreme Lösung nicht, obwohl die
großräumige Wetterlage ähnlich ist. Nach dem möglichen Sturmtief in der Nacht
zum Donnerstag ist es relativ sicher, dass sich eine ruhigere Wetterlage
einstellen wird, dabei wird mit einer südwestlichen Strömung relativ milde Luft
zu uns geführt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON simuliert statt eines Sturmtiefs ein flaches Tief, GFS hingegen hat auch
eine Sturmtiefentwicklung im Gepäck. Demnach würde das Tief aber in die Nordsee
ziehen und sein Sturmfeld mehr auf Norddeutschland übergreifen. Andere Modelle
wie UK10 und GEM rechnen, auch wenn mit anderen Positionen und Stärken, mit
einer möglichen Sturmtiefentwicklung. Der Schwerpunkt liegt zwischen die Mitte
und der Norden des Landes.
ICON mit dem 00 Uhr-Lauf alleine da. Die Lage bleibt also angespannt. Das
Potential ist auf jeden Fall gegeben.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte bleiben bis Mittwoch mit der Rückkehr der
Temperatur in 850 hPa auf Werte um 0 Grad gebündelt. Die Temperatur steigt ab
dem Wochenende wieder an. Da Geopotential weist auf ein doppeltes Tal zwischen
Montag und Donnerstag (Tiefdruckeinfluss). Danach steigt das Geopotential auch
an. Das bedeutet Hochdruckeinfluss und der Rückkehr des ruhiges
Spätherbstwetter.
Die Clusteranalyse bietet für den ersten Zeitschritt 6 Lösungen, alle mit NAO+
und wenig Varianz in Deutschland. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 2,
mit 6 Membern.
Zeitschritt t+120-168 h zeigt 3 Cluster mit Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
1, mit 17 Membern, die zu Blocking schwenken (Hochdruckeinfluss).
Letzter Zeitschritt liefert 4 Lösungen: mit Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
3, mit 34 Membern, die weiter zu einem Blocking oder High ober Low zeigen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wahrscheinlichkeit für stürmisches Wetter zu Beginn der Mittelfrist ist vor
allem an den Küsten und im Bergland hoch. Auch ab Mittwochabend bis Donnerstag
können durch das mögliche Sturmtief vor allem in der Mitte und im Norden des
Landes Sturm- teils schwere Sturmböen (Bft 9 bis 10) auftreten. Die
Wahrscheinlichkeit dafür ist eher gering, deswegen ist die Prognose noch
unsicher.
Bei allen anderen Parametern gibt es eine keine Hinweise auf ungewöhnliche oder
außergewöhnliche Erscheinungen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta