S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.11.2024 um 10.30 UTC

Zeitweise stürmisch, vor allem an den Küsten und im Bergland. Dabei wieder
kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 29.11.2024

Fazit vorweg: Die Mittelfrist bringt den Herbst zurück. Zeit- und gebietsweise
fällt Regen, dazu ist es tagsüber zwar wieder kühler, aber noch relativ mild.
Die Nächte sind anfangs zum großen Teil frostfrei, nach Wochenmitte werden auch
sie wieder kälter. In den ersten Tagen weht zudem ein kräftiger Süd- bis
Südwestwind.

Die Mittelfrist startet am Montag mit (weiter) zunehmendem Tiefdruckeinfluss.
Das Bodentief (Kerndruck um 960 hPa) liegt über Schottland, der zugehörige Trog,
umrahmt vom Jet, reicht bis in die Biskaya. Über Südeuropa liegt hoher
Luftdruck. Durch den hohen Druckgradienten weht vor allem im Westen und
Nordwesten sowie an den Küsten und im Bergland ein frischer Süd- bis
Südwestwind. Im Flachland kommt es stellenweise zu stürmischen Böen (Bft 8), im
Bergland und an den Küsten sind Sturmböen (Bft 9), exponiert auch schwere
Sturmböen (Bft 10) wahrscheinlich. Auf der Vorderseite des Tiefs wird sehr warme
Luft zu uns geführt, in 850 hPa fließen zunächst bis zu 12 Grad ein. Das
resultiert am Boden in Temperaturen, die im Spätherbst eher ungewöhnlich sind:
Am Oberrhein sind Höchstwerte bis zu 18 Grad möglich, sonst werden meist 12 bis
16 Grad erreicht. Lediglich der Südosten ist etwas frischer. Im Tagesverlauf
verlagert sich das Bodentief Richtung Südnorwegen, der Trog samt eingebetteter
Kaltfront schwenkt von Nordwesten her ins Land und es beginnt abzukühlen. An der
Front regnet es recht verbreitet, meist aber mit leichter Intensität. Richtung
Südwesten ist auch mal mäßiger Regen dabei und im Stau des Schwarzwaldes regnet
es längere Zeit, Warnschwellen für Dauerregen werden jedoch nicht überschritten.

In der Nacht zum Dienstag zieht die Kaltfront langsam über den Osten und
Südosten ab. Dahinter fließen in der Höhe 0 bis 3 Grad ein. Der Wind lässt etwas
nach, weht aber an den Küsten und im Bergland noch teils stürmisch. Ausgehend
vom Bodentief über Südnorwegen bildet sich ein Randtrog, der am
Dienstagvormittag von Westen her Deutschland erreicht und gegen Abend bereits
ostwärts abzieht. Er bringt erneut etwas Regen und auch eine weitere Abkühlung.
Am Abend beträgt die Temperatur in 850 hPa meist unter 0 Grad, nur südlich der
Donau dauert die Abkühlung bis gegen Mitternacht. Die Tageshöchstwerte liegen
„nur“ zwischen 8 und 12 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Tief Richtung Dänemark und füllt sich weiter
auf. Von Südwesten her dehnt sich hoher Luftdruck aus. Die Restschauer des
Troges trocknen ab. Nur noch im Norden, nahe dem Tief fällt etwas Regen. Der
Druckgradient nimmt ab und der Wind lässt langsam aber stetig nach. An den
Küsten und im höheren Bergland sind aber noch stürmische Böen oder Sturmböen
wahrscheinlich. In den höheren Berglagen ist leichter Frost wahrscheinlich,
sonst verläuft die Nacht voraussichtlich frostfrei.

Am Mittwoch liegt das Bodentief mit einem Kerndruck von rund 1015 hPa über der
Ostsee. Im Süden Deutschlands liegt hoher Luftdruck (um 1025 hPa), der sich im
Tagesverlauf nach Westen und Norden ausdehnt. Gegen Mittag erstreckt sich eine
Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln und Südskandinavien über Westeuropa
bis in den Mittelmeerraum und über Südosteuropa bis nach Russland. Dabei ist es
bei uns weitgehend niederschlagsfrei, nur im Norden und Nordosten ist am Südrand
des sich weiter auffüllenden Tiefs zeitweise etwas Regen wahrscheinlich. In 850
hPa liegen -2 bis 0 Grad über uns. Am Boden werden Maxima von 7 bis 10 Grad
erwartet. In der Nacht zum Donnerstag herrscht weitgehend Hochdruckeinfluss in
Deutschland. Das Bodentief liegt über dem Baltikum, sendet aber über einen
kleinen Randtrog etwas Feuchte in unseren Osten und Nordosten, sodass dort
weiterhin etwas Regen möglich ist. Bei 0 bis -3 Grad in 850 hPa liegt die
Schneefallgrenze oberhalb von 1000 m. Leichter Frost droht nur in den höheren
Lagen sowie gebietsweise im Süden Deutschlands.

Donnerstag und Freitag sind hochdruckbestimmt. Ein Tief über dem Atlantik wird
vom Höhenkeil ferngehalten und abgelenkt. Die Luft in der Höhe wird nur langsam
wärmer, am Boden herrschen meist Höchstwerte von 4 bis 8 Grad. In den Nächten
kühlt es verbreiteter unter 0 Grad ab, frostfrei bleibt es voraussichtlich nur
nördlich der Mittelgebirgsschwelle. Trotz Hochdrucks ist die Sonne Mangelware,
denn in tieferen Lagen hält sich viel Feuchtigkeit, die sich in teils dichtem
Nebel oder Hochnebel ausdrückt. Dabei sind vor allem im Südosten auch schwache
Niederschläge möglich. In den hohen Lagen trocknet die Luft aber zusehends ab.

Am Samstag macht sich das Tief über dem Nordatlantik langsam bemerkbar. Das Hoch
wird südostwärts geschoben, der Höhenkeil verhindert aber einen Übergriff des
Tiefs auf die Bundesrepublik. Auch am Sonntag kann sich der tiefe Luftdruck, der
sich bis dahin von den Färöer-Inseln bis zur Bretagne erstreckt nicht bei uns
durchsetzen. Lediglich am Rand kommen Feuchtigkeit und Wind auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn weist der aktuelle IFS-Lauf kaum Abweichungen zu den Vorläufen auf.
Von Nordwesten her weitet sich Tiefdruckeinfluss aus, der Höhenkeil wird
abgedrängt. Unsicherheiten bestehen in der Lage und Stärke von Randtrögen rund
um das umfangreiche Tief über Südskandinavien. Die Lage des Bodentiefs zur
Wochenmitte und danach ist noch unsicher, der aktuelle Lauf tendiert in der
erweiterten Mittelfrist zu steigendem Hochdruckeinfluss.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON, IFS und UK10 sind sich für die ersten Tage der Mittelfrist recht einig.
GFS hat nur einen schmalen Trog, der rasch von einem flachen Keil ersetzt wird.
Das tiefere und dadurch steuernde Tief liegt bei GFS über den Britischen Inseln,
bei allen anderen über (Süd-)Skandinavien. Für die erweiterte Mittelfrist findet
sich unter den Modellen keine Einigkeit, wobei ICON und IFS zu höherem Luftdruck
über Deutschland tendieren.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse bietet für den ersten Zeitschritt 5 Lösungen, alle mit NAO+
und wenig Varianz in Deutschland. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 3,
mit 11 Membern.
Zeitschritt zwei liefert ebenfalls 5 Lösungen, wobei Cluster eins (15 Member) am
Donnerstag von NAO+ zu atlantischem Rücken, alle anderen zu Blocking schwenken.
Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster zwei mit 10 Membern und
blockierender Lage.
Zeitschritt drei liefert nur noch 3 Lösungen: Cluster eins mit Haupt- und
Kontrolllauf, 24 Membern und durchweg NAO+; Cluster zwei mit 16 Membern und
durchweg Blocking; Cluster drei mit 11 Membern und durchweg atlantischem Rücken.
So oder so setzt sich das Tief vom Atlantik nicht bei uns durch.

Die Rauchfahnen sind bis und mit Dienstag eng, weisen aber in der 850 hPa
Temperatur ab Montag einen Trend auf: signifikant abwärts. Beim Geopotenzial ist
der Abschwung zwar ebenfalls da, jedoch nicht ganz so deutlich. Anschließend
wird der Spread zunächst im Süden, später auch im Norden größer. In der
erweiterten Mittelfrist (ab Freitag) steigt sowohl Temperatur als auch Geopot
wieder an. Allerdings ist die Varianz recht groß, der Hauptlauf liegt bei beiden
am oberen Ende, in dem sich auch eine kleine Mehrheit tummelt. Die Ausschläge
beim Niederschlag sind im Süden eher gering, nach Norden nehmen sie zu, liegt
auch näher am Tief, signifikant sind sie jedoch nirgends.
Auch die Rauchfahnen von GFS und ICON ergeben keine anderen Erkenntnisse. Ab
Montag geht es mit der Temperatur steil bergab und dann schwanken wir um das
Mittelmaß. Wobei der operationelle Lauf des GFS bei der T850 am ersten
Adventswochenende am unteren Ende der Ensembles angesiedelt ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeit für stürmisches Wetter in der Mittelfrist ist vor allem
an den Küsten und im Bergland hoch. Am Montag sind auch im westlichen Flachland
stürmische Böen möglich. Der EFI springt an, der SOT bleibt bei Bft 8
unbeeindruckt.
Die ungewöhnliche Milde am Sonntag und Montag schlägt sich auch im EFI wieder,
vereinzelt sogar mit Signalen im SOT.
Bei allen anderen Parametern gibt es eine keine Hinweise auf ungewöhnliche oder
außergewöhnliche Erscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn