#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 19.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.11.2024 um 10.30 UTC
Wechselhaft, ab dem Wochenende sehr mild, zumindest im Bergland und an der See
mit Sturmböen. Ab Wochenmitte Übergang zu ruhigem Spätherbstwetter.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.11.2024
Am Freitag liegt Deutschland im Randbereich eines Langwellentroges, der sich von
Skandinavien bis nach Südeuropa erstreckt. Ein nachfolgender flacher Rücken
lässt die Strömung auf Nordwest drehen. Darin sind kurzwellige Anteile
eingelagert, wodurch schauerartige Niederschläge zustande kommen. Diese fallen
im Bergland durchweg als Schnee, in tieferen Lagen in Mischphase und im
Nordwesten meist als Regen. In der Nacht zum Samstag greift der Rücken unter
Verstärkung auf Frankreich über. Durch diesen gestützt weitet sich ein
Zwischenhoch in den Südwesten Deutschlands aus. Die Schauertätigkeit
konzentriert sich dann auf den Küstenbereich und den östlichen
Mittelgebirgsraum.
Am Samstag arbeitet sich der Rücken nach Mitteleuropa vor. Das Zwischenhoch
verabschiedet sich nach Südosteuropa. Von Westen her erfolgt eine Drehung der
Strömung auf Südwest. Ein nachfolgender Trog gelangt in den nahen Ostatlantik,
das darin eingelagerte Sturmtief in das Seegebiet nordwestlich von Irland.
Dessen Warmfront nähert sich dem Westen Deutschlands, wodurch mehrschichtige
Bewölkung aufzieht. Am Abend setzt im Westen Regen ein, der sich in der Nacht
zum Sonntag auf den gesamten Norden Deutschlands ausweitet. Zumindest im
Bergland ist anfangs noch die feste oder Mischphase vorstellbar. Im Süden bleibt
es trocken. Generell legt der Gradient zu, so dass in höheren Berglagen und an
der Nordsee Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Am Sonntag verlagert sich der Höhenrücken nach Osten, wodurch die straffe
südwestliche Strömung mit der Zufuhr sehr milder Luft bestehen bleibt. Gegenüber
Samstag ist die Windsituation unverändert. Die Niederschläge konzentrieren sich
dann auf den Nordosten Deutschlands. Dort ist anfangs noch die feste oder
zumindest die Mischphase möglich. Die nachfolgende schwache Kaltfront verbleibt
noch schleifend über der Nordsee. Erst in der Nacht zum Montag wird der äußerste
Nordwesten von frontalen Niederschlägen erfasst.
Am Montag rückt der nachfolgende Trog dann bis in die Nordsee vor. Ein aus
diesem Trog herauslaufender kurzwelliger Anteil drückt die schleifende Kaltfront
nach Osten. Abgesehen vom Osten und Südosten wird das gesamte Vorhersagegebiet
von Niederschlägen erfasst. In der Nacht zum Dienstag greifen die Niederschläge
auf den Süden und Südosten Deutschlands über. Im Norden und Westen sind
rückseitig Auflockerungen möglich.
Am Dienstag erfolgt die Passage des abflachenden Troges. Da die eingeflossene
gealterte Polarluft rasch unter Hochdruckeinfluss gelangt, ist die
Schauertätigkeit gedämpft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich im Bereich eines
ausgedehnten Bodenhochs ruhiges Spätherbstwetter ohne nennenswerte Niederschläge
durch. Dabei stellt sich wahrscheinlich eine Inversionslage ein. Hierdurch
erfolgt ein allmählicher Temperaturrückgang ein.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Ab Montag wird der nachfolgende Trog zusehends
zurückgenommen, d.h. langsamer nach Osten verlagert und auch abgeflacht.
Im erweiterten mittelfristigen vorhersagezeitraum hatten auch die beiden
gestrigen Modellrechnungen den Übergang zu einer ruhigen Hochdruckrandlage im
Programm.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Sonntag wird die oben beschriebene Entwicklung von allen
verfügbaren Modellen gestützt. Ab Wochenbeginn wird die Kaltfront von den
Modellen unterschiedlich behandelt. Während GFS und auch das Modell des
kanadischen Wetterdienstes mit EZMW vergleichbar sind, lassen ICON und UK10 an
dieser Front über Deutschland hinweg kräftigere Wellen ablaufen, was dann am
ehesten über der Mitte länger andauernde Niederschläge mit Mengen durchaus bis
in den Unwetterbereich hinein zur Folge haben könnte.
Unterschiede ergeben sich auch im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. Während neben EZMW auch das kanadische Modell ein Bodenhoch
zeigen, dass durch einen Höhenkeil über Frankreich gestützt wird, zeigt GFS
anstelle dieses Keils einen Kaltlufttropfen. Das Bodenhoch erstreckt sich
demnach von Südskandinavien zu den Baltischen Staaten. Im Westen und Südwesten
wären dann weitere Niederschläge zu erwarten, die in höheren Berglagen als
Schnee fallen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS folgt eher der oben beschriebenen Entwicklung als dem
hauseigenen deterministischen Lauf. Dieser liegt ab Mittwoch hinsichtlich der
Temperaturen im 850 hPa-Niveau jenseits der Verteilung der Einzelmember; auch
beim Geopotential 500 hPa lassen sich nur 2 Member finden, die mit dem
deterministischen Lauf noch vergleichbar sind. Wesentlich wahrscheinlicher ist
der Übergang zu einer ruhigen Hochdruckrandlage, was gerade bei den jüngeren
Modellläufen vom EPS des GFS favorisiert wird. Hier zeigt sich auch eine
Reduktion der Niederschlagssignale von Lauf zu Lauf.
Das EPS des EZMW folgt bis einschließlich Dienstag weitgehend dem
deterministischen Lauf, zeigt aber danach eine langsamere Verlagerung des
nachfolgenden Troges. Dies würde auf eine Verzögerung des Überganges zu ruhigem
Herbstwetter hindeuten. Das Clustering zeigt beginnend ab dem Wochenende und
dann sehr eindrucksvoll ab der Wochenmitte den Übergang zu einer
Blockierungslage, die wahrscheinlich dann auch längere Zeit andauern könnte.
Zyklonale West- oder Südwestlagen ergeben sich dann nur noch anhand von
Einzelmembern. Dabei ist der Spread relativ gering. Zur Mitte der letzten
Novemberwoche hin deutet sich eine Verlagerung des Bodenhochs nach Osten an, was
sich in der Drehung der bodennahen Winde auf Nordost zeigt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag sind im westlichen Bergland und in den zentralen Mittelgebirgen
einzelne Sturmböen nicht auszuschließen. Darüber hinaus fällt im Allgäu längere
Zeit Schnee, dort kommen wahrscheinlich mehr als 10 cm Neuschnee. Zusammen.
Am Samstag gibt es zunächst an der Küste und im Tagesverlauf im westlichen
Bergland Sturmböen. In der Nacht zum Sonntag muss dann auch in den nördlichen
und östlichen Mittelgebirgen mit Sturmböen und exponiert mit schweren Sturmböen
gerechnet werden. Zudem setzen im Norden wiederholt Schneeschauer ein, in
Ostseenähe können mit geringer Wahrscheinlichkeit mehr als 10 cm Neuschnee
fallen.
Am Sonntag besteht generell an der Küste und in höheren Berglagen die Gefahr von
Sturmböen Bft 8/9, in exponierten Lagen gibt es schwere Sturmböen. Danach flaut
der Wind ab, am Montag ist die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen an der Küste
sowie in höheren Lagen der nördlichen und zentralen Mittelgebirge nur noch
gering.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann