S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.11.2024 um 10.30 UTC

Zunächst nur langsam abziehendes Sturmtief. Besonders im Bergland
frühwinterlich, aber auch in tiefen Lagen ab und zu Schnee. Am Wochenende
wahrscheinlich wieder etwas milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 24.11.2024

Mittwoch … zieht das in der Kurzfrist sehr relevante Sturmtief vom Nordosten
Deutschlands in Richtung zentrale Ostsee ab. Eingebunden ist dieses weiterhin in
einen umfangreichen und mit Höhenkaltluft gefüllten Langwellentrog, der weite
Teile des nördlichen und mittleren Europas überdeckt und sich noch etwas weiter
nach Süden ausweitet. Mitteleuropa wird damit einhergehend mit Meeresluft
polaren Ursprungs geflutet. Der Mittwoch ist daher durch teils schauerartige
Niederschläge geprägt, wobei bei T850 hPa um -6 Grad und relativ geringem
Geopotential Schneeflocken bis in tiefere Lagen vordringen können. Außerdem sind
bei kräftigen Schauern Graupel möglich, auch einzelne Gewitter sind besonders im
Nordwesten nicht ausgeschlossen. Die Schneeschauer halten auch in der Nacht zum
Donnerstag an, damit wird gebietsweise Glätte relevant werden. Im Bergland wird
es generell frühwinterlich, in den Nordweststaulagen auch mit einigen cm
Neuschnee. Der Wind ist aufgrund des nur langsam abziehenden Sturmtiefs in Böen
weiterhin stark, gebietsweise stürmisch. In der Nacht geht die Böenstärke etwas
zurück. Die Höchstwerte liegen zwischen 0 und 6 Grad, die Tiefstwerte zwischen
+2 und -5 Grad.

Donnerstag … zonalisiert der Langwellentrog zunehmend über Mitteleuropa und
bildet zwei Achsen aus: Eine verläuft von Polen in Richtung Südosteuropa, die
zweite von der Nordsee zur Keltischen See. Die höhenkälteste Luft lagert dabei
über Süddeutschland, dort dürfte auch der Schauerschwerpunkt zu finden sein. Bei
unveränderten Temperaturverhältnissen in 850 hPa spielt die Schneephase erneut
auch in tieferen Lagen eine gewisse Rolle. An den Küsten sind weiterhin einzelne
Gewitter möglich. Das Sturmtief zieht langsam weiter in Richtung südliches
Finnland, der Gradient fächert über Deutschland aber noch kaum auf. Vor allem am
Vormittag muss noch mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden, letztere
bevorzugt in Schauernähe. Am Nachmittag geht die Böenintensität zunehmend
zurück. Außerdem zieht ein Bodentief (Welle) im Verlauf des Tages und in der
Nacht zum Freitag, gestützt durch den sich nach Süden ausweitenden westlichen
Teiltrog, von der Biskaya über Südfrankreich zum Golf von Genua und Oberitalien.
IFS lässt die dabei entstehenden Aufgleitniederschläge kaum über die Alpen nach
Norden ausgreifen, bei ICON beeinflussen diese hingegen weite Teile südlich der
Donau. Stärkere Schneefälle bis in tiefe Lagen wären dabei die Folge. Die
Höchstwerte reichen von 0 bis 6 Grad, in der Nacht ist es verbreitet frostig mit
+2 Grad an der Nordsee und -6 Grad im südlichen Bergland. Gebietsweise Glätte
durch Schnee oder überfrierende Nässe ist wahrscheinlich.

Freitag … positioniert sich der weiterhin mit Höhenkaltluft gefüllte Teiltrog
über Mitteleuropa, wobei dessen Achse Deutschland am Abend in Richtung Osteuropa
verlässt. Weitere schauerartige Niederschläge sind de Folge, wobei es in den
tiefsten Lagen bei T850 hPa um -5 Grad wieder Regen sein wird. Gebietsweise
halten diese auch in der Nacht zum Samstag an. Die Wahrscheinlichkeit für
stürmische Böen geht deutlich zurück, besonders im Bereich eines von der Nordsee
hereinschwenkenden Bodentroges sind aber starke, an der Küste auch stürmische
Böen wieder möglich. Nach Mitternacht schiebt sich ein flacher, bodennaher
Rücken von Frankreich her nach Mitteleuropa, sodass die Schauerneigung
nachlässt. An den Temperaturverhältnissen ändert sich kaum etwas.

Samstag … setzt sich der bereits am Vortag gestartete Entwicklungsprozess
eines Randtiefs auf dem Nordatlantik fort. Dieses intensiviert sich rasch und
positioniert sich am Nachmittag mit einem Kerndruck von 955 hPa über Schottland.
Dessen Warmfront erreicht am Abend nach IFS bereits die westliche Landesgrenze
(ICON verfolgt zeitlich gesehen einen etwas progressiveren Kurs). Die Warmluft
würde dabei auf die bodennahe Kaltluft aufgleiten, zu Beginn des Niederschlags
wäre primär die feste Phase möglich. Auch ein paar „Schlangen“ tauchen in den
Wetterinterpretationen auf. In der Nacht weitet sich der Niederschlag in die
östlichen Regionen aus, im Warmsektor steigt T850 hPa auf bis zu +4 Grad an.
Besonders in freien Lagen sind einzelne starke Böen, im Bergland und an der
Küste stürmische Böen möglich. Tagsüber werden 3 bis 7 Grad erreicht, in der
Nacht 7 bis -3 Grad.

Sonntag … zieht das nordwesteuropäische Sturmtief unter leichter Auffüllung
nach Dänemark. Die zunehmend okkludierende Kaltfront erreicht bereits in der
Vornacht den Nordwesten und legt sich am Sonntag quer über Deutschland. Durch
die Zonalisierung der Höhenströmung kommt diese auch nicht mehr nach Süden
voran. Zwischen Main und Donau fällt daher aus heutiger Sicht längere Zeit
Regen, der auch in den höheren Lagen flüssig sein wird. Es wird wieder etwas
milder, im Bayerwald werden +3 Grad erreicht, entlang des Rheins +13 Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten ECMWF-Läufe ist als gut zu bezeichnen. Der
Trogvorstoß, das langsam abziehende Sturmtief und die Advektion von Meeresluft
polaren Ursprungs sind unstrittig und werden recht kongruent gezeigt.
Interessant wird es in der Nacht zum Freitag: Die Vorläufe lassen die
Niederschläge aufgrund einer nördlicheren Wellenzugbahn deutlich über Alpen nach
Norden ausgreifen. Stärkere Schneefälle im Süden sind daher noch nicht vom
Tisch. Auch die Entstehung des nächsten Sturmtiefs über Nordwesteuropa wird
unisono gezeigt, Timing- und Stärkeunterschiede sind natürlich noch vorhanden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die verschiedenen Modelle sind zu Beginn der Mittelfrist ziemlich einig.
Unterschiede ergeben sich auch hier bei der Zugbahn des von der Biskaya nach
Osten ziehenden Wellentiefs. ICON setzt wie auch GFS auf eine nördlichere
Zugbahn mit entsprechenden starken Schneefällen im Süden. Diesbezüglich ist also
das letzte Wort noch nicht gesprochen. Das unterschiedliche Timing des
Übergreifens der Warmfront wurde im Haupttext bereits erwähnt, GFS nimmt eine
Mittelposition zwischen ICON und IFS ein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte stützen die deterministischen
Aussagen weitgehend. Das Geopotential verläuft am Mittwoch und Donnerstag auf
geringem Niveau, T850 pendelt um etwa -6 Grad bis zum Freitag. Dabei gibt es
aufgrund der Schauertätigkeit typisches Rauschen des Niederschlags. Ab Samstag
steigt das Potential stark an, kongruent mit einem Anstieg von T850. Während
diese im Norden wahrscheinlich nicht über 0 Grad hinauskommt, sind im Süden bis
10 Grad möglich. Allerdings ist der Unsicherheitsbereich erheblich!

CLUSTER:
+120…168h: Es liegen drei Cluster vor, die sich bis zum Samstag für
Mitteleuropa nur wenig unterscheiden (Trogeinfluss). Am Sonntag treten die
Unterschiede deutlicher zu Tage. C2 mit dem Hauptlauf und 21 Member wird von C1
(23 Mitglieder) überwiegend gestützt. Bei C3 wölbt sich der Rücken von Südeuropa
weiter nach Mitteleuropa auf.
+192…240h: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf fünf. Dabei gibt es ein
reiches Spektrum zwischen vorübergehender Südwestlage über stärkeren zyklonalen
Einfluss bis zu einer Troglage Mitteleuropa. Vor allem C2 setzt vermehrt auf
„Trog“, wobei C1 eine zyklonale Südwestlage im Programm hat.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Mittwochvormittag besonders in der Osthälfte verbreitet stürmische Böen,
gebietsweise sowie besonders im Bergland sowie an der Ostseeküste Sturmböen.
Sonst überwiegend starke Böen. Am Nachmittag leichte Abschwächung. In der Nacht
zum Donnerstag Fortsetzung dieses Trends, aber weiterhin teils starke bis
stürmische Böen.

Am Donnerstag wieder etwas auflebender Wind mit verbreiteten starken, teils
stürmischen Böen. In Schauernähe sowie an der Küste einzelne Sturmböen nicht
ausgeschlossen. An den Folgetagen meist nur in freien Lagen sowie im Bergland
starke Böen.

SCHNEE:
Am Mittwoch teils kräftige Schneeschauer, dabei im Bergland Staueffekt mit mehr
als 10 cm in 6 Stunden möglich. Entwicklung der Schneefälle im Süden am Freitag
noch sehr unsicher. Örtlich auftretendes Unwetter durch mehr als 15 cm Schnee in
12 Stunden nicht ausgeschlossen.

Genaue Entwicklung der Warmfrontpassage am Samstag ebenfalls noch unklar.
Stellenweise gefrierender Regen möglich, auch markante Schneefälle stellenweise
nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF (det./prob.), MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri