#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 16.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.11.2024 um 10.30 UTC
Am Dienstag und Mittwoch Sturmlage. Danach Berglandwinter.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 23.11.2024
Am Dienstag liegt ein großer Langwellentrog über Nordeuropa, an dessen Südrand
sich ein Teiltrog in die Nordsee verlagert. Unter dessen Vorderseite hat sich
ein Sturmtief gebildet, das über die Deutsche Bucht und Dänemark Richtung
Südschweden ziehen soll. Ganz raus sind Zugbahn und Stärke des Sturms noch
nicht. Absehbar ist aber, dass dessen Sturmfeld im Tagesverlauf auf
Norddeutschland übergreift. Damit verbunden sind gebietsweise schwere Sturmböen,
lokal auch noch stärkere Böen möglich. Der Süden ist abgeschwächt betroffen.
Dazu gelangt mit Tiefausläufern zunächst sehr milde Meeresluft heran, in der
verbreitet Regen fällt. Nachmittags setzt mit Übergreifen der Kaltfront von
Westen her die Zufuhr von Meereskaltluft ein.
Am Mittwoch zieht der Sturm nur langsam über Südschweden zur Ostsee und schwächt
sich dabei auch zunächst kaum ab. Der Wind, bzw. Sturm lässt demnach auch nur
zögernd nach. Die starke Kaltluftadvektion auf der Rückseite führt zur
Ausbreitung eines Troges über Mitteleuropa nach Osten und Süden. In der
einfließenden, hochreichend labilen Meereskaltluft kommt es zu schauerartigen
Niederschlägen, die bis in tiefe Lagen teils als Schnee oder Graupel fallen,
verbunden mit einzelnen kurzen Gewittern. Im Tiefland wird es nasskalt, im
Bergland winterlich.
Am Donnerstag entfernt sich das Sturmtief über Finnland unter Abschwächung nach
Osten. Wir verbleiben nachfolgend im Randbereich des Troges unter einer
westlichen Strömung und die Zufuhr nasskalter Meeresluft (T850 -5 bis -8°C)
dauert an. Auch der Druckgradient geht nicht ganz raus, was bei windigem Wetter
weitere schauerartige Niederschläge und örtlich kurze Gewitter zur Folge hat. Im
Bergland bleibt es winterlich. Die Hauptfrontalzone verläuft über Südeuropa nach
Osten und ein über Frankreich zu den Alpen ziehendes Randtief kann im
Tagesverlauf und in der Nacht zum Freitag im Süden Deutschlands kräftige
Schneefälle auslösen.
Am Freitag zieht mit der insgesamt westlichen Strömung eine markante Trogachse
über Deutschland nach Osten. Über Westeuropa schließt sich ein Höhenrücken an,
der sich anschickt mit dem zugehörigen Bodenhoch nach Deutschland auszugreifen.
Das bringt von Westen die Tendenz zur Wetterberuhigung, während ansonsten das
nasskalte, teils winterliche Wetter weitergeht. Im Randbereich zu den Tiefs über
Skandinavien bleibt auch der Druckgradient gut aufgestellt.
Am Samstag zieht ein Zwischenhoch über Deutschland ostwärts, gefolgt von der
Warmfront eines Sturmtiefs bei Irland. Damit wird wieder milde Meeresluft nach
Mitteleuropa gesteuert und die aufkommenden Niederschläge gehen auch im Bergland
wieder von Schnee in Regen über.
Für die erweiterte Mittelfrist zeichnet sich sehr mildes und wechselhaftes
Wetter ab.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten Läufe des europäischen Modells ist brauchbar. Es gibt
zwar bezüglich der Sturmlage am Dienstag und Mittwoch ein einige Unschärfen,
grundsätzlich gehen aber alle Läufe von der Entwicklung eines Sturmtiefs mit
Zugbahn über Norddeutschland aus. Die nasskalte Phase danach ist unstrittig.
Fragezeichen ergeben sich hinter möglichen kräftigen Schneefällen über
Süddeutschland bei Passage des Tiefs zu den Alpen und auch die Erwärmung zum
nächsten Wochenende wird in der aktuellen Lösung nachhaltiger und schnelle
gezeigt, als in den Vorläufen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Echte Alternativen haben die anderen Globalmodelle, ICON, GFS und UKMO nicht zu
bieten. Es ergeben sich vielmehr die gleichen Unsicherheitsquellen, wie bei der
Konsistenzbetrachtung. Zunächst wirft der Sturm Fragezeichen auf. Vor allem ICON
und GFS simulieren ihn stärker als IFS und deuten orkanartige Böen über
Norddeutschland, vielleicht sogar Orkanböen an der Nordsee und im nördlichen
Bergland an. Auch das Timing ist noch etwas unklar, Höhepunkt der
Windentwicklung dürfte Dienstagabend und die Nacht zu Mittwoch sein. Die
kräftigen Schneefälle ganz im Süden haben die meisten Modelle auf der Karte, die
Erwärmung am nächsten Wochenende ist noch unsicher. GFS und ICON bringen sie
zumindest verzögert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Großen und Ganzen stützen die Ensembles die Aussagen des Hauptlaufs. Nach
Passage des Sturmtiefs von Dienstag zu Mittwoch stellt sich ein nasskalter, im
Bergland winterlicher Wetterabschnitt ein. Die Unsicherheiten der Zugbahn
spiegeln sich auch in den Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur über
Norddeutschland wider.
Danach einigen sich die Läufe auf 850er Werte der Temperatur unter -5°C bei
geringem Spread. Erst ab dem kommenden Wochenende geht es wieder aufwärts,
allerdings driften die Kurven stark auseinander.
Die Clusterung zeigt Dienstag und Mittwoch zwei Cluster, die kaum voneinander
abweichen. Von Donnerstag bis Samstag der nächsten Woche gibt es drei Cluster,
wobei der mit dem Hauptlauf besetzte Cluster 1 die rascheste Milderung
simuliert. Cluster 2 und 3, zusammen mit 31 Membern, zeigen die Troglage zäher.
In der erweiterten Mittelfrist deutet alles auf zyklonales Geschehen hin.
Zusammen 41 Member in Cluster 1 und 2 bringen eine West- bis Südwestlage mit
einer deutlichen Milderung. Nur in Cluster 3 hält sich nach wie vor der Trog mit
Berglandwinter.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Mittelfrist beginnt am Dienstag mit einer Sturmlage, die sich bis Mittwoch
hinziehen kann; wobei deren Stärke, aber auch die davon betroffenen Regionen
unsicher bleiben. Deutliche Hinweise darauf liefern die deterministischen
Modelle, aber auch die Probabilistik (IFS EPS mit geringen Wahrscheinlichkeiten
bis 10 Bft im Nordwesten). Auch EFI schlägt am Dienstag und Mittwoch deutlich
an. Der Südosten ist wohl am wenigsten betroffen.
Auch in der zweiten Wochenhälfte bleibt es windig mit teils stürmischen Böen.
Nachdem zur Wochenmitte vor allem in einigen Staulagen der Mittelgebirge
akkumuliert über 24 h kräftige Niederschläge möglich sind, deren Phase dabei von
Regen zu Schnee wechselt, sind am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag im
Süden kräftige Schneefälle nicht ausgeschlossen. Vom Schwarzwald bis zum Allgäu
eventuell um 20 cm in 24h, angezeigt im 90% Perzentil von IFS EPS.
Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner