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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.11.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Aus höhenwarm mach höhenkalt, aus antizyklonal mach zyklonal – ab Montag neue
Wetterlage und neue Luftmasse (cSp => mP).

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … fällt der Luftdruck zwar ganz leicht im Lande, trotzdem bleibt uns
der Hochdruckeinfluss zunächst noch erhalten. Die Rede ist vom Dauerbrenner
ZAYYAN, von Beruf diplomiertes Blockadehoch mit Schuhgröße 50, reicht es doch
heute Abend vom Balkan und der Ukraine bis nach Nordskandinavien. Und als ob das
nicht schon genug wäre, baut sich über dem nahen Atlantik bereits das nächste
Hoch auf, das den Namen AZZEDINE tragen wird. Der gute AZZEDINE fackelt nicht
lange und versucht rasch Fühlung zu Mister ZAYYAN aufzunehmen, was trotz
schwacher Brückenbildung zunächst nur bedingt gelingen will. Grund ist ein
kantiges Tief unweit von Island, das mit einem Höhentrog interagiert, der sich
südostwärts in Richtung Nordsee ausweitet. Dort stößt er den kleinen, über der
südwestlichen Nordsee ins Stocken geratenen Kaltlufttropfen (KLT) an, welcher
nun in den nächsten Stunden gen Jütland zieht. Damit bleiben die nordseenahen
Regionen sowie Teile des nordwestdeutschen Binnenlands in seinem Wirkungsradius,
der sich durch geschlossene hochnebelartige Bewölkung unterhalb 900 hPa, etwas
Nieselregen und ein paar hohe Wolkenfelder bemerkbar macht.

Im großen Rest des Landes wurden heute einige größere Löcher oder gar Flächen in
die Hochnebeldecke gerissen (vor allem Mitte und Südwesten), so dass die Sonne
nicht nur wie gewohnt in höheren Lagen, sondern auch in den ansonsten chronisch
ergrauten Niederungen zum Zuge kam. Diese Löcher respektive offenen Flächen
werden in der kommenden Nacht teilweise wieder geschlossen, weil sich
vorhandener Hochnebel ausbreitet oder sich Strahlungsnebel bildet. Die Signale
der verschiedenen Vorhersagetools für (dichten) Nebel sind ziemlich deutlich.
Dort, wo es längere Zeit klar bleibt, kühlt es bis in den leichten Frostbereich
zwischen 0 und -5°C ab. Klar und nebelfrei dürfte es im Erzgebirge inkl.
Vorland, im südlichen Alpenvorland sowie in höheren Lagen bleiben.

Sonntag … zieht der KLT weiter in Richtung Südschweden, wo er mehr und mehr zu
einem Randtrog des sich weiter südostwärts ausweitenden Haupttrogs mutiert.
Diesem vorgeschaltet ist eine Kaltfront, die zu dem o.e. Tief gehört, das morgen
Mittag knapp nördlich von Island liegt. Zu dieser Zeit hat die Kaltfront gerade
Schottland erreicht bzw. die Grüne Insel hinter sich gelassen, womit sie noch
ausreichend Abstand zum Vorhersageraum hat.

Der lässt am morgigen Sonntag noch mal die brüchige Brücke zwischen den beiden
Hochdruckgebieten gewähren, wobei der Luftdruckgradient so schwach ist, dass in
der 12-UTC-Analyse wahrscheinlich keine einzige Hauptisobare über Deutschland zu
finden sein wird. Man braucht kein ausgewiesener Wetterprophet zu sein, um sich
auszumalen, dass damit Nebel und Hochnebel wieder prominenter in den Vordergrund
rücken als das heute der Fall war. Neben der Hochlagen Süddeutschlands
(Inversion um 930 hPa) inkl. des südlichen Alpenvorlands dürfte sich vor allem
vom Erzgebirge bzw. dem Vorland eine größere Lücke nach Norden vorarbeiten.
Ansonsten brauchtŽs schon ein wenig Glück, um dem tristen Dauergrau (bis Mittag
können die Sichtweiten im Nebel richtig miserabel sein) zu entkommen.

Höchsttemperatur bei zähem Nebel sowie im Nordosten 3 bis 7°C, sonst 7 bis 13°C.

In der Nacht zum Montag wölbt sich der Rücken über dem Osttalantik merklich nach
Norden auf, wodurch auf seiner Ostabdachung der o.e. Trog unter deutlicher
Verkürzung seiner Wellenlänge und Vergrößerung seiner Amplitude bis zur Nordsee
vorstoßen kann, wo ein baldiger Cut-Off sowie die Bildung eines kleinen
Bodentiefs (NELLY) drohen. Das Regenband der vorgeschalteten Kaltfront erreicht
in den frühen Morgenstunden den Nordseeküstenstreifen sowie das nordwestliche
Niedersachsen.

Im großen Rest der Nation tut sich zunächst noch nichts, außer dass sich
Nebel/Hochnebel ausbreiten bzw. neu bilden. Nur an wenigen Stellen bleibt es
offen. Leichter Frost wird für Ostsachsen, die Lausitz und den Bayerischen Wald
prognostiziert.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … Es tun sich keine substanziellen Ergänzungen oder Änderungen zur
Frühübersicht auf.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Umstellung der Wetterlage mit sonntäglicher „Galgenfrist“ wird
modellübergreifend simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann