#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 04.11.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.11.2024 um 10.30 UTC
Fortdauer der Hochdrucklage mit klassischem Grundschichtwetter.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.11.2024
Der Verfasser des heutigen Mittelfristbulletins hätte vollstes Verständnis
dafür, wenn die geneigte Leserschaft nach der „hochbrisanten“ Schlagzeile direkt
und ohne über Los zu gehen aussteigen und sich anderen interessanten Dingen aus
der Welt der Meteorologie zuwenden würde. Ach wie schön wäre es, wenn an dieser
Stelle mal wieder über dynamische, synoptisch spannende und abwechslungsreiche
Prozesse berichtet werden könnte: Sturm, Orkan, vielleicht der erste Schnee
(wennŽs denn überhaupt welchen gibt diesen Winter), das hätte was. Aber was soll
ich sagen: Nichts ist liebe Anhänger des gepflegten Wettersports, nihil,
nothing, nada, niente (okay, es reicht, der Hoffmann möchte hier keinesfalls den
Anschein erwecken, er könne auch nur ansatzweise eine dieser Sprachen halbwegs
substanziell sprechen, schreiben oder lesen). Also gut, es ist wieŽs ist und es
bleibt wieŽs ist, Wetter ist (und bleibt) eben – alte Binsenweisheit – kein
Wunschkonzert.
Also rein ins antizyklonale Vergnügen, das am kommenden Donnerstag, dem
offiziellen Starttermin der Mittelfrist, mit einem mordmäßig breiten Höhenrücken
beginnt, der weite Teile Mittel- und Westeuropas umspannt und im Norden bis nach
Skandinavien reicht. Korrespondierend dazu findet man am Boden eine nicht minder
ausladende Hochdruckzone, die sich vom Schwarzmeerraum bis zur Nordsee
erstreckt, über der sich übrigens eine abgeschlossene 584-gpdm-Isohypse
befindet. Der Schwerpunkt des Bodenhochs hingegen ist mit etwas über 1035 hPa
über dem östlichen Mitteleuropa zu finden. Auf seiner Westflanke wird
niedertroposphärisch milde Luft advehiert (T850 um 10°C), welche die
Grundschicht deckelt, in der sich einzig und allein die spärlichen
Wetterprozesse abspielen: Nebel/Hochnebel auf der einen, Sonne und blauer Himmel
auf der anderen Seite, dazu hier und da mal leichter Nachtfrost, das warŽs dann
aber auch schon.
Zum Wochenende versucht dann ein erster Randtrog, von Westen her das
Blockadehoch anzubaggern – Avancen, die aber ganz klar abgewiesen werden, keine
Chance lautet die Antwort. Okay, die Luftmasse wird geringfügig angehoben, was
etwas mehr Nieselregen aus der Hochnebeldecke zur Folge haben könnte. Außerdem
fällt der Luftdruck um einige Hektopascal, was am Ende darin mündet, dass sich
das Hochzentrum retrograd in Richtung UK/Irland verlagert (Montag). Dadurch
gelangen wir auf die Ostflanke des Hochs, auf der gemeinhin kältere Luft
südwärts gesteuert wird. Tatsächlich sinkt T850 vorübergehend ab auf rund 0°C,
während der Temperaturrückgang im bodennahen Niveau im Rahmen bleibt (dort, wo
vorher zäher Nebel herrschte und nun vielleicht mal die Sonne durchbricht,
wirdŽs eher sogar etwas milder). Zur Wochenmitte hin streckt das neue alte Hoch
seine keilförmigen Fühler bereits wieder deutlich nach Osten aus, so dass
zyklonale Attacken weiterhin ausbleiben oder allenfalls peripheren Charakter
haben.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz von IFS (ECMF) ist nach wie vor sehr gut. Zwar nimmt die
Kongruenz der Basisfelder mit zunehmendem Prognosehorizont etwas ab, was aber
nichts am Fortbestand der Großwetterlage ändert. Die bleibt ganz klar
hochdruckdominant, auch wenn zum Wochenende hin sowie zu Beginn der nächsten
Woche schwache Störungen versuchen, die antizyklonale Phalanx zu unterminieren.
Ohne nennenswerten Erfolg, wie es aussieht, wenn man mal davon absieht, dass
sich der Schwerpunkt des wetterbestimmenden Hochs vom östlichen Mitteleuropa
bzw. dem nahen Osteuropa in Richtung UK/Irland verlagert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Angesichts der Persistenz, die derartigen Großwetterlagen in der Regel
innewohnt, verwundert es nicht, dass auch andere Globalmodelle am
Hochdruckeinfluss festhalten. Zwar versuchen sie jedes auf seine Weise, an den
Rändern zyklonale Impulse zu setzen. Für mehr als die aus dem Sport bekannten
berühmten Nadelstiche, die am Ende aber nicht zu einem Tor führen, reicht es
nicht. Und wenn tatsächlich mal ein Trog oder ein kleines Höhentief den
Vorhersageraum erreicht (u.a. bei GFS und ICON am Sonntag), dann treffen diese
auf eine Luftmasse, die alles andere kann, nur kein schlagzeilenträchtiges
Wetter produzieren.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Mit Ausnahme ganz weniger Ausreißer zeigen die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener
deutscher Städte bis Anfang nächster Woche relativ eng gebündelte
Kurvenverläufe, bei denen der Spread graduell nur geringfügig zunimmt.
Temperatur und Potenzial beschreiben weitgehend eine Seitwärtsbewegung, heißt
hohes Potenzial und höhenwarm mit Grenzschichtphänomenen unterhalb der
Inversion. Richtung Wochenmitte divergieren die Ensembles dann stärker bei
gleichzeitig zunehmenden (leichten) Niederschlagssignalen (vorher waren ja so
gut wie keine vorhanden). Der Hauptlauf findet sich bei der 850-hPa-Temperatur
am unteren Rand der Kurvenschar wieder, vor allem im Westen und Süden bleibt das
Gros der Lösungen mild.
Interessant ist die Tatsache, dass bei der Clusterung ganz ordentlich rangklotzt
wird. Schon bei der kurzfristigen Mittelfrist (T+72…96h, Donnerstag/Freitag)
werden sechs Schubladen geöffnet, die alle auf Blockade gepolt sind und für
unseren Raum keine substanziellen Differenzen offenbaren. Von Samstag bis Montag
(T+120…168h) verringert sich die Anzahl der Cluster auf vier, was immer noch
eine ganze Menge ist. An der Blockadesituation ändert sich nichts und die
retrograde Verlagerung des Hochzentrums nach Westen wird ebenfalls von allen
Clustern gezeigt. Interessant wirdŽs eigentlich erst in der erweiterten
Mittelfrist (T+192…240h, Dienstag bis Donnerstag), wo ebenfalls vier Cluster
feilgeboten werden. Während CL 1, 2 und 4, wenn auch jeweils etwas anders
konfiguriert, auf fortwährenden Hochdruckeinfluss setzen, lässt CL 3 (11 Fälle)
tatsächlich einen DerTrog von Norden her auf Mitteleuropa respektive Deutschland
übergreifen.
FAZIT:
Am Fortbestand der hochdruckbestimmten Witterung mit den klassischen,
jahreszeittypischen Grundschichtphänomenen bestehen sowohl auf Basis der
deterministischen als auch der probabilistischen Vorhersagen keine Zweifel.
Allerdings wird ab dem Wochenende versucht, etwas Abwechslung in das
antizyklonale Einerlei zu bringen, was aber nur bedingt und ohne größeren Impact
gelingt. Ob dann Mitte nächster Woche doch mal ein etwas prominenterer Trog
sowie niedertroposphärisch kältere Luft den Weg zu uns finden (Cluster 3), ist
aus heutiger Sicht äußerst fraglich.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Fehlanzeige!
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix, Modellmix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann