#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 30.10.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.10.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Überwiegend ruhiges Herbstwetter mit viel Nebel und Hochnebel. Lediglich an der
See zeitweise windig, entlang der vorpommerschen Küste vorübergehend stürmische
Böen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell … setzt sich das überwiegend ruhige spätherbstliche Hochdruckwetter
fort. Nach wie vor befindet sich das Vorhersagegebiet im Einflussbereich einer
langgestreckten Hochdruckzone („YÜRGEN“), die vom nahen Ostatlantik über die
Britischen Inseln und Mittel- bis nach Südosteuropa reicht.
Gestützt wird diese durch eine kräftige Höhenantizyklone über der Keltischen See
bzw. dem Süden der Britischen Inseln, von der aus ein Rücken über Nordfrankreich
und Süddeutschland bis zu den Ostkarpaten reicht. Weiter nördlich verläuft die
Frontalzone vom mittleren Nordatlantik in einem leicht antizyklonal konturierten
Bogen über Island und dem Nordmeer nach Fennoskandien und mündet dort in einen
umfangreichen Langwellentrog, der im Laufe der Nacht nur langsam ostwärts
vorankommt.
Somit ändert sich an der großräumigen Konstellation nur wenig. Mit dem über
Osteuropa etwas amplifizierenden Langwellentrog wird der Ostteil des
Höhenrückens über Süddeutschland und dem östlichen Mitteleuropa allerdings ein
wenig nach Süden abgedrängt.
Auch die Lage und Ausrichtung der Hochdruckzone im Bodenfeld bleibt zunächst
nahezu unverändert. Allerdings wird eine Frontalwelle über dem Seegebiet
zwischen Island und Schottland unterhalb der jahreszeittypisch sehr kräftig
ausgeprägten Frontalzone (150 bis nahe 170 kn in 300 hPa) rasch ostwärts
gesteuert und erreicht bereits Donnerstagfrüh das Seegebiet unmittelbar westlich
der Haltenbank. Insgesamt ist ihr zunächst noch kein großartiges
Entwicklungspotenzial beschert, allerdings lassen WLA und Druckfall auf deren
Vorderseite die Hochdruckbrücke im Laufe der Nacht eine insgesamt etwas zonalere
Ausrichtung annehmen. Deren Divergenzachse verläuft ausgangs der Nacht mit nahe
1030 hPa ziemlich genau über die Mitte des Vorhersagegebietes hinweg (etwa
NRW-Erzgebirge) ostwärts.
Die Warmfront der Frontalwelle überquert die Nordsee im Laufe der Nacht ostwärts
und erreicht morgens die Deutsche Bucht. Bereits im Vorfeld sickert mit
Winddrehung auf West unterhalb der recht markanten Inversion (in etwa 850 bis
800 hPa) wieder feuchtere Luft nach Norddeutschland , so dass sich die wenigen
Wolkenlücken (außer im Nordosten, wo es noch etwas länger aufgelockert bleibt)
bald wieder schließen und recht kompakte mehrschichtige Bewölkung aufzieht.
Außer etwas Nieselregen, am ehesten noch im Nordseeumfeld, bleibt es aber
weitgehend trocken.
Im Rest des Landes ändert sich nichts Wesentliches an der ruhigen Hochdrucklage.
In der Mitte, wo die feuchte Grundschicht ebenfalls recht hoch reicht (bis nahe
800 hPa) bleibt es meist stark bewölkt bis bedeckt, in den höheren Lagen trüb
durch aufliegende Wolken. In Süddeutschlande reicht die Inversion dagegen
vielerorts lediglich bis bzw. knapp über 900 hPa, steigt aber im Laufe der Nacht
geringfügig an. Oberhalb von etwa 800 m bleibt es aber wohl überwiegend gering
bewölkt oder wolkenlos, wahrscheinlich auch im südlichen Alpenvorland. Ansonsten
weiten sich dort in den Niederungen wieder Nebel- und Hochnebel aus bzw.
verdichten sich, wobei der Nebel dort vielerorts warnrelevant sein dürfte.
In einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern kühlt es bei geringer Bewölkung auf
unter 5 Grad ab, in höher gelegenen Alpen- und Bayerwaldtälern auch auf nahe 0
Grad, sonst liegen die Minima meist zwischen 11 und 6 Grad.
Donnerstag … verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt in 500 hPa (586
gpdam-Isohypse) nach Belgien bzw. Nordfrankreich, die Divergenzachse der
Hochdruckzone im Bodenfeld wird bei geringem Druckfall über dem Vorhersagegebiet
ein wenig nach Süden gedrückt.
Die Frontalwelle beginnt sich im Tagesverlauf mit Annäherung eines Randtroges
über dem Nordmeer zu einem Randtief zu entwickeln und schlägt abends mit einem
Kerndruck von nahe 990 hPa über der mittleren Ostsee auf. Die Warmfront streift
dabei den Norden Deutschlands, während die Kaltfront mangels Schubkomponente
über dem Südteil der Norwegischen See zunächst kaum nach Süden vorankommt und
sogar leicht verwellt. Im Warmsektor verschärft sich durch beständigen Druckfall
über dem Norden und Nordosten Deutschlands der Druckgradient und der Wind
frischt aus Südwest bis West auf. Ab den Nachmittagsstunden gibt es an den
Küsten vermehrt steife Böen (Bft 7), auf Fehmarn und an exponierten Abschnitten
der vorpommerschen Küste zum Abend hin auch einzelne stürmische Böen (Bft 8).
Im Warmsektor setzt sich unterhalb der markanten, auf etwa 900 hPa sinkenden
Inversion die Advektion sehr feuchter Luftmassen vor allem im Nordwesten und
Norden weiter fort, so dass es überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, aber –
abgesehen von örtlich etwas Nieselregen – auch weitgehend trocken bleibt. In den
mittleren Landesteilen können die Wolken dagegen vor allem nach Osten zu und im
Lee, sprich: an den Nordosthängen der Mittelgebirge, zeitweise auflockern.
In Süddeutschland bleibt dagegen mehr oder weniger alles beim Alten. Die
Inversion liegt allerdings tendenziell etwas höher als an den Vortagen, was die
Auflösung der Nebel- und Hochnebelfelder erschwert und die Wahrscheinlichkeit
für ganztägig trübe Verhältnisse ein wenig erhöht. In höheren Lagen sowie im
südlichen Alpenvorland sollte sich dort aber erneut die Sonne verbreitet
durchsetzen.
Die Höchsttemperaturen liegen meist zwischen 12 und 16 Grad, im Harzlee sowie am
Alpenrand örtlich auch etwas darüber; in den Nebelgebieten Süddeutschlands
reicht es dagegen oft nur für 10 Grad.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Randtrog vom Nordmeer Richtung
Skandinavien, auf dessen Vorderseite kann das bis Freitagfrüh zur Ladogasee
ziehende Randtief vom dynamischen Hebungsantrieb profitieren und intensiviert
sich um etwa 10 hPa. Die Kaltfront kommt aber zunächst kaum nach Süden voran und
erreicht morgens erst die nördliche Nordsee.
An Lage und Ausrichtung der sich geringfügig abschwächenden Hochdruckzone ändert
sich nach wie vor nur wenig, ebenso wie am Druckgradienten im Norden und
Nordosten des Landes. Somit weht an den Küsten weiterhin ein lebhafter
westlicher Wind mit einzelnen steifen, an exponierten Abschnitten der
Ostseeküste auch mit stürmischen Böen.
Mit Annäherung des Höhenhochs, dessen Schwerpunkt sich morgens in 500 hPa in
etwa über Südwestdeutschland befindet, verstärkt sich das Absinken und drückt
die Inversion wieder geringfügig nach unten, meist schwankt sie um etwa 900 hPa.
Darüber setzt sich sehr milde und trockene Luft mit 10 bis 12 Grad in 850 hPa
durch. Innerhalb der Grundschicht ändert sich an der vor allem im Norden sehr
feuchten Luftmasse dagegen nur wenig, so dass es dort überwiegend bedeckt, aber
weitgehend trocken bleibt. In der Mitte bekommt die Wolkendecke hier und da
Lücken, am ehesten nach wie vor an den Nordosthängen der Mittelgebirge. Im Süden
und Südwesten können sich dagegen in den Niederungen wieder teils dichte
Nebelfelder ausbreiten bzw. bereits vorhandener Nebel und Hochnebel verdichten.
Oberhalb von etwa 800 m sowie im südlichen Alpenvorland bleibt es dort weiterhin
gering bewölkt oder wolkenlos. Die Minima liegen im Norden meist zwischen 12 und
8 Grad, sonst zwischen 8 und 3 Grad, bei Aufklaren kann es in den süddeutschen
Mittelgebirgs- und Alpentälern auf 0 Grad abkühlen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag … und für die Nacht zum Samstag gelten weiterhin die Ausführungen in
der Frühübersicht.
Nach wie vor ist im Detail noch unsicher, wie stark die Gradientverschärfung
präfrontal am Freitag tagsüber bzw. mit Passage der Kaltfront in der Nacht zum
Samstag ausfällt und wie weit die Kaltfront nach Südwesten vorankommt. Auch der
12 UTC-Lauf des ICON-EU ist etwas defensiver aufgestellt als die meisten anderen
vorliegenden Globalmodelle und simuliert lediglich rund um Rügen einzelne Böen
Bft 8 in der Nacht zum Samstag. Die offensiveren Modellvarianten (vor allem
UK10, aber noch die 00- bzw. 06 UTC-Läufe) haben dagegen nicht nur im gesamten
Ostseeraum, sondern auch für die Nordfriesischen Inseln stürmische Böen Bft 8
auf der Agenda, an der vorpommerschen Küste vorübergehend sogar Sturmböen Bft 9.
Modellvergleich und -einschätzung
Bis auf die im Detail mit kleineren Differenzen simulierte Kaltfront in der
Nacht zum Samstag sind keine signifikanten Modellunterschiede auszumachen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff