#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 28.10.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 281800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.10.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Unspektakuläre und milde Herbstlage der Marke Wa (west antizyklonal).
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland nach wie vor am südlichen Rand der
Frontalzone, die von Nordamerika bis zum Europäischen Nordmeer jahreszeittypisch
sehr gut ausgeprägt ist, bevor die Isohypsen über Skandinavien respektive
Fennoskandien divergieren bzw. in ein Trog-Keil-Muster übergehen. Diverse
Tiefdruckgebiete säumen nord- und nordwesteuropäisches Territorium, die unseren
Raum aber nur peripher tangieren. Man braucht schon etwas Fantasie und eine
große Lupe, um über der Nordsee ein flaches (Teil)Tief zu detektieren, welches
mit einem KW-Trog in der Höhe zusammenarbeitet. Der Trog, eher ein gemütlicher
Vertreter seiner Zunft (großer Isohypsenabstand, nicht besonders scharf
geschnitten) erreicht gerade den Nordwesten des Vorhersageraums, von wo aus er
weiter ost-südostwärts schwenkt. Dabei verleiht er Teilen des Landes einen
gewissen zyklonalen Touch, der sich bei der Betrachtung des Bodendruckfeldes
nicht gerade aufdrängt. Ausgehend vom Azorenhoch erstreckt sich eine zonale,
brückenartige Hochdruckzone über Frankreich, Süddeutschland und den Alpenraum
hinweg bis zum Schwarzen Meer, die den Namen YÜRGEN (ja richtig gelesen, mit Y)
trägt. Ein klassisches Wa-Muster (West antizyklonal) ohne jedwede Brisanz, aber
mit reichlich grautönernden „Schweinereien“ herbstlicher Natur.
Womit wir beim Wetter wären, das heute tagsüber sehr gemischt ausfiel: im Norden
und Nordwesten regnerisch, sonst teils stark bewölkt bis bedeckt oder längere
Zeit trüb, teils aber auch „Goldener Oktober“, vor allem (aber nicht
ausschließlich) im Südwesten. Dort, speziell im Oberrheingraben, wurde thermisch
ordentlich aufgetischt, bis rund 22°C stieg an einigen Orten das Thermometer.
Aber auch sonst war es in der gealterten Subtropikluft (xS) alles andere als
kalt mit überwiegend zweistelligen Tagestemperaturen.
In der Nacht zum Dienstag breiten sich mehrschichtige Bewölkung und die
Regenfälle aus dem Norden und Nordwesten bis zur nördlichen Mitte aus. Viel
Niederschlag kommt nicht zusammen. 5 l/m² werden nur vereinzelt erreicht oder
knapp überschritten, häufig langt es nicht mal für einen Millimeter. Trocken
oder zumindest weitgehend trocken bleibt es in weiten Teilen der Mitte sowie im
gesamten Süden. Dort bildet sich Nebel oder Hochnebel bzw. breiten sich die am
Tage übriggebliebenen Hochnebelfelder aus. Dabei wird die meist zwischen 900 und
950 hPa liegende Inversion geringfügig angehoben.
Mit 13 bis 10°C im bewölkten Norden und 10 bis 4°C sonst (je Bewölkung bzw.
Nebel/Hochnebel) gab es schon kältere Oktobernächte.
Dienstag … schwenkt der KW-Trog weiter südostwärts, lässt sich dabei aber so
viel Zeit, dass er den Vorhersageraum wohl erst in den Abendstunden final
Richtung Österreich und Tschechien verlässt. Dahinter dreht die schwache
Höhenströmung auf Nordwest, wobei am Abend ein zweiter, allerdings nur in
unteren Troposphärenschichten ausgeprägter Randtrog von der Nordsee und den
Niederlanden auf Deutschland übergreift. Dieser sorgt auf seiner Vorderseite
hauptsächlich durch schwache WLA für leichte Hebung, die sich in mehrschichtiger
Bewölkung und einigen Tropfen Regen/Nieselregen äußert. Aber auch sonst fällt
die gesamte Nordhälfte morgen durch reichlich Gewölk und stellenweise etwas
Regen auf, der sich insbesondere nach Lesart von IFS (00 UTC) bis hinunter zur
bayerischen Donau ausweiten kann.
Ansonsten ändert sich an der hiesigen Druckkonstellation wenig bis nichts,
heißt, die Brücke YÜRGEN verläuft nach wie vor über die Südhälfte hinweg nach
Osten. In der feuchten Grundschicht ohne Druckgradienten lösen sich Nebel und
Hochnebel spät oder gar nicht auf, auch wenn es sicherlich einige lucky places
geben wird, woŽs schnell geht oder die sogar ungeschoren aus der Nacht kommen.
Wer allerdings in puncto Sonne auf Nummer Sicher gehen will, sollte z.B. die
Alpen, das höhere Alpenvorland, den Hochschwarzwald oder auch den höheren
Bayerischen Wald ansteuern. Die Hochnebelobergrenze dürfte irgendwo zwischen 500
und 900 m zu liegen kommen.
Mit 12 bis 17°C, im Südwesten bis 19°C werden zumindest in der Spitze nicht mehr
ganz so hohe Temperaturen wie heute erreicht, von Kälte (oder das, was man
inzwischen landläufig darunter versteht) bleiben wir aber weiterhin meilenweit
entfernt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass bei zähem Nebel das
Thermometer z.T. schon bei rund 10°C seinen Zenit erreicht.
In der Nacht zum Mittwoch beginnt das Geopotenzial von Westen her leicht zu
steigen und auch die Bodenhochdruckzone scheint sich etwas zu kräftigen
respektive nach Norden auszuweiten. Trotzdem, die untere Troposphäre bleibt
feucht, wobei die Grundschicht im Norden (Inversion teils um 700 hPa) vertikal
mächtiger ist als im Süden (Inversion unter 1000 m, teils aufliegend). Mit
anderen Worten, durchweg sternenklare Areale sind vor allem in tiefen Lagen rar
gesät. Stattdessen überwiegen kompakte Bewölkung (Norden/nördliche Mitte), aus
der es hier und da etwas regnet oder nieselt (bevorzugt in und an den
Mittelgebirgen) oder es (hoch)nebelt wieder ein (Rest). Da sich die
Luftmasseneigenschaften nicht wesentlich ändern, tun es die Nachttemperaturen
trotz alternder Luftmasse auch nicht: im Norden milder als im Süden, Frost
weiterhin kein Thema.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … siehe Synoptische Übersicht von heute früh.
Modellvergleich und -einschätzung
Sieht man mal von der leicht unterschiedlich ausfallenden Parametrisierung von
Nebel und Hochnebel sowie deren Auflösungszeiten ab (sofern sie sich überhaupt
auflösen), ziehen die Modelle an einem Strang. Daran ändert auch die Tatsache
nichts, dass IFS morgen Dienstag den leichten Regen etwas weiter nach Südosten
vorstoßen lässt als die meisten anderen Modelle.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann