S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.10.2024 um 10.30 UTC

Vorwiegend Hochdruckwetter. Am Wochenende eventueller Kaltlufteinbruch mit
Nachtfrösten.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.11.2024

Die Wetterlage in der neuen Woche lässt sich als antizyklonale, weit nach Norden
verschobene Westlage beschreiben, wobei tiefes Geopotential über dem Nordmeer
und Skandinavien vorherrschend ist. Über West- und Mitteleuropa erstreckt sich
eine lang gezogene Hochdruckzone mit Schwerpunkt des Höhenhochs über
Großbritannien. Über der Iberischen Halbinsel liegt ein Cut-Off-Tief. Während
der Norden Deutschlands noch leicht zyklonal mit vielen Wolken und anfangs etwas
Regen beeinflusst wird, ist in der Mitte und im Süden die Hochdruckzone wirksam.
Dabei hält sich vielerorts dichter Hochnebel. Großflächige Auflockerungen sind
fraglich. Die Absinkinversion wird derzeit auf etwa 700 – 900 m simuliert. Für
die Jahreszeit bleibt es auch in den Nebelgebieten relativ mild.

Diese Wetterlage bleibt im Wesentlichen bis Freitag stabil, wobei im Norden der
Gradient zum Skandinavientief etwas zunimmt, sodass ab Donnerstag einzelne
stürmische Böen an den Küsten auftreten.

Ab Freitag zeigt der neue IFS-Hauptlauf eine etwas eigenwillige Lösung. Er lässt
nördlich von Schottland ein Tiefdruckgebiet entwickeln, das über
Südskandinavien, das Baltikum nach Belarus zieht und sich dabei zu einem
kräftigen Sturmtief verstärkt, das mit einer massiven Austrogung über Osteuropa
einhergeht. Über den Atlantik stößt gleichzeitig ein Keil nach Norden vor. Der
Norden muss zunächst in der Nacht zum Samstag aufgrund des Sturmtiefs über
Skandinavien mit Sturmböen rechnen. Am Sonntag überquert uns dann die Kaltfront
des Tiefs, die allerdings durch einen rasch nachrückenden Bodenhochkeil
überlaufen wird und daher vom Wettergeschehen relativ schwach ausgeprägt ist.
Rückseitig wird ein Schwall maritimer Polarluft nach Süden geführt, der aber den
Osten Deutschlands nur streift. Dort fällt die 850-hPa-Temperatur unter -5 °C,
im Westen bleibt sie über 0 °C. Mit Schnee wäre demnach auch in den östlichen
Mittelgebirgen nicht mehr zu rechnen, da die Kaltluft erst ankommt, nachdem die
Niederschläge schon nachgelassen haben. Allerdings steigt am Wochenende die
Nachtfrostgefahr im Osten.

Im weiteren Verlauf weitet sich der Einfluss des Hochdruckgebiets mit
Schwerpunkt über Großbritannien nach Mitteleuropa aus, wobei der osteuropäische
Langwellentrog weiter nach Osten verdrängt wird. Unter Hochdruckeinfluss
verbleibt der Nordosten in einer nordwestlichen Strömung, wobei bodennah immer
wieder feuchte Nordseeluft in die Nordosthälfte geführt werden würde. Der
Südwesten liegt unter der Bodenhochachse. Dort dominieren voraussichtlich Nebel
und Hochnebel, mit der größten Chance auf Sonne in den Bergen. Die eingeflossene
polare Kaltluft erwärmt sich zumindest in der Höhe allmählich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der gestern im 0z-Lauf noch prognostizierte massive Kaltlufteinbruch über
Mitteleuropa wird schon seit dem 12z-Lauf nun abgeschwächt weiter östlich
gerechnet. Die Kaltfront würde uns nur verzögert erreichen. Mit dem der
Sturmtiefentwicklung zeigt der neue IFS-Lauf eine recht eigenwillige Lösung. Das
nachfolgende Bodenhoch weitet sich im neuen Lauf noch deutlich schneller nach
Mitteleuropa aus.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im GFS und im ICON fehlt die Sturmtiefentwicklung gänzlich. Während GFS den
Kaltluftvorstoß ähnlich rechnet, wie IFS, geht dieser im ICON fast vollständig
an Deutschland vorbei. ICON belässt das Höhenhoch über Frankreich und simuliert
die Austrogung deutlich schwächer über Russland. Der Südwesten Deutschlands
würde somit dauerhaft unter Hochdruckeinfluss in einer höhenwarmen Luftmasse
verbleiben. Ähnlich wie ICON sehen es die KI-Modelle. Sie lassen dabei gerade so
die 0°C-Isotherme auf 850-hPa den Osten Deutschlands erreichen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Der gestern noch in den IFS-Ensemblen als recht sicher erscheinende
Kaltlufteinbruch zum nächsten Wochenende ist nun deutlich unsicherer geworden.
In den Ensembles ergibt sich eine erhebliche Streuung wischen -5 °C – +15 °C auf
850 hPa zum Wochenende. Dabei wird am Ende der Woche sogar nochmal ein
Geopotential- und Temperaturanstieg gerechnet. Zum Wochenende zeigt der
überwiegende Teil der Läufe nur einen leichten Geopotentialrückgang, was für
eine weitere östliche Austrogung spricht.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Hochdrucklage bis Freitag im Südwesten
und der leicht zyklonale Einfluss in der Nordhälfte als sicher gelten. Der
gestern noch als wahrscheinlich geltende Wintereinbruch zum nächsten Wochenende
ist jetzt allerdings deutlich unsicher geworden und gilt nicht mehr als
wahrscheinlichste Lösung. Die KI-Modelle, der Trend in den deterministischen
Modellen und auch der Trend in den Ensembles zeigen, dass der Kaltlufteinbruch
inzwischen weiter nach Osten gerichtet ist, wobei der Osten Deutschlands
wahrscheinlich noch von der Kaltluft gestreift wird. Ein Wintereinbruch mit
Schnee scheint nun auch in den östlichen Mittelgebirgen als unwahrscheinlich.
Die Variante des IFS-Hauptlaufes mit dem sich entwickelnden Sturmtief ist eine
Außenseiterlösung. Unsicher ist noch, inwieweit die Kaltluft nach Westen
vorankommt. Zumindest in der Osthälfte muss ab dem Wochenende allerdings
verbreiteter mit Nachtfrost gerechnet werden.
Ein deutlicher Trend in der erweiternden Mittelfrist zeigt das nachrückende
Hoch, sodass sich die derzeitige Hochdruckwetterlage mit Nebel in den
Niederungen und gebietsweise Sonne auf den Bergen mit einer eventuellen kurzen
Unterbrechung am Wochenende auf einem wahrscheinlich niedrigeren
Temperaturniveau fortsetzen wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wetterlage bietet wenig Potential für signifikantes Wetter. Die Variante des
IFS-Hauptlaufes mit dem sich entwickelnden Sturmtief am Freitag/Samstag ist eine
Außenseiterlösung. Somit derzeit allenfalls mit einzelnen stürmischen Böen zum
Ende der Woche an den Küsten und eventuell auch im angrenzenden Binnenland
gerechnet werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
Bis Freitag ICON, das ICON besser Hochnebel berechnen kann. Ab Freitag
MOSMIX/IFS-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold