S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.10.2024 um 10.30 UTC

Zunächst überwiegend Hochdruckwetter mit viel Nebel/Hochnebel, teils auch
sonnig. Zum Ende der Woche erster markanter Kaltluftvorstoß

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.11.2024

Am Dienstag ist die Wetterlage von tiefem Geopotential über dem Nordmeer und
Nordskandinavien und einem kräftigen Atlantikhoch, das einen kräftigen Bodenkeil
über Mitteleuropa nach Osteuropa schiebt. Im Südwesten Europas liegt an der
Südflanke des Hochs ein ausgeprägtes Cut-Off-Tief mit Zentrum über der Straße
von Gibraltar. Die Großwetterlage lässt sich als sehr weit nach Norden
verschobene antizyklonale Westlage beschreiben, bei der große Teile Deutschlands
vom Bodenhoch beeinflusst werden. Der Nordosten und Norden Deutschlands werden
in der Höhe allerdings von einem flachen Kurzwellentrog erfasst, der viele
Wolken und etwas Regen bringt. Trotz Hochdruckeinfluss im Süden, fließt an der
Nordostflanke des Hochs milde, aber feuchte Nordseeluft ein, die auch abseits
der Nebel- und Hochnebelfelder für zeitweise dichtere Wolken vor allem in der
Mitte sorgt. Weiter im Süden sollte es auf den Berggipfeln sonnig sein.

Am Mittwoch kräftigt sich das Hoch über Mitteluropa weiter, der flache
Kurzwellentrog über dem Nordosten löst sich auf, sodass auch dort in der Höhe
ein Keil vorstößt. Einzig der äußerste Norden wird im Bodendruckfeld noch
antizyklonal durch ein Skandinavientief beeinflusst. Im Nordosten baut sich
zwischen dem Skandinavientief und dem Hoch ein etwas stärkerer Gradient auf,
sodass es dort einige stärkere Böen im Binnenland und stürmische Böen an der See
gibt. Der Rest von Deutschland wird von Hochdruckeinfluss geprägt. Dabei hält
sich vielerorts dichter Hochnebel. Großflächige Auflockerungen sind fraglich, da
die bodennahe Schicht auch oberhalb der Bodeninversion bis etwa 850 hPa recht
feucht ist.

Am Donnerstag verlagert sich der Hochschwerpunkt Richtung Mitteleuropa, sodass
sich das ruhige und milde, zu Hochnebel und Nebel neigende Wetter weiterhin
fortsetzt.

Am Freitag verstärkt sich ein Tief über Skandinavien, wobei gleichzeitig ein
Keil über Grönland vorstößt. So entwickelt sich der Langwellentrog über
Skandinavien stromabwärts, wodurch die Hochdruckzone über Mitteluropa nach Süden
verdrängt wird und im Laufe des Tages die Kaltfront des Skandinavientiefs den
Norden Deutschlands erfasst. Dabei verstärkt sich der Gradient deutlich. Am
Wochenende kommt es an der Ostflanke eines kräftigen sich ausweitenden
Atlantikkeils zu einer mächtigen Austrogung über Ost- und dem östlichen
Mitteleuropa, wobei polare Luftmassen mit 850-hPa-Temperaturen unter -5 °C weit
nach Süden geführt werden. Die Schneefallgrenze sinkt laut der IFS-Variante
dabei zum Teil bis in tiefere Lagen. Nachts muss verbreiteter mit Frost
gerechnet werden. Dabei bleibt es ziemlich windig.

Im weiteren Verlauf verlagert sich das Bodenhoch nach Großbritannien und weitet
seinen Einfluss auf Mitteleuropa aus, wobei allmählich etwas wärmere Nordseeluft
einfließt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Es gibt keine wesentlichen Unterschiede zu den Vorläufen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Freitag sind sich alle Globalmodelle einig. Der Trogvorstoß am Wochenende
wird ebenfalls von allen Modellen simuliert. GFS lässt den Trog weiter östlich
austrogen, wobei die -5-°C-isotherme auf 850-hPa nicht die Alpen erreichen
würde. Die ICON-Simulation ähnelt dem IFS.

Die KI-Modelle zeigen außer FourCastNet ML alle den Trog mit dem Kaltluftvorstoß
deutlich weiter östlich, sodass Deutschland nur von der Kaltluft gestreift
werden würde. Hier ergibt sich ein eklatanter Unterschied zwischen KI- und
deterministischen Modellen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles bestätigen das Szenario im Hauptlauf: Durchgängig
Hochdruckeinfluss bis Donnerstag mit einigen zyklonalen Anteilen anfangs im
Norden. Der Kaltlufteinbruch wird dann von fast allen Ensembles in einer
ähnlichen Intensität mit einer leichten Phasenverschiebung gerechnet. Eine
größere Streuung ergibt sich beim Geopotenzial, was darauf hinweist, dass in
einigen Mitgliedern der Haupttrogvorstoß weiter östlich erfolgt.
Die Clusteranalysen sehen allerdings diesbezüglich alle ähnlich aus und stützen
überwiegend den Hauptlauf.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Lage bis Freitag gesichert scheint.
Auch der Trogvorstoß mit dem Kaltlufteinbruch gilt als gesichert. Fraglich
bleibt nur, wo die Austrogung stattfindet und wie intensiv der Kaltluftvorstoß
wird. Hier bleibt die Diskrepanz zwischen KI-Modellen und herkömmlichen Modellen
interessant. Zumindest im Bergland sollte man sich auf einen ersten
Wintereinbruch einstellen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Abgesehen von einzelnen Sturmböen an der Küste am Mittwoch und starken bis
türmischen Böen bei Kaltfrontdurchgang am Freitag bietet die Lage wenig
Potenzial für signifikantes Wetter.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold