S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.10.2024 um 10.30 UTC

Anhaltendes Hochdruckwetter mit Sonnenschein und/oder Nebel, anfangs sehr mild.
In der neuen Woche im Norden etwas unbeständiger und insgesamt etwas kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.10.2024

Die Mittelfrist beginnt mit dem kommenden Wochenende und einem großräumigen
langwelligen Strömungsmuster in der Höhe. Dabei findet am Samstag über dem nahen
Atlantik ein Abtropfprozess aus einem Langwellentrog statt, der nach Lesart der
neuesten Modellläufe nun schneller vonstattengehen soll als zuvor gezeigt.
Dadurch wird der Weg für die Ausbildung einer Hochdruckbrücke freigemacht. Diese
erstreckt sich ausgehend von einem blockierenden Hoch über dem zentralen
Atlantik über Großbritannien hinweg nach Deutschland und findet Anschluss an ein
weiteres Hoch über Osteuropa. Dabei fließt, gestützt von dem abgetropften Tief
über Südwesteuropa, milde Luft nach Deutschland mit T850 von teils über 10°C.
Das führt insgesamt auch zu äußerst milden Tagestemperaturen, vorausgesetzt dass
nicht zäher Nebel einen Strich durch die Rechnung macht.

Am Sonntag manifestiert sich die Hochdruckbrücke weiter über Mitteleuropa, wobei
auch das Atlantikhoch näher heranrückt. Ganz störungsfrei läuft das Ganze bei
uns aber wohl nicht ab. Der Norden liegt nahe der Frontalzone im Bereich einer
Kaltluftschliere. Dabei handelt es sich um den Ausläufer eines kräftiges
Nordmeertiefs, der noch etwas wetteraktiv ist und noch geringfügige
Niederschläge im Norden und Nordwesten bringt.

In der neuen Woche ändert sich an der Gesamtkonstellation wenig. Der großräumige
Hochdruckeinfluss verstärkt sich vor allem Richtung Süden noch weiter und bleibt
auch bei uns in den meisten Landesteilen wirksam. Nur im Norden bleibt es
weniger stabil. Hier wirken am Südrand der Frontalzone wiederholt
Kurzwellentröge in westlicher bis nordwestlicher Höhenströmung, die für mehr
Bewölkung und wiederholt schwache Schauer sorgen, wenngleich auch hier am Boden
größtenteils Hochdruck wirksam ist. Dabei kommt kühlere Luft aus Norden etwas
weiter südwärts voran und dämpft die Temperaturen etwas. Nur direkt in
Küstennähe macht sich der Tiefdruckeinfluss aus Norden durch Zunahme des
Bodendruckgradientes bemerkbar. Dadurch kann es dort zeitweise windig bis
stürmisch werden, was angesichts der Jahreszeit aber nichts Herausragendes sein
dürfte.

Selbst in der erweiterten Mittelfrist zur der zweiten Wochenhälfte zeigt sich
weiter ein Trend zur Persistenz, d.h. weiter Hochdruckeinfluss mit nur sehr
geringen Randstörungen in der Gesamtkonstellation eines sich nur langsam
auffüllenden Hochs über der Iberischen Halbinsel mit Zufuhr eher milder
Luftmasse und schwacher zonaler Strömung über Mitteleuropa. Am ehesten gerät
immer wieder der äußerste Norden unter leicht zyklonalen Einfluss. Die Luftmasse
scheint sich insgesamt abzutrocknen, sodass die Nebelneigung abnimmt, sich dafür
aber die nächtliche Frostwahrscheinlichkeit etwas erhöht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Aktuell pendeln sich die IFS-Läufe auf Lösungen ein, die eher milde Luftmassen
bevorzugen, allerdings zeigen sich dabei im Vergleich noch immer hohe
Inkonsistenzen bezüglich der Luftmassenverteilung, die eine Detailvorhersage
trotz der sich klar abzeichnenden Großwetterlage erschweren.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Entwicklung der Großwetterlage wird von allen Modellen gestützt. Eine
persistente Hochdrucklage scheint „unvermeidlich“ zu sein. Unsicherheiten gibt
es vor allem bezüglich der Temperaturverteilung. Insbesondere ICON lässt kühlere
Luftmassen dominieren. Letzten Endes entscheidet darüber der Abtropfvorgang des
Höhentiefs über Südwesteuropa, der noch mit größeren Unsicherheiten behaftet
ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Gegensatz zu den Vortagen zeigen die ECMWF-Rauchfahnen heute größere
Einigkeit bezüglich der Temperaturentwicklung. Diese wurde in den letzten Läufen
hochgradig unsicher mit extrem hohem Spread simuliert. Dem ist heute nicht mehr
ganz so, nichtsdestotrotz gibt es noch immer eine signifikante Anzahl von
Ausreißern nach unten, die kältere Lösungen als in der Deterministik gezeigt als
nicht ausgeschlossen erscheinen lassen. Damit verbunden wäre ein südlicheres
Ausgreifen der Frontalzone, die die gegenwärtige Hochdruckperiode zumindest
kurzzeitig unterbrechen könnte. Sonderlich wahrscheinlich erscheint dies aber
nicht.

Die ECMWF-Cluster zeigen ebenfalls in Richtung Hochdruckpersistenz. Die
Unsicherheiten bei der Konfiguration von Druck und Geopotential bilden sich aber
auch hier ab. Die mögliche Störung durch einen kurzzeitigen Trogdurchgang in der
kommenden Woche wird nur durch wenige Member gestützt.

Die GFS-ENS stützten die Entwicklung auf ähnliche Art und Weise. Demnach soll
die Hochdruckphase bis mindestens Anfang November anhalten. Bei der
Temperaturentwicklung zeigen sich ebenfalls ähnliche Muster. Einzelne Ausreißer
zeigen deutlich kältere Lösungen als die Mehrheit des Ensembles.

Fazit:
Das Hochdruckwetter, das sich aktuell eingestellt hat, setzt sich wohl nahezu
„Open End“ fort. Zumindest bis Anfang November zeigt sich diesbezüglich ein
einhelliger Trend. Vor allem in den ersten Tagen wird es dabei nochmal recht
warm, bevor dann in der neuen Woche die Temperaturen allmählich etwas
zurückgehen. Die Nebelneigung bleibt auch weiterhin erhalten. Im Norden geht es
allerdings insgesamt etwas unbeständiger zu. Hier bleibt vor allem in der neuen
Woche die Sonne durch vermehrt aufkommende Bewölkung rar und es kommt immer
wieder zu einzelnen Regenschauern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Angesichts der Wetterlage sind keine signifikanten Wetterscheinungen zu
erwarten. Höchstens an der Nordseeküste können zu Wochenbeginn mit geringer
Wahrscheinlichkeit einzelne Sturmböen auftreten.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF+ENS, ICON, MOS

VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch