#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 21.10.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.10.2024 um 10.30 UTC
Dominante Grenzschichtdynamik mit teils zähem Nebel. Im Westen leicht
wechselhaft. Mild bis sehr mild.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.10.2024
Die nun anstehende Mittelfrist vom Donnerstag, den 24. Oktober bis zum Montag,
den 28. Oktober hebt sich kaum durch nennenswerte Dynamik hervor.
Während der Polarwirbel in der Stratosphäre vor einem deutlichen
Intensivierungsschub steht, hebt sich die Troposphäre eher durch eine
blockierungsfreudige Erhaltungsneigung hervor.
Mit ein Grund für diese Ausgangslage könnte ein recht imposanter Impulseintrag
durch die Interaktion der entsprechenden Gebirgsketten mit der Umgebungsdynamik
sein, der Anfang Oktober stattfand. Seitdem wanderte dieser Impuls aus den
Tropen in die außertropischen Bereiche und sorgt nun zonal gemittelt in rund 60
Grad Nord für eine wellende Grundströmung peripher des Polarwirbels der
Troposphäre, während südlich davon hohe Anomaliewerte beim Geopotenzial
dominieren. Allerdings hat nun dieser Eintrag mit Blick auf die Globalbilanz
nachgelassen, sodass momentan eine Art „status quo“ vorherrscht.
Dem überlagert wandert eine recht aktive Madden-Julian-Oszillation von Phase 5/6
zu 7. Koppelt man dies an die vorherrschend leicht negativen Werte des Oceanic
Nino Index (La Nina watch), dann würde dies eine zunehmende Blockierung von
Neufundland über Island bis nach Westeuropa nach sich ziehen. Interessant ist,
dass IFS im Grunde exakt dieses Muster der Geopotenzialanomalie andeutet, nur
mit einer leichten Ostverschiebung der Wellen (positive Anomalie von den Azoren
nach Island und nach Mitteleuropa laufend). Dies wird zusätzlich gestützt durch
einen kräftigen Höhentrog entlang des Polarwirbels in der Troposphäre, der sich
über Grönland/der Grönlandsee etabliert. Diese Konstellation dürfte Mitteleuropa
tendenziell eher brechende Wellen bzw. stark meridional amplifizierende Wellen
bescheren, wobei mit einer Blockierung über Nordwesteuropa auch eine
„Nordwestrutsche“ im Übergangsbereich der Mittelfrist in die erweiterte
Mittelfrist denkbar wäre. Die ostwärts über Nordeuropa driftenden Wellen werden
durch eine umfangreiche Blockierung im eurasischen Sektor abgebremst und je nach
Amplitude zum Abtropfen gezwungen. Unsicher ist auch noch, ob sich die
Blockierung über dem Nordostatlantik in der Folge weiter in Richtung Nordpol
ausweiten kann.
Aus den Tropen heraus sollte es vorerst keine direkte Auswirkung geben
(Stichwort: außertropische Umwandlung), da sich die Hauptaktivität eher auf den
Indischen Ozean/Westpazifik beschränken sollte (ggf. auch die Karibik). Die
Reste von OSCAR (Kuba) könnten zum Ende der Mittelfrist in Form von Restfeuchte
auf Mitteleuropa übergreifen.
Bezüglich des zu erwartenden Wetterablaufs gibt es nicht viel Neues zur gestern
veröffentlichen Mittelfrist zu berichten.
Am Donnerstag starten wir über der Mitte und dem Süden mit viel Boden- oder
Hochnebel, während im Norden und Nordosten eine trockene Festlandsluft nur für
örtliche/seichte Dunstfelder gut sein sollte.
In der Folge herrscht über der Mitte bis nach Bayern noch lange (wenn nicht
ganztätig) Dauergrau in Form dichten Hochnebels vor, während sonst die Sonne von
einem wolkenarmen Himmel scheint. Am Alpenrand ergibt sich in einer feuchten und
leicht labil geschichteten Luftmasse ein geringes Schauerrisiko.
In der Nacht zum Freitag verdichtet sich der Nebel über der Mitte und dem Süden
erneut und wird dort zum dominanten Warnthema. Im Norden und Nordosten verläuft
die Nacht klar und trocken. Zudem sickert in den Südwesten eine hochreichend
feuchte und leicht labil geschichtete Luftmasse ein, sodass im Südwesten im
Verlauf der Nacht einzelne Schauer nicht ausgeschlossen sind.
Am Freitag nähert sich dem Westen eine Kaltfront, sodass präfrontal mit Hebung
einer schwach bis mäßig labil geschichteten Luftmasse (MUCAPE lokal bis 700
J/kg) im Westen einige Schauer und einzelne Gewitter auftreten können. Stehende
Zellen können lokal für Starkregen gut sein dank eines niederschlagbaren
Wassergehalts von 20 bis 25 mm.
Ansonsten verläuft der Freitag neben teils zähem Boden- und Hochnebel freundlich
oder komplett sonnig und trocken.
Die Kaltfront kommt nach EZ nur bis an die Westgrenze Deutschlands voran und
verbleibt dann dort stationär die Nacht zum Samstag über. Peripher der Front
bleibt es leicht wechselhaft, wobei eine noch recht diffuse Dynamik einen
möglichen zeitlichen und räumlichen Niederschlagsschwerpunkt nicht näher
eingrenzen lässt (inklusive der Frage, wieviel Feuchte von Frankreich präfrontal
herangeführt wird). Insgesamt überwiegt im Westen aber der wechselhafte
Charakter.
Ansonsten verläuft die Nacht erneut teils hochnebelartig bedeckt/mit dichtem
Bodennebel oder klar.
Am Wochenende wird die Kaltfront sukzessive nach Osten gedrückt, wobei sie über
den Westen Deutschlands bis zur Mitte vorankommt. In der Nacht zum Sonntag
schwächt sich der südliche Teil der Front (über der Mitte) rasch ab und wird
über Norddeutschland dank besserer Dynamik recht zügig ostwärts geführt, bevor
zum Sonntag ein schwaches Zwischenhoch wetterwirksam wird.
Diese Entwicklung hat am Samstag im Westen und in der Nacht zum Sonntag im
Norden einen leicht wechselhaften Wettercharakter zur Folge, während sonst im
Süden und Osten die Grenzschichtdynamik dominiert. Besonders dem Süden könnte
dann eine solide Hochnebeldecke jegliche Sonnenfenster verwehren.
Zum Montag sollte mit einsetzender Blockierung über Nordwesteuropa ein
Frontenzug von der Nordsee nach Deutschland geführt werden, was in der Folge
einen deutlich wechselhafteren Wochenstart inklusive Alpenstau und einer
absinkenden Schneefallgrenze zur Folge haben dürfte. Bei rasch nachfolgendem
Hochdruckeinfluss aus Westen wäre aber auch dieser wechselhaftere
Witterungsabschnitt zum Beginn der erweiterten Mittelfrist eher einer von der
kurzen Sorte. Es herrschen allerdings noch Unsicherheiten vor, wo die
Blockierung genau ansetzt und wo der Trog stromab nach Süd/Südost geschickt
wird.
Die Höchstwerte verbleiben abseits des Nebels im milden bis sehr milden Bereich,
teils mit Maxima bis 20 Grad zum Beginn der Mittelfrist und gehen in der Folge
auf etwa 13 bis 17 Grad zurück. In den Nächten spielt Frost bei meist unteren
zweistelligen bzw. oberen einstelligen Tiefstwerten keine Rolle.
Auch beim Wind gibt es nicht viel Neues zu berichten. Dieser dreht von Südost
zunehmend auf Süd bis Südwest und frischt besonders zum Ende der Mittelfrist
über der Deutschen Bucht stark böig, zeitweise auch stürmisch auf. Ansonsten
weht er nur schwach bis mäßig, im Bergland zeitweise auch leicht böig.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die jüngsten 5 Modellläufe (IFS) heben recht konsistent einen stehenden
Wellenzug hervor, der sich vom Nordatlantik bis nach Europa erstreckt (weiter
nördlich etwas progressiver aufgestellt). Dabei unterstützt eine sich
kräftigende Antizyklone über Osteuropa einen umfangreichen Abtropfprozess eines
Langwellentroges über Westeuropa. Das daraus hervorgehende Höhentief zieht in
Richtung Spanien ab. Diese Entwicklung wurde bisher recht homogen gezeigt, wobei
die Antizyklone über Osteuropa von Lauf zu Lauf kräftiger und etwas westlicher
gerechnet wurde, sodass der Abtropfvorgang nun über der Biskaya in Richtung
Spanien gerichtet stattfindet.
Die Mittelfrist gestaltet sich somit ruhig und unter Hochdruckeinfluss bzw. mit
zeitweiligem Feuchteeintrag von Westen gewinnt die Grenzschichtdynamik immer
weiter an Bedeutung (Nebel und Hochnebel). Erst zum Ende der Mittelfrist
(Montag) könnte es von Nordwesten wechselhafter werden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen Globalmodelle zeigen die genannte Entwicklung übereinstimmend.
Unschärfen ergeben sich bei der Lage und Geschwindigkeit des Abtropfprozesses
über West- nach Südwesteuropa. Besonders nach UK10/GFS würde dieser nicht so
weit südlich stattfinden (eher über den Pyrenäen), sodass der nach Deutschland
ziehenden Kaltfront mehr Feuchte zur Verfügung stehen würde. Dies würde
besonders dem Südwesten am Wochenende deutlich mehr Niederschlag bescheren, als
es die aktuelle EZ Lösung vermuten lässt. Mit dem üppige Feuchteeintrag wäre in
der Folge dann im Süden wohl von der Sonne nichts mehr zu sehen, dank einer
ausgeprägten/hochreichenden Hochnebeldecke.
Zum Wochenbeginn wird die sich aufbauende Blockierung in Richtung Nordwesteuropa
recht einheitlich gezeigt und somit auch die Umstellung zu einer wechselhafteren
Nordwestwetterlage im Übergangsbereich zur erweiterten Mittelfrist. Besonders
bei GFS könnte die Feuchte im Alpenstau recht effektiv zunächst in Form von
Regen, später bei sinkender Schneefallgrenze auch in Form von Neuschnee
ausgequetscht werden. Die genaue Ausrichtung der Nordwestströmung und die
Geometrie des Troges sind jedoch noch sehr unsicher.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die jüngste Clusteranalyse startet die Mittelfrist mit dem klimatologischen
Regime der Blockierung und mit 5 Clustern. Grundsätzlich ergeben sich innerhalb
der Cluster für Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede, wenngleich der
Trog über Westeuropa bezüglich der Intensität noch geringen Diskrepanzen
unterworfen ist (die sich in der Folge auch auf den Abtropfprozess auswirken).
Über Mitteleuropa dominiert jedoch eine umfangreiche Blockierung, die sich vom
zentralen Mittelmeer bis zur Laptewsee erstreckt.
In der Folge weicht die Dominanz der Blockierung im klim. Regime allmählich auf
und gibt der positiven NAO mehr Raum (zum Sonntag 3:1 Überhang). Dies ist jedoch
eine weit nördlich ansetzende NAO+, dank einer umfangreichen Blockierung über
dem Nordostatlantik, die sich allmählich nordostwärts ausdehnt. Die
Unsicherheiten im Ensemble nehmen rasch zu, was u.a. auch an der
unterschiedlichen Handhabe des Abtropfprozesses hängt, wobei das Höhentief in 3
von 4 Clustervorhersagen jedoch südlicher geschickt wird als es die aktuelle
GFS/UK10 Vorhersagen erwarten lässt. Während im 3. Cluster zudem der Trog von
Nordwesten deutlich rascher (bereits im Verlauf des Wochenendes) auf Deutschland
übergreifen kann, überwiegt im Rest der Cluster eher der antizyklonal geprägte
Charakter (in dem die Kaltfront unter Intensitätseinbuße nach Osten gedrückt
wird).
Im Übergangsbereich zur erweiterten Mittelfrist heben 2 von 3 Cluster eine
markante Blockierung über dem Nordostatlantik hervor, die stromab einen Trog
induziert, der im ersten Cluster rasch nach Osteuropa, im 2. Cluster in Richtung
zentrales Mittelmeer geführt wird. Im 3. Cluster wird die positive Anomalie über
dem Nordostatlantik auf Kosten einer neuen Blockierung bei Neufundland rasch
abgebaut, was eine Fortdauert der eher antizyklonal geprägten Witterung nach
sich ziehen würde.
Die Unsicherheiten nehmen in der Folge immer weiter zu.
Die Meteogramme heben den milden und zum Wochenende von Westen leicht
wechselhaften Wettercharakter übereinstimmend hervor. Die Rauchfahnen der 850
hPa Temperatur sind bis einschließlich Freitag eng gebündelt, bevor in der Folge
eine deutliche Spreizung der Memberschar zu erkennen ist, was u.a. mit der
variablen Handhabe der Kaltfront zusammenhängen dürfte (wie schnell diese nach
Osten geführt). Ab Montag bündelt sich die Memberschar wieder stärker in Folge
der zu erwartenden Nordwestwetterlage, da die entsprechenden synoptischen
Protagonisten recht stabil vorhergesagt werden. Einzelne Member des 3. Clusters
verbleiben jedoch recht hoch, was besonders auf den Südosten Deutschlands
zutrifft.
Im GEFS ergeben sich keine wesentlich anderen Erkenntnisse. Einzig die
Kaltfrontpassage dürfte im Westen etwas nasser (aber ebenfalls nicht
warnrelevant) ausfallen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Zum Sonntag gewinnt der Südwestwind über der Deutschen Bucht an Kraft (teils
stürmische Böen, Bft 8). Dies kann auf exponierten Berggipfeln, wie dem Brocken
dann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Im Verlauf des Montags erfolgt dann
ggf. mit Kaltfrontpassage eine Drehung auf Nordwest, dann weiterhin mit
markanten Böen über der Deutschen Bucht.
GEWITTER:
Am Freitag sind im Westen einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen, die lokal
markanten Starkregen bringen können (um 15 l/qm in 1h). Dieses Risiko ist aus
heutiger Sicht aber noch sehr unsicher und mit niedrigen Wahrscheinlichkeiten
behaftet.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy