SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Kommende Nacht an exponierten Lagen der Nordseeküste einzelne stürmische Böen,
auf dem Brocken Sturmböen. Vor allem in der Südhälfte teils zäher und dichter
Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland zwischen tiefem Geopotential mit Schwerpunkt über
dem Nordwesten Europas und einem von der Iberischen Halbinsel bis nach Osteuropa
reichenden Höhenrücken in einer südwestlichen Strömung. Mit dieser gelangen
milde bis sehr milde Luftmassen zu uns mit Temperaturen in 850 hPa zwischen 9
und 14 Grad.
Von dem Höhenrücken gestützt wird das mittlerweile seit einigen Tagen auf der
Wetterkarte zu findende Hoch WERNER. Es liegt mit seinem Schwerpunkt über Ost-
bzw. Südosteuropa, von wo aus aber ein Keil Richtung Alpenraum gerichtet ist und
dessen Einfluss auch in den Süden Deutschlands und weite Teile des Ostens
reicht. Folglich erwartet uns dort eine ruhige Nacht. Wolkenlücken gibt es aber
meist nur wenige. Denn einerseits bildet sich Nebel oder noch vorhandene
Nebel-/Hochnebelfelder verdichten sich wieder, was vor allem die Südhälfte
betrifft. Andererseits schieben sich einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder
herein.
Diese Wolkenfelder sind die Vorboten eines Frontensystems des Sturmtiefs
JOSEFINE, das mit seinem Kern (Kerndruck knapp unter 975 hPa) kommende Nacht von
den Hebriden nordostwärts Richtung norwegische Küste zieht. Die Warmfront des
Tiefs hat bereits heute Nachmittag auf den Westen und Norden übergegriffen.
Damit verbundene geringfügige Niederschläge treten aber dort nur sporadisch auf
und verlagern sich in der Nacht weiter ostwärts. Die nachfolgende Kaltfront wird
am Abend von Nordwesten übergreifen. Sie kommt allerdings aufgrund der Bildung
eines Wellentiefs über der Biskaya nur zögerlich landeinwärts voran und ist so
Montagfrüh etwa auf einer Linie Rügen-Niederrhein zu finden. Damit verbunden
fällt im Nordwesten und Norden zeit- und gebietsweise leichter Regen mit Mengen
zwischen 0,1 und 4 mm. Postfrontal lockert die Bewölkung im Nordwesten
Montagfrüh wieder auf.
Mit Verlagerung des Tiefs und Annäherung der Kaltfront nimmt der Druckgradient
im Norden etwas zu. So sind auf Nordseeinseln und an der Nordfriesischen Küste
Böen um 55 km/h (Bft 7) zunächst aus Süd später aus Südwest zu erwarten, in
exponierten Lagen sind einzelne stürmische Böen bis 65 km/h (Bft 8) nicht
ausgeschlossen. Auch auf dem Brocken nimmt der Wind in der Nacht zu und es
treten Sturmböen bis 85 km/h (Bft 8 bis 9) aus Südwest auf. Gegen Morgen fächert
der Gradient bereits wieder auf und der Wind lässt wieder nach.
Die Nacht verläuft im Norden und in der Mitte sehr mild bei Tiefstwerten
zwischen 15 und 10 Grad, im windschwachen Süden wird es mit 10 bis 5 Grad
kälter.

Montag … zieht das Sturmtief unter Abschwächung weiter Richtung Lofoten.
Dessen Kaltfront verbleibt aber quasi stationär über dem Norden Deutschlands
liegen. Erst in der Nacht zum Dienstag, wenn das Wellentief (es wird den Namen
JOSEFINE III tragen) vorderseitig eines Kurzwellentroges über die Mitte
Deutschlands nordostwärts hinweg geführt wird, kommt die Front rückseitig des
Tiefs Richtung Südwesten voran. Bis dahin regnet es über dem Norden und
Nordwesten gebietsweise, wobei sich der Regen mit Annäherung und Passage der
Welle leicht verstärkt. Bis Dienstagfrüh fallen dort meist 1 bis 5 mm in 24
Stunden, etwa in einem Streifen vom Niederrhein/Grafschaft Bentheim bis ins
südliche Schleswig-Holstein und Mecklenburg können auf Basis von ICON in einem
schmalen Streifen 5 bis 15, lokal bis 20 mm fallen. Nach GFS liegt dieser
Streifen etwas weiter nördlich als bei ICON, bei EZMW etwas weiter südlich. Die
prognostizierten Mengen sind aber sehr ähnlich, warnwürdige Mengen zeigt kein
Modell. Mit Vorankommen der Front Richtung Südwesten rückseitig des Wellentiefs
fällt auch dort etwas Regen, meist liegen die Mengen bis Dienstagfrüh aber unter
3 mm.
Von Sachsen bis in die Pfalz (dort bis zur Annäherung der Front) sowie in Bayern
und BaWü hält sich weiterhin der Einfluss von Hoch WERNER. Es bleibt trocken,
wenn auch vielerorts durch zähen Nebel oder Hochnebel trüb. Die besten Chancen
auf Sonnenschein hat man wohl auf den Bergen, an den Alpen sowie in einigen
Regionen des Südwestens. Von den Sonnenanteilen abhängig ist auch die
Temperaturentwicklung. Grundsätzlich ist postfrontal weiterhin eine sehr milde
Luftmasse anzutreffen. Temperaturen oberhalb von 15 Grad wird es aber wohl nur
außerhalb der Nebelgebiete geben. Dort sind dann stellenweise auch bis zu 21
Grad möglich.
Postfrontal fließt ein Schwall erwärmter Meereskaltluft ein, bei guter
Durchmischung sind aber auch dort Höchstwerte zwischen 15 und knapp 18 Grad zu
erwarten.
In der Nacht zum Dienstag kühlt die Luft im Bereich der Front unter dichten
Wolken auf Werte um 11 Grad ab. Sonst sind im Nordwesten sowie im Süden Werte
zwischen 9 und 6 Grad zu erwarten. Nebel bildet sich wieder vor allem im Süden,
kann aber auch postfrontal im Nordwesten nicht ausgeschlossen werden.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … haben sich im Vergleich zur Frühübersicht keine Änderungen ergeben.
So fällt im Süden am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch noch Regen, der am
Mittwoch schließlich abklingt. Sonst sorgt das neue Hoch XELAT für ruhiges,
teils sonniges, teils neblig-trübes Herbstwetter. Nur im Norden sind am Rande
des Hochs einzelne Schauer möglich. Abgesehen von Nebel sind keine warnwürdigen
Wettererscheinungen zu erwarten. Dabei bleibt es mild bis sehr mild.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Wetterentwicklung wird von den Modellen sehr ähnlich prognostiziert. Die
Unterschiede bezüglich der Niederschlagssummen im Zusammenhang mit der wellenden
Front bzw. der Tiefpassage wurden bereits oben im Text angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger