S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.10.2024 um 10.30 UTC

Am Freitag und am Wochenende zumindest im Westen und Süden wechselhaft. Sonst
meist ruhiges Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 27.10.2024

Am Mittwoch gelangt Deutschland unter einen breiten Höhenrücken. Das
korrespondierende Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt über die Mitte
Deutschlands hinweg zu den Beskiden. Dabei sind landesweit die
Luftdruckgegensätze gering. Etwas Regen fällt noch in Verbindung mit einer sich
auflösenden Front im Süden und Südosten. Ansonsten setzt sich oberhalb der
Grundschicht trockene Luft durch. In der Nacht zum Donnerstag kann sich
verbreitet Nebel oder Hochnebel bilden.
Am Donnerstag wandelt sich der Rücken in einen Keil um und verlagert sich unter
Verkürzung der Wellenlänge über Deutschland hinweg nach Westpolen und
Skandinavien. Das wetterbestimmende Bodenhoch ist dann über dem Karpatenraum zu
finden. Ein nachfolgender Trog arbeitet sich bis in den nahen Ostatlantik vor
und weitet sich südwärts bis in das Seegebiet vor Galizien aus. An dessen
Vorderseite stellt sich über Mitteleuropa eine südliche bis südwestliche
Strömung ein, mit welcher oberhalb der Grundschicht Warmluft aus dem westlichen
Mittelmeerraum herangeführt wird. Hierdurch verschärft sich die Inversionslage,
was bei den weiterhin geringen Luftdruckgegensätzen die Auflösung von Nebel oder
Hochnebel hinauszögert bzw. unmöglich macht. Zudem gelangt in der Nacht zum
Freitag in den Westen und Süden allmählich feuchtere Luft, was mit einem
Wolkenaufzug einhergeht.
Am Freitag rückt der Trog zu den Britischen Inseln und in die Biskaya vor,
wogegen sich über dem mittleren Nordatlantik bereits wieder ein breiter Rücken
aufwölbt. Die schleifende Kaltfront, die diesem Trog vorgelagert ist, erreicht
bis zum Abend das nördliche Emsland, wodurch dann im äußersten Westen
schauerartiger Regen einsetzt. Ansonsten hält sich noch Hochdruckeinfluss, wobei
mehrschichtige Bewölkung dann auch weiter ostwärts ausgreift. In der Nacht zum
Samstag tropft der Trog über den Britischen Inseln ab. Somit bleibt über
Mitteleuropa eine steile west-südwestliche Strömung bestehen. Frontale
Niederschläge erfassen dann den gesamten Nordwesten und Westen Deutschlands,
ohne warnrelevant zu werden. In der Mitte und im Osten hält sich noch (oberhalb
der Grundschicht) trockenere Luft, an den Alpen setzt leichter Föhn ein.
Am Samstag kommt das aus mehreren Kernen bestehende Cut-Off-Tief kaum nach Osten
voran. An dessen Nordflanke setzt sich die Frontalzone vom Raum Island über
Lappland hinweg nach Nordwestrussland durch. Von den Niederschlägen werden dann
auch die mittleren Landesteile erfasst. Vom südwestdeutschen Bergland bis in den
zentralen Mittelgebirgsraum fällt teils länger andauernder Regen; vor allem in
Staulagen kann markanter Dauerregen nicht ausgeschlossen weden. Wahrscheinlich
bleibt es im Nordosten und Osten noch trocken, aber auch dort dominiert
mehrschichtige Bewölkung. Mit dem Vorrücken der Kaltfront bricht an den Alpen
der ohnehin nur schwache Föhn alsbald wieder in sich zusammen. In der Nacht zum
Sonntag verlagert sich das Cut-Off-tief nach Galizien. Gestützt durch einen
breiten, von Südosteuropa in den Ostseeraum reichenden Höhenrücken schließt sich
eine Hochbrücke, die vom Azorenraum über die südliche Nordsee hinweg zur Ukraine
reicht. Hierdurch löst sich die über dem Nordwesten und Westen Deutschlands
liegende Kaltfront auf und das Niederschlagsband, das vom Südwesten in die Mitte
Deutschlands reicht, schwächt sich ab.
Am Sonntag gewinnt die Hochbrücke vollends die Oberhand; nennenswerte
Niederschläge sind dann nicht mehr zu erwarten. Bedingt durch die erneute
Feuchteanreicherung der Grundschicht dürften längere sonnige Abschnitte eher die
Ausnahme darstellen.
Auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hat die Hochbrücke
Bestand. Die Frontalzone rückt zwar etwas nach Süden vor, schwache Fronten
können vor allem den Norden Deutschlands streifen, abgesehen von Nebelnässen
bleibt es jedoch niederschlagsfrei. Aufgrund der Alterung der Luftmasse und der
fortgeschrittenen Jahreszeit gehen die Temperaturen etwas zurück, ohne dass
Frostgefahr besteht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modellauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Danach zeigt die heutige Simulation eine
langsamere Verlagerung des auf Westeuropa übergreifenden Troges, am Samstag
beträgt der phasenunterschied bereits ca. 800 km. Demzufolge zeichnet sich am
Sonntag der Austropfprozess auch ca. 1000 km weiter südwestlich ab.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich ein weitgehend
ähnliches Bild, wobei die aktuellste Simulation am antizyklonalsten geprägt ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen weitgehend gestützt. Danach schert GFS aus. Dieses lässt
einen kräftigen Trog auf Mitteleuropa übergreifen und am Wochenende eine steile
nordwestliche Strömung mit einem markanten Temperaturrückgang einsetzen, wogegen
alle anderen Modelle (auch das Vorhersagemodell des kanadischen Wetterdienstes)
den oben beschriebenen Austropfprozess zeigen. Die nordwestliche Strömung bleibt
beim GFS auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bestehen,
wogegen die anderen Modelle eine sich kräftigende Hochbrücke zu bieten haben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt den hauseigenen deterministischen Lauf, demnach würde
sich ab dem Wochenende ein markanter Temperaturrückgang ergeben. Dieses Szenario
ist vor allem beim aktuellsten Lauf sehr ausgeprägt. Nur ein Member setzt noch
auf eine Andauer der milden Witterung. Zudem sind ab Freitag durchweg
Niederschlagssignale zu finden.
Das EPS des EZMW folgt dem deterministischen Lauf und ist bzgl. des EPS-Mittels
ab dem Wochenende nicht ganz so antizyklonal geprägt wie der Hauptlauf. Auch das
Clustering stützt den ab Wochenbeginn zunehmenden antizylonalen Einfluss. Die
GFS-Variante wird nur von 7 Membern gestützt, wovon 4 Läufe auch noch auf eine
antizyklonale Nordwestströmung setzen. Reichlich zwei Drittel bis drei Viertel
der Member zeigen ab Montag ein Brücken- oder Hochdruckrandlage, wodurch sich
als wahrscheinlichste Variante weitgehend ruhiges Herbstwetter mit einem
alterungsbedingten allmählichen Temperaturrückgang einstellen dürfte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag besteht vom Südwesten bis in den zentralen Mittelgebirgsraum hinein
vor allem in Staulagen eine geringe Wahrscheinlichkeit für Dauerregen. Sonst
sind aufgrund der meist ruhigen Hochdrucklage keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS. Bei dem Temperaturprognosen ist zu Wochenbeginn die zunehmende
Alterung der Luftmasse zu berücksichtigen.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann