SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
In der Nacht vor allem in der Mitte und im Süden gebietsweise dichter Nebel. Am
Sonntag meist warnfrei, ab dem Abend an der Nordsee steife Böen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … befindet sich das Bundesgebiet auf der Vorderseite eines in den
westlichen Mittelmeerraum abtropfenden Troges, dessen Achse eingangs der Nacht
von Nordfrankreich nach Benelux und Nordwestdeutschland schwenkt und dabei
weiter abflacht. Das nun eigenständige Höhentief verlagert sich in südliche
Richtung und positioniert sich schließlich bei Sizilien. Die Trogachse läuft
dabei auf einen schmalen Rücken auf, der weiterhin vom Westbalkan bis zum
Baltikum reicht und sich in seiner Lage kaum verändert. Dieser stützt weiterhin
das Bodenhoch über Osteuropa, das vor allem die östlichen Landesteile
beeinflusst. Daran schließt sich am Boden eine schwache Brücke an, die über
Süddeutschland hinweg zur Iberischen Halbinsel verläuft und im Azorenhoch
aufgeht.

Der Randtrog über Benelux führt am Abend und eingangs der Nacht noch zu leichten
Regenfällen im Nordwesten, die später über die Nordsee hinweg abziehen. Mangels
ausreichender Hebung bleibt es anschließend dort, so wie zuvor schon in den
anderen Regionen, trocken. Die teils mehrschichtige Bewölkung ist aber im
Nordwesten überwiegend stark, während sich sonst längere klare Abschnitte
zeigen. In der teils feuchten Grundschicht bildet sich schließlich vor allem im
Süden und der Mitte teils dichter Nebel oder Hochnebel. Die Tiefstwerte reichen
in den Frühstunden von 12 Grad entlang der Küstenlinie bis 5 Grad bei länger
klarem Himmel sowie im Bergland. Besonders im Süden ist es ausgesprochen
gradientschwach, sonst ist der Wind in Böen maximal mäßig, auf den Nordseeinseln
auch frisch aus Süd bis Südwest. Der am Abend auf dem Brocken in Böen noch teils
stürmische Wind geht unter die Warnschwellen zurück.

Sonntag … stellt sich über Deutschland eine zunehmend recht glatt verlaufende
südwestliche Höhenströmung ein. Der Rücken weitet sich von der Iberischen
Halbinsel in Richtung Alpen- und Donauregion aus und stützt dabei die
Brückensituation in den südlichen Landesteilen. Für die östlichen Regionen
ergibt sich weiterhin eine Hochdruckrandlage (Schwerpunkt des Hochs am Abend
über der Westukraine und Rumänien) und daraus folgend ein meist ruhiger
Herbsttag.

Allerdings schlagen die Regeln der Grenzschichtmeteorologie gnadenlos zu:
Besonders in den tieferen Lagen des Südens werden sich Nebel und Hochnebel nur
langsam auflösen und entlang der Donau sowie in Südostbayern auch den ganzen Tag
über anhalten (d.h. aber im Gegenzug auch „Sonne satt“ in den etwas höheren
Lagen der Mittelgebirge und der Alpen). Leeeffekte der Mittelgebirge sorgen
hingegen in den östlichen Regionen auch im Flachland für sonnige Abschnitte,
wohingegen sich im Westen im Tagesverlauf die Aufgleitbewölkung einer sich
annähernden Warmfront bemerkbar machen wird. Diese gehört zu einem
nordatlantischen Sturmtief (international ASHLEY), das knapp nördlich von Irland
zur Nordspitze Schottlands zieht. WLA-induzierte schwache Regenfälle sollten
aber am Abend nach ICON auf die Küstenregionen der Nordsee begrenzt sein, nach
den anderen Modellen bleibt es auch dort, sowie in den übrigen Regionen,
trocken.

Die am Nachmittag erreichbare Temperatur hängt natürlich vom Verhalten der
Nebel- und Hochnebelfelder ab. Bei längerem Sonnenschein sind im Osten bei
T850hPa um 12 Grad knapp über 20 Grad denkbar, bei längerem Nebel wird schon
etwas über 10 Grad Schluss sein. Sonst bewegen sich die Höchstwerte zwischen 14
und 18 Grad. Zwischen der Hochdruckbrücke im Süden und dem Sturmtief bei
Schottland zieht der Gradient im Tagesverlauf vor allem über der Nordwesthälfte
etwas an. Aus dem zunehmenden Südwestwind resultieren schließlich Überströmungs-
bzw. Leeeffekte in den westlichen Mittelgebirgen mit einzelnen starken Böen (Bft
7). Auch auf dem Brocken stellt sich zum Abend hin wieder die eine oder andere
stürmische Böen (Bft 8) ein, an der Nordsee sind erste warnrelevante Böen aus
Süd erst zum Abend zu erwarten.

In der Nacht zum Montag bleibt über Mitteleuropa die glatte südwestliche
Strömung bestehen. Das Sturmtief verlagert sich bei leichter Auffüllung zu den
Shetlandinseln und dessen Warmfront erreicht den Osten Deutschlands. Rasch
danach erfasst die Kaltfront den Nordwesten, die alsbald durch eine
Tiefentwicklung (Wellenbildung) über der Biskaya ins Schleifen kommt. Dadurch
weiten sich die leichten Regenfälle vom Westen und Nordwesten in die östlichen
Bundesländer aus und verstärken sich im Nordwesten leicht.

Der etwas stärkere Gradient im Nordwesten bleibt zunächst bestehen, bevor dieser
ausgangs der Nacht etwas auffächert. Dadurch bleiben die steifen Böen (Bft 7)
aus Südwest an der Nordseeküste sowie die Sturmböen (Bft 8 bis 9) auf dem
Brocken erhalten. Im Süden und Südosten hält dagegen die gradientschwache Lage
an, sodass sich erneut verbreitet Nebel- oder Hochnebel bildet oder sich noch
vorhandene Nebelfelder verdichten. Die Temperatur sinkt auf 14 Grad an der
Nordsee sowie auf 3 Grad bei klarem Himmel im Bayerwald.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … und in der Nacht zum Dienstag steht der Nordwesten ganz im Zeichen
der wellenden bzw. leicht rückläufigen Front. Die Welle selber zieht über
Nordfrankreich hinweg in den Westen und Nordwesten Deutschlands, erreicht in der
Nacht zum Dienstag den Osten des Landes und verabschiedet sich in der zweiten
Nachthälfte nach Polen oder in die Ostseeregion (Modellunterschiede bestehen
hierbei). Daraus resultiert eine Verstärkung des Regens in einem breiten
Streifen von der Eifel und dem Niederrhein bis nach Mecklenburg, später auch
Vorpommern. In den 24 Stunden bis Dienstagfrüh rechnen die Modelle in der Fläche
dort mit 10 bis 20, stellenweise bis 25 l/qm. Dies würde etwas unterhalb der
dafür geltenden Warnschwellen liegen. IFS stützt dabei die Lokalisierung von
ICON, GFS hat den Schwerpunkt weiter im Nordwesten, UK10 weist etwas geringere
Mengen auf. Von COSMO-LEPS und ICON-EU-EPS gibt es dezente Hinweise für mehr als
30 l/qm in 24 Stunden.

Mit Annäherung dieser Welle wird der Gradient auch in den nördlichen und
westlichen Landesteilen auseinandergezogen, so dass es ab etwa Mittag nur noch
auf den exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge für warnrelevante Böen
reicht. Im Süden bleibt der Gradient allgemein schwach, sodass sich dort wieder
eine Mischung von zähem Nebel oder Hochnebel in den Niederungen und längerem
Sonnenschein auf den Bergen einstellen wird. Gegenüber den Vortagen erfolgt ein
leichter Temperaturanstieg, im Südwesten sind bei T850 von 12 Grad bis 22 Grad
möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die verschiedenen Modelle simulieren den Wetterablauf zunächst ziemlich ähnlich.
Kleinere Unsicherheiten bestehen jedoch bei der genauen Zugbahn der Welle zu
Wochenbeginn. Aktuell ist die Überschreitung von Warnschwellen für Dauerregen im
Nordwesten nicht wahrscheinlich, ein Auge darauf sollte man aber weiterhin
werfen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri