S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.10.2024 um 10.30 UTC

Vielfach milder Hochdruckeinfluss. „Goldener Oktober“.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.10.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag verläuft die Frontalzone über Nordeuropa
mit einem flachen Trog über den Britischen Inseln und der Nordsee, der nach
Skandinavien weiter zieht. Die zugehörige Kaltfront hat unter Wellenbildung
Deutschland weitgehend hinter sich gelassen, hängt aber über dem äußersten Süden
schleifend zurück. Da weitere Wellen am Tiefausläufer folgen, bringt sie südlich
der Donau möglicherweise bis weit in den Mittwoch hinein länger anhaltenden
Regen. Die im Kurzfristzeitraum dominierende extrem milde Luftmasse wird von
etwas kühlerer Meeresluft ersetzt, die aber weiter für Jahreszeit
überdurchschnittliche Temperaturen bringt. Dabei stellt sich in den meisten
Landesteilen rasch wieder Hochdruckeinfluss ein.
Am Mittwoch wölbt sich in der zunächst recht glatten Strömung ein Höhenrücken
auf, der sich Mitteleuropa nähert. Gleichzeitig verlagert das
Bodenhochdruckgebiet seinen Schwerpunkt über Deutschland ostwärts. Im Norden
hält sich die Westströmung, sonst dreht die nur schwache Strömung bodennah auf
Ost bis Südost. Der Regen im Südost klingt langsam ab, sonst dürfte sich in der
teils klaren Nacht viel Nebel und Hochnebel gebildet haben, der sich tagsüber
wohl nicht überall auflöst. Mehr als vereinzelter Bodenfrost springt nachts
nicht heraus.
Am Donnerstag formiert sich westlich des Kontinents ein markanter Höhentrog, mit
starker Abtropftendenz Richtung Irland. Das Strömungsmuster ist auch insgesamt
progressiv, sodass der Höhenrücken tagsüber das östliche Mitteleuropa erreicht
und bei uns die Strömung auf südliche Richtungen dreht. Zum einen setzt damit in
der unteren Troposphäre die Zufuhr warmer Luftmassen ein, T850 hPa >10°C, zum
anderen gibt es in den Alpen Föhn. An der Mischung aus Nebel und Sonne ändert
sich sonst erstmal nicht viel, Allerdings beschränken sich die regionalen
Nebelgebiete im Tagesverlauf auf anfällige Niederungen und Flusstäler.
Am Freitag soll sich der nunmehr abgetropfte Trog zur Nordsee hinausdehnen und
die Kaltfront einer sich etwas entwickelnden Welle greift im Tagesverlauf von
Westen auf Deutschland über. Gestützt durch die leicht diffluente
Trogvorderseite kommt kräftigere Hebung auf, die mit den frontalen Prozessen
Regenfälle auslöst. In der Osthälfte hält sich noch antizyklonaler Einfluss und
es bleibt bei längerem Sonnenschein bis zum Abend trocken. Der Südföhn in den
Alpen hält an, am Tiefausläufer sieht es nicht nach einer markanten
Windentwicklung aus.
Am Samstag wird die Entwicklung unsicher. Wahrscheinlich gibt es einen erneuten
Abtropfvorgang nach Frankreich hin (der auch an der Modellperformance rüttelt)
und der Resttrog greift auf Deutschland über. Wie schnell, bzw. wetteraktiv die
vorgelagerte Kaltfront nach Osten vorankommt, ist unsicher, weil die Interaktion
der Höhenströmung mit den unteren Schichten offen bleibt. Insgesamt wird es wohl
leicht wechselhaft mit vielen Wolken und etwas Regen.
In der erweiterten Mittelfrist stellt sich wahrscheinlich rasch wieder
antizyklonal geprägtes Wetter ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells schwächelt im Verlauf der nächsten
Woche. Am Hochdruckeinfluss bis Donnerstag (Westen) oder Freitag
(Ostdeutschland) bestehen kaum Zweifel. Die nur langsam im Südosten nachlassende
Regenfälle südlich der Donau sind in ihrer Ausprägung noch unsicher. Die
Entwicklung des Troges zum Ende der nächsten Woche ist unklar, entsprechend
unsicher wird dann die Prognose. Von rascher Passage der Kaltfront mit
anschließender Nordwestströmung, bis zur milden Trogvorderseite war in den
letzten Läufen alles zu finden. Für einige Zeit sieht es aber stark nach
„goldenem Oktober“ aus.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Das Konsistenzverhalten spiegelt sich auch im Modellvergleich wider. Bis Do./Fr.
sind die Unterschiede überschaubar. Danach wird es unsicher. ICON lässt den Trog
zum nächsten Wochenende weit westlich abtropfen und sieht uns auch nächsten
Samstag in sehr milder Luft. Am ehesten bringen dann IFS und UKMO die
Kaltfrontpassage zustande, obwohl UKMO ja nur bis Samstag 00z reicht, es sieht
aber ganz danach aus. Beim GFS tropft der Trog rascher ab, als bei den Europäern
und die Kaltfront löst sich über Deutschland auf, ohne den Süden und Osten
erreicht zu haben.
Für die erweiterte Mittelfrist liegen GFS und die Europäer wieder halbwegs auf
einer Linie mit Hochdruckeinfluss im größten Teil Deutschlands.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensemblerechnungen der Europäer bestätigen im Großen und Ganzen das bislang
Geschriebene. Die Rauchfahnen zeigen bis Freitag wenig, dann deutlich steigenden
Spread. Vor allem in der Temperatur 850 hPa deuten sich zwei Äste an, eine
Lösungsschar bei +10°C und eine mit auf 0 bis +3°C sinkender Temperatur. Ob es
die Kaltfront also tatsächlich bis zu uns schafft, ist offen. Ab Freitag kommen
auch wieder Niederschlagssignale auf.
Die Clusterung bietet bis +96h 6 Cluster, die aber bei uns antizyklonal geprägt
sind. Von Donnerstag bis Samstag werden auch 6 Cluster angeboten, die
Unterschiede betreffen uns dann aber auch.
Der sich von Westen her nähernde Trog wird ausgesprochen variabel simuliert: von
gut ausgeprägt über Deutschland durchschwenkend (C2, IFS gestern 12z) bis weit
westlich von uns abtropfend (C3, ICON, heute 00z). Insgesamt geht die Tendenz im
europäisch-atlantischen Sektor zum Blocking.
Die erweiterte Mittelfrist hat erfreulich überschaubare 2 Cluster im Angebot,
beide tendieren zu antizyklonalen Verhältnissen über Mitteleuropa.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Angesichts des Hochdruckeinflusses sind kaum signifikante Wetterereignisse zu
erwarten. Der Regen zu Beginn der Mittelfrist ganz im Südosten wird
wahrscheinlich nicht warnwürdig; auch wenn über 24h mal 10 bis 20, lokal mehr,
l/qm fallen. Nach Wochenmitte deutet sich, ja nach Progression des Hochs, in den
Alpen eine Südföhnlage an, die aber nicht übermäßig stark werden soll.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, Mos und ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner