SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Mit südlicher Strömung mild. Heute Nacht im Westen Starkregengefahr. In
Ostsachsen Böhmischer Wind. Im Süden kommende Nacht Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges, aus
dem ein eigenständiges Höhentief in den Löwengolf abgetropft ist. Gleichzeitig
dominiert ein vom Ionischen Meer weit nach Norden bis nach Nordwestrussland
ausgreifender Höhenkeil das östliche Mitteleuropa. Deutschland liegt dabei in
einer nur recht schwachen Höhenströmung um Süd, die zudem durch das Abtropfen
des Troges in unserem Bereich antizyklonal konturiert ist. Dies ändert sich
allerdings von Süden her, da aus dem abgetropften Höhentief ein Kurzwellentrog
über die Alpen hinweg nordwärts ausgreift. Dieser verursacht Hebung im südlichen
Deutschland und ist für die schauerartigen Regenfälle verantwortlich, die sich
auf einer Linie vom Saarland bis nach Niederbayern gebildet haben.

Im Bodendruckfeld ist ein kräftiges Festlandshoch über Russland zu finden, auch
vom Azorenhoch erstreckt sich ein Keil bis zur Biskaya. Dazwischen liegt
Deutschland im Bereich eines flachen Tiefs bzw. einer Rinne, die sich von einem
Orkantief bei Island ausgehend bis zu uns erstreckt. Dementsprechend dominieren
bei uns in der Südwesthälfte Wind aus Süd bis West, ansonsten dagegen Winde aus
Ost bis Südost. Im Bereich Ostsachsens ist dabei der Böhmische Wind aktiv und
bringt vom Osterzgebirge über das Elbtal bis in die Oberlausitz einige steife
Böen aus Ost bis Südost.

Über ganz Deutschland liegt eine recht warme Luftmasse, die in 850 hPa mit 10
bis 13°C temperiert ist, so dass es heute vielfach Höchsttemperaturen von 15 bis
20°C erreicht wurden. Ausgesprochen kühl ist es dagegen am Erzgebirgskamm, wo
der Nebel aus dem Böhmischen Becken rüberschwappt und die Temperaturen unter
10°C gehalten hat. Die Luftmasse ist dabei im Osten insgesamt recht trocken,
wohingegen sie im Westen äußerst feucht ist mit Taupunkten teils über 15°C.

In der Nacht zum Samstag zieht der Kurzwellentrog über Deutschland hinweg
nordwärts, wobei sich an diesem die Hebung verstärkt und am Morgen lässt sich
sogar ein kleines Höhentief (300 hPa) im Raum Hamburg finden. Zudem greift ein
zweiter Kurzwellentrog auf den Südwesten über. Im Westen trifft der
Kurzwellentrog auf eine recht feuchte Luftmasse mit ppw’s um 30 l/qm, die zudem
auch noch einigermaßen instabil geschichtet ist, so dass er Regenfälle mit
schauerartigem Charakter auslöst. Dabei kann auch ein örtliches Gewitter nicht
ganz ausgeschlossen werden. Der Schwerpunkt verlagert sich dabei von Lothringen
Richtung Luxemburg und Wallonien und streift Deutschland nur am Westrand. Dort
muss flächendeckend mit Summen um 10 l/qm gerechnet werden, wobei lokal auch mal
20 bis 30 l/qm innert weniger Stunden fallen können. ICON-D2-EPS zeigt dafür
leichte Signale vor allem in der Eifel, im 12-UTC-Lauf aber auch wieder gegen
Morgen in Westfalen, wo andere Modelle deutlich zurückhaltender sind. Die
Regenfälle greifen auch noch weiter nach Osten aus, dort wird es aber immer
weniger und ganz im Osten bleibt es flächendeckend trocken. Dort ist der Himmel
auch zeitweise klar oder es ziehen nur Schleierwolken durch. Auch im Süden ist
es teils länger klar, dort kann sich bei recht schwachem Wind aber in der
feuchten Luftmasse recht ausgedehnter Nebel bilden. Im übrigen Land dominieren
dagegen zumindest zeitweise dichte Wolken.
Die Tiefdruckrinne zieht sich im Nachtverlauf allmählich nach Nordwesten zurück,
so dass südliche bis östliche Winde sich abgesehen vom Nordwesten wieder überall
durchsetzen, wobei insgesamt der Gradient etwas abnimmt. Dabei weht der Wind
meist schwach, nur in Ostsachsen ändert sich nicht viel beim Böhmischen Wind.
Die Tiefstwerte der Nacht liegen zwischen 13°C an der Nordsee und am Niederrhein
und 7°C im östlichen Bergland.

Am Samstag … zieht der erste Kurzwellentrog recht rasch nach Norden ab. Der
zweite zieht im Laufe des Tages über den Westen und Nordwesten nordwärts und
verstärkt sich dabei noch. Gleichzeitig verlagert sich das Höhentief weiter nach
Süden, so dass bei uns sich die westsüdwestliche Höhenströmung wieder verstärkt.
Bodennah zieht sich die Tiefdruckrinne weiter nach Nordwesten zurück, was
gleichbedeutend ist mit der Bildung einer Hochdruckbrücke zwischen dem
Azorenhoch und dem Osteuropahoch, dessen Achse dann in etwa über die Alpen
verläuft.

Der meist schwache bis mäßige Wind dreht allgemein auf Südost bis Süd.
Insbesondere im Süden schwächt sich aber der Gradient weiter ab, so dass der
Wind fast einschläft. Auch der Böhmische Wind schwächt sich etwas ab, so dass
wahrscheinlich keine Warnungen mehr erforderlich sind, auch wenn vielleicht hier
und da an einer exponierten Stelle vielleicht nochmal die 50 km/h gerissen
werden. Dagegen nimmt der südwestliche Wind oberhalb der Grenzschicht etwas zu,
so dass auf dem Brocken zumindest vorübergehend stürmische Böen zu erwarten
sind.

Nun zum Wetter im engeren Sinne: Die schauerartigen Regenfälle im Westen
verlagern sich weiter nordwärts über Westniedersachsen hinweg, gelangen aber
zunehmend auf die Rückseite des etwas schneller ziehenden ersten Höhentroges.
Zum Nachmittag gelangen sie dann aber auf die Vorderseite des nächsten
Kurzwellentroges, so dass über der Nordsee und Schleswig-Holstein wieder eine
leichte Verstärkung erfolgt. Allerdings bleiben wir weit weg von den
Warnschwellen, wahrscheinlich werden maximal um 10 l/qm erreicht.

Im restlichen Land bleibt es weitgehend trocken. Dort ziehen teilweise hohe und
mittelhohe Wolkenfelder über den Himmel, vor allem im Osten und im Süden, später
auch im Westen weisen diese aber auch größere Lücken auf. Dies beschert
insbesondere dem äußersten Osten einen sehr freundlichen Tag mit reichlich
Sonne. Im Süden hat die Sonne dagegen Mühe, den größerflächigen Nebel
aufzulösen, zumal sie durch die höheren Wolkenfelder gedämpft wird und keine
Unterstützung durch den Wind erfährt. Dies dürfte insbesondere in einigen
Regionen Bayerns (Donauniederungen) einen ganztägig trüben Tag zur Folge haben.

Dort bleiben die Temperaturen dann bei um 12°C hängen, während ansonsten meist
15 bis 20°C angepeilt werden.

In der Nacht zum Sonntag wird der zweite Kurzwellentrog über den Norden
Deutschland hinweg rasch zur Ostsee gesteuert. Im folgt aber schon die
Hauptachse des Langwellentroges nach, die um Mitternacht die Westgrenze
Deutschlands erreicht und bis zum Sonntagmorgen in etwas die Mitte des Landes.
An diese ist allerdings keine Wetteraktivität gekoppelt. Vielmehr ziehen die
letzten schauerartigen Regenfälle über Schleswig-Holstein nach Norden ab. Dann
bleibt es meist niederschlagsfrei.

Es ziehen vielmehr immer wieder höhere Wolkenfelder über den Himmel, in den
Nordwesten können auch wieder neue tiefe Wolken ziehen. Dort nimmt nämlich auch
der Gradient und damit der Südwind etwas zu, was auf einen neuen Orkanwirbel
zurückzuführen ist, der an der Südflanke des oben erwähnten Islandtiefs
entstanden ist und in der Nacht das Seegebiet nordwestlich Irland erreicht. Die
Achse des Hochs wird dabei etwas nach Südosten zurückgedrängt, so dass auch im
Süden wieder etwas mehr Gradient zu finden ist und der Wind vielleicht nicht
mehr ganz einschläft.

Zwischen den hohen Wolkenfeldern kann es wieder kräftig ausstrahlen, so dass
sich die Grenzschicht abkühlt und sich in der nach wie vor sehr feuchten Luft
vor allem im Süden (bis zur südlichen Mitte) ausgedehnte Nebelfelder bilden
können. Nach Westen hin ist hingegen der Wind zu stark, so dass dort allenfalls
in ein paar Tälern Nebel entsteht, im Osten dürfte dagegen die Luftmasse
tendenziell zu trocken sein und ebenfalls durch leichte Durchmischung an zu
starkem Auskühlen gehindert werden.

Damit steht uns einmal mehr eine milde Herbstnacht bevor mit Tiefstwerten
zwischen 11°C im Norden und Westen (an der See mehr) und 6°C im Südosten (in
Tälern des Bayerischen Waldes etwas weniger). Die Pilze wird es freuen und deren
Freunde erst recht.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Der Sonntag … wurde in der Frühübersicht hinreichend beschrieben.

Modellvergleich und -einschätzung

Auf synoptischer Skala sind zwischen den vorliegenden deterministischen Läufen
keine großen Unterschiede auszumachen. Leichte Unterschiede gibt es noch bei den
Niederschlägen in der kommenden Nacht. Zwar zeigen alle Modelle den Schwerpunkt
des Geschehens westlich unseres Landes, doch könnte auch die Eifel betroffen
sein. Immerhin ICON-D2-EPS und Arome zeigen auch warnwürdige Regenfälle in
Westfalen, während andere Modelle dort zurückhaltender sind. Auch die EPSe
(Cosmo-LEPS, ICON-EU-EPS und IFS-EPS) zeigen keine signifikanten Hinweise in der
Eifel.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann