SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Engaged IRINA vs. blocking WERNER -leicht unbeständiges, im Großen und Ganzen
aber ruhiges Wetter. Dabei mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … zeigt die großräumige Potenzialverteilung ein hochgradig meridional
ausgeprägtes Trog-Rücken-Trog-Muster, wobei die beiden Tröge über West- und dem
nahen Osteuropa liegen, während der Rücken große Teile des östlichen
Mitteleuropas sowie Fennoskandiens überdeckt. Insgesamt eine eingefahrene, wenig
bewegliche Angelegenheit, weshalb einer der Tröge nun die Initiative ergriffen
hat, um daran etwas zu ändern. Typisch für derartige Blockierungslagen fängt
einer der Tröge, in diesem Fall der westliche, heute Abend knapp nördlich der
Pyrenäen abzutropfen, um am Freitagmorgen den Löwengolf anzusteuern. Derweil
kommt das nördliche Trogresiduum bis zur Nordsee voran, wo es durch die
Blockadewirkung des quasistationären Rückens ausgebremst wird.

Korrespondierend zum abtropfenden Trog findet sich auf der Bodenwetterkarte eine
vom westlichen Mittelmeer bis hoch zur Nordsee reichende Tiefdruckrinne, in der
sich das anfangs über Südfrankreich noch drehende Tief IRINA zusehends auffüllt.
Auch die Rinne ist zur Quasistationarität verdammt, da im Osten – genau genommen
sich von der Großen Syrte über große Teile des Balkans bis in den Westen
Russlands erstreckend – Hoch WERNER mit über 1030 hPa Maximaldruck nichts
anbrennen lässt.

Zwischen der Rinne im Westen und dem Hoch im Osten gelangt mit südöstlicher
Strömung eine trocken-warme Kontinentalluft (xS/cS; T850 10 bis 14°C) in den
Osten und Nordosten des Vorhersageraums, in der die Taupunkte vielfach nur
einstellig ausfallen. Tagsüber schien abgesehen von hohen, nicht immer gänzlich
transparenten Wolkenfeldern die Sonne. Die wird sich kommende Nacht in die
wohlverdiente Pause begeben, während sich sonst wenig ändert: gering bewölkt
oder klar, kein Nebel und mit 10 bis 7°C (direkt an der Ostsee sowie am
Erzgebirgsnordrand etwas höher) nicht überbordend kalt.

Allgemein milder bleibt es weiter westlich, was zum einen auf die dort feuchtere
Luftmasse (xS/mS), z.T. aber auch auf mehr Bewölkung zurückgeht. Dort, wo es
längere Zeit aufklart, bildet sich Nebel oder es breitet sich Hochnebel aus.
Aktives Wetter spielt sich, wenn überhaupt nur ganz im Westen ab. Entweder sind
es vereinzelte Schauer in der zwar feuchten (PPWs teils über 30 mm), aber nicht
besonders labilen Luftmasse (etwas abgehobene Labilität oberhalb der
Grundschicht) oder es fallen ein paar „Randspritzer“ von Benelux her, wo die
Rinne deutlich wetteraktiver unterwegs ist als bei uns.

Blieben abschließend nur noch ein, zwei kurze Bemerkungen zum Wind. Die erste
betrifft den Landstrich zwischen Osterzgebirge und Oberlausitz, wo der Böhmische
Wind weiter aktiv bleibt mit Böen 7-8 Bft aus Südost. Die zweite bezieht sich
auf den Südföhn in den Alpen, der auf deutscher Seite aber kaum noch Akzente zu
setzen vermag, weil der Drucküberschuss auf der Südseite immer weiter abgebaut
wird (Bozen-Innsbruck nur 1-2 hPa am Freitagmorgen).

Freitag … erreicht das Drehzentrum des Cut-Off-Tiefs den Löwengolf, den es nur
sehr, sehr langsam süd-südostwärts passiert. Damit bleibt das Tief einigermaßen
in Reichweite, wodurch sich im Tagesverlauf ein kleiner Randtrog über die Alpen
hinweg nach Norden wurschtelt. Im Gegensatz dazu geht es dem o.e. Trogresiduum
mehr und mehr an den Kragen. Im Osten blockt der Rücken, im Westen (nahe
Atlantik) sorgt eine Neuaustrogung für vorderseitige WLA und somit
Potenzialanstieg. Zwischen dem scheidenden Residuum im Norden und dem neuen
Randtrog im Süden etabliert sich ein schwacher zonal gerichteter Höhenkeil, der
langsam von Süd nach Nord über den Vorhersageraum hinwegwandert.

Das führt dazu, dass die geringfügig nach Osten vorankommende, am Mittag etwa
die Westhälfte überdeckende Tiefdruckrinne zunächst durch weitgehende
Wetterinaktivität auffällt. Zwar halten sich im Nordwesten noch Restwolken aus
der Nacht, etwaige Regenfälle konzentrieren sich aber im Wesentlichen auf die
Niederlande sowie die freie Nordsee. Am ehesten könnten die Ost- und
Nordfriesischen Inseln sowie die Halligen etwas abbekommen, aber nicht viel.

Ansonsten präsentieren sich weite Teile des Landes zunächst trocken, aber
keinesfalls sonnig. Im Süden tauchen bereits neue Wolken auf und sonst können
Nebel und Hochnebel als äußerst sonnenresistente Spielverderber auf den Plan
treten. Vor allem im Osten (wo ja kein Nebel auftritt, aber hohe oder mittelhohe
Wolken durchziehen, sowie in der Mitte scheint aber zumindest phasenweise die
Sonne. Im Süden sorgt über die Alpen ausgreifende PVA nicht nur für zunehmende
Bewölkung, darüber hinaus breiten sich aus der Schweiz und Austria heraus meist
leichte und schauerartige Regenfälle zunächst auf das südliche BaWü, bedingt
auch auf das Alpenvorland aus (an den Alpen ist es noch immer leicht föhnig, was
sich negativ auf etwaige Niederschlagsimpulse auswirkt).

Der Böhmische Wind im Osten Sachsens schwächt sich im Tagesverlauf nur langsam
ab, ansonsten spielt der Wind keine prominente Rolle. Obwohl die Sonnenanteile
gegenüber heute weniger werden, bleibt es allgemein mild bis sehr mild. So
steigt die Temperatur verbreitet auf 14 bis 19°C, in NRW (teils mit Hilfe von
Überströmungseffekten hinter den Mittelgebirgen) sowie punktuell auch an den
Alpen auf 20°C oder sogar etwas darüber. Nur im Falle zähen Nebels oder
Hochnebels werden etwas kleinere Brötchen gebacken als oben angegeben.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Randtrog unter Verschärfung (zunehmende
Krümmung) von BaWü bis in die Mitte. Die Intensität der dynamischen Hebung
respektive die Interaktion mit der weiterhin am Boden vorhandenen Rinne inkl.
der darin befindlichen feuchten Luftmasse (PPW häufig 30 bis 35 mm) nimmt zu,
was sich freilich auch im Niederschlagsgeschehen widerspiegelt. Neben lokalem
Starkregen sind zusätzlich vereinzelte Gewitter (ebenfalls mit Starkregen)
möglich, auch wenn der genaue zeit-räumliche Ablauf der Veranstaltung alles
andere als schon eingetütet ist. Jedes Modell hat zwar die Intensivierung im
Visier, bietet aber jeweils ein etwas anderes Szenario an, was belastbare
Aussagen insbesondere im Hinblick auf warnwürdiges Geschehen quasi unmöglich
macht. Nur so viel, rein deterministisch setzen die Modelle das Maximum auf die
benachbarte französische Seite sowie nach Luxemburg und Südbelgien. ICON-D2-EPS
setzt aber sehr wohl Signale bis zu 40% in der Spitze für markanten Starkregen
(evtl. auch mehrstündig) vornehmlich im Saarland sowie in Teilen von RP und NRW.
Wir dürfen gespannt sein, wie die Numerik am morgigen Freitag kurz vorm Ereignis
gestimmt ist.

Je mehr wir in den Norden, den Südosten sowie die gesamte Osthälfte blicken,
desto weniger wahrscheinlich sind irgendwelche Niederschläge. Vor allem im Süden
bildet sich bei Aufklaren gebietsweise Nebel. Der Böhmische Wind in Ostsachsen
geht zunehmend in die Knie, dafür muckt der Brocken vorübergehend mal auf (Böen
8 Bft aus Südwesten). Thermisch ändert sich nur wenig bis nix gegenüber der
Vornacht.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … zieht der Randtrog über Norddeutschland hinweg nach Dänemark. Mit
dabei die schauerartigen Regenfälle, die den Westen und Nordwesten aber noch
einige Stunden bei allerdings abnehmender Intensität beschäftigen. Details siehe
Synoptische Übersicht von heute Morgen.

Modellvergleich und -einschätzung

Hinsichtlich der Wirkung des kleinen, über die Alpen nach Norden ziehenden
Randtrogs (Freitag/Samstag) ist auch heute Abend noch nicht das letzte Wort
gesprochen (siehe Text). Ansonsten ziehen die Modelle in Bezug auf die
Basisfelder an einem Strang.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann