SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.10.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im Westen leicht wechselhaft im Osten Hochdruckeinfluss. Zudem regional föhnig.
Tagsüber abgesehen vom Nordosten sehr mild, Nächte teils neblig-trüb. Freitag
zum Samstag im Westen kräftiger Regen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … herrscht deutschlandweit meist ruhiges Wetter, und daran ändert sich
auch in der Kurzfrist wenig. Eine ausführliche Beschreibung dieser statischen
Lage ist der Frühübersicht zu entnehmen. Hier folgt ein kurzer Überblick der
Entwicklung und der warnwürdigen Parameter für den heutigen Tag (Mittwoch) und
für den

Donnerstag … und für den

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … , wo sich letztendlich ein bisschen etwas in der Wetterküche bewegt.

Die Kurzfrist über wandert ein kräftiger Rücken ostwärts nach Osteuropa,
beeinflusst aber durchweg den Osten Deutschlands. Ein umfangreicher
Langwellentrog über Nordwesteuropa prägt den Wettercharakter über dem Westen
Deutschlands mit einer leicht wechselhaften Witterung. Die zum Beginn noch
vorhandene sehr (höhen) milde Luftmasse u.a. mit T850 hPa Werten teils bis 18
Grad wird zwar nordostwärts abgedrängt, die Temperaturwerte verbleiben aber
weiterhin um 11 oder 12 Grad, sodass einer meist recht/sehr milden Kurzfrist
nicht viel im Weg steht. Zum Freitag tropft der Trog über Westeuropa in Richtung
westliches Mittelmeer ab, wobei dadurch skalige bzw. konvektiv verstärkte
Niederschläge auf den Westen Deutschlands übergreifen können.

Der zu erwartende Wetterablauf sowie Maxima und Minima der Temperatur:

Heute (Mittwoch) Nachmittag zeugt der Abgleich Numerik – Realität von einer zu
aggressiven numerischen Herangehensweise bezüglich der hohen WLA Bewölkung.
Letztendlich sollte der Nachmittag im gesamten Osten sonnig verlaufen und auch
die dünnen Cirren im Nordwesten und Südosten bzw. über der Mitte mindern den
stündlichen Sonnenanteil kaum. Einzig im Südwesten wird die feucht-milde
Luftmasse unterhalb einer imposanten Inversion in Form dichter hochnebelartiger
Bewölkung mit etwas Sprühregen konserviert (AMDAR Stuttgart 11:22Z mit 19.2 Grad
in 885 hPa !).
Bleiben wir noch kurz bei den jüngsten Aufstiegen: Lindenberg 12Z mit 6.8 mm
niederschlagbarem Wasser gegenüber Idar-Oberstein 12Z mit 30.6 mm
niederschlagbarem Wasser heben eindrucksvoll die unterschiedlichen
Luftmasseneigenschaften hervor. Ebenso: Taupunkt von 4 Grad im Umfeld der Oder
und bis 17 Grad in Rheinland-Pfalz.
Die abendlichen Werte liegen je nach Föhn und Durchmischung zwischen 19 und 9
Grad mit den höchsten Werten zwischen Eifel und Teutoburger Wald, nördlich der
Alb und am Alpenrand und mit den niedrigsten Werten entlang der Oder.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt es ruhig, im Osten häufig klar, besonders
nach Westen zu auch überwiegend stark bewölkt und besonders in der zweiten
Nachthälfte kann es im Westen etwas Niederschlag geben (lokal auch konvektiv
verstärkt und somit etwas kräftiger mit 12 std. Mengen punktuell bis 10 l/qm,
sonst meist deutlich darunter). Ein kurzes Gewitter ist nicht ausgeschlossen.
Regional dichter Nebel bildet sich bevorzugt wieder im Südwesten.
Die Statistik bietet uns Minima mit einer Spanne von West nach Osten zwischen 15
und 4 Grad an. Allerdings würden Minima um 17 Grad im hartnäckigen Föhn ebenso
nicht überraschen, wie auch wiederholt auftretende markante Sprünge der
Temperatur bei oszillierendem Föhndurchbruch (der also mal abhebt und mal
durchbricht).

Am Donnerstag bleibt es im Osten unverändert freundlich, teils auch sonnig,
während im Westen wiederholt ausgedehnte Wolkenfelder mit etwas Regen
vorüberziehen. 12-std. fällt nur wenig Niederschlag, nur lokal können einzelne
etwas kräftigere Schauer für 5 bis 10 l/qm Nass gut sein.
Die Maxima liegen im Nordosten bei 14 Grad, sonst zwischen 16 und 19 Grad. Im
Westen und Süden, sowie leeseitig der Gebirgszüge (bei südlicher bis
südöstlicher Anströmung) sind auch Spitzenwerte von 19 bis 24 Grad
wahrscheinlich. Dank des meist nebelarmen Einstiegs in den Tag wird es wohl im
Westen und Süden recht verbreitet ein sehr milder bis ungewöhnlich milder Tag
werden.

In die Nacht zum Freitag starten wir zunächst überwiegend wolkenarm, im
Westen/Nordwesten auch stark bewölkt, allerdings sickert von Westen eine feuchte
Luftmasse mit Taupunkten von 14 oder 15 Grad ein, sodass mit einer deutlich
größere Nebelausbreitung zu rechnen ist. Abgesehen vom Osten muss man sich daher
vielerorts auf warnwürdigen (unter 150 m Sichtweite) Nebel einstellen. Inwieweit
der angesprochene Abtropfvorgang in Richtung westliches Mittelmeer erste
Aufgleitniederschläge in den Südwesten schickt, ist innerhalb der Numerik noch
etwas unsicher (ICON/EZ auf der aggressiven Schiene). Warnrelevant sind diese
Mengen mit 1-5 l/qm in wenigen Stunden nicht.
Die Minima liegen von West nach Ost zwischen 13 und 7 Grad.

Am Freitag etabliert sich ein rinnenförmig bzw. meridional nach
Südwestdeutschland gerichteter Höhentrog in Folge des Abtropfvorgangs, der sich
in der Nacht zum Samstag in den Westen Deutschlands ausbreitet. Dabei wird über
Westdeutschland eine diffuse Bodentiefdruckrinne induziert. Unklar ist, ob diese
Rinne ein abgeschlossenes Bodentief ausbilden kann, was bisher in der Numerik
nur angedeutet wird. Dieser Vorgang bringt Potenzial für kräftigere
Niederschläge über Westdeutschland, die besonders mit Hilfe eines Bodentiefs
regional intensiv ausfallen können (u.a. PWAT um 30 mm, Anbindung in der
mittleren Troposphäre an die hochreichend feuchte subtropische Luftmasse im
Süden und Westen). Bisher fallen die vorhergesagten 12-std. Mengen mit 5 bis 10
l/qm überschaubar aus, nimmt man aber die Nacht zum Samstag mit dazu, dann wird
über Benelux bzw. nach ICON über dem Westen Deutschlands eine ausgeprägte
Starkregenzone mit 12-std. Mengen von regional 20 bis teils 50 l/qm
hervorgehoben. IFS-ENS hat neben recht diffus verteilten 1015 hPa Membern
(ähnlich EZ HRES und GFS) auch einige 1010 hPa Member im Angebot, sodass die
Option eines Bodentiefs mit fokussierten und ergiebigen Niederschlägen im
Nordwest-/Westquadranten nicht ausgeschlossen werden kann (zwischen Eifel und
Emsland).
Sonst wird neben einigen Wolkenfeldern tagsüber viel Sonnenschein zu erwarten
sein, was besonders für Brandenburg und Sachsen gilt und in der Nacht zum
Samstag auch größere wolkenfreie Abschnitte für diese Regionen zur Folge hat.
Erneut muss in der Nacht und dann bevorzugt im Süden mit dichtem und
warnwürdigem Bodennebel gerechnet werden.

Die Maxima liegen bei 14 bis 19 Grad am Freitag tagsüber (Alpenrand um 20 Grad)
mit Minima in der Nacht zum Samstag von 13 bis 7 Grad von Nordwest nach Südost.

Der zu erwartende WIND:

Heute tagsüber, die Nacht zum Donnerstag über und wohl bis zum Donnerstagmittag
weht am Erzgebirge ein strammer Böhmischer Wind aus Süd bis Südost mit markanten
Böen Bft 8 bis 9 im exponierten Bergland sowie mit Bft 7 Böen in tiefen Lagen,
vereinzelt dort auch mit Bft 8 Böen. Eine Verlängerung der Warnung mit Bft 7
Böen (vereinzelt Bft 8) erscheint für das Zittauer Gebirge bis in die
Niederlausitz bis in die Nacht zum Samstag recht wahrscheinlich.

Der alpine Föhn schwächt sich nun sukzessive ab, sodass die aktuell gültigen
Warnungen in der Nacht zum Donnerstag auslaufen sollten. Zwar oszilliert der
cross-alpine Druckgradient bis in die Nacht zum Samstag, ein Gradient von 6 oder
7 hPa sollte jedoch eher nur dem exponierten Bergland zeitweise markante Böen
aus Süd bescheren mit nur gelegentlichen Durchbrüchen in prädestinierten
Föhntälern. Inwieweit dieser Abschnitt noch einer Warnung bedarf ist noch
unsicher bzw. muss kurzfristig mit Abgleich der realen Druckentwicklung peripher
der Alpen entschieden werden.
Ansonsten weht heute und in der kommenden Nacht zum Donnerstag im Umfeld der
Küsten ein böiger ablandiger Wind, besonders über der Kieler und Deutschen Bucht
auch noch warnwürdig (Bft 7, vereinzelt Bft 8), doch auch dieser Wind schwächt
sich ab Donnerstag deutlich ab. Im Binnenland weht der Wind aus Südost,
zeitweise auch Ost meist nur mäßig, im Lee teils auch böig.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Numerik hat die Kurzfrist insgesamt ohne nennenswerte Diskrepanzen gut im
Griff.
Geringe Unschärfen ergeben sich zum Freitag mit der Geometrie des Höhentroges,
der ins westliche Mittelmeer abtropft und in der Nacht zum Samstag in Form einer
meridional ausgerichteten Rinne auch den Westen Deutschlands erfasst. Sollte es
in dem Zuge zu einer kompakten Bodentiefentwicklung kommen, hätte das größere
Auswirkungen auf eine optionale Starkregenlage von Freitag zum Samstag im Westen
Deutschlands. Momentan wird dieser Niederschlag innerhalb der Ensembles nur mit
diffusen/breitgelaufenen und geringen Wahrscheinlichkeiten hervorgehoben,
allerdings wird die Deterministik in dem Fall etwas stärker gewichtet (die auch
aggressiver an dieses Ereignis herangeht). Grund hierfür ist, dass mit einem
abgeschlossenen Bodentief die daraus resultierende Deformation/hochreichende
Konvergenz in ein fokussiertes Niederschlagsgebiet münden könnte (dank sehr
guter Feuchteverhältnisse in weiten Bereichen der Troposphäre), was im Falle
einer offenen Rinne nicht so ausgeprägt passieren würde. Solche Feinheiten
werden wohl im Ensemble noch verschmiert. Keine Frage, diese Entwicklung wird
natürlich weiter im Auge behalten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy