S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.10.2024 um 10.30 UTC

Mildes und zeitwiese unbeständiges Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 23.10.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Samstag befindet sich ein
Höhenhoch über dem Baltikum, welches von einem umfangreichen Tief über Osteuropa
und einem abgetropften Tief über dem westlichen Mittelmeer abgeschnürt ist. Das
dazugehörige Bodentief WERNER erstreckt sich derweil von Westrussland über die
Ukraine bis nach Griechenland. Ein weiterer Langwellentrog befindet sich über
dem Atlantik, welcher einen Kurzwellentrog über Großbritannien inkludiert. Auch
im Bodendruckfeld ist ein Bodentrog zu finden, der sich von England bis nach
Westfrankreich erstreckt (mit dazugehörigem okkludierten Frontensystem). Stromab
ist noch eine weitere Welle zu finden, die dem äußersten Westen und Nordwesten
vormittags noch etwas Regen bringt, der dann aber nordwärts abzieht. Die
Osthälfte profitiert hingegen vom Hoch WERNER und es gibt einen Mix aus Sonne
und Wolken, wobei sich gerade nach Süden zu vormittags mitunter zäher Nebel und
Hochnebel halten kann. Es ist recht mild mit Höchstwerten zwischen 15 und knapp
20 Grad.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich die Kurzwelle zur Nordsee und
Westdeutschland und lässt dort (zumindest nach ICON) Regenfälle aufkommen. Im
Tagesverlauf überquert diese Störung Deutschland ostwärts, wobei die
Auswirkungen auf das Wettergeschehen noch unsicher sind (s. Modellvergleich).
Das Hoch WERNER, das sich auch am Sonntag kaum verlagert hat, wirkt dennoch
weiterhin blockierend. Über dem Atlantik hat sich derweil eine rapide
Zyklogenese vollzogen und das zugehörige Sturmtief erfasst von Südwesten Irland
und die Britischen Inseln. Mitteleuropa befindet sich somit nach wie vor in
einer milden Südwestströmung.

In der Nacht zum Montag zieht das Sturmtief weiter zu den Hebriden und nimmt
endgültig die Rolle eines steuernden Zentraltiefs ein. Das dazugehörige
Frontensystem erfasst die Nordwesthälfte Deutschlands mit teils kräftigen
Regenfällen. Am Montag verlagert sich das Sturmtief zur Norwegischen See und
über Nordskandinavien bildet sich ein Randtief, wodurch das Tief eine ovale Form
annimmt. Dadurch entsteht auf der Südseite eine westliche Strömung, in der die
Front strömungsparallel wird und nicht mehr weiter nach Süden vorankommt. Hoch
WERNER zieht sich nach Südosteuropa zurück, baut aber eine Brücke zum Azorenhoch
auf, deren Achse in Mitteleuropa etwa über dem Alpenraum verläuft. Der Süden
Deutschlands profitiert vom Einfluss des hohen Luftdrucks, sodass das Wetter
dort am freundlichsten und am wärmsten wird.

Bis Dienstag stellt sich von Kanada bis nach Russland eine wellende westliche
Strömung ein mit tiefem Luftdruck über dem nördlichen Nordatlantik und hohem
Luftdruck von den Azoren über die Biskaya bis nach Osteuropa. Somit gelangt
Mitteleuropa in eine nördliche Westlage, die allerdings nicht ganz störungsfrei
ablaufen wird.

Die Westströmung ist aber nicht von langer Dauer. Schon am Mittwoch beginnen
sich die Amplituden der Wellen deutlich zu vergrößern, wobei für Mitteleuropa
vor allem ein Rücken relevant ist, der sich mit seiner Achse von Frankreich über
die Nordsee bis zum Europäischen Nordmeer aufwölbt. Dadurch entsteht am Boden
aus der Brücke zunehmend eine eigenständige Hochdruckzelle über Mitteleuropa,
die für eine allmähliche Wetterberuhigung sorgt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bereits recht frühzeitig zeigen sich in den letzten IFS-Läufen Unterschiede. So
wird erstmals im heutigen 00UTC-Lauf der Randtrog gezeigt, der mit dazugehörigem
Frontensystem über die Nordsee hinwegschwenkt und im Nordwesten Deutschlands für
Regen sorgt. Auch das beschriebene Sturmtief wird noch unterschiedlich stark
simuliert, was gewisse Unsicherheiten in die Prognose bringt. Zudem werden die
Lage und Intensität der Luftmassengrenze am Montag noch unterschiedlich
simuliert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bis zum Ende der Mittelfrist die generelle
Strömungskonfiguration und die dazugehörenden Druckverteilungen zwar
einigermaßen konsistent simuliert werden, es in den Details aber dennoch größere
Unterschiede gibt, die durchaus Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland
haben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit den anderen Globalmodellen zeigt, dass ICON in der Nacht zum
und am Sonntag den Randtrog noch schärfer simuliert als IFS, was dazu führt,
dass ein Regenband von West nach Ost über Deutschland zieht, welches bei IFS nur
in Ansätzen vorhanden ist. GFS simuliert diesen Trog überhaupt nicht, sodass es
demnach weitgehend trocken bleiben sollte. Die Front des Sturmtiefs greift bei
allen Modellen auf Deutschland über und gerät im weiteren Verlauf ins Schleifen.
Wie wetteraktiv diese Luftmassengrenze ist, ist allerdings noch unklar. Halbwegs
einig sind sich die Modelle auch, dass sich Mitte nächste Woche ein Hoch über
Mitteleuropa etabliert. Wo sich das Hoch genau positioniert, ist allerdings noch
nicht ganz klar, was zum einen Einfluss auf die Luftmasseneigenschaften (eher
kühl oder eher mild?) und zum anderen auf den mehr oder weniger störungsfreien
Wetterablauf hat.

FAZIT:
Uns erwartet in der Mittelfrist vergleichsweise mildes und leicht wechselhaftes
Herbstwetter. So ruhig, wie es noch vor wenigen Tagen aussah, wird es
wahrscheinlich nicht sein, da Frontensysteme zeitweise auf Mitteleuropa
übergreifen und gebietsweise Niederschläge bringen. Dennoch handelt es sich um
eher ruhiges Herbstwetter. Sturmtiefs oder intensive respektive warnwürdige
Niederschläge oder verbreitete Fröste sind für Mitteleuropa bis auf Weiteres
nicht auf den Wetterkarten zu finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen von Samstag bis Montag einen Anstieg des Geopotentials
auf 500 hPa und dort verbleibt es auch im weiteren Verlauf, wobei der Spread
schon ab Montag deutlich größer wird.

Die 850hPa-Temperaturen befinden sich für Offenbach bis Montag auf einem recht
hohen Niveau (6-10 Grad), bevor sie im weiteren Verlauf zurück gehen. Weiter
nördlich gehen die Temperaturen bereits früher zurück, da Norddeutschland auf
die Nordseite der Luftmassengrenze kommt. Der Spread nimmt ähnlich wie beim
Geopotential ab Montag deutlich zu, was zunächst an der noch etwas unsicheren
Lage der Luftmassengrenze liegt und im weiteren Verlauf an der Position der sich
aufbauenden Antizyklone.

Bei den Clusteranalysen werden die Member im Zeitraum t120h-168h in fünf
Cluster gruppiert, wobei die meisten den Übergang von Blocking zu einer
positiven NAO zeigen, einige Member aber auch beim Blocking bleiben. Geht man
weiter in die Details, erkennt man durchaus größere Unterschiede in den
Geopotentialverteilungen, auf die im Einzelnen an dieser Stelle aber nicht
eingegangen werden kann.

Im Zeitraum t192h-240h werden noch immer fünf Cluster angeboten, wieder
entweder mit positiver NAO oder mit dem Blocking-Regime.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Von zeitweisen stürmischen Böen an der Nordsee sowie auf den Bergen abgesehen,
werden in der Mittelfrist keine markanten Wettererscheinungen erwartet.

Zwar regnet es regional auch mal etwas kräftiger, warnwürdige Regenmengen werden
aber voraussichtlich nicht oder allenfalls punktuell erreicht erreicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel