S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.10.2024 um 10.30 UTC

Am Mittwoch trocken, an den Alpen zunehmend Föhn, abseits der Nebel- und
Hochnebelgebiete sonnig, überwiegend warm. Ab Donnerstag von Westen her leicht
wechselhafter, langsam ostwärts ausgreifend. Am Wochenende weniger warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.10.2024

Mittwoch … zu Beginn der Mittelfrist zeigt das Geopotential 500 hPa ein
Omegamuster mit einem breiten Rücken über Mitteleuropa, wobei sich die Achse
bereits in den östlichen Regionen Deutschlands befindet. Flankiert wird der
Rücken durch einen Trog westlich von Irland und einem über dem westlichen
Russland und der Ukraine. Bodennah wird durch den Rücken ein umfangreiches Hoch
mit Schwerpunkt über dem Baltikum gestützt (1030 hPa). Demzufolge befindet sich
Mitteleuropa in einer kräftigen Südwest- bis Südströmung, mit der sehr warme
Mittelmeerluft nach Deutschland advehiert wird. In 850 hPa werden Werte zwischen
+12 Grad auf Rügen und – bedingt durch Leeeffekte – +18 Grad im Alpenvorland
simuliert. Die Temperaturen steigen damit regional auf mehr als 20 Grad,
besonders im Westen, Südwesten und Süden. Kühler bleibt es allerdings in
Regionen mit teils hartnäckigem Hochnebel (v.a. tiefe Lagen des Südwestens und
Südens) sowie, bedingt durch das Ausfließen aus dem Hoch, auch im Nordosten mit
knapp unter 15 Grad. Dafür dürfte es dort in der Fläche gesehen allerdings die
meiste Sonne geben. In der Nacht zum Donnerstag rückt der atlantische Trog etwas
näher und verdrängt die Rückenachse nach Polen. Damit schiebt sich auch die
Kaltfront eines Tiefs bei den Britischen Inseln in Richtung Westdeutschland vor
und bringt im äußersten Westen erste Schauer oder schauerartigen Regen. Im
großen Rest des Landes bleibt es trocken und es bildet sich gebietsweise neuer
Nebel oder Hochnebel. Die Temperaturen sinken auf 13 Grad am Niederrhein und bis
3 Grad in den östlichen Mittelgebirgen. Der Südostwind ist meist schwach bis
mäßig, an den Küsten und in Leelagen der Mittelgebirge können einzelne starke
Böen dabei sein. In den Kammlagen kommt es ab und zu zu stürmischen Böen, an den
Alpen gibt es in den Hochlagen Sturmböen aus Süd und in den Föhntälern starke
bis stürmische Böen (Druckgradient etwa um 7 hPa).

Donnerstag und Freitag … sind einerseits gekennzeichnet durch den langsam
weiter nach Osten vorrückenden Trog, andererseits stellt sich aber dabei die
typische Frage nach der Geschwindigkeit und der Vollständigkeit des Abtropfens
über Westeuropa. Nach IFS beginnt dieser Vorgang bereits im Laufe des
Donnerstags und kommt Freitagnachmittag bereits zum Abschluss, wenn sich das
Höhentief über dem westlichen Mittelmeergebiet positioniert. Damit würde sich
eine schwache Hochdruckbrücke über Mitteleuropa ausbilden und die WLA hätte
besonders in der Osthälfte eine Fortsetzung, wenngleich mit einem etwas tieferen
Niveau im Vergleich zum Vortag. Bei ICON dauert der Abtropfvorgang deutlich
länger und kommt schließlich auch nicht zum Abschluss. Demnach würde der Trog
auf Mitteleuropa übergreifen und die Advektion von etwas kühlerer Luft in
Deutschland verursachen, nur im Nordosten könnte sich noch die 10 Grad-Isotherme
halten (850 hPa). Der Föhn würde nach ICON dadurch ebenfalls schneller beendet
sein und die Kaltfront am Freitag bis nach Ostbayern vorstoßen. Nach IFS reichen
die föhnigen Effekte in Südostbayern dagegen bis weit in den Freitag hinein und
die schauerartigen Regenfälle beschränken sich auf den Westen und Nordwesten.
Die genaue Temperaturverteilung hängt natürlich vom genauen zeitlichen Ablauf
der Trogannäherung ab. Am Donnerstag dürfte der Wertebereich zwischen 14 Grad
auf Rügen und etwas über 20 Grad im südlichen Alpenvorland und im Südwesten
liegen, am Sonntag wird es mit dem Erreichen dieser Marke deutlich schwerer.
Sollte sich die Lösung von IFS durchsetzen sind diese am östlichen Alpenrand
aber nochmals möglich. In den Nächten liegen die Tiefstwerte zwischen 14 und 4
Grad. Abseits der Föhnböen am Alpenrand und einzelnen starken Böen auf den
Nordseeinseln ist der Ost- bis Südostwind in der Fläche meist nur schwach bis
mäßig.

Samstag und Sonntag … greift nach IFS ein weiterer Trog bzw. der verbliebene
Trog über Nordwesteuropa nach Süden aus und verlagert sich unter Abschwächung
und einem weiteren Abtropfvorgang nach Mitteleuropa. Die Kaltfrontpassage wird
dabei für Deutschland am Samstag erwartet mit teils schauerartig verstärktem
Regen. Am Alpenrand kommt die Front zudem ins Schleifen und sogt dort für länger
anhaltenden Regen. Dieser hält dort bis Sonntagvormittag an und klingt dort
sowie im Osten des Landes zum Abend langsam ab. In den Westen weitet sich
dagegen der Randbereich eines Hochs über Südwesteuropa aus und sorgt dort am
Sonntag für meist trockene Verhältnisse. Die Temperaturen entsprechen mit
Höchstwerten zwischen 13 und 18 Grad in etwa der Jahreszeit und auch der Wind
drängt sich nicht unbedingt in den Vordergrund. Nach ICON geht die
Kaltfrontpassage schneller vonstatten, sodass durch den ausbleibenden
Schleifeffekt an den Alpen nicht so hohe Regenmengen zusammenkommen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten IFS-Läufe ist zu Beginn der Mittelfrist als gut zu
bezeichnen. Interessanter wird es ab der Nacht zum Freitag mit dem
Abtropfvorgang über Westeuropa. Der Trend der letzten Läufe geht zu einem
schnelleren Prozess. Die Auswirkungen für Deutschland halten sich aber in
Grenzen, da sich der Trog im Wesentlichen über Nordwesteuropa positioniert. Von
der Kaltfrontpassage wäre bei allen verglichenen Läufen besonders der Samstag
beeinflusst. Allerdings ist der Trog beim letzten Lauf etwas stärker konturiert,
was in der Nacht zum Sonntag in einem weiteren Abtropfvorgang mündet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auf die Unterschiede zwischen ICON und IFS wurde bereits im Haupttext
eingegangen. GFS zeigt zu Beginn der Mittelfrist idente Ergebnisse und nimmt
anschließend eine Zwischenposition zwischen ICON und IFS ein. Die
Kaltfrontpassage erfolgt aber deutlich weniger wetteraktiv als bei IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland stützen die
deterministischen Aussagen weitgehend. Der Peak der 850 hPa-Temperatur zeigt
sich in allen Regionen eindeutig am Mittwoch, bevor ein stetiger Abstieg
erfolgt. Dabei ist der Unsicherheitsbereich bis Donnerstag gering und weitet
sich anschließend deutlich auf. Während der Hauptlauf eine der kühlsten Lösungen
verfolgt, gibt es eine Drängung der Lösungen in einem ein paar Grad wärmeren
Bereich. Die Ursache dafür ist beim Ausmaß und Timing der Trogpassage am Freitag
und Samstag zu finden, die noch eine erhebliche Unsicherheit aufweist. An den
Alpen zeigen sich besonders im Hauptlauf stärkere Niederschlagssignale ab
Samstagmittag, die von den anderen Läufen aber nicht in dem Maße gestützt
werden. Dass der Höchstwert der Temperatur von Mittwoch nachfolgend nicht mehr
erreicht wird ist weitgehend sicher, wie weit die Temperaturen schließlich
zurückgehen kann noch nicht quantitativ beschrieben werden.

CLUSTER:
+120…168h: Es liegen 5 Cluster vor, wobei der Hauptlauf in C3 eingeordnet
wird. Dieses Cluster zeigt für das Wochenende die Passage eines stärker
konturierten Troges, C1 kommt dieser Lösung noch am nächsten (insgesamt 28
Member). Bei den anderen Clustern wird auf die Trogpassage verzichtet oder es
kommt zu einer starken positiven Geopotentialabweichung über Skandinavien (C4
und C5).

+192…240h: Die Clusteranzahl verringert sich auf 4, wobei der Hauptlauf in C1
von 22 Membern gestützt wird. Dieses zeigt eine nördliche Westlage mit einer
positiven Geopotentialabweichung über Mitteleuropa. C2 rechnet mit einem Trog
über Westeuropa, der in C4 stärker ausgeprägt ist und eine Südwestlage für
Deutschland bedeuten würde. In C3 ist der Rücken über Nord- und Osteuropa
dominant.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Mittwoch und Donnerstag an den Alpen Südföhn mit Sturmböen aus Süd bis Südwest
in den Hochlagen und starken bis stürmischen Böen in den Föhntälern. Am Mittwoch
zudem in den Kammlagen der zentralen und östlichen Mittelgebirge einzelne
stürmische Böen aus Südost. Am Wochenende an der Nordseeküste ebenfalls einzelne
stürmische Böen aus Südwest nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det./prob., MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri