#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 08.10.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.10.2024 um 10.30 UTC
Wetterberuhigung mit abnehmender Niederschlagsneigung und kaum Wind, anfangs
kühl, zum Ende der Mittelfrist milder.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 15.10.2024
Nachdem uns ex-KIRK mehr oder weniger turbulent überquert hat, kehren zum Beginn
der Mittelfrist am Freitag vorübergehend ruhigere Zeiten ein. Der Höhentrog
schwenkt im Tagesverlauf über Deutschland hinweg, sodass rückseitig die
Strömungskonfiguration antizyklonaler wird. Am Boden steigt von Westen der
Luftdruck, was an einer Hochdruckzone liegt, die sich vom Atlantik über
Großbritannien bis nach Mitteleuropa erstreckt. Westlich der Iberischen
Halbinsel befindet sich ein Tiefdruckgebiet, das auch an einem Trog in der Höhe
gekoppelt ist. Über Süddeutschland schleift noch die Kaltfront von ex-KIRK und
sorgt dort gebietsweise für Regen, der sich im Tagesverlauf aber an die Alpen
zurückzieht. Im Rest des Landes zeigt sich auch mal längere Zeit die Sonne und
Wind ist kein Thema mehr. Rückseitig von ex-KIRK ist ein Schwall polarer
Meeresluft eingeflossen (T850hPa um 0 Grad), sodass uns trotz
Sonnenunterstützung mit meist 10 bis 15 Grad ein recht kühler Freitag erwartet.
Am in der Nacht zum und am Samstag selbst spaltet sich aus der Hochdruckzone ein
eigenständiges Hoch ab und verlagert seinen Schwerpunkt ins östliche
Mitteleuropa. Aus Südwesten kommt auf der Vorderseite des sich allmählich
ostwärts verlagernden Tiefs westlich von Portugal (mit einem Randtief über der
Biskaya) WLA auf. Das macht sich durch aufziehende mehrschichtige Bewölkung
bemerkbar, wobei zuvor nach Norden und Osten zu noch langer die Sonne scheinen
kann. Die Temperaturen steigen nur ganz zögerlich an und liegen weiterhin
vielerorts unter 15 Grad.
Der Sonntag ist geprägt durch schwache Luftdruckgegensätze über West-, Mittel-
und Südosteuropa. In der Höhe stellt sich eine wellende westliche Strömung ein,
wobei über Deutschland ein eher antizyklonaler Charakter vorherrscht. Bei den
Temperaturen in der Höhe stellt sich ein S-N-Gefälle ein, sodass es an der
schwachen Luftmassengrenze nach Lesart des heutigen IFS-Laufs etwas regnen
könnte, allerdings fernab jeglicher Warnrelevanz. Allerdings zeigt der Vergleich
mit anderen Modellen bereits zu diesem Zeitpunkt signifikante Unterschiede,
sodass die Prognose noch auf recht wackeligen Beinen steht.
Auch am Montag bleibt die antizyklonale bzw. nach Norden verschobene Westlage
und die Gradient-schwache Druckverteilung am Boden bestehen. Allerdings sind in
der Strömung kurzwellige Anteile enthalten, sodass das Wetter voraussichtlich
nicht störungsfrei ablaufen wird. Für Details ist es an dieser Stelle aufgrund
der Prognose-Unsicherheit noch viel zu früh.
Am Dienstag soll sich laut IFS die Großwetterlage dann umstellen. Die
Höhenströmung amplifiziert sich deutlich. Während sich über dem östlichen
Mitteleuropa ein Rücken aufwölbt, dessen Achse aber sich bereits östlich von uns
befindet, stößt über dem Atlantik westlich von Großbritannien ein Trog nach
Süden bis zu den Azoren vor. Dieser korrespondiert am Boden mit einer
umfangreichen Tiefdruckzone, dessen Kern sich südlich von Island befindet.
Deutschland gelangt dadurch in eine südwestliche Strömung, mit der in der Höhe
deutlich mildere Luft zu uns geführt wird (T850hPa um 15 Grad). Diese kann sich
der Jahreszeit entsprechend aber zunächst nicht vollständig zum Boden
durchsetzen. Dennoch wird es milder, im Südwesten kann auch wieder die
20-Grad-Marke anvisiert werden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Samstag gibt es bei den letzten drei IFS-Läufen zwar gewisse
Unschärfen in den Details, im Großen und Ganzen ist bis dahin den Läufen aber
eine gute Konsistenz zu bescheinigen. Das ändert sich am kommenden Sonntag. Der
gestrige 00UTC-Lauf simulierte einen sich formierenden Trog, der über
Deutschland hinweg ins östliche Mitteleuropa schwenkt, während die beiden
nachfolgenden Läufe eine deutlich zonalere Strömung simulieren. Anders sieht es
dann am Dienstag aus. Da zeigen die beiden letzten Läufe deutlich ausgeprägtere
Rossby-Wellen mit einem Rücken über dem (östlichen) Mitteleuropa und einem Trog
über dem Atlantik. Letzterer stößt beim gestrigen 00UTC-Lauf nicht so weit nach
Süden vor, wodurch die Warmluftzufuhr nach Deutschland in diesem Fall deutlich
moderater ausfallen dürfte.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Beim Vergleich mit den anderen Globalmodellen zeigen sich bereits ab Samstag
Unterschiede. Das Tief westlich der Iberischen Halbinsel wird bei ICON und GFS
deutlich intensiver gerechnet als bei IFS, die von diesem ausgehende WLA über
Deutschland hingegen schwächer. Das hat einerseits Auswirkungen auf die
Bewölkungsverteilung, andererseits auch auf die Temperaturen in der Höhe.
Abseits dieses Details zeigen sich diverse kleinere Unterschiede in den
Amplituden und zeitlichen Abläufen der (kurzwelligen) Troganteilen. Auffällig
ist, dass auch am Sonntag ICON und GFS in der Höhe über Deutschland signifikant
kälter ist als IFS und bei der Druckverteilung gibt es ebenfalls Unterschiede.
Zum Ende der Mittelfrist zeigen alle Modelle eine Meridionalisierung der
Strömung mit einem Rücken (irgendwo) über Europa und einem Trog über dem
Atlantik, wobei die Warmluftzufuhr bei IFS mit Abstand am stärksten ist.
FAZIT:
Nicht zuletzt schon durch ex-KIRK kommen Prognose-Unsicherheiten in die
Vorhersage, die sich durch die gesamte Mittelfrist ziehen. Dennoch zeigen alle
Modelle über die gesamte Mittelfrist hinweg eine deutlich ruhigere Wetterperiode
als aktuell mit zeitweiligem Hochdruckeinfluss und eher Gradient-schwachen
Druckverteilungen am Boden. Wind spielt keine Rolle mehr und auch die
Niederschlagsneigung nimmt ab. Oder anders ausgedrückt: Trotz der diversen
Unterschiede sind sich die Modelle einig, dass weder markante
Wettererscheinungen noch klimatologisch ungewöhnliche Wettererscheinungen zu
erwarten sind.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen stützen die beschriebenen synoptischen Vorgänge. Nach dem Tal am
Donnerstag/Freitag steigen Temperaturen und Geopotential in den Folgetagen
wieder an. Dabei nimmt der Spread vor allem ab Sonntag zu, also dem Zeitpunkt,
bei dem auch die letzten IFS-Member zunehmend divergieren. Bei der Temperatur
liegt der Hauptlauf ab Montag im oberen Drittel der Ensemble-Member.
Bei den Clustern werden im Zeitraum t120h-168h stolze sechs Cluster gebildet,
die aber alle einer positive NAO zuzuordnen sind. Haupt- und Kontrolllauf
befinden sich in Cluster 1 mit 12 Membern.
In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden nur noch drei Member
gezeigt. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich erneut in Cluster 1 (18 Member),
in dem der Übergang zu einer Blockinglage simuliert wird mit dem Rücken über
Europa und einem (abtropfenden) Trog über dem Atlantik. Bei den anderen beiden
Clustern dauert die positive NAO länger an, da in diesen Varianten der Rücken
über Europa weniger stark simuliert wird.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Wie im obigen Text beschrieben, sind in der gesamten Mittelfrist keine
signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel