S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.10.2024 um 10.30 UTC

Anfangs im Südosten regnerisch und kühl. In der Folge Hochdruckeinfluss und
immer wärmer. In den Nächten nachlassende Frostgefahr in Bodennähe.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 08.10.2024

Die Mittelfrist wird dominiert durch die anhaltende Blockierungslage in hohen
Breiten (sprich: Grönland) und durch einen immer weiter zunehmenden Einfluss aus
dem tropischen Sektor.

Bezüglich der allgemeinen (technischen) Beschreibung hat sich zu vorgestern
verständlicher Weise wenig geändert, sodass dies bei Bedarf in der
entsprechenden Mittelfrist nachgeschaut werden kann.

Der „Elefant“ im mittelfristigen Vorhersagebereich bleibt das tropische System,
mittlerweile auf den Namen „KIRK“ hörend, das sich südwestlich der Kanaren zu
einem tropischen Sturm entwickelt hat. Dieses System umrundet eine stabile
Hochdruckzelle in den Subtropen und die jeweiligen „tracker“ zeigen weiterhin
recht stabil ein Eindrehen nach Nord bei rund 50 Grad W in Form eines imposanten
und intensiven Hurrikans – wohl als „major“ Hurrikan recht lange im Bereich Kat
3 bis 4 (vielleicht auch mal 5) verbleibend. Dies ist ein klassischer
Kap-Verde-Hurrikan mit östlicher Zugbahn (rasch nach Norden ziehend und nicht
westwärts die Karibik erreichend). Während der „along track“ spread der
dynamischen und gekoppelten Modelle recht überschaubar ausfällt, nimmt der
„across track spread“ beim Eindrehen etwas zu und erreicht in 5 Tagen rund 400
km.
Dies mag wenig klingen, doch sind die daraus resultierenden zeitlichen
Diskrepanzen bedeutend bei der Frage, ob KIRK in weiterer Folge konstruktiv,
destruktiv oder gar nicht in die außertropische Frontalzone eingebunden wird. Da
wiederum solche „across track“ Unsicherheiten u.a. auch aus der inneren Dynamik
eines sich entwickelnden Hurrikans hervorgehen und sich KIRK noch in der
Strukturierungsphase befindet, muss man hinnehmen, dass diese Fragen weiterhin
nicht beantwortet werden können.

Entsprechende, teils eklatante Unterschiede zum Ende der Mittelfrist/im Bereich
der erweiterten Mittelfrist in der Entwicklung über Europa resultieren daraus,
dass der intensive Outflow (divergente negative PV Advektion) in den erwähnten
quasi-stationären Wellenzug der „high-latitude“ Blockierungslage strömt und
entweder den grönländischen Keil weiter forciert, oder einen südwärts
ausgreifenden Trog blockiert. Je nach „timing“ kann KIRK in den Trog eingebunden
werden, was Nordwesteuropa eine erhöhte Sturm- und Starkregengefahr bringen
würde, oder er verbleibt vor den Toren Westeuropas und führt feuchte tropische
Luftmassen gen Europa, oder er sorgt für einen Abtropfvorgang dank perfekter
Interaktion mit dem Keil. Noch komplexer wird es, sollte KIRK auch mit anderen
Tiefdruckgebieten interagieren, was nicht ausgeschlossen werden kann (u.a. im
Blick behaltend, was über Neufundland südwärts zieht/abtropft).

Was lässt sich nun aber über die nun anstehende Mittelfrist sagen (Freitag, den

  1. Oktober, bis zum Dienstag, den 08. Oktober)? Zum Glück hat im Großteil dieser
    Mittelfrist KIRK seine Finger noch nicht im Spiel, sodass man recht sicher sagen
    kann, dass eigentlich ein insgesamt schöner Wetterabschnitt erwartet werden
    kann.

Am Freitag wirkt sich aber noch ein umfangreiches Bodentief auf das Wetter in
Teilen Deutschlands aus, das von der Adria in Richtung Schwarzes Meer driftet
und dem Osten/Südosten Deutschlands als Abschiedsgruß einen Schwung feuchter
Luft kredenzt, der sich im Erzgebirge/an den Alpen staut. Da sich das Tief aber
nicht nur entfernt, sondern auch immer weiter auffüllt (Spreizung der IFS-ENS
Member mit mehreren Druckminima über Südosteuropa), sollten sich die 24-std.
Niederschlagsmengen in Grenzen halten. 5 bis 10 l/qm im Stau vom Erzgebirge und
10 bis 25 l/qm zwischen Allgäu und dem Bayerischen Wald mit etwas höhere Mengen
in prädestinierten Staulagen werden aktuell erwartet. Die Schneefallgrenze sinkt
dabei inneralpin auf rund 1500-1300 m ab, lokal noch tiefer bei höheren
Niederschlagsraten und in engen Tälern. Abseits der genannten Regionen fällt im
Süden und Osten meist nur wenig Nass und im gesamten Westen und Norden sollte es
weitestgehend trocken bleiben. Dort lockert die dichte Wolkendecke im
Tagesverlauf auch stärker auf.

Der Samstag wird ein Art Übergangstag, denn die restliche Feuchte beschert dem
Süden und Osten noch dichte Bewölkung und besonders in den jeweiligen Staulagen
fällt etwas Regen. Abseits der Staulagen zeigt sich aber auch hier im
Tagesverlauf hin und wieder die Sonne.
Deutlich freundlicher, teils auch richtig sonnig, zeigt sich der Westen und
Norden und dort bleibt es trocken. Das liegt an einer recht üppigen Keilachse,
die sich in den Westen Deutschlands schiebt und für Absinken sorgt. Gestützt
wird dieser Keil von einem umfangreichen Langwellentrog, der sich vor den Toren
Westeuropas aufspannt und ein recht intensives Zentraltief westlich von Irland
besitzt.

Da sich dieser Wellenzug kaum verlagert, dominiert somit in der Folge mehr oder
weniger von Sonntag bis Dienstag der Keil, der sukzessive nach Osten wandert und
am Dienstag über Osteuropa liegt.
Zusammengefasst hat dies einen leicht wechselhaften Westen zur Folge, in den
immer wieder Fronten in abgeschwächter Form geführt werden, während im Süden und
Osten eher der freundliche, teils auch sonnige Charakter dominiert. Hier bleibt
es dann meist trocken.

Ein Hinweis zu den sonnigen Gebieten. Hier muss in der Kurzfristvorhersage noch
geschaut werden, inwieweit sich regional Hochnebel hartnäckig ausbilden und
halten kann. Auch nächtlicher Nebel soll sich teils ausgedehnt bilden und dessen
Auflösung kann sich bis weit in den Vormittag verzögern.

Die Maxima starten am Freitag noch sehr verhalten, im Dauerregen Süddeutschlands
teils bei nur oberen einstelligen Werten. Im Norden und Westen bleibt es mit 14
bis 16 Grad deutlich milder.
In der Folge strömt mit der sich einstellenden zyklonalen Südwestströmung eine
deutlich wärmere Luftmasse heran, die zwar der Jahreszeit entsprechend nicht
mehr 1:1 zum Boden umgerechnet werden kann, aber dennoch für sehr milde Maxima
gut ist, die am kommenden Wochenende bei 15 bis 19 Grad und zum kommenden
Wochenbeginn teils bei sehr milden 20 oder 21 Grad liegen. Dies sagt die
Statistik. Wenn diabatisch und mit etwas Föhn alles passt, sind regional noch
höhere Maxima nicht ausgeschlossen, schließlich sprechen wir am Montag teils von
17 oder 18 Grad im 850 hPa Niveau über Süddeutschland!

Bei den Tiefstwerten beginnt die Nacht zum Samstag im Westen recht kalt mit
Luftfrost in der Eifel und recht verbreitet mit leichtem Frost in Bodennähe.
Auch die Folgenacht (zum Sonntag) wird im Süden frisch mit Minima von 4 bis
lokal 0 Grad und regional leichtem Frost in Bodennähe, während in den Nordwesten
mildere Luftmassen einsickern (um 6 Grad). In der Folge wird es dann von Westen
milder, sodass zum Ende der Mittelfrist die Minima von Nordwest nach Südost
zwischen 10 und 4 Grad verweilen.

Der Wind dreht von Nordost rasch auf Südwest und frischt im Westen zeitweise
etwas auf. Besonders im Bergland und über der offenen See (Deutsche Bucht) weht
der Wind teils böig, exponiert im obersten Bergland zeitweise auch stürmisch.

Wie geht es in der erweiterten Mittelfrist weiter? Lassen wir KIRK entscheiden
und freuen uns auf ggf. dynamische Highlights, die sich hoffentlich auf die
„offshore“ Bereiche beschränken.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Solange der über dem Nordostatlantik nordwärts ziehende Tropensturm KIRK noch
nicht seine Finger im Spiel hat (noch zu weit südlich in den Tropen verweilt),
kann den jüngsten EZ Läufen eine doch recht gute Übereinstimmung bescheinigt
werden. Der Trog über Mitteleuropa zieht langsam nach Osten und wird durch einen
breiten Keil ersetzt, der stromab eines umfangreichen Langwellentroges vor den
Toren Westeuropas über Mitteleuropa aufgespannt wird.

Doch bereits noch ohne KIRK im Europa/Nordostatlantiksektor zu erspähen, sorgt
dessen Outflow zum Ende der Mittelfrist für eine zunehmendes „Flattern“ der
Druckminima beim Langwellentrog vor Westeuropa. Im jüngsten Lauf wurde KIRK
etwas westlicher gesetzt und schon wird auch die Trogachse des Langwellentroges
wieder gen Westen verschoben.
Da sich zum Ende der Mittelfrist in den 3 jüngsten EZ Läufen die mögliche
Position von KIRK wie auf einer Perlenkette zonal aufreiht (spread bei rund 1300
km) nehmen die Unsicherheiten von da an stetig und rasant zu.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Sehr ähnlich sieht es bei der internationalen Modellpalette aus. GFS ist
weiterhin etwas langsamer bei der Verlagerung des Troges über Mitteleuropa zum
Beginn der Mittelfrist, doch die Diskrepanzen fallen wettertechnisch nur sehr
gering aus (etwas mehr Feuchte für Ostdeutschland).
In der Folge dann nichts Neues und eben KIRK und so – ergo: zunehmende
Unsicherheit.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse beginnt die Mittelfrist mit 3 Clustern und dem
klimatologischen Regime eines „Atlantikrückens“. Dabei dominiert die Blockierung
im Grönlandsektor mit einer daraus hervorgehenden zusätzlichen „Hoch-über-Tief“
Blockierungslage dank eines umfangreichen Abtropfprozesses über dem
Nordostatlantik. Noch stabiler kann ein Abschneiden der Frontalzone nicht
ausfallen und belässt die NAO weiterhin im negativen Bereich. Der Trog über
Mitteleuropa wird recht homogen gezeigt und ebenso der von Westen folgende Keil.
Interessant ist, dass die Cluster das Azorenhoch zonal gesehen leicht variabel
betrachten, was u.a. auch die Zugbahn von KIRK beeinflusst.

In der Folge (Samstag bis Montag) dominieren 3 Cluster mit dem Regime der
negativen NAO. Durchweg wie ein Bollwerk agiert die Blockierung über Grönland,
die in allen Optionen mit hohen Anomaliewerten hervorgehoben wurde. Ansonsten
wird in allen Clustern der sich weiter intensivierende Abtropfprozess vor den
Toren Westeuropas gezeigt, der wieder zunehmend als Langwellentrog in
Erscheinung tritt und sich sukzessive Westeuropa nähert. Die nun stattfindende
außertropische Umwandlung erfolgt in den Clustern recht homogen auf der
Südflanke der grönländischen Blockierung und soll sich zu einem weiteren,
eigenständigen kräftigen Trog mausern. Der Energietransfer zwischen beiden
Trögen ist aber noch sehr unsicher und mündet wenig überraschend zum Ende der
Mittelfrist in 6 Cluster.

Diese 6 Cluster haben einen negativen NAO Überhang und zeigen bildlich alle
Optionen der fortschreitenden außertropischen Umwandlung. Von giftigen
Schnellläufern bis zu einer eher blockierenden Signatur ist alles vertreten. Nur
eines ist recht sicher: Sowohl die Blockierung über Grönland wie auch der
umrahmenden Wellenzug bleiben nahezu stationär, sodass der Input aus den Tropen
nur die Dynamik im europäischen Sektor erhöht. Tendenziell deuten alle Cluster
eine Trogvorderseite an, sodass winterliche Eskapaden vorerst eher
unwahrscheinlich sind – und das mit so einer passenden blockierenden
Ausgangslage.

Die Meteogramme tragen die bisherigen Ausführungen mit und heben einen zunehmend
wärmeren und vorübergehend stabileren Wetterabschnitt hervor. Die Rauchfahnen
sind recht eng gebündelt und laufen erst zum Ende der Mittelfrist deutlich
auseinander.

GEFS sieht es ähnlich, bis KIRK naht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die signifikanten Wettererscheinungen fallen sehr überschaubar aus.

Von Freitag zu Samstag sind im direkten Alpenstau 24-std. regional markante
Regenmengen nicht ausgeschlossen. Allerdings darf bezweifelt werden, dass (beim
Stand heute) Wahrscheinlichkeiten von unter 5%, in Richtung Berchtesgadener Land
um 10% für markante Mengen in eine Warnausgabe münden. Da die Konsistenz der
Ensembles aber stark divergiert (COSMO-LEPS abschwächend, IFS-ENS zunehmend),
wird die Entwicklung der Regenmenge natürlich weiter genau beobachtet.

In der Folge sind nur einzelne stürmische Böen im exponierten Bergland bzw. über
der Deutschen Bucht als „markant“ einzustufen.

Inwieweit zum Dienstag im Westen einzelne Gewitter auftreten können ist noch
sehr unsicher.

Der EFI stützt diesen ruhigen Abschnitt und hebt nur zum Beginn der Mittelfrist
ein leicht unterkühltes Temperaturniveau hervor.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS und MOSMIX sowie für die Tropensturmvorhersage teils
gekoppelte Modelle wie HFSA, HFSB, HWRF, NFGM, HMON, GFS und ICON.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy