SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Dienstag Dauerregen im Westen. Steife bis stürmische Böen an der Nordseeküste
und auf den Mittelgebirgen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen
Langwellentroges, der ausgehend vom europäischen Nordmeer sich bis zur
Doggerbank erstreckt. An dessen Vorderseite wird aus positiver
Vorticityadvektion und kräftiger WLA ein umfangreiches Hebungsgebiet erzeugt,
dieses hat sich heute von Frankreich auf Westdeutschland verlagert und in der
Nacht zu Dienstag sich weiter nach Nordosten ausbreitet. Ein mit dem
austrogenden Trog korrespondierendes Bodentief befindet sich über der Doggerbank
und verlagert sich langsam Richtung Belgien. Mit Annäherung des Tiefs verstärkt
sich auch der Druckgradient und der Wind frischt mit der Drehung auf Südwest in
der Westhälfte spürbar auf. Ausgangs der 2. Nachthälfte treten die ersten
Windböen westlich des Niederrheins und der Eifel auf. Auch an der Nordseeküste
weht der Wind steif bis stürmisch, an der Ostseeküste gibt es nur auf Rügen
einzelne steife Windböen.

Mit der langsamen Ostwärtsbewegnung des Troges werden auch recht feuchte, milde
und potentiell instabile Luftmassen um das Tief/Trog herumgeholt. Dabei
intensivieren sich auch die Regenfälle an der Nordostflanke des Tiefs. Meist
werden zwischen 3 und 7 l/qm erwartet, strichweise sind aber auch 10 bis 20 l/qm
in 6 Stunden wahrscheinlich. Diese Niederschläge verlagern sich bis Dienstag
früh nach Norden. An dessen Südwestflanke nimmt die Labilität (in 500 hPa -22
Grad) und CAPE zu, so dass auch schauerartige Verstärkungen auftreten werden.
*

Dienstag … greift der Trog auf Deutschland über, das korrespondierende
Bodentief bleibt zunächst über der See, wobei der Bodentrog vormittags auf
Westdeutschland übergreift. Dieser ist mit kräftigen Hebungsprozessen verbunden,
wobei intensiver Regen von Belgien her übergreift. Generell gibt es aber noch
kleinere, aber entscheidende Unsicherheiten in der Vorhersage des Bodentrogs
bzw. auch des Randtrogs in der Höhe. Der damit einsetzende (Stark-)Regen ist mit
Mengen zwischen 10 und 20 l/qm, nach ICON D2 auch bis 35 l/qm in 6 Stunden
durchaus signifikant. Die meisten Modelle präferieren dabei ein Gebiet um das
Emsland, nördliches Münsterland bis in den Osnabrücker Raum, wobei die
Niederschlagsmengen sehr unterschiedlich ausfallen. Die deutsche Kette ist mit
den recht hohen Mengen eher alleine, wobei auch die Probabilistik recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 20 bzw. 45 l/qm in 6 wie auch in 12 Stunden
anbietet. In 12 bis 24 Stunden werden 20 bis 45 l/qm, punktuell auch bis 55 l/qm
simuliert. Jedoch gibt es auch immer wieder mehrstündige Pausen zwischen den
Ereignissen.
Im Laufe des Dienstags verlagert sich der erste Randtrog nach Nordosten, wobei
auch die labile Luft nach Norden transportiert wird. Mit einer eher langsamen
Verlagerung und bei PPWs zwischen 20 und 25 mm sind einzelne Gewitter mit
Starkregen bzw. strichweise auch mehrstündiger Starkregen ohne Gewitter im
Norden nicht ausgeschlossen. In einem breiten Streifen von RL-P, Hessen
Thüringen, Niederbayern und Sachsen lässt sich die Sonne öfter blicken, wobei
ebenfalls CAPE generiert werden kann. Auch dort gibt es ein gewisses
Gewitterrisiko, aber bei PPWs um 15 mm ohne erhöhtem Starkregenrisiko.
Das Bodentief füllt sich am Tage langsam auf, so dass es im Tagesverlauf zu
einer Abschwächung des Windfeldes kommt. An den Küsten und im höheren Bergland
nimmt der Wind aber nur langsam ab. Am Abend liegt das Bodentief etwa über dem
Niederrhein. Die zurückhängende Frontalzone stößt derweil auf die Alpen und
sorgt dort ebenfalls für anhaltende Regenfälle. Eine flache Welle, sorgt in der
Nacht zu Mittwoch von Frankreich her für eine Intensivierung der Niederschläge.
Je nach Modell werden am westlichen Alpenrand bzw. Südschwarzwald auch die
Schwellen für markanten Dauerregen überschritten. *

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … befindet sich der Langwellentrog direkt über Mitteleuropa.
Gleichzeitig stärkt sich der Einfluss einer umfangreichen und hochreichenden
Antizyklone, die sich von den britischen Inseln, Nordsee und Europäischem
Nordmeer her nach Osten ausweitet. Der mitteleuropäische Langwellentrog weitet
seinen Einfluss in Richtung Italien aus. Von Norden her stabilisiert sich das
Wetter, in der Mitte und im Süden bleibt es unbeständig, mit Schauern und
einzelnen Gewittern. Der Wind bleibt frisch, an der Küsten und auf den Bergen
zeitweise auch stürmisch aus nördlichen Richtungen.

Modellvergleich und -einschätzung

Es gibt weiterhin gewisse Unsicherheiten, wie das Bodentief am Dienstag auf
Deutschland übergreift und damit auch wo die stärksten Regenfälle fallen werden.
Es ist aktuell nicht klar, ob und wo genau Dauerregen oder vielleicht auch ein
Starkregenwarnung nötig sein wird. Die Deutsche Ketter gehört aktuell zu den
Modellen mit den stärksten Signalen über dem Emsland. Andere Modelle simulieren
indes teils deutlich weniger Regen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher