S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.09.2024 um 10.30 UTC

Zunächst wechselhaft und teils windig, ab Donnerstag Hochdruckeinfluss. Bei
unterschiedlich temperierten Luftmassen nie ganz kalt.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.10.2024

Nach einer Phase des ruhigen Altweibersommers etwa Mitte September hat sich die
Atmosphäre wieder auf den Rhythmus des Sommers eingegroovt. So wurden kurze
Hochdruckphasen schnell wieder von Tiefdruckeinfluss abgelöst. Genau das
passiert nun auch in der Mittelfrist, was die Hoffnungen auf einen „Goldene
Oktober“ schrumpfen lässt.

Auch zum Beginn der Mittelfrist am Montag prägt ein Langwellentrog über Nord-
und Teilen Westeuropas mit diversen Randtrögen bzw. Höhentiefs das Bild in den
Höhenwetterkarten. Mit einem vom Nordmeer gen Britische Inseln gerichteten
Randtrog wird ein Bodentief mit Zentrum über dem südlichen England gestützt,
dessen Ausläufer mit kräftiger WLA und Niederschlägen Deutschland erfassen und
den kurzzeitigen Hochdruckeinfluss zuvor rasch wieder den Garaus machen. Das
Tief ist im Kern mit einem ordentlichen Gradienten ausgestattet, sodass es
tagsüber bei seiner Wanderung in die Nordsee vor allem im Südwesten den Wind
auffrischen lässt. Eine große Sturmlage deutet sich aber nicht an. Das Tief
karrt mit seiner südwestlichen Strömung etwas mildere Luftmassen heran, wobei
die T850 hPa bei 0 Grad im Nordosten und bis 8 Grad im Südwesten liegen.

Am Dienstag und Mittwoch überqueren Randtrog (der ein Höhentief westlich der
Britischen Inseln integriert) und Bodentief Deutschland. Das Bodentief zieht von
der Nordsee über Benelux und der nördlichen Mitte Deutschlands in den Nordosten
Polens, am Dienstag ist es im Nordwesten Deutschlands windig. Beim Randtrog, der
im Verlauf zu einem Langwellentrog mutiert, findet ein Abtropfprozess zum
zentralen Mittelmeer statt. Hinter dem Bodentief dreht die Strömung auf Nord,
was kühlere Luftmassen polaren Ursprungs zu uns befördert und die T850 hPa auf 2
bis 4 Grad sinken lässt.

Am Donnerstag und Freitag schwenkt ein positiv geneigter Rücken in die Nordsee,
womit sich dort ein Bodenhoch platziert. Das lässt auch in Deutschland den Druck
steigen. Vor allem am Freitag macht sich über dem Südosten Deutschlands
allerdings das zum zentralen Mittelmeer abgetropfte Höhentief bemerkbar, das
sich etwas verstärkt und Richtung Oberitalien steuert. Damit werden feuchte
Luftmassen über die Alpen hinweg in den Südosten gelenkt. Mit auf Nordost
drehender Strömung verharren die T850 hPa bei 1 bis 6 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag baut ein neues Höhentief nordwestlich
der Britischen Inseln den Keil, dessen Achse Deutschland erfasst, ab. Der
fehlende Support lässt das Bodenhoch über Norddeutschland in die Knie gehen und
spätestens ab Sonntag wird der Platz frei für neue Tiefausläufer aus dem Westen.
Diese bringen mildere Luft aus dem Südwesten mit, folglich steigt die T850 hPa
im Süden auf über 10 Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz von EZMW ist eher mäßig. Zwar lassen sich die Grundzüge über alle
Läufe erkennen, im Detail sind aber größere Unterschiede auszumachen.
Beispielsweise beim Tief von Montag bis Mittwoch, das unterschiedliche Zugbahnen
und Intensitäten aufweist und noch Überraschungen parat halten könnte. Ebenfalls
nicht klar ist, wann der Hochdruckeinfluss im Wochenverlauf einkehrt und wie
lange er dann durchhält. So nachhaltig wie noch im gestrigen 0 UTC-Lauf
gerechnet scheint er nun nicht mehr zu werden, womit auch die Temperaturen nicht
so nachdrücklich steigen. Darüber hinaus ist der auf den Südosten Deutschlands
übergreifende Einfluss des Höhentiefs über Oberitalien ab Donnerstagabend neu im
Programm.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Während ICON und UK10 die EZMW-Variante mitgehen, zeigt GFS insbesondere beim
abtropfenden Höhentief ab Mittwoch Abweichungen. Dieses tropft nicht Richtung
zentrales Mittelmeer, sondern nach Frankreich hin ab. Trog und Bodentief
überqueren uns damit nicht, vielmehr wirkt sich das Höhentief deutlich stärker
bei uns aus. Hochdruckeinfluss würde es demnach nur vorübergehend am Mittwoch
und Donnerstag ganz im Norden Deutschlands geben, an der Südflanke eines
Skandinavienhochs. Das Google-KI-Modell GraphCast ML ist auf EZMW-Pfaden
unterwegs, rechnet den Rücken ab Donnerstag allerdings schwächer, sodass der
Tiefdruckeinfluss rascher wiederkehren könnte. Das EZMW-KI-Modell AIFS ist dem
IFS des EZMW recht nahe, betont aber das Höhentief über Oberitalien stärker und
lässt es sogar nach Polen ziehen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles präsentieren für diverse deutsche Städte bis
etwa Dienstag/Mittwoch einen engen Verlauf mit einem gut definierten Median, in
dem sich stets der Hauptlauf befindet. Danach öffnen sich die Kurven etwas, ab
Freitag deutlicher. Dann verschwimmt auch der Median zuweilen. Damit steht die
Vorhersage bis Mittwoch auf gesunden Füßen, der zunehmende Hochdruckeinfluss
danach ist aber nicht völlig gesichert. Niederschlagssignale gibt es vor allem
von Montag bis Mittwoch, danach ist nur statistisches Rauschen zu sehen. Die
ersten klareren Signale tauchen dann wieder am Sonntag auf. In südlichen Städten
sind allerdings von Mittwoch bis Samstag einige Peaks zu erkennen, die dem
Höhentief zugeschrieben werden können.

CLUSTER:
Zwischen Mittwoch 0 UTC und Freitag 0 UTC werden 6 Cluster mit allen möglichen
Regimen gebraucht, um die Muster des Ensembles zu erfassen. C1, C2 und C4
schlagen sich dabei auf die Seite des Hauptlaufs, womit sich 33 der 51
Mitglieder auf diese Variante vereinen. Die anderen Cluster weichen deutlicher
ab: C3 zeigt ein neues Höhentief über den Britischen Inseln (statt Rücken), C5
einen durchschwenkenden Randtrog (kein Abtropfen) mit späterem Rücken und C6
lässt den Randtrog bis zur Freitagnacht noch gar nicht durchschwenken.
Zwischen Samstag 0 UTC und Montag 0 UTC gibt es 3 Cluster, weiterhin ohne
Regime-Präferenz. C1 und C3 entsprechen dem Hauptlauf mit zunehmenden
Höhentiefeinfluss. Bei C2 existiert das Höhentief zwar auch, es bleibt
allerdings länger „draußen“, was uns längeren Hochdruckeinfluss bescheren würde.

FAZIT:
Das bis Mittwoch wechselhafte und teils windige Wetter bei moderaten
Temperaturen ist gesichert. Danach ist Hochdruckeinfluss bei wenig geänderten
oder leicht ansteigenden Temperaturen wahrscheinlich, der im Süden aber durch
Aufgleitprozesse des Höhentiefs über Oberitalien gestört wird. Wann der
Hochdruckeinfluss am übernächsten Wochenende wieder nachlässt, ist unsicher, die
Mehrheit stimmt sich jedoch auf den Sonntag ein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Bei EFI gibt es am Montag im Südwesten, am Dienstag im Nordwesten Signale für
überdurchschnittlich viel Wind. In den Ensembles werden im Tiefland aber meist
nur erhöhte Wahrscheinlichkeiten für steife Böen Bft 7 geliefert. Im Bergland
und an der See kann es zu stürmischen Böen Bft 8, exponiert zu Sturmböen Bft 9
kommen. Auf den höchsten Gipfeln sind schwere Sturmböen Bft 10 nicht
ausgeschlossen.

DAUERREGEN:
EFI liefert für Montag und Dienstag auch Hinweise für überdurchschnittlich viel
Regen im Nordwesten. In den Ensembles findet sich das bisher allerdings kaum
wieder.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler