#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 25.09.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.09.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Wechselhaft und windig, im Norden und Westen am Freitag mit Sturmböen bis in
tiefe Lagen. Dabei zunächst noch mild.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell … liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der vom Nordmeer
in das Seegebiet westlich der Britischen Inseln reicht und dort eine breite
Achse aufweist. Dieser Trog wird durch einen Höhenrücken über Westrussland
blockiert, so dass sich eine südwestliche zyklonale Strömung ergibt. Mit dieser
wird leicht labile gealterte Subtropikluft vom mittleren Nordatlantik, die etwa
aus dem Azorenraum stammt, herangeführt. Etwas Hebung, die aus Warmluftadvektion
in der leicht flatternden Strömung resultiert, führt zur Auslösung einzelner
kurzer und rasch ziehender Gewitter, die mit stürmischen Böen einhergehen
können. Abgesehen davon sind Windböen auf einige Küstenabschnitte und mittlere
Lagen und Sturmböen Bft 8/9 auf höhere Berggipfel beschränkt. An und in den
Alpen kommt zudem leichter Föhn mit Sturm- und exponiert schweren Sturmböen auf
Berggipfeln und Windböen Bft 7 in den hierfür anfälligen Tälern in Gang.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das mit dem Südteil des Troges
korrespondierende Tief vom Seegebiet unmittelbar westlich von Irland nach
England. Ein aus dem Trog herauslaufender kräftigerer Anteil lässt über der
westlichen Nordsee ein Teiltief entstehen. Dessen Frontensystem greift mit
kräftigem Regen von Westen her auf Deutschland über, wobei neben dem
hereinschwenkenden Teiltrog noch Warmluftadvektion als hebungsauslösend in Frage
kommt. Dabei handelt es sich um skalige Niederschläge, die durch Stau an den
zentralen, westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen verstärkt werden.
Entsprechende Dauerregenwarnungen sind aktiv. Im Schwarzwald, in der westlichen
Bodenseeregion und in Teilen von Oberschwaben macht sich später die in der
südwestlichen Strömung schleifende Kaltfront dieses Tiefs mit länger andauernden
Niederschlägen bemerkbar, so dass dort eine Warnung vor unwetterartigen
Niederschlägen (im Schwarzwald bis späten Donnerstagabend bis 100 mm, sonst in
den Mittelgebirgen bis in den Donnerstag hinein bis 45 mm) ausgegeben wurde.
An der Südflanke des sich über der südwestlichen Nordsee intensivierenden Tiefs
frischt der Wind auf, in mittleren Lagen kommen Windböen Bft 7, im Bergland
Sturmböen Bft 8/9 und auf exponierten Gipfeln schwere oder orkanartige Böen
zustande. Da an der Küste der Wind aus Südost weht und daher ablandig ist, sind
dort warnrelevante Böen auf die offene See beschränkt.
Donnerstag … verbleibt der sich noch etwas nach Südwesten ausweitende Trog mit
seiner breiten Hauptachse westlich der Britischen Inseln. Während das o.g. Tief
von der westlichen Nordsee in Richtung Südschweden gesteuert wird, ergibt sich
zusammen mit einem hochreichenden Tief über der Irischen See, das in diesen Trog
eingelagert ist, eine lang gestreckte Tiefdruckrinne. Da die (thermisch) schwach
ausgeprägte Kaltfront des zuerst genannten Tiefs schleifend in der südwestlichen
Strömung verbleibt, sind vom Südwesten und Westen bis in die Mitte hinein länger
andauernde Regenfälle zu erwarten, die durch Stau in den dortigen Mittelgebirgen
verstärkt werden, was die weiter oben aufgeführten Niederschlagssummen ergeben
dürfte.
Mehr zum Trog hin, d.h. im Nordwesten, ist die Schichtung labiler, wodurch vor
allem in Nordseenähe durch kurzwellige, nach Nordosten ablaufende Anteile kurze
Gewitter ausgelöst werden können. Hierzu leistet auch die noch relativ warme
Nordsee ihren Beitrag. Bedingt durch einen Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 35
bis 40 kt erreicht, können in Verbindung mit diesen Gewittern Sturmböen Bft 8/9
auftreten. Zudem besteht Gefahr von Starkregen, der durch wiederholte konvektive
Ereignisse auch mehrstündig zustande kommen kann.
Generell erfolgt in der straffen südwestlichen Strömung eine Windzunahme. Im
Norden, Westen und in de5r Mitte kommen verbreitet Windböen Bft 7 auf, einzelne
stürmische Böen in freien Lagen und in den Leegebieten der nördlichen und
westlichen Mittelgebirge sind nicht auszuschließen. Im Bergland sind Sturmböen
Bft 8/9 und in Gipfellagen schwere Sturmböen (Brocken darüber) zu erwarten. An
der Ostsee reicht es aufgrund des ablandigen Windes nur für stürmische Böen, an
der Nordsee sind Böen bis Sturmstärke möglich.
Ein paar Wolkenlücken sind auf das Lee der Mittelgebirge und aufgrund kräftiger
Durchmischung auf die Küstenbereiche beschränkt. Sonst hält sich meist
mehrschichtige Bewölkung. Bedingt durch die Herkunft der Luftmasse sind dennoch
Tageshöchsttemperaturen zwischen 15 und 20 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der südliche Teil des o.g. Troges in die
Bretagne. Das in diesem Trog eingelagerte Tief folgt in diese Richtung und
gelangt unter leichter Intensivierung bis vor die bretonische Westküste.
Gleichzeitig wird das zuerst genannte Tief, dessen Frontensystem für den
Dauerregen verantwortlich war, in Richtung Südfinnland gesteuert. Die
schleifende Kaltfront dieses Tiefs überquert die Alpen, so dass alsbald die
Niederschläge in den Mittelgebirgen und am späten Abend dann auch im
südwestdeutschen Bergland nachlassen. In weiten Teilen Deutschlands setzt sich
Kaltluftadvektion durch; Absinken lässt die Niederschlagstätigkeit abklingen.
Eine Ausnahme ist die Nordseeküste. Dort kommt die Konvektion in Form von kurzen
und zum Teil wiederholten Gewittern (mit Starkregengefahr) noch nicht zum
Erliegen. Vielmehr entwickeln sich im Bereich einer von Südfinnland bis vor die
Bretagne reichenden Tiefdruckrinne weitere Teiltiefs. Eines dieser Tiefs wird
nördlich an der Deutschen Bucht vorbei nach Jütland gesteuert, ein weiteres und
zunächst schwächeres Teiltief folgt auf einer weiter südlich liegenden Zugbahn
und wird uns am Freitag weiter beschäftigen.
An der Südflanke dieser Tiefdruckrinne frischt der Wind erneut auf. Bis ins
nordwestliche Binnenland hinein sind Windböen Bft 7, im Nordseeumfeld und an der
Ostsee (dort wegen ablandigem Wind) stürmische Böen und unmittelbar an der
Nordseeküste Sturm- und schwere Sturmböen bis Bft 10 zu erwarten. Ansonsten
sind Wind- und stürmische Böen auf höhere Berglagen beschränkt.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag … schwenkt der wetterbestimmende Trog mit seinem Südteil bis nach
Mittelfrankreich. Nach Nordosten ablaufende kurzwellige Anteile halten die o.g.
Tiefdruckrinne nebst den darin eingelagerten Teiltiefs am Leben. Das auf einer
weiter südlich liegenden Zugbahn ablaufende Teiltief greift im Bereich der
Rheinmündung auf das Festland über (Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen
bzw. Modellläufen bestehen weiterhin) und wird von einem nachfolgenden
Kurzwellentrog überlaufen. Daher ist eine rapide Zyklogenese unwahrscheinlich,
vielmehr wandelt sich dieses Tief in einen breiten Bodentrog um, der bis zum
Abend auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Zudem arbeitet sich ein
kräftigerer Teiltrog bis nach Mittelfrankreich vor, der dem Teiltief nebst
korrespondierendem Kurzwellentrog Energie entzieht. Eine großräumige schwere
Sturmlage ist daher eher unwahrscheinlich. Dennoch dürfte der Wind an der
Südflanke dieser Teiltiefs erneut auffrischen. Abgesehen vom Osten und Südosten
wird in Böen verbreitet Bft 7 erreicht, im nordwestlichen und nördlichen
Binnenland sowie im Lee der nördlichen und zentralen Mittelgebirge sind
stürmische Böen zu erwarten. An der See sowie abgesehen vom Bayerischen Wald und
Alpengipfeln in höheren Berglagen gibt es durchweg Sturmböen Bft 8/9, exponiert
sowie an der Nordseeküste schwere Sturmböen um 100 km/h. Zum Abend hin flaut der
Wind im Binnenland ab, Wind- und stürmische Böen sind dann auf einige höhere
Berglagen beschränkt. An der Küste muss jedoch weiterhin mit Sturm- und schweren
Sturmböen bis Bft 10 gerechnet werden.
Neben dem Nordseeküstenbereich, wo die Konvektion ohnehin nicht ganz zum
Erliegen kommt und wo weiterhin die Gefahr von Starkregen besteht, machen sich
von Westen und Südwesten her verstärkt die nach Nordosten ablaufenden
Kurzwellentröge in Form konvektiver Umlagerungen bemerkbar, was in diesen
Gebieten vermehrt kurze Gewitter, die durchaus auch in Niederschlagsgebiete
eingelagert sein können, aufkommen lässt. Auch der Südosten wird von
Niederschlägen erfasst, dort wird ein frontales Niederschlagsband durch einen
dieser Kurzwellentröge aktiviert.
Aufgrund der verstärkten Durchmischung sind vermehrt Auflockerungen, nach Osten
hin (wo es ohnehin weitgehend niederschlagsfrei bleibt) auch längere sonnige
Abschnitte zu erwarten. Hierdurch sind dort noch einmal Temperaturmaxima um oder
etwas über 20 Grad möglich, sonst werden 13 bis 19 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag gelangt Deutschland vollends in den Bereich des
hereinschwenkenden Troges. Mit diesem Trog setzt sich maritime Polarluft durch,
so dass die Schauertätigkeit zwar nachlässt, aber meist nicht zum Erliegen
kommt. Im Südosten halten sich noch Reste der bisherigen Luftmasse, was die
Niederschläge von den Alpen bis zum Bayerischen Wald zumindest in der ersten
Nachthälfte noch andauern lässt.
Der Wind wird generell schwächer. Während in der ersten Nachthälfte noch an der
Küste stürmische Böen auftreten können, reicht es Samstagfrüh nur noch für Böen
Bft 7.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Unsicherheiten bestehen noch vor allem am Freitag
hinsichtlich der Lage und Ausprägung der in der Tiefdruckrinne eingelagerten
Teiltiefs. Schwere Sturmböen sollten dennoch auf den unmittelbaren Küstenbereich
beschränkt bleiben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann