S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.09.2024 um 10.30 UTC

Am Freitag Sturmlage, danach Abkühlung und Zwischenhocheinfluss. Ab
Monatswechsel wieder wechselhaft und in den Nächten Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 01.10.2024

Am Freitag liegt Deutschland unter der Vorderseite eines markanten, auf
Frankreich übergreifenden Troges und somit unter einer straffen südwestlichen
Strömung. Kurzwellige, nach Nordosten ablaufende Anteile lassen eine
Tiefdruckrinne entstehen, die von Estland bis in die südliche Nordsee reicht.
Darin sind kleinräumige Tiefs eingelagert. Zudem kann sich unmittelbar westlich
der Bretagne ein etwas kräftigeres Tief entwickeln. An der Südflanke dieser
Rinne frischt der Wind auf, abgesehen vom Südosten Deutschlands sind verbreitet
stürmische Böen und im Bergland Böen bis Sturmstärke möglich. Mit dem schleifend
übergreifenden Frontensystem dieser Tiefdruckrinne setzen im Norden und von
Südwesten her Niederschläge ein, in Nordseenähe besteht Gefahr kurzen Gewittern
mit Starkregen und schweren Sturmböen.
In der Nacht zum Samstag kann sich ein vor der Rheinmündung liegende Teiltief
intensivieren, wodurch sich im Nordwesten Deutschlands dann der Höhepunkt der
Sturmlage mit teils schweren Sturmböen abzeichnet, die in der zweiten
Nachthälfte auf die nördliche Mitte übergreifen können. Die Gefahr schwerer
Sturmböen besteht darüber hinaus auch an der Nordseeküste und in höheren Lagen
der nördlichen und zentralen Mittelgebirge. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist
noch unsicher. An der See sind einzelne orkanartige Böen nicht ganz
auszuschließen.
Am Samstag schwenkt der Haupttrog nach Deutschland, so dass sich kühles
Schauerwetter einstellt. An den Alpen fällt staubedingt noch längere Zeit Regen.
In Nordseenähe sind kurze Gewitter möglich; nur dort ist die Luft hierzu
hinreichend labil. Von Südwesten her setzt sich zögernd Zwischenhocheinfluss
durch. Hierdurch wird der Gradient nur zögernd auseinandergezogen, so dass
anfangs an der Nordsee und den ganzen Tag über an der Ostseeküste noch Sturmböen
auftreten können. In der Nacht zum Sonntag kommt die eingeflossene Polarluft im
Bereich des sich vollends nach Deutschland ausweitenden Zwischenhochs zur Ruhe.
Abgesehen von ein paar Schauern in Nordseenähe und etwas Regen am Alpenrand
bleibt es trocken und klart verbreitet auf. Die Folge ist eine markante
Abkühlung, in ungünstigen Lagen bis in Gefrierpunktnähe.
Am Montag hält sich das Zwischenhoch. Der Rücken, der dieses Hoch stützt, wird
durch den sich zum Ionischen Meer ausweitenden Trog blockiert. Ein paar Schauer
sind an der Küste möglich, bedingt durch die nördliche Strömung kann es an den
Alpen noch etwas regnen, wobei die Schneefallgrenze deutlich unter 1500 m
absinkt. Ansonsten stellen sich nach Auflösung von Frühnebelfeldern bei geringen
Luftdruckgegensätzen längere sonnige Abschnitte ein. In der Nacht zum Dienstag
tropft der Trog nach Südosteuropa aus. Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert
sich kaum, so dass es erneut aufklart und bis in den Bereich niedriger
einstelliger Temperaturminima abkühlt.
Am Dienstag setzt sich der nachfolgende Höhenrücken, der sich bis dahin in einen
Keil umgewandelt hat, über dem Vorhersagegebiet durch. Das wetterbestimmende
Bodenhoch verlagert sich dann zwar nach Nordosten, behält aber seinen Einfluss
auf unser Wettergeschehen. Mit einer in den unteren Troposphärenschichten steil
auf Südwest drehenden Strömung erfolgt im Westen und Südwesten dann wieder eine
leichte Milderung, die sich aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit in
Bodennähe noch kaum bemerkbar macht.
Im erweiterten mittelfristigen vorhersagezeitraum gelangt Deutschland an die
Vorderseite eines über den Britischen Inseln austropfenden Troges. Das
Frontensystem des mit diesem Trog korrespondierenden Tiefs erfasst ab Dienstag
mit Niederschlägen den Nordwesten und Westen Deutschlands. Danach stellt sich
ein eher wechselhafter Wettercharakter ein, wobei es in den Nächten nicht mehr
so kalt wird wie zuvor.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Freitag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen Modellrechnungen noch
relativ konsistent. Die Randtiefentwicklung in der Nacht zum Samstag, deren
Sturmfeld von Nordwesten auf die nördliche Mitte übergreift, hatten die
gestrigen Modellläufe noch nicht bzw. beim 12 UTC-Lauf in deutlich schwächerer
Ausprägung im Programm. Dies gilt es, weiterhin zu monitoren. Durch den etwas
kräftiger simulierten Trog wird das am Samstag folgende Zwischenhoch etwas
ausgebremst. In der Folgezeit vergrößern sich die Phasenunterschiede, das
Zwischenhoch behält seinen Einfluss auch bis in den Dienstag hinein. Der
nachfolgende Trog tropft über den Britischen Inseln aus, dieser sollte nach der
gestrigen 00 UTC-Simulation Dienstagmittag bereits über Deutschland liegen.
Somit ergibt sich hinsichtlich der Phasenlage gegenüber der 24 Stunden zurück
liegenden Modellrechnung ein ungewöhnlich großer Unterschied von annähernd 1000
km. Hiervon unberührt ist der Übergang im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum zu einem eher wechselhaften Wettercharakter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Freitag wird die oben beschriebene Entwicklung von den verfügbaren Modellen
weitgehend gestützt, ohne dass sich prognoserelevante Unterschiede ableiten
lassen.
In der Nacht zum Samstag zeigt ICON bzgl. des kleinräumigen Randtiefs eine
ähnliche Entwicklung wie EZMW, wobei ICON das Sturmfeld nur auf den Norden
Deutschlands übergreifen lässt, d.h. das Tief etwa 200 km weiter nordöstlich
simuliert und dann über der noch relativ warmen Ostsee aufblühen lässt.
Nachfolgend setzt sich bei allen Modellen ein Zwischenhoch durch, das sich bis
einschließlich Montag hält. Eine Ausnahme stellt hier ICON dar, das über
Ostfrankreich dann bereits wieder ein Tief entstehen lässt, wodurch erneut
Niederschläge aufkommen. Bei den anderen Modellen ist dies frühestens ab der
Nacht zum Dienstag und dann auch nur im Nordwesten und Westen Deutschlands der
Fall. Somit gelangt Deutschland am Dienstag wieder in den Bereich eines bis nach
Südeuropa reichenden Troges. GFS hat dann einen breiten Trog zu bieten, der von
einem Zentraltief über der nördlichen Nordsee ausgeht und nur bis in die Mitte
Deutschlands reicht. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes geht mit der oben
beschriebenen Entwicklung, d.h. mit EZMW, konform.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich nach allen
Modellen ein eher wechselhafter Wettercharakter ein, wobei es dann in den
Nächten nicht mehr so kalt wird wie bisher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS lässt zu Wochenbeginn den Zwischenhocheinfluss früher weichen,
was somit eher der Version von ICON als dem hauseigenen deterministischen Modell
entsprechen würde. Eine Stabilisierung und ggf. Blockierung ist nicht in Sicht.
Ab Montag wird der Spread des EPS rasch größer, wobei der jüngste Lauf (von
heute, 00 UTC) im 850 hPa-Niveau auf einen etwas rascheren Temperaturanstieg
setzt.
Das EPS des EZMW lässt auch am Montag den Zwischenhocheinfluss noch andauern.
Der nachfolgende Trog wird rascher nach Mitteleuropa verlagert als beim
deterministischen Lauf. Daher stellt sich ab Dienstag dann wieder ein
wechselhafter Wettercharakter ein. Auf eine Blockierung setzt nur ein Cluster
mit 11 Membern. Beim Clustering gemäß Großwetterlagen überwiegen ab dem
Monatswechsel zwar Szenarios mit zyklonaler West- oder Südwestströmung, aber
immerhin sind ca. 40 Prozent der Member antizyklonal geprägt. Mit anderen Worten
ausgedrückt ist die weitere Entwicklung noch sehr unsicher, wobei ein
wechselhafter Wettercharakter etwas wahrscheinlicher ist als eine stabile
Hochdrucklage. Wie beim EPS des GFS wird ab Montag der Spread rasch größer,
wobei die übergroße Mehrzahl der Member den Temperaturanstieg (oberhalb der
Grundschicht) stärker betont als bei weiter zurückliegenden Modellläufen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag kommen abgesehen vom Südosten verbreitet stürmische, an der See und
im höheren Bergland teils schwere Sturmböen auf. Darüber hinaus muss in
Nordseenähe mit kurzen Gewittern mit schweren Sturmböen und Starkregen gerechnet
werden. In der Nacht zum Samstag setzen in Verbindung mit einem kleinräumigen
Randtief im Norden und mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch in der Mitte
Sturmböen und einzelne schwere Sturmböen Bft 9/10 (bis 100 km/h). ein. Die
genaue Verlagerung dieses Tiefs ist noch unsicher. An der Küste und auf
Berggipfeln treten sehr wahrscheinlich schwere Sturmböen auf, an der See sind
einzelne orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.
Am Samstag kommt es an der See und im nordöstlichen Binnenland anfangs noch zu
stürmischen Böen, an der Vorpommerschen Ostseeküste und auf höheren Gipfeln der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge besteht zunächst die Gefahr von Sturmböen
Bft 9, wobei der Wind allmählich schwächer wird. In der Nacht zum Sonntag gibt
es an der Küste nur noch mit geringer Wahrscheinlichkeit stürmische Böen.
Am Sonntag, Montag und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch am Dienstag hält
sich Zwischenhocheinfluss und daher sind keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann