SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.09.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Verbreitet ruhiges, spätsommerlich warmes Hochdruckwetter. Freitag/Samstag nur
im Schwarzwald und an den Alpen geringes Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … erstreckt sich eine in allen Luftschichten gut ausgeprägte
Hochdruckbrücke vom Nordmeer und Schottland über Südskandinavien bis nach
Westrussland. Dem gegenüber steht ein Höhentief mit Kern über Italien, das sich
im Bodenfeld nur durch eine diffuse Tiefdruckzone widerspiegelt. An dessen
Nordflanke hat sich ein kurzwelliger Trog von Osten her zur Mitte Deutschlands
vorgearbeitet. Er bildet mittlerweile ein eigenständiges Drehzentrum aus und
fungiert als klassischer Kaltlufttropfen (KLT). Am Abend und im Laufe der Nacht
zieht er über die westliche Mitte und Benelux nach Nordfrankreich ab. Zwischen
dem abziehenden Kaltlufttropfen und dem über die Adria zum Balkan ziehenden
Höhentief bleibt der äußerste Süden und Südwesten Deutschlands unterhalb einer
Geopotenzialrinne, während dessen sich im übrigen Land eine antizyklonal
konturierte südöstliche Höhenströmung einstellt.

Die einzelnen Schauer und Gewitter, die sich durch die hochreichende
Labilisierung der Luftmasse im Umfeld des KLTs (~9 °C auf 850 hPa, ~-20 °C auf
500 hPa) tagsüber über der Mitte bilden konnten, ziehen über den Westen nach
Benelux ab bzw. lassen tagesgangbedingt nach. Dann verläuft die Nacht durch den
wieder erstarkenden Hochdruckeinfluss ruhig und vielfach gering bewölkt oder
klar. Da die Strömung mehr auf Ost dreht, reißt die Feuchtezufuhr von der Ostsee
langsam ab, womit die Neigung zu Hochnebel im Norden geringer ausfällt als in
den Vornächten. Ansonsten können sich hier und da, vor allem im Süden und in
Teilen der Mitte, flache Nebelfelder bilden. Da der Luftdruck hinter dem
abziehenden KLT im Süden kräftiger ansteigt, fächert der Gradient insgesamt auf,
sodass der Ostwind auch in höheren Lagen nachlässt und nicht mehr warnwürdig
ist. Die nächtlichen Minima liegen zwischen rund 15 Grad an der See und 6 Grad
ganz im Süden.

Freitag … beginnt die Achse der hochreichenden Hochdruckbrücke langsam im
Uhrzeigersinn zu kippen, sodass sie nunmehr vom Seegebiet zwischen Island und
Schottland über Südskandinavien und das Baltikum bis zur Ukraine reicht. Das
westeuropäische Höhentief zieht mit seinem Kern von der Normandie zur Bretagne
und beginnt langsam mit dem Tief über der Biskaya zu interagieren, womit des die
Eigenschaften eines KLTs verliert. Gleichzeit schwenkt das ehemalige
Mittelmeer-Höhentief langsam über den Balkan ostwärts zum Bosporus. Die beiden
Höhentiefs sind mit einer Geopotenzialrinne miteinander verbunden, die über den
äußersten Südwesten und Süden Deutschlands verläuft. Der Rest des Landes liegt
unter einer langsam etwas aufsteilenden südöstlichen Höhenströmung.

Im Bodenfeld stellt sich zwischen der Hochdruckbrücke und den Tiefdruckgebieten
mit Kernen über der Biskaya und westlich der Iberischen Halbinsel verbreitet
eine lebhafte östliche Strömung ein, mit der trockene Festlandsluft vor allem in
den Norden und Osten des Landes fließt. Dort erwartet uns nach Auflösung lokaler
Nebel- und Hochnebelfelder ein durchweg sonniger und trockener Tag.

Im äußersten Süden und Südwesten stützt die Potenzialrinne auch im Bodenfeld
eine diffuse Rinne, in der sich bei schwachwindigen Verhältnissen feuchte und
hochreichen instabile Luft halten kann. Dort werden im Tagesverlauf 500 bis 100
J/kg ML-CAPE generiert. Mangels Antriebes beschränkt sich die Konvektion
vermutlich auf das Bergland (Südschwarzwald und inneralpiner Raum). Aufgrund
sehr schwacher Höhenströmung und PPWs von gut 20 mm ist lokaler Starkregen
durchaus möglich. Die teils extremen Mengen des ICON-D2 scheinen aber deutlich
übertrieben. Ferner sind starke, mit geringer Wahrscheinlichkeit auch stürmische
Böen (DCAPE 400-500 J/kg) in Betracht zu ziehen.

Dazwischen, also im breiten Streifen vom Westen über die Mitte bis in den
Südosten, finden sich ebenfalls noch Reste der feuchteren Luft. Die Labilität
ist zwar hochreichend, durch das Entrainment der trockeneren Luft tut sich
hochreichende Konvektion aber schwer. Wahrscheinlich treten neben harmlosen
Quellwolken nur ganz vereinzelte Schauer auf, vornehmlich über dem östlichen und
zentralen Bergland.

Die Temperaturen erreichen spätsommerliche 19 bis 25 °C.

In der Nacht zum Samstag ändert sich wenig. Die etwaigen Schauer und Gewitter
fallen nach Sonnenuntergang rasch in sich zusammen, danach kann sich vor allem
im Süden aber teils dichter Nebel bilden. Sonst verläuft die Nacht oft klar und
überall niederschlagsfrei.

Die Temperaturen gehen auf Werte zwischen 12 und 5 Grad zurück.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … keine Änderungen zur Frühübersicht. Fortdauer des ruhigen,
spätsommerlich warmen Hochdruckwetters. Geringes Schauer- und Gewitterrisiko im
Schwarzwald und an den Alpen, nachts im Süden und in der Mitte zunehmende
Nebelneigung.

Modellvergleich und -einschätzung

Keine prognoserelevanten Modelldiskrepanzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser