S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.09.2024 um 10.30 UTC

Ruhige, spätsommerliche Witterung. Erst zur neuen Woche wechselhafter.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 24.09.2024

Am Freitag, an dem die heutige Mittelfristbetrachtung startet, hält die
High-over-Low Situation aus der Kurzfrist noch an und beschert uns vielfach
freundliches und warmes Spätsommerwetter. Die Hochdruckbrücke erstreckt sich
dabei vom Seegebiet nördlich von Schottland bis zum Baltikum und mit einer
östlichen Strömung gelangt trocken-warme Kontinentalluft mit T850 bei rund 10°C
zu uns, womit zumindest punktuell weiterhin knappe Sommertage erreicht werden.
Ein vorübergehend durchschwenkender Kaltlufttropfen ist westwärts zur Normandie
abgezogen. Allenfalls über dem Südschwarzwald und an den Alpen besteht ein
geringes Schauerrisiko.

Am Samstag ändert sich noch nicht allzu viel. Allerdings wird die Brücke von
Norden in die Mangel genommen durch einen polaren Kaltluftvorstoß über weiten
Teilen Skandinaviens, der vor allem über der Ostflanke eine südwärtige
Verlagerung und Druck/Potentialfall von Norden zur Folge hat. Das Cut-Off Tief
über Westeuropa, dass sich dank günstiger Interaktion auch am Boden wieder
merklich ausbildet und in der Folge wieder interessanter werden dürfte, kreist
quasistationär zwischen Irland und der Biskaya.

Am Sonntag setzt sich der begonnene Druckfall über West- und Mitteleuropa fort
und die Isobarenkrümmung wird zwischen dem Tief über der Bretagne und den Resten
der Brücke über der Ostsee allmählich zyklonaler. An der östlichen Grundströmung
mit Zufuhr einer trockenen Kontinentalluft ändert sich vorerst noch nichts.
Wahrscheinlich greifen spätestens in der Nacht zum Montag auf den äußersten
Westen und Südwesten erste (abgehobene) schauerartige Regenfälle über.

Damit wird zum Start in die neue Woche eine allmähliche, aber dennoch
kontinuierliche Wetterumstellung eingeleitet, bei der es aus Südwesten wieder
häufiger zu Regenfällen kommt. Wie kräftig (gewittrig?) diese ausfallen und wie
schnell auch die Osthälfte davon betroffen sein wird, ist noch sehr unsicher.
Durch ein weiteres Randtief über dem Schwarzen Meer und der kompensatorischen
kurzzeitigen Regeneration des Rückens ist eine vorübergehende omega-artige
Konfiguration denkbar, bei der das Höhentief über Frankreich südwärts abtropfen
könnte und somit der Spätsommer noch ein paar Tage in die Verlängerung gehen.

Spätestens in der zweiten Wochenhälfte stehen die Zeichen dann aber auf
atlantischen Trogvorstoß und wechselhaftes, teils windiges, aber zunächst noch
mildes Wetter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Sonntag sehen die Läufe untereinander recht konsistent aus, wobei die
Tendenz zu einem verzögerten Übergreifen der Niederschläge aus Südwesten geht.
Weiten Landesteilen steht somit ein Wochenende mit tollem Ausflugswetter bevor.
Glückwunsch an diejenigen, die dort ihre Hochzeitsfeier planen und nicht auf
eine Woche früher terminiert haben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Sonntag gibt es keine größeren Diskrepanzen. Danach sieht der Mehrzahl schon
ein Übergreifen von Feuchteschlieren unter Abschwächung nordostwärts. Teils
geschieht dies durch Interaktion mit den Trogvorstoß über Skandinavien (GFS),
teils durch Trogresiduen selbst im Falle eines Abtropfens. Eine verlässliche
Aussage lässt sich diesbezüglich noch nicht treffen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Selten war das Bild so einheitlich. Bis einschließlich Sonntag sind die
Ensembleprognosen dicht gebündelt, der Spread gering. Die Temperatur in 850 hPa
verharrt auf recht hohem Niveau um die 10°C, das Geopotential sinkt allmählich
etwas ab, bleibt aber ebenfalls überdurchschnittlich.

Zum Wochenwechsel nehmen die Unsicherheiten deutlich zu (siehe Modellvergleich
und Konsistenz). Dabei gibt es im Norden Deutschlands durchaus eine schwache
Bifurkation (10-30%) Mehrheit, die auf 0°C in 850 hPa runterrauscht. Die
Mehrheit der Member verbleibt aber noch im milden Bereich etwas unter 10°C, so
auch der Hauptlauf.

Die Niederschlagssignale bleiben von München über Erfurt bis nach Hamburg und
östlich dieser Linie sehr überschaubar, im Südwesten (z.B. Trier und Freiburg)
sind zumindest leichte Niederschläge deutlich wahrscheinlicher.

CLUSTER:
Das Blocking wird zum Ende der Mittelfrist bis Dienstag zunehmend abgebaut
beziehungsweise zieht sich Richtung Labrador zurück. Das ist wohl unstrittig.
Alle 3 Cluster favorisieren bis Dienstag einen Abtropfvorgang Richtung Iberische
Halbinsel respektive Balearen. Wie aktiv die Residuen dann noch über Deutschland
sind, bleibt abzuwarten.

In den Clustern der erweiterten Mittelfrist spricht viel für West bis Südwest
zyklonal.

FAZIT:
Die stabile High-over-Low Lage beschert uns vielfach freundliches und
spätsommerlich warmes Wetter bis mindestens Ende der Woche, im Osten
wahrscheinlich sogar noch etwas länger. Im Westen und Südwesten wird es zum
Wochenwechsel zeitweise etwas wechselhafter. Details zu den Niederschlägen (wie
kräftig und wie schnell ostwärts ausgreifend) sind noch sehr unsicher.

Spätestens in der zweiten Hälfte der neuen Woche stehen die Zeichen dann aber
deutschlandweit auf eher wechselhaftes, teils windiges, aber zunächst noch meist
mildes Wetter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Lange nix, eventuell ab Sonntag von Südwesten nochmal markante Gewitter. Die
Jahreszeit spricht dabei immer mehr gegen kräftigere Entwicklungen. In der
Probabilistik gibt es dafür (noch?) keine Anzeichen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen